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Das Interview des Führers in der "Daily
Mail"
Am 18. Oktober wurde der Sonderkorrespondent der Daily Mail,
Ward Price, von Adolf Hitler empfangen. Von der darauffolgenden Unterredung sagte
der Korrespondent, daß es sich um die ausführlichste und direkteste
Darlegung der deutschen Haltung in der internationalen Politik gehandelt habe,
die der Reichskanzler jemals gegeben habe.
Der amtliche Bericht über das Interview lautet:
Bei Beginn der Unterredung äußerte Reichskanzler Hitler, welches
Unglück es gewesen sei, daß am 4. August 1914 zwischen den beiden
großen germanischen Nationen, die Hunderte von Jahren in Frieden gelebt
hatten, Krieg ausgebrochen sei. Er hoffe, daß die beiden stammverwandten
Völker den Weg zurück zu ihren alten freundschaftlichen
Beziehungen finden würden.
Der Korrespondent stellte dann eine Reihe von Fragen:
Frage: Es könnte Eure Exzellenz interessieren, daß
Anzeichen in London dafür vorhanden sind, daß Ihre
persönliche Popularität beim britischen Publikum seit letztem
Sonnabend außerordentlich zugenommen hat. Lord Rothermere, mit dem ich
gestern abend telephonierte, erzählte mir, daß, als Ihr Bild in der
Wochenschau der Londoner Kinematographentheater am Montag abend gezeigt
wurde, es mit lebhaftem Beifall begrüßt wurde.
Es ist indessen eine Tatsache, daß innerhalb
gewisser Kreise der britischen Öffentlichkeit und Presse durch
Deutschlands plötzlichen Austritt aus der Abrüstungskonferenz
erhebliches Mißtrauen und Beunruhigung geweckt worden sind.
Es würde erheblich dazu beitragen, diese Besorgnisse zu beschwichtigen,
wenn der Herr Reichskanzler mir erlauben würde, in einer ganz objektiven
Weise ihm einige hierauf bezügliche Fragen zu stellen.
Zunächst möchte ich die Rede des
Unterstaatssekretärs im Kriegsministerium, Duff Cooper, anführen,
der sagte, daß "kein Volk in der Geschichte der Welt sich jemals mit
derartiger Begeisterung für den Krieg vorbereitet habe, als das
deutsche Volk es zurzeit tue".
Es wäre nutzlos, zu bestreiten, daß diese
Absicht in England weit verbreitet ist. Welche Antwort kann darauf erteilt
werden?
Antwort: Ich war einst am 4. August 1914 tief unglücklich
darüber, daß nunmehr die beiden großen germanischen
Völker, die durch alle Irrungen und Wirrungen der menschlichen
Geschichte so viele hundert Jahre friedlich nebeneinander lebten, in den Krieg
gerissen wurden. Ich würde glücklich sein, wenn endlich diese
unselige Psychose ihr Ende fände und die beiden verwandten Nationen
wieder zur alten Freundschaft zurückfinden könnten.
[19] Die Behauptung, daß das deutsche
Volk sich mit Begeisterung auf den Krieg vorbereite, ist eine uns einfach
unfaßbare Verkennung des Sinnes der deutschen Revolution. Wir
Führer der nationalsozialistischen Bewegung sind fast ohne Ausnahme
Frontsoldaten
gewesen. Ich möchte den Frontsoldaten sehen, der mit
Begeisterung sich für einen neuen Krieg vorbereitet! Wir hängen in
fanatischer Liebe an unserem Volk, genau so wie jeder anständige
Engländer an dem seinen hängt. Wir erziehen die deutsche Jugend
zum Kampf gegen die inneren Laster und in erster Linie zum Kampf
gegen die kommunistische Gefahr, von deren Größe man in
England allerdings keine Vorstellung hatte und wohl auch heute noch nicht
besitzt. Unsere Revolutionslieder sind keine Lieder gegen die anderen
Völker, sondern Lieder für die Brüderlichkeit im Inneren,
gegen Klassenkampf und Eigendünkel, für Arbeit und Brot und
für die nationale Ehre. Der beste Beweis dafür ist, daß bis zu
unserem Regierungsantritt unsere ausschließlich politische S. A. vom
Staat auf das furchtbarste verfolgt war, ja daß unsere Anhänger nicht
nur nicht zum Heere genommen wurden, sondern nicht einmal in einer
Heeresstätte als Arbeiter beschäftigt werden durften.
