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Adolf Hitler im
Bürgerbräu
Bei der zehnjährigen Gedenkfeier der nationalsozialistischen Erhebung
vom 9. November 1923 sprach Adolf Hitler im Bürgerbräukeller in
München zu seinen alten Mitkämpfern:
Meine Kameraden, meine deutschen Volksgenossen und -genossinnen!
Als heute vor zehn Jahren zum zweiten Male in Deutschland versucht wurde, den
Staat der Schande, den Staat des deutschen Elends zu überwinden, da
geschah dieser Versuch nicht leichtfertig. Wenn erwachsene Männer bereit
sind, ihr Leben aus freiem Willen für ein Ziel einzusetzen, und, wenn
notwendig, hinzugeben, dann geschieht dies nicht aus Leichtsinn heraus. Es ist
geschehen unter dem Zwang der bittersten deutschen Not, in der Hoffnung, diese
Not vielleicht doch wenden zu können. Wir wissen, daß diese
Erhebung unseres Volkes damals mißlang; wenige Stunden später
waren die Voraussetzungen, auf denen sie aufgebaut waren, nicht mehr gegeben.
Denn, was ich damals im Prozeß sagte, das kann ich heute genau so
wiederholen: Nie dachten wir daran, eine Erhebung durchzuführen
gegen die Wehrmacht unseres Volkes. Mit ihr glaubten wir,
müßte es gelingen. Tragik des Schicksals bezeichnen die einen den
damaligen Zusammenbruch. Vorsehung und Weisheit der Vorsehung
möchten wir ihn heute nennen. Heute, zehn Jahre später, wissen wir,
daß wir damals, zwar mit reinem Herzen, mit unerhörter
Geschlossenheit und auch mit persönlichem Mut an unsere Aufgabe
herangingen; aber wir wissen heute
auch - besser als damals -, daß die Zeit dafür noch
nicht reif war. Und doch bin ich überzeugt, daß, als wir
damals so handelten, [wir] im Auftrage einer höheren Gewalt so handeln
mußten und nicht anders.
Wir, die wir damals entschlossen waren, dieses Regiment der Schande zu brechen
und auch die anderen, die damals glaubten, auf Grund einer fiktiven
Staatserhaltung sich dagegen stemmen zu müssen, wir haben der jungen
Bewegung damals mit diesem Abend hier an dieser Stelle und mit dem
nächsten Tag das Ohr der Nation erschlossen. Wir haben dem ganzen
deutschen Volke die Augen geöffnet und wir haben der Bewegung den
Heroismus in die Wiege gelegt, den sie später brauchte, und vor
allem: Dieser Abend und dieser Tag, sie haben uns möglich gemacht,
später zehn Jahre lang legal zu kämpfen, denn, täuschen Sie
sich nicht: Wenn wir damals nicht gehandelt hätten, hätte ich
niemals eine revolutionäre Bewegung gründen, sie bilden und halten
und dabei doch legal bleiben können.
Man hätte mir mit Recht gesagt: Du redest wie die anderen und handeln
wirst Du genau so wenig wie die anderen. Aber dieser Tag, dieser
Entschluß hat es mir später ermöglicht, allen
Widerständen zum Trotz neun Jahre lang durchzuhalten,
d. h. zu sagen: Wir sind [44] eine revolutionäre Bewegung, wir
werden die Macht erobern, wir werden diesen Staat zerbrechen, werden ihn uns
unterwerfen, und wir wollen dennoch den legalen Weg nicht verlassen. Scheinbar
ein Widerspruch, allein die Entwicklung hat uns recht gegeben.
Im Jahre 1923 war es für eine gewaltsame Lösung der deutschen Not
bereits zu spät. Im Jahre 1920 hätte es vielleicht noch gelingen
können. Und zweitens waren die geistigen und weltanschaulichen
Voraussetzungen für eine wirkliche Umwälzung noch nicht
vollständig gegeben, die Schicht derer, die geistig und weltanschaulich
bereits gefestigt waren, war zu klein. Sie reichte kaum hinaus über diese
Stadt, sicherlich nicht viel über dieses Land. Die Tage des 8. und 9.
November aber haben nicht nur die Kunde von einer neuen Revolution über
Deutschland getragen, sondern auch die Kunde einer neuen
Weltanschauung. Von dem Tage an sehen wir die Bewegung die Grenzen
unserer engeren Heimat hier verlassen und sich über ganz Deutschland
verbreiten.
Was dann folgte, war nur die Erfüllung, war nur das Aufgehen der
Saat. So können wir heute ohne Bitternis und ohne Leid
zurückblicken in diese Tage, wenn wir davon absehen, daß sie uns
die große Zahl lieber, treuer und teurer Kampfgenossen genommen
haben.
