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Der Führer im
Sportpalast
Als Auftakt des großen Wahlkampfes zum 12.
November [1933], den der Führer,
wie alle bisherigen Wahlkämpfe, unter
stärkstem Einsatz seiner eigenen Person leitete, und der ihn wiederum
kreuz und quer durch Deutschland führte, sprach Adolf Hitler im Berliner
Sportpalast am 24. Oktober [1933].
Er führte aus:
Meine deutschen Volksgenossen und -genossinnen!
Wenn man im Leben sehr schwere Entschlüsse zu treffen hat, dann ist es
immer gut, den Blick in die Vergangenheit zurückgleiten zu lassen, um sich
selbst dabei zu prüfen, ob der zu treffende Entschluß richtig ist, ob er
sich zwangsläufig aus dem ergibt, was hinter einem liegt, und aus dem, was
zwangsläufig als Folgeerscheinung in der Zukunft kommen muß.
Und so will ich denn auch zunächst einen Blick in die Vergangenheit
werfen, nicht, um alte Wunden aufzureißen, sondern nur, um festzustellen,
warum wir so handeln müssen und nicht anders handeln können,
wenn wir nicht auf der Welt überhaupt die Daseinsberechtigung als
großes Volk und damit unsern Lebensanspruch preisgeben wollen.
Wir haben aus der Geschichte gelernt, daß auf die Dauer das Leben nur den
Völkern gegeben wird, die gewillt sind, ihr Leben, ihre Ehre vor der
Welt zu vertreten.
Als die Revolution im Jahre 1918 zur Ergebung zwang und wir diese Ergebung
vollzogen im damaligen verständlichen Vertrauen vieler Deutscher auf die
Zusicherung eines Staatsmannes, des Präsidenten Wilson, da hatte ein
Kampf sein Ende gefunden, der vom deutschen
Volke - wir müssen das immer und immer
wiederholen - nicht gewollt war. Wenn das deutsche Volk und
auch seine Regierungen diesen Kampf gewollt hätten, dann wäre er
zu einer anderen Zeit und unter anderen Voraussetzungen abgelaufen.
Wir wollen heute auch nicht darüber streiten, wen nun eigentlich die Schuld
trifft. Es mag ein Verhängnis gewesen sein, für das sicher Menschen
verantwortlich sind. Das eine aber wissen wir: unser Volk hat den Krieg nicht
gewollt - er kam über dieses Volk genau so wie er vielleicht
über andere Völker gekommen ist. Es hat damals nur sein Leben und
seine Existenz mutig und tapfer verteidigt.
Und wenn wir damals der Überzeugung waren, daß wir unsere
Freiheit verteidigen mußten, dann hat der Friedensvertrag von Versailles
uns nicht eines anderen belehrt, vielmehr hat er uns gezeigt, was uns
tatsächlich bevorstand.
Was hat das deutsche Volk damals getan? Nichts anderes, als was die anderen
Völker auch taten. Es hat seine Pflicht erfüllt! Daß
wir dann am Ende unterlegen sind, ist für uns ein großes
Unglück [30] gewesen, Unehre war es nicht. Wir
haben tapfer gekämpft bis zum letzten Augenblick. Erst als wir sahen,
daß jeder Widerstand schon infolge der Revolution in der Heimat
vergeblich war, haben wir uns auf Grund von Zusicherungen ergeben. Wir
wußten genau, daß man in der Weltgeschichte
selbstverständlich das Recht, den Frieden zu bestimmen, dem
Sieger zubilligt. Allein der Sieger kann nicht das Recht so auffassen,
daß er damit einen moralischen Anspruch besitzt, das Volk, das das
Unglück hatte, zu unterliegen, als zweitklassiges und damit
selbstverständlich auch zweitrechtiges für alle Zeiten zu
erklären, besonders dann nicht, wenn der Besiegte die Waffen nur
niederlegte, weil man ihm feierliche Zusicherungen gab. Wir haben die
Waffen gestreckt in einem Augenblick, in dem die Gefahr bestand, daß ganz
Europa unter Umständen in den Bolschewismus hineinglitt. Denn das war
nicht nur danmals, sondern ist auch heute die Erkenntnis, daß eine
militärische Niederlage zugleich zu einer Katastrophe des Volkes werden
kann, das seinen inneren Halt verliert und sich in ein Chaos auflöst. Ein
solcher Vorgang kann für die anderen Völker nicht
gleichgültig sein. Ein Volk wird durch Bazillen vernichtet, die von diesem
nunmehr gewonnenen Herd aus ihre Vergiftung weiter treiben.
Die Infektionsgefahr ist seitdem in Europa nicht kleiner, sondern eher
größer geworden. Die Folgen des Ausbruchs einer solchen
Erkrankung müssen uns klar sein. Im westlichen Europa mit seinen dichten
Besiedlungsverhältnissen würde ein kommunistisches Chaos zu einer
Katastrophe führen. Wenn in einem Gebiet, in dem auf 82 Bauern 18
Städter kommen, die Not schon so groß werden kann, daß
Millionen Menschen nichts mehr zu essen haben, wie würde es erst in
einem Gebiet werden, in dem auf 25 Bauern 75 Städter kommen! Die
Katastrophe wäre unvorstellbar.
Bei Friedensschluß hätte man wirklich erwarten können,
daß die andere Welt diese Gefahr berücksichtigen würde. Sie
hat es nicht getan. Es ist ein Frieden geschlossen worden ohne Rücksicht
auf die Wirklichkeit, ja ohne Rücksicht selbst auf die primitivste Vernunft;
ein Frieden, bei dem nur ein einziger Gedanke Pate stand: Wie kann man den
Geschlagenen unterdrücken, wie kann man den Geschlagenen um jede
Ehre bringen, wie kann man ihn für alle Zeit als den Schuldigen
festnageln! Ein Frieden, der nicht Friede war, sondern der zur
Verewigung des Hasses der Völker führen
mußte.