Frage: Der Verdacht, daß Deutschlands letzte Ziele kriegerische
sind, beruht auf folgenden Erwägungen:
Man glaubt, daß das deutsche Volk von der
nationalsozialistischen Regierung dazu erzogen worden ist, daß es ein
tiefes und echtes Zerwürfnis mit Frankreich hat und daß
dieses nur durch einen deutschen Sieg wieder gutgemacht werden kann.
Antwort: Die nationalsozialistische Bewegung erzieht nicht das deutsche
Volk zu einem echten oder tiefen Zerwürfnis mit Frankreich, sondern
einfach zur Liebe zum eigenen Volk und zu einem Bekenntnis für die
Begriffe von Ehre und Anständigkeit. Glauben Sie, daß wir
unsere Jugend, die unsere ganze Zukunft ist und an der wir alle hängen, nur
erziehen, um sie dann auf dem Schlachtfeld zusammenschließen zu
lassen?
Ich habe schon so oft betont, daß wir keinen Grund
haben, uns militärisch der Leistungen unseres Volkes im Kriege zu
schämen. Wir haben daher auch hier gar nichts gutzumachen. Das einzige,
über das wir uns schämten, waren die Männer, die in der Zeit
unserer schlimmsten Not das Vaterland im Stich gelassen hatten. Diese Personen
sind restlos beseitigt. Daß die deutsche Jugend wieder ein Ehrgefühl
hat, erfüllt mich mit Freude. Ich sehe aber nicht ein, wieso ein anderes
Volk dadurch bedroht sein soll. Und ich sehe erst recht nicht ein, wieso eine
sonst so fair denkende Nation wie die englische uns dies innerlich verübeln
könnte. Ich bin überzeugt, daß, wenn England dasselbe
Unglück getroffen hätte, das Deutschland traf, eher noch mehr
Engländer Nationalsozialisten wären, als dies bei uns der Fall ist.
Wir wollen mit Frankreich kein "Zerwürfnis", sondern eine aufrichtige
Verständigung, allerdings auf einer Basis, die ein Volk von
Ehrgefühl akzeptieren kann. Und außerdem wollen wir leben
können!
Frage: Ein großer Teil der deutschen Jugend wird zurzeit in
Arbeitslagern oder als Mitglieder der S. A. und anderer Formationen zu
mili- [20] tärischer Disziplin erzogen.
Selbst wenn die deutsche Regierung nicht beabsichtigt, diese Ausbildung
für den Kriegsfall durchzuführen, herrscht in Frankreich und zum Teil
auch in England die Befürchtung, daß es die Entwicklung eines
militärischen Geistes unter den jungen Deutschen zur Folge haben
könnte, die eines Tages verlangen werde, daß die militärischen
Kenntnisse, die sie jetzt erwerben, praktisch ausgenutzt werden.
Antwort: Die deutsche Jugend wird weder in Arbeitslagern, noch in der
S. A. und in den unterstehenden Formationen mit
militärischen Kenntnissen versehen, die sie anreizen
könnten, diese einst auszunützen. Wieviel mehr könnte
sich demgegenüber Deutschland beschweren, daß in den anderen
Ländern Jahr für Jahr Millionen an Rekruten eine wirklich
militärische Ausbildung erfahren!
Unser Arbeitsdienst
ist eine ungeheure soziale
Einrichtung, die zugleich klassenversöhnend wirkt. Eine Armee von
jungen Leuten, die früher auf den Landstraßen verkommen sind,
haben wir zu nützlicher Arbeit zusammengefaßt. Hunderttausend
andere, die in den Großstädten schon in jungen Jahren verdorben
worden sind, erziehen wir in unseren
Jugend- und S. A.-Formationen zu anständigen Mitgliedern der
menschlichen Gesellschaft. Während vor uns die deutschen Straßen
und Plätze vom Kommunismus beherrscht worden sind, das ganze Volk
unter dem blutigen Terror dieser Mordbrennerbande litt, haben wir jetzt die
Sicherheit, Ruhe und Ordnung wiederhergestellt. Das ist der Erfolg meiner
S. A.
Frage: Ferner ist die Ansicht weit verbreitet, daß Deutschlands
Rüstungen schon viel weiter fortgeschritten sind, als amtlich zugegeben
wird. Es wird z. B. behauptet, daß die deutsche Regierung in
Schweden, Holland und anderen Ländern Munitionsfabriken erworben
habe, in denen große Vorräte von Kriegsmaterial auf Lager gehalten
werden, um bei Entstehen einer Kriegsgefahr sofort über die deutsche
Grenze befördert zu werden.
