Teil 1: Die Grundlagen der
deutschen Wirtschaft.
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Die Entwicklung bis zur Machtübernahme B. Boden I. Der Boden als Träger der Landwirtschaft 1. Der Acker- und Gartenbau Wenn unter den wirtschaftlichen Lebensquellen Deutschlands die Landwirtschaft obenan steht, so verdankt sie das an erster Stelle ihrer eigenen Tüchtigkeit, nicht der Güte der natürlichen Grundlagen, auf denen sie aufbaut. Deutschland ist zu etwa zwei Fünftel mit leichten Sand-, Moor-, Geröll- und Gebirgsböden bedeckt, die gar keine oder nur geringe Erträge bringen. Die übrigen drei Fünftel bestehen aus mittleren und schweren Lehm-, Mergel-, Löß- und Marschböden. Der Hauptteil der geringwertigen Böden entfällt auf die Sand- und Schuttdecke, welche die Gletscher der Eiszeit über große Teile der norddeutschen Tiefebene gewälzt haben, und auf die unkultivierbaren Gebirge. Über die Verteilung der besten Nährflächen gibt die nebenstehende [Scriptorium merkt an: nachfolgende] Karte Auskunft. Ein Vergleich derselben mit der Karte "Bevölkerungsdichte" auf Seite 11 zeigt, daß um die besten Nährflächen herum die Bevölkerung am dichtesten gedrängt wohnt. [Scriptorium: in unserer Ausgabe fehlt diese Karte leider.]
Die zahlreichen Gebirgszüge, die den warmen, ozeanischen Luftmassen den Weg weisen, bedingen verschiedene Klimas in den einzelnen Gebieten Deutschlands. Am mildesten ist es längs des Rheins. Hier können die warmen Luft- [34] massen Afrikas durch Gebirgslücken zwischen Alpen und Vogesen eindringen. Längs der Küste bewirkt das Meer einen Ausgleich der Temperaturen und Niederschläge. Je weiter das Land vom Meer entfernt ist, desto verschiedenartiger, wechselnder ist der Charakter des Klimas.
Die Betriebsgrößen in der Landwirtschaft Die unterschiedliche Klimagestaltung brachte eine verschiedene Struktur der landwirtschaftlichen Organisation mit sich. Daneben bewirkte auch die völlig anders geartete geschichtliche Entwicklung in den einzelnen Flächen Deutschlands eine große Verschiedenheit in den Organisationsformen. Die Großbetriebe überwiegen östlich der Elbe (außer in Schleswig-Holstein), vor allem in Ostpreußen, Pommern und Schlesien. Der bäuerliche Mittelbesitz ist vor allem in Nord-, Nordwest und Mitteldeutschland, der Kleinbesitz besonders im industriereichen West- und gebirgsreichen Süddeutschland zu treffen. Wenn wir das nebenstehende [Scriptorium: nachfolgende] Bild betrachten, so sehen wir einerseits eine Zersplitterung des deutschen Grundbesitzes in viele kleine Betriebe und andererseits eine Zusammenballung riesiger Grundbesitze. Die Möglichkeit zu dieser Entwicklung hatte das bisherige Recht geboten. Sie wird durch das neue Erbhofrecht unterbunden, und durch die neuen Siedlungsaktionen wird die Zahl der Bauernhöfe weiter gesteigert werden. Durch die Agrargesetze wird also das Kernstück der deutschen Volkswirtschaft, das Bauerntum, gesunden, durch das Erbhofrecht vor allem die Verbundenheit von Blut und Boden wieder hergestellt. Damit wird wieder eine feste Basis für ein gesundes Volksleben und für eine gesunde völkische Landwirtschaft geschaffen. Die bäuerlichen Besitzverhältnisse werden von nun an wieder nach germanischem Recht geregelt, das von jeher die Verpflichtung gegenüber der Gesamtheit in den Vordergrund stellte und die Rechte des einzelnen zum Wohle des Volkes beschnitt. Das neue Gesetz ist ein Schritt in der Verwirklichung unseres wirtschaftlichen Grundsatzes "Gemeinnutz geht vor Eigennutz"; denn der Boden kann von nun ab nicht mehr wie eine Ware nach artfremdem Recht gehandelt werden, sondern wird als Heiligtum des Volkes angesehen. Daher das Erbhofrecht; wie notwendig es war, das beweist, abgesehen von der furchtbaren Notlage der Landwirtschaft (s. Seite 74), das nebenstehende [Scriptorium: nachfolgende] Bild. Die Reichsregierung will unter Sicherung alter deutscher Erbsitte das Bauerntum als Blutquelle des deutschen Volkes erhalten.