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Paragraphen, von denen uns die meisten beim Lesen die Schamröte ins
Gesicht treiben, ein Frieden, der nicht zu vergleichen ist mit ähnlichen
Vorgängen aus früherer Zeit. Ich darf darauf hinweisen, daß im
Jahre 1870 kein Mensch an der damaligen Kriegsursache und damit an der
Kriegsschuld zweifeln konnte. Und ebenso konnte nicht daran gezweifelt werden,
daß wir damals die Sieger gewesen sind. Was aber hat Deutschland den
Besiegten aufgebürdet? Den Verlust eines Gebietes, das einst
deutschen Ursprungs war, eine finanzielle Last, die in keinem
Verhältnis stand zu dem Vermögen des damaligen Gegners, zu
seinem natürlichen Reichtum, eine Last, die in knapp drei Jahren
vollständig abgedeckt war. Und im übrigen nicht eine einzige
die Ehre des Volkes kränkende Klausel, gar nichts, was die Zukunft
dieses Volkes irgendwie hätte bedrücken können. Keine
Behinderung seiner eigenen [31] Entwicklung, seines Eigenlebens, seiner
Möglichkeiten, seiner Fähigkeiten, nicht der geringste Versuch, seine
Wehrmacht für die Zukunft niederzuhalten. Nein, nichts von alledem. Nach
drei Jahren war Frankreich tatsächlich vollständig frei.
Der letzte Frieden aber war überhaupt nicht mit dem Maßstabe
der Vernunft zu messen. Was hat es noch mit Vernunft zu tun, wenn man auf
der einen Seite die Tatsache einer
65-Millionen-Nation doch nicht aus der Welt schaffen kann und ihr auf der
anderen Seite die Lebensmöglichkeit nimmt. Dieser Friedensvertrag
fußt auf dem kapitalen Irrtum, daß das Unglück des einen
das Glück des anderen sein müßte, auf dem Irrtum,
daß das wirtschaftliche Unglück des einen Volkes das wirtschaftliche
Glück des anderen mit sich bringen würde.
Heute hat sich ja die Auffassung der Welt auch darüber etwas
geändert. Man
hat gesehen, daß man nicht eine
65-Millionen-Nation einfach aus dem Gefüge der Weltwirtschaft
herausbrechen kann, ohne daß man selbst davon betroffen wird. Im Laufe
der Jahre hat man unterdes eingesehen, daß ein solcher Vorgang alle
früher oder später gleichmäßig treffen muß, und es
sind ja auch alle getroffen worden. Dieses Motto: "Schädige, soweit du
deinen früheren Gegner schädigen kannst", dieses Motto hat sich als
ebenso unfruchtbar in wirtschaftlicher Hinsicht erwiesen wie als unfruchtbar zur
wirklichen inneren Befriedung der Welt. Aus diesem Widersinn heraus kam die
Politik der Reparationen auf der einen Seite und der wirtschaftlichen Knebelung
auf der anderen. Man bürdete einem Volk die Reparationslast auf und
raubte ihm alle Voraussetzungen zur Erfüllung. Ein Widersinn, der
späteren Generationen einmal in der Geschichtsforschung völlig
unverständlich sein wird.
Wann ist jemals ein Frieden in der Welt geschlossen worden, der nicht einmal
eine fixierte Summe seiner Schuld dem Gegner bekanntgibt, sondern wo es
einfach heißt: dieses Volk verpflichtet sich, zu bezahlen, was
nachträglich festgesetzt wird. Und was hat man festgesetzt? Man kam bei
dieser Festsetzung niemals zu einem endgültigen Ergebnis. Die Summen
schwankten zwischen 100 und 200 Milliarden, Beträge, die
naturgemäß niemals überhaupt zu leisten sind, die aber
genügten, um zu einer vollständigen Zerstörung des ganzen
wirtschaftlichen Lebens der Welt zu führen. Denn es war klar, daß
diese Forderungen normal überhaupt nie beglichen werden konnten. Wollte
man sie begleichen, mußte man eine Umschuldung vornehmen, d. h.
die politische Schuld in eine wirtschaftliche verwandeln. Diese Verwandlung in
eine Wirtschaftsschuld bedeutet aber im Endergebnis nichts anderes, als daß
die Kontribution in einen Zinsendienst verwandelt wird. Das heißt also, der
Zinsendienst wird genau dieselben Wirkungen ausüben wie vorher die
Kontributionen.
Das deutsche Volk mußte sich sofort auf den Weltmarkt stürzen, es
mußte stärker produzieren. Die anderen Völker taten dank
ihrer Schuldverpflichtungen aus dem Krieg dasselbe. So erlebten wir in 15 Jahren
diesen wahnsinnigen Kampf um den Weltmarkt. Aber nicht etwa, um
die Völker glücklich zu machen, um ihnen das Leben zu
ermöglichen; nein, um Reparationen und um Zinsen zu zahlen,
die man nur in internationalen Werten begleichen konnte.
[32] Es beginnt jenes Ringen, das dahin führt,
daß ein Volk um das andere gezwungen wird, eine Rationalisierung
einzuführen, die es ebenso mit neuen Kapitallasten beschwert, wie
umgekehrt immer mehr Arbeiter aus der Produktion herauszieht: Je mehr dieser
Prozeß fortschreitet, um so größer wird zwangsläufig die
Konkurrenz um die an sich schon verschwindenden Absatzmärkte der
Welt. Das Ende ist dann, daß man außerdem noch den
Währungskrieg beginnt und nun die Nationen sich gegenseitig um eines
reinen Phantoms willen zugrunde richten.
Wir haben diesen Prozeß des langsamen Ruins der ganzen Weltwirtschaft
nun vierzehn Jahre hinter uns. Das Ergebnis sehen wir. Dieser Friede, der die Welt
von allen Leiden heilen sollte, dieser Friede hat in Wirklichkeit die Welt in ein
maßloses Leid gestürzt. Millionenarmeen von Arbeitslosen sind
die lebenden Zeugen für die Unvernunft derer, die diese Verträge
gemacht haben. Es waltet hier eine höhere Gerechtigkeit, die diese
Unvernunft nun an allen gerächt hat, nicht nur an den Besiegten,
sondern auch an den Siegern. Es gibt gar kein vernichtenderes Urteil
über diesen Friedensvertrag als die Tatsache, daß er nicht nur die
Besiegten in maßloses Unglück gestürzt, sondern auch den
Siegern keinen Nutzen gebracht hat. Man kann eben auf die Dauer nicht eine
Weltordnung aufbauen auf dem Gedanken des Hasses; man kann nicht auf
die Dauer in Europa eine Lebensgemeinschaft aufbauen zwischen Nationen, die
nicht gleichberechtigt sind. Das ist auf die Dauer unerträglich und
muß zur Zerstörung einer solchen Gemeinschaft führen. Es ist
nicht zu bestreiten, daß nach über 13 Jahren dieser Friedensvertrag
Europa keinen Frieden gebracht hat, sondern ewige Unrast, Unruhe,
Mißtrauen, Haß, Unsicherheit, Verzweiflung.
