[Bd. 5 S. 212]
Es wurde nach Gips gezeichnet und dann sogleich ohne jede farbentechnische und koloristische Ausbildung an die Wandmalerei gegangen. Versuche junger Künstler, in der Galerie die alten Meisterwerke zu kopieren, wurden auf Befehl des Königs mit der Ausweisung bestraft. Bei den flüchtigen, fast heimlichen Besuchen durfte man sich nicht einmal eine Skizze machen, damit jede ketzerische Absicht im Keime erstickt werde. Wer sich nicht zu dem Ideal der reinen Gedankenmalerei bekannte, wer seinen Blick nicht in die Ferne und zum Himmel empor schweifen ließ, der war ausgeschlossen und fand in Deutschland keine Ausbildungsmöglichkeit. Dem Maler und als Kunstschriftsteller bedeutenderen Friedrich Pecht verdanken wir die genaue Kenntnis dieser Zustände. Er war selbst Schüler unter Cornelius, verließ aber bald die Akademie, um "sich sein Bißchen angeborenen koloristischen Sinn nicht gründlich ruinieren zu lassen". Wie ihm ging es vielen anderen jungen Künstlern, die ein malerisches Ausdrucksverlangen in sich trugen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich selbst zu helfen und sich gegenseitig zu unterstützen. So wurde auch Carl Spitzweg Autodidakt. Es hat sicherlich nicht in seinem Charakter gelegen, sich einem ordentlichen, staatlich anerkannten Lehrgang zu entziehen. Sein regelrecht durchgeführtes Studium als Apotheker beweist, daß er in keiner Weise aus der bürgerlichen Ordnung herausstrebte und durch Absonderlichkeiten aufzufallen wünschte. Aber als sich in ihm, er war damals schon fünfundzwanzig Jahre alt, der Drang nach [213] künstlerischer Betätigung meldete, hatte er sofort die richtige Erkenntnis, daß er sich auf sich selbst stellen müsse. Ein gütiges Geschick hatte ihm ein sehr schätzenswertes Geschenk in die Wiege gelegt, nämlich wirtschaftliche Unabhängigkeit, die es ihm erlaubte, seinen ihm von seinem Innern vorgezeigten Weg ohne jeden äußeren Druck zu gehen. Seine väterlichen Vorfahren stammten aus dem Dorfe Unter-Pfaffenhofen bei Fürstenfeldbruck in Oberbayern, wo sein Großvater als Gastwirt und Postmeister zu Ansehen und Vermögen gekommen war. Der Vater des Künstlers, Simon Spitzweg, hatte sich als Handlungsgehilfe zuerst etwas in der Welt umgesehen und dann in München eine Materialwarenhandlung eröffnet, die sich zu einem sehr einträglichen Geschäft entwickelte. Seiner charaktervollen Persönlichkeit wurden auch äußere Ehren in reichem Maße zuteil, indem er zum Landtagsabgeordneten, zum Beigeordneten im Handelsgericht und schließlich zum ersten Vorstand des Gemeindekollegiums gewählt wurde. Er erzog seine drei Söhne mit selbstherrlicher Strenge, die er aus seiner Lebenserfahrung und aus seinen Erfolgen heraus glaubte verantworten zu können. So bestimmte er, daß der eine Arzt, der andere Apotheker werden, der dritte das väterliche Geschäft übernehmen solle, damit sie einander in die Hände arbeiten könnten und für ihr Leben gesichert seien. Und sie gehorchten.
Der Besitzer des Sanatoriums, in dem sich Spitzweg aufhielt, Doktor Zeuß, war ein sehr kunstliebender Mann und suchte den freundschaftlichen Verkehr mit jungen Münchener Künstlern. Daß er kein "Nazarener" war, ersah man daraus, daß er von seinen Patienten verlangte, sie müßten sich ihr Abendessen durch eine Zeichnung "nach der Natur" verdienen. Spitzweg hatte schon als Apotheker gezeichnet, aber diesen Dingen keine Bedeutung beigemessen. Eines Abends aber erschien er mit einer Zeichnung, die den einstimmigen Beifall von Doktor Zeuß und der kunstverständigen Tischgesellschaft fand. Unter dieser war der Landschaftsmaler Christian Heinrich Hansonn, der den jungen Apotheker zum Aufgeben seines Berufes überredete und der Malerei zuführte. Sie blieben in Freundschaft verbunden.