Die Bauernhöfe sollen vor Überschuldung und Zersplitterung im Erbgang geschützt werden, damit sie dauernd als Erbe der Sippe in der Hand freier Bauern bleiben. Es soll auf eine gesunde Verteilung der landwirtschaftlichen Besitzgrößen hingewirkt werden, da eine große Anzahl lebensfähiger kleiner und mittlerer Bauernhöfe, möglichst gleichmäßig über das ganze Land verteilt, die beste Gewähr für die Gesunderhaltung von Volk und Staat bildet.
Die Aufteilung der Nutzflächen Die prozentuale Verteilung des Ackerbodens auf die Nutzungsarten in den einzelnen Betriebsgrößen zeigt das nebenstehende [Scriptorium: vorangehende] Bild. Man sieht daraus, daß die Unterschiede nicht allzu groß sind. 25-30% der Nutzfläche dienen dem Getreidebau, etwa 10% dem Hackfruchtbau. Für Weiden und Wiesen steht in den kleineren Wirtschaften etwa ein Fünftel, in den großen Gütern da- [35=Abb.] [36] gegen nur ein Achtel des Grundbesitzes zur Verfügung. Der restliche Grundbesitz (ein Viertel bis ein Fünftel) ist mit Wald bedeckt.
Der Kleinbetrieb treibt Viehzucht, der Großbetrieb Ackerbau Der Kleinbetrieb, vielfach auf schlechtem Boden liegend, hat sich überwiegend der Viehzucht zugewandt. Ein großer Teil der vom Klein- und Mittelbetrieb bebauten Fläche dient nur mittelbar der Viehzucht. Verhältnismäßig große Anteile der Nutzfläche werden hauptsächlich in den süddeutschen Mittelgebirgen als Wiesen und Weiden benutzt. Nach zuverlässigen Schätzungen entfallen drei Viertel der tierischen Produktion auf die Betriebe unter 20 Hektar ausgenutzter Fläche. Diesen Viehbauern steht aber nur ein relativ kleiner Anteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche zur Verfügung; sie müssen daher über die Hälfte des Futtermittelbedarfs dazu kaufen.
Was der Bauer in den deutschen Gauen anbaut In Nord- und Ostdeutschland wird die Hälfte des Ackerbodens, in Süddeutschland nur ein Drittel desselben mit Brot- und Futtergetreide bebaut. Tritt der Getreidebau zurück, so ist der Anteil der Wiesen und Weisen größer. Der Futtergetreidebau, der über ganz Deutschland etwa gleichmäßig verbreitet ist, tritt in den Gebieten größerer Bevölkerungsdichte etwas zurück. Der Zuckerrübenbau wird in der Hauptsache in dem Gebiet der Lößzone, die, in Schlesien beginnend, am Nordhang der mitteldeutschen Gebirge entlang zieht und dann nach Nordwest durch Mitteldeutschland verläuft, betrieben. Die Anbaugebiete der Kartoffel sind in ganz Deutschland zu finden, doch liegt das Hauptgewicht der Erzeugung in den mittleren und östlichen Teilen der norddeutschen Tiefebene. Den Anbau von eiweißhaltigen Futterpflanzen findet man in größerem Umfange nur in Ostpreußen, Sachsen, Thüringen und Süddeutschland. Größere Flächen Gartenlandes gibt es in Sachsen, Thüringen, Holstein und in der Rheinebene. Weinland findet man am Rhein und an seinen Nebenflüssen, in Württemberg und Hessen.