Antwort: Diese Ansichten sind lächerlich.
1. Wo sind denn die Fabriken in Schweden, Holland
und anderen Ländern, die wir als Munitionsfabriken erworben haben
sollen? Unsere Feinde im Ausland bringen die genauesten Nachrichten über
alles, was in Deutschland, wie sie behaupten, geschehen sein soll. Es
müßte ihnen doch eine Spielerei sein, endlich einmal zu sagen,
welche Fabriken wir in Holland erworben haben und welche in Schweden. Meines
Wissens regieren in Schweden keine Nationalsozialisten, ebensowenig wie in
Holland.
Es würde doch den findigen Nachrichtendiensten
nicht schwer sein, herauszubekommen, in welcher holländischen oder
schwedischen Fabrik für Deutschland Munition fabriziert und auf Lager
gehalten wird. Denn es müßten dann immerhin ziemlich
umfangreiche Lager sein. Wie groß ein gewöhnliches Munitionslager
nur für ein Armeekorps ist, weiß doch jeder
gewöhnliche Soldat vom Kriege her. Und das alles bleibt den Augen der
forschenden Mitwelt verborgen!
[21] Und außerdem sollen wir
vermutlich im Kriegsfalle diese Munition nachts auf dem Luftweg nach
Deutschland schaffen, oder würde Frankreich unseren Schiffen Geleitbriefe
ausstellen? Nein. Das ist ja alles zu lächerlich. Aber leider Gottes
genügend, um ein Volk, das nichts will als sein Recht, in einer Welt
anzuschwärzen, die tatsächlich überhaupt nur eine einzige
Rüstungsfabrik ist.
Frage: Obwohl die Anwendung schwerer Feldartillerie durch den
Friedensvertrag
verboten wurde, wird in Frankreich behauptet, daß
Artilleristen der Reichswehr in schwerer Artillerie an den deutschen
Küstenbefestigungen ausgebildet worden sind. Diese Vorwürfe
werden möglicherweise in den nächsten Wochen offiziell geltend
gemacht werden. Würde es da nicht vorteilhaft sein, wenn der Herr
Reichskanzler sich bereits im voraus mit ihnen öffentlich
auseinandersetzt?
Antwort: Glauben Sie wirklich, daß wir uns den Luxus erlauben,
von den hunderttausend Mann unserer Armee die Artilleristen an der schweren
Artillerie der Küstenbefestigungen ausbilden zu lassen, damit sie dann mit
den Feldkanonen schießen können? Wir haben in der
Festung Königsberg eine lächerlich beschränkte Anzahl
schwerer Geschütze genehmigt erhalten und selbstverständlich
werden dafür auch Leute ausgebildet. Im übrigen hat die Armee
leider nur eine ungenügende Feldartillerie, und wir bilden schon
lieber die Leute an dem Geschütz aus, an dem sie kämpfen
müßten, als an Geschützen, die wir gar nicht haben!
Frage: Eine weitere Ursache der Besorgnis ist die Auffassung, daß
Deutschlands zugegebene Absicht, eines Tages den polnischen Korridor
wiederzuerlangen, mit der Erhaltung des Friedens unvereinbar ist. Auf
welcher Grundlage hält der Herr Reichskanzler Verhandlungen mit diesem
Ziel für möglich?
Antwort: Es gibt überhaupt keinen vernünftigen Menschen,
der die Lösung des Korridors als
besonders überwältigende
Leistung der Friedenskonferenz bezeichnen könnte. Der Sinn dieser
Lösung konnte nur sein, Deutschland und Polen für ewige Zeiten zu
verfeinden. Niemand von uns denkt daran, mit Polen wegen des Korridors
einen Krieg zu beginnen. Wir möchten aber alle hoffen, daß die
beiden Nationen die sie betreffenden Fragen dereinst leidenschaftslos besprechen
und verhandeln werden. Es kann dann der Zukunft überlassen bleiben, ob
sich nicht doch ein für beide Völker gangbarer Weg und eine
für beide tragbare Lösung findet.
Frage: Der Ausdruck "Volk ohne Raum" hat gewisse Unsicherheit erregt.
Auf welchem Wege erblickt der Herr Reichskanzler eine Möglichkeit
für die räumliche Ausdehnung Deutschlands?
Bildet die Wiedererlangung von früheren
deutschen Kolonien eines der Ziele der Regierung? Wenn ja, welche
Kolonien kommen in Frage, und würde ein Mandatssystem Deutschland
genügen, oder würde Deutschland volle Souveränität
verlangen?