Es gibt selten einen Menschen, der sich über die Aufgabe und das Ziel seiner Lebensarbeit innerlich so klar gewesen ist wie Carl Spitzweg. Er hat seinen Bezirk gekannt und ihn nie überschritten. Er hat alles gesehen, was auf dem Gebiete der Kunst geschah, in München wie sonst in der Welt, aber er hat sich nie verführen lassen, auch nur einen einzigen Schritt von seinem Wege abzugehen. Darin liegt seine Beschränkung und zugleich seine Größe, aber noch vielmehr die kristallene Klarheit seiner Erscheinung. Als er zum Pinsel griff, hatte er sich innerlich schon für die Darstellung romantischer Empfindsamkeit entschieden. Die äußere Anregung mag ihm vornehmlich von seinem Freunde aus dem Stubenvollbräu, dem Würzburger Hermann Dyck, gekommen sein, der Kleinstadtidyllen mit einer humoristisch angehauchten Staffage malte. In Dycks Gemälde "Die Schreibstube" findet man bereits alles das angedeutet, was Spitzweg lösen und vollenden sollte. Auch die Bürkel und Heß, die das bewegte, farbige Leben Oberbayerns in schlichter Sachlichkeit und mit ehrlichem Handwerk in ihren Bildern darstellten, haben auf ihn gewirkt. Aber alle diese Einflüsse erstreckten sich nur auf das Inhaltliche, den künstlerischen Gehalt holte er sich von den großen holländischen Meistern des 17. Jahrhunderts, aber nicht als Nachahmer, sondern in innerer Verarbeitung als Neugestalter. Menzel hat einmal das treffliche Wort gesprochen, man müsse sich in seiner Jugend wie ein Schwamm gebärden. Das hat Spitzweg instinktmäßig getan. Er hat sich in seiner Jugend mit Erlebnissen und Eindrücken so vollgesogen, daß er sich in späteren Jahren ins Atelier zurückziehen und aus dem Vollen schöpfen konnte. Seine Vorwürfe erscheinen uns erträumt zu sein, seine Städte, Menschen und Stimmungen erdichtet, aber sie sind in Wirklichkeit gesehen und erlebt. Wieviel Bilder Spitzwegs ließen sich thematisch mit folgender Schilderung Friedrich Pechts belegen: "Am Abend zogen wir dann jubelnd in Landsberg am Lech ein, jener sich so unendlich malerisch bergan ziehenden altbayerischen Stadt. Dieser Ort war berühmt unter den jungen Malern wegen seiner vielen schönen Kinder, und wirklich stak denn auch, da es gerade Sonntag war, unter jedem Fenster der ihre Giebel nach der Straße zukehrenden alten Häuser ein mit dem Ringelhäubchen und dem silbernen Geschnür am Mieder geschmückter lächelnder Mädchen- oder Frauenkopf. Natürlich versäumten wir nicht, die breite Hauptstraße abzupatrouillieren, um jedem der zahlreichen hübschen Gesichter unsere Verehrung zu bezeugen. [215] Was aber auf schwer findbaren Wegen so ein Dutzend junger Maler da von Mutwillen zu leisten vermag, ist nicht zu beschreiben." Es ist bezeugt, daß Spitzweg überall dabei war, wo es eine Gaudi gab, daß er tagelang in fröhlicher Gesellschaft die nähere und weitere Gegend durchstreifte und sich dabei künstlerisch bereicherte.