Die wichtigsten Getreidepflanzen, die in Deutschland angebaut werden, sind Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, die am meisten angebaute Hackfrucht ist die Kartoffel. Auf den bereits erwähnten guten Nährflächen erreichen nicht nur Weizen, sondern auch alle anderen Produkte der Landwirtschaft hohe Hektarerträge. Norddeutschlands Anbauflächen mittlerer Güte werfen nur gute Ernten in Roggen und Kartoffeln ab. Die mittelguten Nährflächen sind in weit größerer Zahl vorhanden als die Flächen mit guten Böden. Daraus ergibt sich, daß der deutsche Landwirt nur in harter Arbeit und mit großer Sorgfalt dem Boden die für die Volksernährung so notwendigen Ernten abringen kann. Umsomehr ist es zu bewundern, daß der durchschnittliche Hektarertrag der meisten Getreidearten und der Kartoffel in den letzten 30 Vorkriegsjahren verdoppelt werden konnte. Während des Krieges, als es an Arbeitskräften, Düngemitteln und einwandfreiem Saatgut fehlte, mußten die Hektarerträge notgedrungen zurückgehen. Die schwierige Wirtschaftslage der Landwirtschaft verbot in der Nachkriegszeit dem Bauern, ausreichende Mengen Düngemittel zu kaufen. Daher ist die Ausnutzung des Bodens im Umfange der letzten Vorkriegsjahre noch nicht wieder erreicht worden. Erwähnenswert ist, daß der deutsche Bauer trotzdem aus jedem Stückchen seines Landes fast doppelt soviel herausholt wie der französische und auch bedeutend mehr als der amerikanische Farmer. Das nebenstehende [Scriptorium: nachfolgende] Bild illustriert deutschen Bauernfleiß.
[38] Die Ernteerträge 1911/13 und heute
Nach den letzten Schätzungen hat die Ernte des Jahres 1933 Erträge gebracht, die über den Vorjahrs- und weit über den Durchschnittserträgen der letzten Jahre liegen. Damit dürfte Deutschlands Getreideversorgung für das laufende Erntejahr voll gesichert sein und eine Getreideeinfuhr nicht mehr in Frage kommen. Deutschem Bauernfleiß verdanken wir es, daß wir wenigstens in der Brotversorgung vom Auslande unabhängig sind. Durch die Maßnahmen der nationalsozialistischen Regierung wird es auch möglich sein, in der Versorgung mit Futtergetreide vom Ausland unabhängig zu werden.
Der Verbrauch an Düngemitteln Die chemische Wissenschaft hat den Landwirt in den Stand gesetzt, die Nährstoffe dem Boden wieder zuzuführen, die ihm durch die Pflanzen ent- [39=Abb.] [40] zogen werden. Nur durch intensive Düngung sind andauernde gute Ernteerträge zu erzielen. Stickstoff, Phosphor, Kalk, Kali und Stalldünger sind solche Düngemittel. Kalk ist in Deutschland genug vorhanden. Für die Erzeugung von Stickstoff und Phosphor hat die chemische Industrie wirtschaftliche Herstellungsverfahren gefunden, die die notwendigen Düngemittel liefern. Man kann sagen, daß die hohen Hektarerträge trotz des zum größten Teil kargen deutschen Bodens nur durch die zusätzliche Verwendung von diesen Kunstdüngern zu erzielen waren. Diese Kunstdüngung kostet natürlich Geld, und so muß man verstehen, daß der deutsche Bauer höhere Verkaufspreise fordern muß als der Bauer anderer Länder, der bei besserem Boden nicht zu intensiver künstlicher Düngung gezwungen ist.