Allein die Kämpfer, die damals fielen, waren Vorbilder für die,
die später gefallen sind. Hätten sie damals nicht dieses Opfer
gebracht, dann würde später keiner für uns gefallen
sein. So ist dieses Opfer in Wirklichkeit der Same gewesen, aus dem
die spätere Saat aufging. Zum erstenmal hat damals unsere
Bewegung Blutzeugen gestellt, zum erstenmal hat sie tapfer und mutig
dem alten Staat die Stirne gezeigt, nicht hinterher etwas bereuend oder
widerrufend, sondern auch hinterher sich zur Tat bekennend. Wir haben
damals die Voraussetzung geschaffen für den endgültigen
späteren Sieg.
Und so wollen wir darauf nicht nur in Treue und Dankbarkeit
zurückblicken, sondern auch das Glück empfinden, daß in
Erfüllung ging, was ich in meiner letzten Rede im großen
Prozeß dem Gericht erklärte, daß es unsere Überzeugung
sei, daß unsere Stunde kommen würde, daß dann der
große Zusammenschluß in Deutschland sich vollziehen werde,
daß selbst die, die damals auf uns schossen, in unseren Reihen
mitmarschieren würden und daß besonders das Heer, das ja nicht
beteiligt war an der blutigen Tat, uns die Hand geben würde, daß
wir und die Armee gemeinsam diesen neuen Staat schaffen
werden.
Mit Stolz und Freude können wir heute nach zehn Jahren feststellen: es
ist gelungen! Und damit ist das Jahr 1923 für uns eine der teuersten
Erinnerungen unseres ganzen Lebens geworden, eine Erinnerung, die uns tief
ergreift, die uns die Wege des Schicksals, aber auch die Weisheit der Vorsehung
zeigt und die uns daher glauben machen kann, daß auch in der Zukunft das
alles nicht vergeblich gewesen sein kann, was wir bisher an Opfern brachten und
was wir bisher an Erfolgen für uns buchen konnten. Ich glaube, daß
die Vorsehung uns das nicht hätte erleben lassen, wenn sie die Absicht
besäße, uns am Ende doch zu vernichten.
Wir stehen nun wieder in einem schweren Kampf. Am 12. November
muß die deutsche Nation antreten vor der ganzen Welt und [45] eindeutig Stellung nehmen zu Fragen, ob sie ihre
Ehre bewahren, ob sie in Zukunft Verträge nicht mehr
unterzeichnen wird, die nicht gehalten werden können, ob sie den
Frieden will, aber auch die Ehre nicht preiszugeben beabsichtigt. Dazu
muß unser deutsches Volk am 12. November feierlich vor der ganzen Welt
Stellung nehmen. Ich will der Welt die Möglichkeit nehmen, zu behaupten,
daß nur ein Staatsmann den Mut besitzt, einmal Nein zu sagen, daß
nur ein Staatsmann allein den Frieden will; ich will der Welt zeigen,
daß das ganze deutsche Volk so denkt.
Unser Entschluß ist fest und unerschütterlich. Nicht um die
Stimmabgabe handelt es sich, sondern um ein Bekenntnis, um
ein eindeutiges und ganz klares Bekenntnis, nicht nur für die Gegenwart,
sondern auch für die deutsche Zukunft. Es ist auf die Dauer keiner
Staatsführung möglich, große politische Erfolge zu erzielen,
wenn nicht das Volk selbst hinter ihrem Willen steht. Das Volk selbst
muß vor der Welt dokumentieren, der Staatsmann kann nur der Sprecher,
der Führer des Volkes sein, die Kraft muß im Volk selbst
verankert sein, und an diese Kraft des deutschen Volkes, die sich in
Jahrtausenden bewährt hat, appellieren wir.
Der Führer wies mit aller Entschiedenheit die
Beschuldigungen der Gegner
und der berufsmäßigen Hetzer zurück und fuhr dann im
Hinblick auf das Jahr 1923 fort:
Damals waren wir ein zerrissenes deutsches Volk - heute sind wir eine fest
zusammengeschlossene Nation. Damals waren es schwache Regierungen,
heute ist es ein unerschütterliches Regiment, damals konnte man
Deutschland zum Prügelknaben und Schuldigen der Welt degradieren,
heute ist das unmöglich. Wenn diese Welt ihrer Differenzen nicht
Herr wird, dann soll sie nicht glauben, daß sie die Schuld auf Deutschland
abladen kann. Uns zur Unterschrift unter ein Diktat zu zwingen, wird
ihnen nicht mehr gelingen. Hier wird die deutsche Regierung in alle
Zukunft immer nur einen Standpunkt einnehmen: Unter Konferenzen
verstehen wir Zusammenkünfte gleichberechtigter Nationen und unter
Beschlüssen von Konferenzen verstehen wir Beschlüsse freier und
gleichberechtigter Nationen. Der Völkerbund sieht uns nicht eher
wieder, als bis die letzte Diskriminierung unseres Volkes beseitigt ist.