Das Bild wurde einmütig vom Kunstvereinspublikum abgelehnt und heftig angegriffen. Der Spießbürger fühlte sich in seinen edelsten Gefühlen verletzt. Es herrschte damals eine poetische Seuche in Deutschland, jeder dichtete und fühlte sich als Dichter. Man nahm sich selber sehr ernst, den Humor betätigte man an den unteren Schichten. Spitzweg zog, wahrscheinlich lächelnd, die Folgerungen daraus und stellte in Zukunft im Kunstverein nicht mehr aus. Aber ihm selbst hatte das Bild so gefallen, daß er es noch einmal malte. Das Original ist heute in der Neuen Pinakothek in München, die Wiederholung in der National-Galerie in Berlin. "Der arme Poet" ist in jeder Beziehung ein fleißiges Bild. Mit ironischen Anspielungen überfüllt, gegenständlich so überreich, daß man ein Dutzend Stilleben herausschneiden könnte, zeichnerisch bis in das kleinste Detail durchgebildet und maltechnisch von peinlichster Sorgfalt. Trotz der betonten Lokalfarbigkeit ist es koloristisch so zusammengehalten, daß man den künftigen Stimmungsmaler herausfühlt. Spitzweg hat, um mit Dürer zu reden, das ganze Bild "durchgekläubelt" und sich damit den Boden für ein freieres Gestaltenkönnen geschaffen. Die Einzelfigur im Innenraum und in der Natur bleibt ein Hauptvorwurf seines Schaffens. Dazu tritt gleichberechtigt das Architekturstück mit Staffage. Man hat in Spitzweg einen Zauberer gesehen, der eine poetische Welt verwirklicht hat. Dem ist aber nicht so. Er hat "das Reale poetisiert", im Gegensatz zu Schwind, [216] der "das Poetische realisiert" hat. Das, was Spitzweg gemalt hat, hat er gesehen und erlebt. Ein künstlerisch trunkenes Auge kann auch heute noch in Süddeutschland und Tirol Spitzwegsche Stimmungen und Bilder in Fülle erschauen. Rothenburg, ein Lieblingsplatz des Künstlers, steht noch, dazu Landshut, Wasserburg, Sterzing und Bozen und namentlich die große Zahl der kleinen Städte am Main, die Spitzweg von seinem langen Studienaufenthalt in Pommersfelden aus besucht hat. Und seine Menschen! Ein nüchternes Auge wird selbst in der Biedermeierzeit nur das Kleinliche und Beengte des Daseins erblickt und nichts von dem Schimmer der traulichen, bunten Welt wahrgenommen haben. Die Pfarrer, Ratsherren, Soldaten, Torwächter, Handwerksburschen und Orgeldreher gab es, man mußte sie nur innen und außen mit einem so liebenswürdigen Humor zu betrachten verstehen, wie es dem gottbegnadeten Künstler Spitzweg gegeben war. Er war Realist und Romantiker zugleich, und er ist der Romantiker geblieben bis an sein Lebensende in den achtziger Jahren, als schon eine ganz andere Weltanschauung das Leben um ihn herum bestimmte. Er gehörte auch nicht in die Klasse der Genremaler, die nach dem Absterben der Nazarener das große Publikum für sich hatten. Er hat nie pointierte Geschichten erzählt, auch nie auf das gelehrte Wissen des Beschauers spekuliert. Spitzweg schilderte die schlichteste äußere Handlung oder den einfachsten Gemütszustand. Es ist nichts Hintergründiges hineingeheimnißt. Anfangs würzt er mit Schalkhaftigkeit oder leiser Ironie, in späteren Jahren fällt auch das noch fort. Die Darstellung verliert an Inhalt, je mehr der Maler wächst.