Der Kartoffelbedarf Deutschlands
Deutschlands Überfluß an Zucker Neben der Kartoffel spielt unter den Hackfrüchten die Zuckerrübe die bedeutendste Rolle. Im Gegensatz zum Kartoffelanbau ist der Anbau von Zuckerrüben auf bestimmte Gegenden des Reiches beschränkt (S. Seite 37), da die Zuckerrüben hohe Anforderungen an die Fruchtbarkeit des Bodens stellen. Ebenso wie die Hauptanbaugebiete von Roggen und Kartoffeln, fallen diejenigen von Weizen und Zuckerrüben zusammen. Die Wertsteigerung, die der Zuckerrübenanbau gegenüber anderen Anbauarten dem Boden verleiht, läßt sich daran ermessen, daß er gegenüber der gleichen Fläche im Getreidebau 300.000 Köpfe mehr ernährt. Der Zuckerrübenanbau konzentriert sich in der Hauptsache auf die fruchtbaren Gegenden in der Provinz Sachsen, in Anhalt, Braunschweig, Südhannover. Magdeburg wurde in der ausgedehnten deutschen Zuckerindustrie führend. Sie erzeugte 1913 im heutigen Reichsgebiet 2,3 Millionen Tonnen Zucker (berechnet nach Rohzuckerwert). Von der Erzeugung des Jahres 1913 gingen 1,1 Millionen Tonnen an das Ausland, etwa 80% allein nach England. [41=Abb.] [42] Der Zucker stand unter den deutschen Ausfuhrgütern an fünfter Stelle. Die durch den Krieg verursachten Absatzschwierigkeiten sind noch nicht überwunden. In den letzten zwei Jahren wurden nur noch 1,6 Millionen Tonnen erzeugt. Die Erzeugung ist trotzdem größer als der Verbrauch, obwohl dieser von 19 Kilogramm im Jahre 1913 pro Kopf der Bevölkerung auf 23-25 Kilogramm in den letzten Jahren angestiegen ist.
Der deutsche Ölfruchtanbau An Ölpflanzen werden in Deutschland hauptsächlich Raps und Rüben, sowie Lein gebaut. Die daraus gewonnene Menge Öl betrug aber im Jahre 1932 nur noch rund 3.600 Tonnen, während in Deutschland das Zweihundertfache dieser Menge verbraucht wurde. Das war aber nicht immer so, sondern wurde dadurch bedingt, daß der Ölfruchtanbau, wie unser Bild zeigt, seit 1873 auf den dreihundertsten Teil der Anbaufläche gesunken ist, weil sich der Getreide- und Hackfruchtbau besser rentierte. Die nationalsozialistische Regierung hat Möglichkeiten geschaffen, um den Anbau von Ölsaaten in Deutschland wieder wirtschaftlich zu gestalten. Technisch ist es ja ohne weiteres möglich, die Anbaufläche von Ölfrüchten zu verzehnfachen, ohne daß der Ausfall an Getreide-Anbaufläche ins Gewicht fällt. Die Begünstigung des Ölfruchtbaues erfolgt durch Festpreise, die in Zukunft für Raps 30,– RM. je Doppelzentner und bei Leinsaat 22,– bis 24,– RM. je Doppelzentner betragen werden. Ein Vergleich mit den Hektarerträgen der anderen wichtigsten Feldfrüchte zeigt, daß Flachsanbau und Rapsanbau die größte Rentabilität für die Zukunft versprechen. Damit ist ein weiterer Schritt getan, um die unmögliche Auslandskonkurrenz billiger Fettstoffe, und damit eine der Grundursachen der Landwirtschaftskrise, zu beseitigen. Es wird darüber hinaus aber erreicht werden können, daß der Getreidemarkt entlastet und die Selbstversorgung Deutschlands mit Fettprodukten sowie Ölkuchen ermöglicht wird.