Das deutsche Volk will keinen Krieg, das deutsche Volk will
Ruhe, es will Arbeit, nach seiner Fasson selig werden.
Indem wir diese Haltung einnehmen, kämpfen wir in Wahrheit für
eine wirkliche Befriedung der Welt. Ich weiß nicht, wieviele Male
ich hier stand, aber das eine weiß ich, daß ich mich in den hunderte
Malen niemals selbst widerrufen habe, daß ich stets einen
klaren Kurs vorwärts ging. Nun habe ich das 14 Jahre lang getan und
jetzt, da mich das Schicksal endlich zum Kanzler gemacht hat, soll ich
plötzlich umbiegen? Nein!
Dieser Tag, dieser [9.] November vor zehn Jahren wäre auch nicht denkbar
gewesen, wenn man vorher hier erklärt hätte: Wenn wir einst zur
Macht kommen, werden wir genau dasselbe tun, was die taten, die wir jetzt
abzusetzen uns entschlossen haben. Kein Mann wäre dann marschiert und
die, die tatsächlich gefallen sind, hätten ihr Opfer vergeblich
gebracht.
[46] Ich weiß, wenn diese Toten heute
unter uns wären, daß sie bekennen würden, daß ihr
Vermächtnis erfüllt wurde. Dazu müssen wir stehen und
davon dürfen wir nicht abweichen. Wir dürfen es erst recht
nicht, weil wir wissen, daß unsere Bewegung gerade durch die
Prinzipientreue groß wurde. Charakterlose Völker haben auf der Welt
keine Daseinsberechtigung. Eine große Nation von 65 Millionen muß
ihr Leben auf anderen Grundsätzen fundieren. Diese Grundsätze
müssen wir wahren und durchsetzen. Ich glaube, daß wir schon jetzt
wieder in der Welt feststellen können: Der Zorn bei all denen, die
uns übelwollen, ist gewachsen, aber die Achtung derer, die einen
wirklichen Frieden, eine wirkliche Verständigung wünschen, ist
für Deutschland durch unser Handeln gestiegen.
Aus der Erinnerung dieser zehnjährigen Vergangenheit wollen wir die
Hoffnung mitnehmen, daß so wie durch unsere Handlung in diesen zehn
Jahren am, Ende doch die Versöhnung zustande kam zwischen
denen, die sich in Deutschland feindlich gegenüber standen, in den
kommenden zehn Jahren auch die Versöhnung kommen wird zwischen
den Völkern, die heute noch durch verleumderische Elemente
gegeneinander gehetzt werden.
Wenn wir daran glauben, daß die Völker einmal auch gemeinsam ihre
höheren und größeren Interessen wahrnehmen werden, dann
müssen sie bedenken: Ehrliche Völker werden sich nie mit
unehrlichen verbinden. Wollen wir den Bund, dann müssen wir
selbst zum ehrlichen Volk werden. Das kann dem Einzelnen noch so
schwer sein: Nur über diesen Weg führt endlich der Weg zur
tatsächlichen Gleichberechtigung und damit zu einer
Interessengemeinschaft großer Nationen und großer
Völker.
Erst neun Jahre nach diesem 9. November, erst beim dritten Male ist die deutsche
Erhebung gelungen. Die Schande von damals ist im Innern nun nach 15 Jahren
ausgelöscht. Zum ersten Male können alle Deutschen jetzt
zusammenstehen, zum ersten Male für ein Ziel eintreten. Wenn die Nation
dies erkennt, dann wird in der deutschen Geschichte der 12. November 1933
ein Tag der Wiedergewinnung deutscher Ehre auch nach außen
sein.
Euch, meine alte Garde, die ihr mir diese ganzen langen Jahre treu geblieben seid,
euch brauche ich diese Bitte nicht zu unterbreiten. Es wurde hier vorhin gesagt,
daß alles das nur möglich gewesen sei, weil ich als Führer
stark geblieben bin.
Meine SA.-Kameraden, meine SA.-Führer, meine Mitkämpfer! Ich
konnte stark bleiben, weil ihr mir treu geblieben seid. Nur deshalb ganz
allein. Was ist alle Stärke eines Mannes, wenn er nicht getragen wird von
der Treue seiner Mitstreiter? Ihr seid mir treu geblieben! Ich bin
durch euch stark gewesen, darum brauche ich euch heute nicht zu bitten. Aber die
deutsche Nation möge sich an euch und an eurer Treue ein Beispiel nehmen
an diesem 12. November!
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