Und so, wie man wirtschaftlich sinnlos handelte, handelte man auch
politisch sinnlos. Nur ein einziges Beispiel: Zwischen Polen und
Deutschland wird der Korridor gelegt. Es hätte sich damals eine
andere Lösung finden lassen. Es gibt in Europa Deutsche, es gibt in Europa
Polen. Die Beiden werden sich daran gewöhnen müssen,
nebeneinander und miteinander leben zu müssen und auszukommen. Weder
können die Polen das deutsche Volk aus der europäischen Landkarte
wegdenken [Scriptorium merkt an: ein gewisser
polnischer Staatsmann hat's versucht!],
noch sind wir unverständig genug, um etwa die Polen
wegdenken zu wollen. Wir wissen, beide sind da, sie müssen miteinander
leben. Warum legt man ihnen dann einen Zankapfel in ihr Leben hinein? Alles
vermochten die Mächte damals. Warum mußten sie das tun? Nur
um den Haß zu verewigen, nur um Völker, die miteinander
auskommen würden, in Zwietracht zu stürzen.
Es wäre wirklich möglich gewesen, leicht einen anderen Weg zu
finden, um beiden Ländern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Aber
man wollte das ja nicht. Dieser Frieden hat eben überall den Gedanken:
wie kann man den Unfrieden künstlich für die Zukunft
weitererhalten. Es ist klar, daß man so nicht etwa zu einer Befriedung
der Welt und zu einer Abrüstung kommen wird, sondern zu einem noch
größeren Unfrieden und damit zu einer dauernden Steigerung der
Rüstungen.
Wir wissen auch hier, was man damals versprach. Man sagte: Die Welt ist nur
gerüstet, weil die Deutschen gerüstet sind, daher müssen die
[33] Deutschen abrüsten, damit die Welt auch
endlich ihre Rüstung ablegen kann.
Nun gut, wir
haben abgerüstet! Die andern können das mit
drehen und deuteln nicht wegbringen. Noch niemals hat ein Volk, ich
möchte geradezu sagen, selbstmörderischer seine Waffen
zerstört und verschrottet, als das deutsche Volk. Wir waren damals ein
starkes Volk, hatten eine der größten Armeen und haben uns
abgerüstet buchstäblich bis zum Nichts. Die Welt hätte da
folgen können, wenn sie nicht künstlich die Abrüstung
verhindert hätte. Sie hätte das um so leichter tun können,
als sie damals nicht sagen konnte, in Deutschland sei ein kriegerischer Geist. 13
Jahre hatten sie Zeit gehabt, sich mit dem deutschen Volke zu verständigen,
in einer Zeit, da nicht wir regierten, sondern unsere Antipoden,
Männer ihres eigenen Geistes, Demokraten und Weltpazifisten. Warum hat
man denn nicht abgerüstet?
Sie werden wohl nicht behaupten wollen, daß etwa vom damaligen
Deutschland der Welt eine Gefahr gedroht hätte. Sie werden wohl nicht
behaupten wollen, daß die Regierungen, von Ebert angefangen bis in die
neueste Zeit, aus ihrer demokratischen Weltanschauung heraus den anderen
Demokraten gefährlich geworden wären. Man kann den
früheren Regierungen alles vorwerfen, etwas kann man ihnen nicht
vorwerfen: daß sie kriegslüstern gewesen sind. Nein, man
hat erst einen unvernünftigen Vertrag gemacht und hatte dann das
Gefühl, daß zur Behütung dieses monströsen Vertrages
ungeheure Armeen notwendig sind.
Es ist ja nicht so, daß etwa all diese Staaten sich vor Deutschland
fürchteten - das wäre zu viel Ehre für uns. Nein, sie
rüsteten untereinander nicht ab. Aber es ist angenehm zu sagen: Wir
würden alle ja abrüsten, so wie wir hochgerüstet haben, wenn
nicht dieses Deutschland wäre! Sie rüsten untereinander
nicht ab und sind damit in das Wettrüsten erst hineingekommen.
Das deutsche Volk hat sich in seinen Regierungen damals diesen
Verträgen immer unterworfen.
Die Frage ist bloß: was haben Forderungen denn für einen Sinn,
wenn der, der sie unterschreibt, weiß: das kann ich gar nicht erfüllen,
und auch die Gegner sagen: Wir glauben nicht, daß sie das erfüllen
werden! Was hat das alles für einen Sinn?
Nur einen: Die Welt in ewige und andauernde Unruhe zu stürzen,
keine Beruhigung eintreten zu lassen, die Völker ununterbrochen
gegeneinander zu bringen, sie mit Haß zu erfüllen und mit
Hoffnungen auf der einen Seite, die auf der anderen Seite dann enttäuscht
werden müssen. Auf die Dauer kann man auf solchen Prinzipien keine
Völkergemeinschaft aufrichten, und auf die Dauer können, besonders
in Europa, die Völker nur leben, wenn sie wieder zu einer
Gemeinschaft zurückkehren. Es wird sich herausstellen, daß der
Gedanke, es könnte der eine Teil ohne den anderen für immer
auskommen, ein falscher Gedanke ist.
Die Folgen davon sind nun zweifache gewesen, auf der einen Seite für
unser Volk eine grauenhafte materielle Not und auf der anderen Seite
eine nicht minder große moralische Verzweiflung und Not. Die
Welt hat leider von ihr zum größten Teil keine Kenntnis genommen.