Der deutsche Hopfenbau Deutschland steht im Hopfenbau hinter England und Amerika an dritter Stelle in der Welt. Das wichtigste Hopfenanbaugebiet ist Bayern, das etwa vier Fünftel der deutschen Anbaufläche besitzt und in guten Erntejahren bis vier Fünftel der deutschen Hopfenernte liefert. Die Ursache für diese überragende Stellung ist außer in klimatischen Begünstigungen in dem großen Umfang der bayrischen Bierbrauerei zu suchen. Der der Güte nach wichtigste Anbaubezirk liegt in der Umgebung Nürnbergs und in Mittelfranken, jedoch bleiben Nieder- und Oberbayern nicht weit zurück. Im übrigen Deutschland sind Württemberg, Baden (zwischen Mannheim und Karlsruhe), Hessen, Oberfranken und die Altmark noch von Bedeutung. Die elsässischen und posenschen Hopfengebiete sind leider verloren gegangen. Der Hopfenanbau ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen, da der Bierverbrauch als Folge der Wirtschaftskrise abgenommen hat. Während in den letzten Jahren vor dem Kriege rund 70 Millionen Hektoliter Bier in Deutschland getrunken wurden, ist der Bierverbrauch heute nahezu auf die Hälfte gesunken. Auf jeden erwachsenen Deutschen kam ein Bierverbrauch von rund 70 Litern im Jahre 1932 gegen 135 Liter im Jahre 1913.
[43-44=Abb.] [45] Der Tabakbau in Deutschland Die Anbaugebiete des deutschen Tabaks liegen vor allem in der warmen und fruchtbaren oberrheinischen Tiefebene (Pfalz, Baden), auf die mehr als die Hälfte des mit Tabak bepflanzten Kulturbodens entfällt, ferner in Mittelfranken, am Niederrhein, im nördlichen Brandenburg (Uckermark) und in der nördlichen Provinz Sachsen (Altmark), sowie im südlichen Hannover (Eichsfeld). Während der Verbrauch an Tabak
Der deutsche Flachsbau Der Anbau von Flachs ist in Deutschland in 50 Jahren fast verschwunden, weil der russische, litauische und belgische Flachs den deutschen Markt überschwemmte. Nur noch ein Viertel des deutschen Flachsverbrauches kommt aus der Eigenerzeugung, obwohl die klimatischen Verhältnisse eine Selbstversorgung in vollem Umfange gestatten würden. Die Auslandspreise für Flachs sind aber so stark zurückgegangen, daß bei viel geringerem Mengenrückgang der Einfuhr heute nur noch ein Viertel der Summe für die Gesamteinfuhr bezahlt werden muß wie im Jahre 1927. Soll der deutsche Bauer den größeren Bedarf an Flachs, der bei erhöhtem Geschäftsgang wieder zu erwarten ist, decken, so muß auch ein höherer Preis gewährt werden, weil sonst der deutsche Bauer auf das Lebensniveau der russischen Bauern herabgedrückt wird. Der Staat hat daher versucht, durch Anbauprämien und Verwendungsvorschriften helfend einzugreifen. Die in diesem Jahr bereits zu verzeichnende Vergrößerung der Anbaufläche läßt darauf schließen, daß viele Erzeuger mit einem größeren Nutzen des Anbaus rechnen. Eine weitere Zunahme der Anbaufläche ist daher 1934 zu erwarten. Voraussetzung für die Hebung des Flachsbaues ist aber die Bereitstellung von genügend Boden. Dieser muß aus dem Ackerland freigemacht werden, da Wiesen und Weiden, Forst- und Moorböden für den Flachsbau nicht in Frage kommen. Da der Flachs als Vorfrucht für Getreide vorzüglich geeignet ist, wird durch seinen Anbau die Fruchtfolge verbessert und der Ertrag erhöht. Sowohl für kleine Betriebe (Siedler) wie für große kann ein betriebswirtschaftlicher Vorteil durch vermehrten Flachsbau nicht ausbleiben, wenn seine Verarbeitung (Rösten, Brechen und Schwingen) von den Erzeugern selbst vorgenommen wird. Durch einen gesteigerten Anbau von Flachs kommen wir unserer Selbstversorgung mit Leinen näher. Von dem günstigen Einfluß auf unsere Handelsbilanz ist später noch zu sprechen.