[22] Antwort: Deutschland hat zu viele
Menschen auf seiner Bodenfläche. Es liegt im Interesse der Welt, einer
großen Nation die erforderlichen Lebensmöglichkeiten
nicht vorzuenthalten. Die Frage der Zuteilung kolonialer Gebiete, ganz gleich wo,
wird aber niemals für uns die Frage eines Krieges sein.
Wir sind der Überzeugung, daß wir genau so
fähig sind, eine Kolonie zu verwalten und zu organisieren wie andere
Völker. Allein wir sehen in all diesen Fragen überhaupt keine
Probleme, die den Frieden der Welt irgendwie berühren, da sie nur auf dem
Wege von Verhandlungen zu lösen sind.
Frage: In gewissen Kreisen in England erwartet man, daß die
jetzige Regierung sich als ein Vorspiel zur Restauration der kaiserlichen
Familie herausstellen wird. Wäre es möglich, daß der
Herr Reichskanzler seine Stellungnahme zu dieser Frage definiert?
Antwort: Die Regierung, die heute in Deutschland tätig ist, arbeitet
weder für die Monarchie, noch für die Republik, sondern
ausschließlich für das deutsche Volk. Wohin wir blicken,
überall sehen wir nur Not und Elend, Arbeitslosigkeit, Verfall und
Zerstörung. Dies zu beseitigen, ist die von uns gewählte Mission.
Frage: Seit der Machtübernahme durch die Regierung Eurer
Exzellenz ist die Weimarer Verfassung de facto in einzelnen Punkten
abgeändert worden, obwohl sie nicht förmlich außer Kraft
gesetzt ist. Beabsichtigt der Herr Reichskanzler, eine Verfassungsänderung
auf neuer Grundlage durchzuführen?
Antwort: Ich habe einst erklärt, nur mit legalen Mitteln
kämpfen zu wollen. Ich habe diese Erklärung auch gehalten. Die
gesamte Umgestaltung Deutschlands ist auf verfassungsmäßig
zulässigem Wege geschehen. Es ist selbstverständlich möglich
und auch wahrscheinlich, daß wir das Gesamtergebnis der sich
vollziehenden Umwälzung dereinst als neue Verfassung dem deutschen
Volke zur Urabstimmung vorlegen werden. Wie ich denn überhaupt
betonen muß, daß es zurzeit keine Regierung gibt, die mit mehr Recht
als die unsere behaupten könnte, von ihrem Volk beauftragt zu
sein!
Frage: Sieht der Herr Reichskanzler den Völkerbund als eine
Einrichtung an, die ihren Nutzen überlebt hat, oder kann er sich
bestimmte Bedingungen vorstellen, unter denen Deutschland eine Rückkehr
in den Völkerbund zu erwägen geneigt wäre?
Antwort: Wenn der Völkerbund sich so wie in letzter Zeit immer
mehr auswächst zu einer Interessengemeinschaft bestimmter Staaten
gegen die Interessen anderer, dann glaube ich nicht an seine Zukunft.
Deutschland wird jedenfalls niemals mehr einer internationalen Vereinigung
beitreten oder sich an einer solchen beteiligen, wenn es nicht als vollkommen
gleichberechtigter Faktor anerkannt ist.
[23] Daß wir einen Krieg verloren
haben, das wissen wir. Wir wissen aber auch, daß wir uns solange mutig
und tapfer verteidigt haben, als es nur überhaupt ging. Wir sind
Männer genug, einzusehen, daß man nach einem Krieg, den man
verliert, man mag nun schuldig sein oder nicht, selbstverständlich die
Folgen zu tragen hat. Wir haben sie getragen! Daß wir aber nun als Volk
von 65 Millionen Menschen dauernd und immer wieder aufs neue entehrt und
gedemütigt werden sollen, ist für uns unerträglich. Diese
ewige Diskriminierung ertragen wir nicht, und solange ich lebe, werde ich
niemals meine Unterschrift als Staatsmann unter einen Vertrag setzen, den ich als
Ehrenmann auch im privaten Leben niemals unterschreiben würde, und
selbst wenn ich darüber zugrunde ginge! Denn ich möchte auch
nicht meine Unterschrift unter ein Dokument setzen mit dem stillen
Hintergedanken, es doch nicht zu halten! Was ich unterschreibe, halte ich. Was
ich nicht halten kann, werde ich niemals unterschreiben.