Man hat meistens unsere Verhältnisse nur sehr oberflächlich beurteilt.
Man hätte sich einmal die Mühe machen sollen, in unsere
Massenquartiere zu gehen, [34] in unsere Proletarierviertel, in unsere
Proletarierstädte, in die Elendsgebiete Mitteldeutschlands und Sachsens,
dann hätten sie ein anderes Bild von den Segnungen und Wirkungen ihres
sogenannten Friedensvertrages bekommen. Wir kennen diese
"Segnungen"!
Die Wirtschaft einer ganzen Nation ist zerstört worden; Millionen
Menschen haben ihren letzten Spargroschen verloren, Hunderttausende ihre
Existenz; ein ganzer Bauernstand ist langsam dem Ruin ausgeliefert worden; der
Mittelstand wurde proletarisiert und die Arbeiter selbst sind verelendet, ihr
Lebensstandard ist dauernd gesunken. Am Ende standen wir mit
6 - 7 Millionen Erwerbslosen da. Das ist ein Drittel der Gesamtzahl
derer, die überhaupt im Erwerbsleben tätig sind. Es ist heute noch
entsetzlich, zu wissen, daß 13 Millionen bei uns tätig sind und
daß fast vier Millionen keine Tätigkeit besitzen; und vor wenigen
Monaten erst waren elf Millionen tätig und über sechs Millionen
nicht tätig. Es ist ein grauenhaftes Resultat einer politischen
"Befriedung" Europas, ein Resultat, das allerdings nicht auf Deutschland allein
beschränkt blieb, sondern sich den anderen Nationen mitteilte. Auch
dort konnten wir erleben, wie die Not ganz ähnlich zu wirken begann, die
Arbeitslosigkeit ganz ähnliche Formen annahm. Dazu kamen noch in
Deutschland die Zerstörung von Treu und Glauben, die Vernichtung
unserer gesunden Finanzen. Das ganze deutsche Volk und das ganze Deutsche
Reich wurden so langsam ausgehöhlt und dem Zusammenbruch
nahegebracht. Und da müssen wir doch einmal sagen: Glaubt denn die Welt,
glauben die Leute, die über Deutschland schreiben, wirklich, daß auf
die Dauer eine Millionen-Armee von sieben oder acht oder neun oder zehn
Millionen Erwerbsloser ertragen werden kann, ohne daß das zum
Zusammenbruch führt? Sie tun fast so, als ob es für uns ein
Vergnügen gewesen sei, den Kampf dagegen aufzunehmen. Wir haben
ihn aufgenommen, um den vollständigen Ruin aufzuhalten!
Deshalb!
Der Weg, den Europa ging, war der direkte Weg in den Bolschewismus
hinein. Und was dieser Bolschewismus für Europa bedeutet hätte,
das brauche ich nicht auszumalen.
So ist es ganz klar, daß in Deutschland, wenn überhaupt eine Rettung
kommen sollte, der Kampf gegen diese Entwicklung aufgenommen
werden mußte. Wir haben ihn nun aufgenommen. Wir haben damit genau
dasselbe getan, was in Italien eine ähnliche Bewegung vor uns schon tat.
Wir haben versucht, das deutsche Volk von diesem Abgrund wieder
zurückzureißen. Es war das keine leichte Arbeit, sondern eine sehr
schwere.
Das deutsche Volk wählte sich ein neues System, um damit seiner Not Herr
zu werden. Als wir am 30. Januar mit der Bildung der Regierung betraut wurden,
wußten wir alle, daß nicht für uns eine Zeit des Nichtstuns
begann, sondern eine Zeit unerläßlicher Arbeit. Wir hatten
damals keine glänzende Erbschaft vor uns, sondern einen Zusammenbruch
auf allen Gebieten des Lebens. Man mußte wirklich mit einem
unerhörten Mute herangehen und ein grenzenloses Vertrauen besitzen, um
überhaupt diese Arbeit zu übernehmen.
[35] Wir haben ein Programm aufgestellt, das lautet:
Nun müssen wir arbeiten und schaffen, um langsam das wieder
gutzumachen, was zerstört war. Wir haben uns ein großes
Programm aufgestellt mit dem ersten Ziel:
Kampf dem Marxismus, Kampf dem Kommunismus.
Denn wir sahen in ihm die Vernichtung des deutschen Volkes und sahen in ihm
vor allem den Ruin des deutschen Arbeiters. Wenn ich mich gegen den
Kommunismus wandte, dann nicht wegen der 100 000
Bourgeois - das konnte gleichgültig sein, ob die zugrunde gehen oder
nicht -, wir taten es, weil wir das ganze deutsche Volk hier vor
dem Ruin sahen, die Millionen seiner schaffenden Menschen und die Arbeiter
in erster Linie mit. Man wird nicht bestreiten können, daß wir
diesen Kampf heroisch und mutig durchgeführt haben.
Als zweites nahmen wir uns vor, sofort den Kampf aufzunehmen
gegen unseren latenten politischen Zerfall. Wir haben das Programm
aufgestellt, daß wir nur eine Einheit kennen, und wer sich dagegen wendet,
ist unser Feind, und wird von uns bekämpft.
Aus dieser Gesinnung heraus faßten wir als weiteren Programmpunkt auf
den Kampf gegen den Klassenkampf.
Und auch hier kann man nicht sagen: "Ihr habt Euch ja nur gegen die eine Seite
gewendet." Wir haben sie alle zerschlagen und beseitigt, die auf ihre Klasse
pochten und damit als politische Armee in die Erscheinung treten wollten.
Wir sind genau so vor den Arbeiter hingetreten und haben ihm
erklärt: "Volksgenosse, Du mußt zu Deinem Volk zurück, Du
kannst Dich nicht als Klasse absondern von denen, die zu Dir gehören, mit
denen Du leben mußt und ohne die auch Du zugrunde gehst." Wir sind aber
genau so auch hingegangen zu unseren sogenannten Intellektuellen und
haben ihnen nicht weniger gesagt: "Laßt Euren Standesdünkel,
laßt Eure Partei der Vereinsamung! Bildet Euch nicht ein, daß Ihr
besser seid!", und wir haben ihre Parteien genau so zerbrochen, wie wir die
anderen zerbrochen hatten.