Der Hanfbau in Deutschland Durch die marxistischen Regierungen hat sich die Vernachlässigung der Interessen der deutschen Volksgemeinschaft in der Selbstversorgung mit Hanf ganz besonders ausgewirkt. Zugunsten Rußlands, dessen Hanf fast ohne jede Einschränkung hereingelassen wurde, ließ man die deutschen Hanferzeuger zusammenbrechen, so daß der Ernteertrag auf den vierten Teil zurückging [46=Abb.] [47] und die deutsche Erzeugung im Gesamtverbrauch der deutschen Hanfindustrie fast gar keine Bedeutung mehr hat. Dabei würden es die klimatischen Verhältnisse ohne weiteres zulassen, daß in Deutschland auch genügend Hanf angebaut wird. Wäre das der Fall, dann brauchten nicht viele Millionen Mark jährlich für die Hanfeinfuhr ins Ausland zu gehen, sondern deutsche Bauern könnten mehr verdienen und deutsche Arbeiter Brot haben. Allerdings kann auch der Hanf in Deutschland nicht zu den Preisen wie in Rußland oder Polen erzeugt werden. Der deutsche Landwirt will ja nicht auf das Lebensniveau dieser Bauern herabsinken. Eine starke Erhöhung der Zölle war also unbedingt notwendig und ist nunmehr von der nationalsozialistischen Regierung durchgeführt. NB! Die meiste Hanfsaat wurde 1932 aus China eingeführt und zwar 91.453 Doppelzentner.
Der deutsche Wein Als wirtschaftlich wichtiges Weinbaugebiet kommt bei uns nur der Rhein mit seinen Nebentälern in Betracht, weil hier die durchschnittliche Jahrestemperatur um 1-2° höher liegt (9-10°) als im übrigen Deutschland (7-8°). Von den 71.800 Hektar, die zurzeit mit Wein bepflanzt sind, liegen 71.600 in West- und Süddeutschland. Als wichtigste Einzelgebiete lassen sich herausstellen: Der Rheingau, Rheinhessen, die Rheinpfalz, das Moselgebiet, das Neckartal und der Breisgau. Unsere Weinausfuhr beträgt nur rund 5% der Einfuhr. Der ausländische Wein stammt zur Hälfte aus Spanien, zu einem Viertel aus Frankreich und zu einem Sechstel aus Griechenland, der Rest aus Italien. Diese Länder bieten ihre [48] meist wenig haltbaren Sorten zu Preisen an, mit denen der deutsche Weinbauer nie konkurrieren kann. Deshalb wird zur Essigfabrikation auch in Deutschland vielfach Auslandswein verwendet. 190.000 Weinbaubetriebe werden in Deutschland gezählt. Sie produzieren einen Wein, der schmackhafter, bekömmlicher und wertvoller ist als alle Auslandsweine. Diese deutschen Weinbauern haben ein Recht darauf, daß die Auslandsweine dem deutschen Markt ferngehalten werden.
Die deutsche Gemüse- und Obstproduktion Gemäß der liberalistisch-marxistischen Weltanschauung mußte die deutsche Getreidewirtschaft dem Import aus den überseeischen Getreideländern weichen. Man gab der deutschen Landwirtschaft den guten Rat, sich auf "Veredlungswirtschaft" umzustellen, also den Getreideanbau möglichst durch Viehwirtschaft und Gartenbau zu ersetzen. Man muß zugeben, daß eine starke Ausdehnung der viehwirtschaftlichen und gartenbaulichen Erzeugung möglich ist, ohne daß deshalb der Getreidebau eingeschränkt werden müßte. Deshalb hat der Landwirt die Anregungen der früheren Regierungen aufgegriffen, um so mehr, als ihm die Regierungen manche Unterstützung in dieser Richtung zuteil werden ließ, wie z. B. Kreditgewährung zum Gartenbau unter Glas.