Frage: Hält Deutschland sich somit für befreit von den
bestehenden internationalen Verpflichtungen mit der Begründung,
daß es nicht gleichberechtigt behandelt worden ist?
Antwort: Was wir unterzeichnet haben, werden wir nach unserer besten
Fähigkeit erfüllen.
Frage: Könnte der Herr Reichskanzler der britischen
Öffentlichkeit einige Mitteilungen über seine Pläne machen,
die darauf abzielen, im kommenden Winter dem wirtschaftlichen Elend in
Deutschland abzuhelfen?
Antwort: Wir gehen einem sehr schweren Winter entgegen. Wir haben von
etwas über sechs Millionen Arbeitslosen in acht Monaten über
zweieinviertel Millionen in die Produktion zurückgeführt. Unsere
Aufgabe ist, wenn irgend möglich, zu verhindern, daß im Winter ein
Absinken eintritt. Im Frühjahr wollen wir dann mit dem neuen
Generalangriff gegen die Arbeitslosigkeit beginnen.
Zu diesem Zweck setzen wir eine Reihe von
Maßnahmen in Gang, von denen wir uns einen ausreichenden Erfolg
versprechen. Neben einer Entlastung der Wirtschaft von unerträglichen
Steuern, einer allgemeinen Wiederherstellung des Vertrauens, der Beseitigung
einer großen Anzahl mehr oder minder marxistisch inspirierter
wirtschaftshemmender Gesetze, läuft eine sehr große
Arbeitsbeschaffung. Da unsere Straßen zum Teil ungenügend,
zum Teil auch verkommen sind, wird ein Netz von 6 500 Kilometern an
Automobilstraßen gebaut und in diesem Winter bereits mit höchster
Energie begonnen. Die Finanzierung erfolgt durch unsere
Automobil- bzw. Brennstoffsteuern sowie durch einzuhebende
Benützungsgebühren. Eine ganze Anzahl weiterer großer
Arbeiten, Kanalbauten, Stauwerke, Brücken laufen mit.
Außerordentlich groß ist unsere
Tätigkeit auf dem Gebiet der Fruchtbarmachung unseres Bodens und der
damit
zusammenhängenden Siedlung. Für die Zeit des Winters
werden durch eine Kombination von
Staats- und Privatmitteln für Reparaturen an unserem zum Teil sehr
erneuerungsbedürftigen Hausbesitz rund 2,5 Milliarden eingesetzt. Der
Gedanke ist da- [24] bei der, daß der Staat sich finanziell in
dem Umfang beteiligt, in dem er sonst die Lasten der Arbeitslosigkeit zu tragen
hätte.
Um besonders der Jugend zu helfen, werden wir sie in
unseren Arbeitslagern
für eine vernünftige Tätigkeit bei
allerdings nur ganz kleiner Besoldung, aber ausreichender Verpflegung
zusammenfassen und ansetzen. Sie haben noch keine Familien und können
daher leicht in Baracken und ähnlichen Unterkünften bei ihren
Arbeitsplätzen untergebracht werden.
Durch besondere Maßnahmen ermöglichen wir
durch
Familiengründung das Ausscheiden von Mädchen aus der
Produktion und das langsame Nachrücken von Männern.
Da aber trotzdem die Not noch sehr groß sein wird,
haben wir ein
gigantisches Winterhilfswerk organisiert, das besonders
unsere ländliche Bevölkerung bittet, mit Lebensmitteln der
notleidenden armen Industrie- und Stadtbevölkerung zu helfen. Es ist ein
riesenhaftes Austauschwerk und damit zugleich eine Verbindung von Stadt und
Land. Wir werden mit dieser Organisation rund 6 Millionen Menschen wenigstens
mit dem Notwendigsten an Heizmaterial und Lebensmitteln und zum Teil auch
mit Kleidern versorgen. Jedenfalls bemühen wir uns auf das
äußerste, dafür zu sorgen, daß wenigsten dem
Hunger in der schlimmsten Auswirkung Einhalt geboten wird. Denn bisher
war es dank dem Versailler
Friedensvertrag so, daß sich im Durchschnitt in
Deutschland jährlich rund 20 000 Menschen aus Not und
Verzweiflung freiwillig das Leben nehmen mußten.
Sie werden verstehen, daß eine Regierung und
ein Volk, die vor solchen Aufgaben stehen, gar keinen anderen Wunsch haben
können als den nach Ruhe und Frieden. Und damit endlich auch nach
Gleichberechtigung.
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