Wir haben weiter im deutschen Volke wieder langsam das Vertrauen
hergestellt, das Vertrauen vor allem auf die eigene Kraft. Millionen
Menschen sehen heute wieder anders in die deutsche Zukunft hinein wie
früher. Es ist ein anderer Geist in dieses Volk gekommen. Das deutsche
Volk glaubt nun wieder an ein mögliches Leben.
Wir haben weiter begonnen den Kampf für ein neues Recht. Wir
wollten das Vertrauen in unsere Justiz wiederherstellen. Wir stellten zu diesem
Zweck den Grundsatz auf, daß jeder vor dem Gesetz und vor dem Recht
gleich ist, und wir haben keine Sekunde gezögert, bis in das Reichskabinett
hineinzugreifen, um einen Missetäter bestrafen zu lassen ohne
Rücksicht darauf, wer das sei und wer er wäre.
Nicht minder wollten wir nun den Kampf aufnehmen für eine bessere
Moral. Und wir haben auch hier nicht theoretisch gehandelt. Was wir in
diesen Monaten in Deutschland gesäubert haben, ist unerhört! Und
dieser Säuberungsprozeß geht dauernd weiter.
[36] Und nicht minder haben wir aufgenommen den
Kampf gegen die Zersetzung unserer Religion. Ohne daß wir uns
irgendeiner Konfession verpflichteten, haben wir doch wieder dem Glauben die
Voraussetzung gegeben, weil wir der Überzeugung waren, daß das
Volk diesen Glauben benötigt und braucht. Wir haben daher den Kampf
gegen die Gottlosenbewegung nicht mit ein paar theoretischen Erklärungen
aufgenommen, wir haben sie ausgerottet. Und vor allem haben wir die
Priester aus der Niederung des politischen Parteistreites
herausgeholt und wieder in die Kirche zurückgeführt. Es ist
unser Wille, daß sie niemals mehr zurückkehren sollen in
ein Gebiet, das für sie nicht geschaffen ist, das sie entwürdigt und
das sie zwangsläufig in Gegensatz zu Millionen Menschen bringen
muß, die im Innern gläubig sein wollen, aber Priester sehen
möchten, die Gott dienen und nicht einer politischen Partei.
Und wir haben uns vor allem eine Riesenaufgabe gestellt, den deutschen
Arbeiter in die deutsche Nation zurückzuführen. Wenn in der
Zukunft die Frage an uns gerichtet wird: "Was schätzt Ihr denn als Eure
größte Leistung ein?", dann kann ich nur sagen, daß es uns
gelungen ist, den deutschen Arbeiter wieder in die Nation
hineinzustellen und ihm klarzumachen: "Die Nation ist nicht ein Begriff,
an dem Du keinen Anteil hast, sondern Du selbst bist Träger der Nation, Du
gehörst zu ihr, Du kannst Dich nicht von ihr trennen: Dein Leben ist
gebunden an das Leben Deines ganzen Volkes; das ist nicht nur die Wurzel auch
für Deine Kraft, sondern auch die Wurzel für Dein Leben." Das
macht uns stolz, daß wir unzählige Millionen Menschen, die
seitwärts gingen, zum Teil neiderfüllt, zum Teil mit Haß auf
den Teil sahen, der sich als national bezeichnete, nun wieder hineinführten
in das Volk und damit zu Trägern des nationalen Gedankens machten.
Millionen von ihnen waren doch nicht zufrieden mit dem Gedanken, daß sie
Außenseiter sein sollten. Wir haben ihnen die Nation geöffnet
und haben sie vereint mit all denen, die genau so wie sie in ihrem Volke, in der
Nation ein hohes und höchstes Gut sehen, das von allen verteidigt werden
muß, weil es für alle zugleich die Voraussetzung des Lebens
überhaupt in sich birgt.
Wir haben dann weiter den Kampf für die Verständigung der
verschiedenen Stände untereinander begonnen. Wir haben sie langsam
näher gebracht. Und wenn man mir sagt: "Aber es ist noch lange nicht ganz
gelungen" - nun, diese Bewegung ist auch noch jung. Sie wird vollenden,
was sie begonnen hat.
Und dann kam unser Kampf für die deutsche Wirtschaft. Wir
haben begonnen, Gesetze zu beseitigen, die die Wirtschaft hemmen. Wir haben
begonnen, Steuern zu senken, die die Entwicklung der Wirtschaft
verhindern. Wir haben begonnen, den Verkehr zu heben. Ein Riesenstraßennetz
wird in Deutschland gebaut, gedacht für kommende Jahrzehnte und
Jahrhunderte. Die Wasserstraßen werden genau so ausgebaut, und
das bisherige Straßennetz wird ebenfalls in Ordnung gebracht. Wir
versuchen, unseren Hausbesitz wieder intakt zu machen.
[37] Wir haben den Kampf für die
Sanierung unserer Finanzen aufgenommen. Gewaltige
Umschuldungs- oder Entschuldungsprojekte sind verwirklicht oder in
Vorbereitung.
Und wir haben dabei zugleich aber auch die Verwaltung
gesäubert, haben die Korruption gepackt, und wo wir sie
finden, wird sie herausgezogen. Wir haben damit zugleich begonnen, Unrecht
auszugleichen, unverdiente, wahnsinnige Gehälter überall
abzubauen, den Beamtenkörper selbst allgemein zu säubern. Es ist
eine ungeheure Arbeit, die Monate und Monate geleistet wird. Wir haben ferner
den Arbeitsdienst als eine Säule der Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit einerseits und der Erziehung zur Volksgemeinschaft andererseits
ausgebaut. Ein Riesenhilfswerk ist jetzt wieder organisiert. Frauen und
Mädchen bringen wir wieder in die Ehe und damit aus den Betrieben, um
Männer an ihre Stelle treten zu lassen. Wir haben die
Volkserziehung auf eine neue Grundlage gestellt, für die
Volksgesundheit und den Sport einen Kampf von in Deutschland nie
gekannten Ausmaßen eröffnet.