Wie diese Entwicklung im einzelnen verläuft, können wir nach unserer heutigen Kenntnis leider nur in großen Zügen aufzeigen. Es fehlt uns die große Spitzweg-Ausstellung, die es ermöglichen würde, sein Gesamtwerk, wenigstens in seinen Hauptstücken, chronologisch und stilistisch zu prüfen. Er hat seine Bilder nie datiert und der Forschung noch eine besondere Nuß zum Knacken gegeben, weil er wegen der vorher gekennzeichneten Beschränkung des Themas seine Bilder vielfach wiederholte. So gibt es zwanzig Variationen des "Ständchens" und sechsundfünfzig von "Einsiedlern". Den einzigen Anhalt, den Spitzweg uns hinterlassen hat, finden wir in einem eigenhändigen Verzeichnis, in dem er vom Jahre 1837 bis zu seinem Tode im Jahre 1885 laufend alle Bilder verzeichnet, die er verkauft hat. Diese Daten geben natürlich für die Entstehung eines Bildes nur den terminus ante quem an, da nachgewiesenermaßen Bilder Jahre oder sogar Jahrzehnte vor dem vermerkten Verkaufsdatum gemalt worden sind. Die für seine künstlerische Entwicklung wichtigste Freundschaft, die Spitzweg im Stubenvollbräu geschlossen hatte, war die mit dem Landschaftsmaler Eduard Schleich. Zu Vergnügen und Arbeit waren sie unzertrennlich verbunden. Der wohlhabende und überaus hilfsbereite Spitzweg nahm den schwer um seine Existenz ringenden Freund auf Reisen mit, und so hatten sie sich im Frühjahr 1849 nach Pommersfelden in die Nähe von Bamberg begeben, um in dieser abgeschiedenen Gegend nach der Natur zu arbeiten. Im Schloß der Grafen Schönborn entdeckten sie eine großartige Sammlung von Gemälden alter Meister, von Rembrandt, Teniers, Ostade und sogar von zeitgenössischen Franzosen. Spitzweg begann eifrigst zu kopieren, bezeichnenderweise in seinem ihm eigentümlichen kleinen Format. Die Anregungen, die er hier von den Holländern und Franzosen erhielt, waren so stark, daß er beschloß, an die Quelle dieser Kunst zu gehen. Er reiste [218] daher im Jahre 1851 in Begleitung seines Bruders und Schleichs nach Paris. Diese Pariser Reise ist als der Umbruch in der Spitzwegschen Entwicklung gekennzeichnet worden. Nicht ganz mit Recht. Spitzweg fand auf der Großen Pariser Ausstellung durch die Werke von Delacroix, Courbet und Diaz nur eine
Sie haben dann noch London und darauf die alten belgischen Städte Gent, Brügge und andere besucht. Mit dieser Reise hatten Spitzwegs Wanderjahre ihr Ende gefunden. Nach einigen Jahren des Zögerns und Klärens setzt dann für beide Künstler die Zeit des reichen Schaffens und der reifen Meisterschaft ein. Schleich wird der Begründer und Führer der neueren Münchener Landschafterschule, Spitzweg bleibt der Alleingänger, von wenigen erkannt und geliebt. Zu diesen wenigen gehörten Graf Schack, der Mäzen von Böcklin, Feuerbach und Schwind, der für seine weltberühmt gewordene Privatsammlung in den Jahren von 1860 bis 1866 vier Bilder von Spitzweg erwarb; für drei Hauptwerke zahlte er 1300 Gulden, das vierte erhielt er geschenkt. Es ist sehr aufschlußreich, diesen großen Kenner und Sammler seiner zeitgenössischen Kunst selbst über Spitzweg zu vernehmen: "Das Gebiet des sogenannten eigentlichen Genre ist in meiner Galerie spärlich vertreten. Ich finde nur an solchen Gemälden Gefallen, die meinem Geist und meiner Empfindung etwas sagen. Dienstmädchen, die ihrer Herrschaft den Kaffee präsentieren, bayerische Gebirgsbauern, an denen die nackten Knie das Interessanteste sind, finden sich nicht in meiner Sammlung. Hoch über dieser untergeordneten Art des Genre stehen nach meiner Meinung die Gemälde des vor einigen Jahren nach einem langen, an Produktion überreichen Leben abgeschiedenen Carl Spitzweg, und ich habe deshalb immer eine große Vorliebe für sie gehabt. Sie sind ebenso voll von Humor wie von tiefem und feinem Gefühl, und auch die malerische Ausführung läßt nichts zu wünschen übrig." Aber nicht nur Graf Schack, auch viele [219] andere Angehörige des hohen, namentlich österreichischen Adels waren Käufer von Spitzwegs Bildern, wie man aus des Künstlers Verkaufsverzeichnis sehen kann. Nach diesen Aufzeichnungen hat der Künstler in dreißig Jahren etwa 450 Bilder verkauft, an die zwei- bis dreihundert wird er verschenkt haben, denn er war sehr freigebig, und ebensoviel betrug sein Nachlaß, so daß man sein Gesamtwerk auf rund tausend Bilder beziffern kann. Die Nachlaßausstellung, die durch ganz Deutschland ging, eroberte ihm die Herzen der Allgemeinheit, der Maler Spitzweg wurde erst auf der Jahrhundertausstellung 1906 in Berlin erkannt.