Es wurden erhebliche Mengen Kapital in den Gartenbau hineingesteckt. Aber auch der ausländische Gartenbau hatte bereits infolge des hohen Nahrungsmittelbedarfes Deutschlands in der Nachkriegszeit eine bedeutende Erweiterung erfahren, die in den Jahren der Scheinblüte Deutschlands, nach Abschluß des Dawes-Ver- [49=Abb.] [50] trages, noch größeren Umfang annahm. Da das Ausland nicht nur einen Vorsprung hatte, sondern auch billiger produzieren konnte, nahm die Einfuhr zu und bedrohte die wachsende inländische Erzeugung, ohne daß sich die Regierung veranlaßt sah, der von ihr begünstigten Erweiterung der inländischen Erzeugung einen wirksamen wirtschaftspolitischen Schutz zu gewähren. Die Förderung der inländischen Erzeugung bei gleichzeitiger indirekter Begünstigung der ausländischen durch unbeschränkte Zulassung der Einfuhr nach Deutschland mußte notwendigerweise zu einem ungeheuren Preissturz führen. Dadurch geriet der deutsche Gartenbau in schwerste Not, ebenso allerdings auch der ausländische, insbesondere der holländische, als die Kaufkraft Deutschlands erlahmte und die Regierung endlich zur Zollerhöhung schritt.
Der Wettbewerb wurde der inländischen Produktion gegenüber dem Import auf Grund der Politik "Export um jeden Preis" auch dadurch schwer gemacht, daß der inländische Gartenbauer die benötigten Hilfsmittel, wie Holz, Eisenkonstruktionen, Heizungskessel, Glas, Kohle, Düngemittel teurer bezahlen mußte als sein Konkurrent im Ausland, der diese Hilfsmittel aus Deutschland weit billiger beziehen kann. Zu den hohen und teuren Kapitalseinlagen kamen also auch noch höhere Anlagekosten und die hohe Belastung durch die Steuerpolitik. Neben der Erhöhung der Umsatzsteuer traf speziell den Obstbau die Erhöhung der Zuckersteuer, die die Obstverwertungsindustrie zu Einschränkungen zwang. Der Gurken- und Kohlanbau wurde durch die Erhöhung der Salzsteuer geschädigt, die eine Lahmlegung der Gurken- und Sauerkohlindustrie zur Folge hatte, die große Mengen Salz für die Bearbeitung benötigt. Die intensive Wirtschaftsweise des Gartenbaues erfordert für die Einheitsfläche etwa das vier- bis sechsfache an menschlichen Arbeitskräften wie der Getreideanbau. Mit der Intensivierung stieg der Bedarf entsprechend. Infolge der schwierigen Lage des Gartenbaus mußten daher zahlreiche Arbeitskräfte auf die Straße gesetzt werden, darunter eine große Anzahl Gärtner, die eine vieljährige Ausbildungszeit hinter sich haben.
Bei richtiger Wirtschaftspolitik hat der deutsche Gemüse- und Obstbau bedeutende Zukunftsaussichten, wenn die deutschen Hausfrauen nicht weiterhin gedankenlos ausländisches Gemüse und ausländisches Obst kaufen, statt deutsche Erzeugnisse zu verlangen. Freilich kann es vorkommen, daß manche Ware erst später zu haben ist; dafür bleiben [51] aber Hunderte von Millionen Reichsmark im Lande, und der deutsche Volksgenosse gibt deutschen Gärtnern und Arbeitern Verdienst. Wer sich einmal klarmacht, daß Deutschland, wenn es seinen Auslandsverpflichtungen nachkommen will, täglich 4 Millionen Reichsmark Auslandsgeld braucht, der muß es einsehen, daß es sich das arme Deutschland nicht leisten kann, täglich eine halbe Million Reichsmark nur für Südfrüchte an das Ausland zu zahlen.
Nationalsozialistischer Wirtschaftsaufbau und seine Grundlagen Ein bildstatistischer Tatsachenbericht Dr. Paul Blankenburg und Max Dreyer |