Es ist ein Riesenprogramm
der Arbeit auf allen Gebieten. Nicht
theoretisch haben wir es aufgestellt. Ich kann wohl sagen: seit acht Monaten
schuften wir Tag und Nacht für die Verwirklichung dieses Programms.
Wenn wir die Arbeitslosigkeit zum erstenmal wieder um über 2¼
Millionen vermindern konnten, so überschätzen wir auch das nicht.
Aber unsere Gegner sollen es gefälligst nicht unterschätzen. Was
haben sie denn fertiggebracht? Unter besseren Verhältnissen haben sie das
deutsche Volk in die Arbeitslosigkeit gestürzt. Ich kann nur sagen: Selbst
wenn die eine oder die andere Maßnahme nicht hält, so werden wir
vor der Geschichte wenigstens sagen können, daß wir nicht faul und
nicht feige gewesen sind, sondern daß wir uns bemühten. In
ein paar Monaten aber kann man nicht alles wieder gutmachen, was andere
vierzehn Jahre lang verkommen ließen. Nein, es dauert seine Zeit.
Wir haben auch die Regierung stabilisiert. Es ist bei uns nicht so wie bei
anderen Nationen, daß die Regierung heute abend nicht weiß, ob sie
den morgigen Tag noch erlebt, weil die Parteien nicht einverstanden sein
könnten. Wir haben den Mut, unserem Volk an Lasten das
aufzubürden, wovon wir überzeugt sind, daß das Volk eben
das an Lasten tragen muß. Wir sind entschlossen, nicht zu
kapitulieren. Es wird eine Zeit kommen, da wird man nicht sagen: "Habt ihr
denn damals die Zustimmung aller gehabt?", sondern man wird sagen: "Gott sei
Lob und Dank, daß Ihr das getan habt; denn Euch ist wirklich die
Auferstehung der Nation zu verdanken!" Das ist das Entscheidende. Wir sehen in
die Zukunft und können auf lange Sicht disponieren, weil, solange der liebe
Gott uns hier läßt, Menschen uns nicht so ohne weiteres beseitigen
werden.
Und was tut die Welt? Sie hat in diesen acht Monaten uns
heruntergesetzt. Was haben wir der Welt getan? Warum
läßt uns die Welt keine Ruhe? Sie sagen: "Ja, bei Euch geschehen
Greuel!" Die größten Greuel sind in Deutschland geschehen im
Namen des Friedensvertrages von Versailles. Durch den Friedensvertrag
von Versailles haben sich jährlich in Deutschland rund 20 000
[38] Menschen das Leben genommen und das sind
anständige Menschen gewesen, anständige Menschen, die nicht mehr
leben konnten, weil ihnen dieser Vertrag alle Lebensaussichten und
Lebensmöglichkeiten zerstört hat.
Wann ist überhaupt je eine Revolution so ohne Greuel vollzogen
worden wie die unsere? In den Tagen, da bei uns die Revolution war, was es bei
uns geordneter als in vielen anderen Ländern, die keine Revolution hatten.
Wie viele Fahnen, deutsche Hoheitsabzeichen, Flaggen des Reiches sind in der
Zeit nicht von Deutschen Konsulaten vom Pöbel heruntergerissen worden!
Wo ist der Staat, der sagen kann, daß auch nur eine Fahne von ihnen von
einem Konsulat oder von einem anderen öffentlichen Gebäude bei
uns heruntergeholt worden wäre. Selbst wenn Greuel gewesen
wären, wir könnten den Vergleich schon aushalten mit den Greueln
der Revolutionen anderer Völker. Gewiß, wir müssen auch die
Straßen absperren, aber nicht, weil das Volk die Regierung steinigen will,
sondern höchstens, weil das Volk der Regierung zujubelt.
Ich gehe jederzeit ohne Polizeikordon in das Volk hinein. Man kann dort
immer wissen, wo ich bin und gehe. Ich fürchte nicht im geringsten einen
Angriff des Volkes. Im Gegenteil, ich habe höchstens Angst, daß mir
einmal vielleicht ein kleines Kind vor den Wagen gedrückt werden
könnte.
Und wenn ich die Greuel etwa der französischen Revolution
heranziehe, so kann ich nur sagen: Wir haben jedenfalls keine Guillotine
aufgestellt, wir haben keine Vendée in Deutschland geschaffen!
Wir haben selbst die schlimmsten Elemente nur von der Nation
abgesondert. Leider nimmt sie uns die andere Welt nicht ab; wir
würden sie ihnen gerne zur Verfügung stellen.
In England erklärt man, man habe offene Arme für alle
Bedrängten, insonderheit für die aus Deutschland herausgehenden
Juden. England kann das auch! England ist groß. England hat
ungeheure Gebiete. England ist reich. Wir sind klein, sind
übervölkert, sind arm, haben keine Lebensmöglichkeit. Aber
es würde noch schöner sein, wenn dann England seine große
Geste nicht abhängig machen würde von 1 000 Pfund, sondern
wenn es sagen würde: Es kann jeder
herein! - so, wie wir das leider 30 und 40 Jahre getan hatten. Wenn auch
wir erklärt hätten, nach Deutschland könne man nur herein
unter der Voraussetzung, daß man 1 000 Pfund mitbringt oder mehr
bezahlt, dann gäbe es bei uns überhaupt keine Judenfrage. Da sind
wir Wilden wieder einmal bessere Menschen gewesen, weniger vielleicht den
äußeren Erklärungen, wohl aber unseren Taten nach! Wir sind
jetzt noch so großzügig und geben dem jüdischen Volke einen
viel höheren Prozentsatz als Anteil an Lebensmöglichkeit, als er uns
selbst zur Verfügung steht.
Allerdings vertreten wir neben dem Recht des auserwählten
Volkes auch noch die Rechte des unterdrückten Volkes, nämlich
des deutschen Volkes, denn dafür sind wir letzten Endes da! Das aber
ist durchaus kein Greuel. Das deutsche Volk hat sich überhaupt für
solche exaltierte Äußerungen seines politischen Lebens [39] noch nicht geeignet, weder in der Vergangenheit
noch in der Gegenwart. Wenn ich in die noch nicht allzu ferne Zeit
zurückblicke, dann muß ich sagen, daß z. B. der
Kommunardenaufstand in Paris von der einen Seite mit sehr viel Petroleum und
auch mit Morden durchgeführt worden ist und von der anderen Seite mit
einer sehr großen Zahl von Füsilierungen. Ich möchte da gar
nicht die Revolution in Rußland zum Vergleich heranziehen.