Die vielen Wiederholungen seiner Bildmotive entsprangen nicht etwa der Sucht, ein einmal geglücktes Thema aus Verkaufsrücksichten auszuwerten, sondern dem inneren Drange, einer Darstellung ihre letzte, endgültige künstlerische Form zu geben. So ist in der ersten Fassung des "Fliegenfängers" noch viel Beiwerk um den Kern der Handlung angeordnet, in der zweiten ist alles Nebensächliche unterdrückt. Große Form, vereinfachte Koloristik wirken zusammen, um der [220] Darstellung eine durchschlagende Kraft zu verleihen, der sich der Beschauer nicht entziehen kann. Man lacht nicht, man lächelt nur, aber nicht etwa über den armen Toren, der aus Langeweile Fliegen fängt, sondern im Grunde über sich selber, da man sich überzeugt fühlt, in der gleichen Situation wohl das gleiche tun zu müssen. Von Spitzwegs
Die seelische Wirkung des Gefangennehmens, des Sichselbstwiederfindens im Dargestellten erreicht Spitzweg durch die ihm und nur ihm eigene künstlerische Behandlung eines Bildvorwurfes. Da steht ein Schreiber vor einem Fenster, schneidet die Feder zurecht und schaut hinaus in den sonnigen Tag. Nur das Biedermeierkostüm, die steife Haltung und die eckige Geste geben dem Bilde die leise Note des Humoristischen. Aber diese steht im Blickpunkt eines großartig aufgebauten und gemalten Innenraumes, der sich jeder ironischen Anspielung enthält. Hierin liegt die große künstlerische Überlegenheit gegenüber einem Bilde wie dem "Armen Poeten", der ja noch mit gedanklichen Beziehungen vollgestopft war. In der malerischen Durchführung zeigt sich Spitzweg als der rechte Verwandte der alten Holländer wie Vermeer und Pieter de Hooch. Er hat sie nicht nachgeahmt, aber er hat ihre große Kunst erkannt und aus dem Gefühl künstlerischer Gleichgestimmtheit sie in seinem Geiste für sich umgebildet. In dieser Art gibt es aus der Zeit der sechziger und siebziger Jahre eine Fülle von Meisterwerken. Die Anekdote ist zum Idyll geworden, das Nebeneinander von Einzelheiten hat sich zur Einheit des stimmungsvollen Raumes gewandelt. Er bevorzugt die Landschaft, die nicht erst durch die Staffage zum Leben erweckt wird, sondern die mit ihren Menschen zusammen lebt. Die Malweise ist aufgelockert, namentlich in Skizzen, von impressionistischer Leichtigkeit, die Farben sind leuchtend und glühend geworden. Die Voraussetzungen für eine Gestaltung im größeren Format wären gegeben gewesen, aber Spitzweg ist der deutsche "Kleinmeister" geblieben, als der er angetreten ist. Trotz aller Zurückgezogenheit und persönlichen Bescheidenheit hat ihm eine Welt, die längst anderen Idealen huldigte, äußere Ehren erwiesen. Er erhielt einen hohen Orden und die Ehrenmitgliedschaft der Akademie der Künste. Aber erst die Nachwelt hat den wahren Wert Carl Spitzwegs erkannt. Er ist über den Liebling des Publikums, über den Münchener Maler hinausgewachsen und ist ein großer deutscher Künstler geworden. Rein deutsch ist sein Gefühlsleben, das ihn mit Schwind und Thoma verbindet. Aber über das Nationale hinaus hat er in seinen Werken Allgemeinmenschliches offenbart, das nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt verstanden werden müßte.
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