Sie sollen wirklich nicht von Greueln bei uns reden! Unser Volk geht ruhig seiner
Arbeit nach. In unseren Städten herrscht mehr Ruhe und Frieden als jemals
zuvor. Die Menschen sind glücklicher, als sie in den letzten Jahren je
gewesen sind. Das einzige Unglück, das uns verfolgt, liegt außer uns:
Es ist der Haß unserer Gegner.
Wir haben ohne Kampf natürlich nicht zur Macht kommen können.
Allein wir haben diesen Kampf so diszipliniert durchgeführt, wie
das keine Revolution vor uns außer der faschistischen getan hat.
Allerdings, es sind die "Emigranten", die hier anderer Meinung sind. Es ist
natürlich sehr angenehm, heute als Schieber und Wucherer mit einer
politischen Fahne als Talar in der Weltgeschichte herumzureisen. Es ist etwas
schönes, ins Ausland gehen zu können mit dem Nimbus und der
Gloriole des vom Tode Bedrohten, während in Wirklichkeit bloß der
Staatsanwalt in Deutschland hinter einem her ist. Und der kleine Teil der
Emigranten, der wirklich aus politischen Motiven im Ausland ist? Ich muß
gestehen: Wir sind glücklich, daß sie von uns weg sind! Wir sagen
nicht: Liefert sie uns aus! Im Gegenteil, wir sagen nur: Behaltet sie, je
länger um so lieber.
Es ist aber bisher nicht üblich gewesen, daß dieser Abschaum die
öffentliche Meinung großer Nationen bestimmen und beeinflussen
kann. Wenn es denkbar ist, daß in der Welt ein Braunbuch
erscheint, in dem das ganze deutsche Volk in seiner Regierung auf das
maßloseste beschimpft und geschmäht wird, so kann ich wirklich nur
fragen: Was würden da wohl die Regierungen anderer Länder sagen,
wenn das etwa in Deutschland geschähe? Was würde man wohl
sagen, wenn in Deutschland propagiert werden dürfte, daß
z. B. ein englischer Minister das englische Parlament angezündet
hätte? Man würde erklären: "Das dulden wir nicht!" Wir
haben genau dasselbe Ehrgefühl und wollen uns auch nicht von diesen
Halunken so beschimpfen lassen.
Wir möchten die anderen Völker nur bitten, Elementen keinen
Glauben zu schenken, deren einzige Mission es ist, die Völker
gegeneinander zu hetzen. Und im übrigen ist es auch für die anderen
Völker keine Ehre, wenn ein großes Volk wie das deutsche so
beschimpft wird. Ich glaube, ich trete für die Ehre meines Volkes ein, indem
ich auch die Ehre der anderen, die damals gegen uns standen, nicht besudeln und
nicht heruntersetzen lasse. Ich glaube, es ist auch keine Ehre für ein Volk,
wenn es ein anderes Volk, das ehrlich und fleißig sein will, das nur seiner
Arbeit nachgehen will, beschimpfen läßt von Elementen, die nie einer
anständigen Tätigkeit nachgingen, sondern immer nur lebten vom
Säen der Zwietracht und von üblen wirtschaftlichen
Geschäften. Und was heißt es, wenn man zuläßt, [40] daß uns gegenüber ein
Boykott organisiert wird? Welche wirtschaftliche Sinnlosigkeit ist es,
wenn man heute gegen uns den Boykott organisiert! Ein Erfolg dieses Boykotts
würde nur bedeuten, daß wir selbst dann weniger einkaufen
könnten, als wir sonst einkaufen würden! Das Ergebnis ist ein
wirtschaftlicher Wahnsinn. Ich fasse es als ein Zeichen der Besinnung der
Welt auf, daß die hetzerischen Elemente auf diesem Gebiet keinen Erfolg
haben, sondern daß die anständigen Völker sich in dieser
Beziehung freizumachen beginnen. Es freut mich, daß in der letzten
Zeit in England wie in Amerika mehr und mehr die Boykotthetze vergeblich wird.
Aber wie lange soll die Diskriminierung unseres Volkes noch dauern?
Entweder wir sollen gleichberechtigt sein, dann sind wir's! Oder wir sollen es
nicht sein, dann sind wir's nicht! Mit Wortspielereien soll man uns nicht
kommen; das lehnen wir ab.
Uns ist die Ehre viel zu wertvoll, als daß wir sie so leichtsinnig preisgeben
wollten. Wir haben jetzt 15 Jahre gewartet. Daß wir
Versprechungen nicht mehr vertrauen können, das ist nicht unsere
Schuld. Wir vertrauten einst den Zusicherungen des Präsidenten
Wilson. Die Welt wird nicht behaupten, daß sie gehalten worden sind.
Wir haben dann vertraut den Versprechungen im Friedensvertrag. Die
Welt wird nicht behaupten, daß sie gehalten worden sind. Und wir haben
wieder bei unserem Eintritt in den Völkerbund darauf vertraut,
daß man uns als Gleichberechtigte behandeln werde. Und die Welt kann
wieder nicht behaupten, daß das gehalten worden ist. Jedenfalls niemals
durch die Tat.
Wenn man aber dann erklärt, "man könne uns die
Gleichberechtigung jetzt nicht geben, und zwar weil angeblich bei uns
ein militärischer Geist herrsche", dann muß ich eines feststellen: Bald
sagen sie, - wenn das zweckmäßig ist - in Deutschland
geht alles drunter und drüber. Und dann heißt es wieder: Bei euch ist
alles militärisch diszipliniert, wir fühlen uns dadurch bedroht. Ja,
was sind wir nun eigentlich? Sind wir Wilde oder sind wir Disziplinierte? Bald
heißt es: Das Volk ist unterdrückt von einer Horde von
Usurpatoren - das sind wir. Dann wieder heißt es: die Usurpatoren,
die reden natürlich vom Frieden, aber das Volk ist so kriegslüstern,
dem Volk kann man gar nicht trauen. Je nach Bedarf! Die Welt zweifelt an
unserer Friedensliebe. Wenn wir aber nun Erklärungen für
den Frieden abgeben, dann sagt man wieder: diesen Erklärungen ist nicht
zu trauen, wir verlangen Beweise. Wenn wir nach den Beweisen fragen, dann
sagen sie, Frankreich fühlt sich bedroht! Gut! Vor dem ganzen
Volk erkläre ich: Wir sind bereit, dem französischen Volk die
Hand zur Versöhnung zu bieten! Nun aber schreibt die Presse: "Sie
wollen uns von England wegziehen!" Sie schreibt weiter: "Eine neue
Intrige wird gesponnen." Ja, was sollen wir denn nun tun? Ich weiß es:
Für unsere Ehre eintreten, und hart eintreten, und nicht von dieser Ehre
weichen!
Nach ihrem Willen soll die Abrüstungskonferenz einen Entwurf
verwirklichen, auf Grund dessen die hochgerüsteten Staaten gerüstet
bleiben, das abgerüstete Deutschland aber noch weiter abzurüsten ist,
und nach Jahren sollen die Voraussetzungen für eine dann ins Auge zu
fassende [41] wirkliche Abrüstung u. a.
geprüft werden. Dazu haben wir nur eines zu erklären: wir
machen solche Methoden nicht mit!
Wir haben den Willen zum Frieden, wir sehen auch keine
Konfliktsmöglichkeiten. Wir wollen mit England in Frieden leben, wollen
mit Frankreich in Frieden leben, wollen auch mit Polen in Frieden leben. Mit
Italien haben wir längst ein friedliches Verhältnis. Wir bewundern
den großen italienischen Staatsmann, bewundern seine Mission, wir sind
dankbar für die Unterstützung, die das italienische Volk uns in
schlimmen Tagen immer gegeben hat. Wir wollen mit allen Frieden haben.
Wir wollen aber auch, daß die anderen daraus endlich die Konsequenzen
ziehen, und zwar ganz klare Konsequenzen.
Wir lassen uns weder als minderwertig behandeln, noch werden wir
jemals etwas unterzeichnen, das wir nicht unterzeichnen dürfen, weil es
ehrwidrig ist, noch lassen wir uns jemals durch irgendeine Drohung von
diesem unseren Grundsatz abbringen. Wir können nicht anders
handeln!
Wenn jemals ein Volk das Recht hat, sich auf den gnädigen Herrgott als
Führer seiner Entschlüsse zu berufen, so kann es das deutsche Volk!
Uns bleibt keine andere Wahl! Wir haben die Leiden der 15 Jahre hinter uns,
haben gesehen, wohin sie unser Volk führten. Den Weg
können und wollen wir nicht weitergehen! Tut, was ihr tun wollt,
niemals werden wir an unserem Volk ehrlos handeln! Wir wissen,
daß hinter uns die deutsche Nation steht! Wenn Männer auf eigene
Verantwortung Unterschriften leisten, die sie nicht halten können, und
wissen, daß sie sie nicht zu halten vermögen, oder die gegen ihre
Ehre verstoßen, so mögen das diese Männer mit sich selbst
abmachen. Wir können das nicht tun, weil wir durch die Unterschrift
die Nation, die hinter uns steht, mit schänden
würden. Ich für meine Person erkläre, daß ich
jederzeit lieber sterben würde, als daß ich etwas unterschriebe, was
für das deutsche Volk meiner heiligsten Überzeugung nach nicht
erträglich ist!
Ich bitte das ganze deutsche Volk, wenn ich jemals hier irren würde, oder
wenn das Volk einmal glauben sollte, meine Handlungen nicht decken zu
können, dann kann es mich hinrichten lassen: ich werde ruhig standhalten.
Aber niemals werde ich etwas tun, was gegen meine und die Ehre der
Nation geht. Ich möchte nicht mithelfen, die deutsche
Nation zu schänden. Wir wollen den Frieden, wir wollen die
Verständigung, wir wollen aber auch unsere Ehre, unser gleiches Recht
haben. Wir wollen uns nicht länger als zweitklassige Nation
behandeln lassen.
Ich bitte, daß das deutsche Volk sich nun selbst zu dieser
Auffassung bekennt. Ich habe nie vor dem Volk gezittert, ich habe stets die
Auffassung vertreten, daß meine Handlungen vor dem ganzen
Volke bestehen können. Es möge über mich urteilen, es
möge über uns urteilen und möge über unsere Politik
urteilen! Ich weiß, wie dieses Urteil ausfällt. Das deutsche Volk
wird hinter uns stehen, denn seine Ehre ist auch unsere Ehre und unsere Ehre ist
seine Ehre! Und die Welt wird sehen, daß die Ehre des deutschen
Volkes keine schlechte ist.
[42] Und so bitte ich Sie, diesmal - wirklich zum
erstenmal in meinem Leben! - geben Sie uns nun Ihre Stimmen.
Wir haben früher nie um Stimmen gebettelt, jetzt bitte ich Sie, nicht
meinetwegen, sondern um des deutschen Volkes willen, geben Sie uns
Ihre Stimmen. Holen Sie jeden Volksgenossen hin zur Urne, auf daß er
mitentscheidet für die Zukunft seines Volkes und damit seiner selbst und
seiner Kinder. Zum erstenmal nach 14 Jahren bitte ich Sie jetzt, geben Sie diese
Stimme für dieses "Ja" der Gleichberechtigung, der Ehre und des
wirklichen Friedens, und geben Sie damit zugleich die Stimme ab für den
neuen Reichstag, der der Garant dieser Politik sein wird. Denn auf die Dauer kann
man auch wirtschaftlich ein Volk nicht retten, wenn es politisch und moralisch
zugrunde geht. Wir kennen nur ein Ziel auf der Welt: Nicht Haß
anderen Völkern, sondern Liebe zu der deutschen Nation!
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