Bis zum 16. Jahrhundert
Die Entwicklung und das Vorwärtsdringen der naturforschenden Erkenntnisse drohte im frühen Mittelalter zu ersticken. Unsichtbar ballten sich die Kräfte gegen die geistigen Vergewaltigungen der Kirche, welche die "Herzen der Einfältigen nicht vergiften wollte." Ekkeharts Schriften lodern schon 1322 auf dem Scheiterhaufen. Der Kampf der Kirche ging gegen die, "die mehr wissen wollten, als nötig war". Ein anderer deutscher Mönch, der Schwarzkünstler Bertholdus, der um 1313 lebte – wegen seiner "Zauberei und Magie" hieß er später Berthold der Schwarze oder Berthold Schwarz – soll das Pulver erfunden haben. Sicher ist aber ihm der erste Gebrauch der Feuerbüchsen unter Benützung des Pulvers als Geschoßtreibmittel zu verdanken. Pulvermischungen waren tatsächlich schon dem großen deutschen Naturforscher Albertus Magnus um 1250 bekannt. – So loderten aus der Seele und aus dem chemischen Mörser die Flammen gegen die geistigen Fesseln. Aber noch ein anderer gewaltiger Weg stand offen. Der Weg der Wahrheit ging für die deutschen Späher des Himmels über die Sterne. Nikolaus Kopernikus, 1473 in Thorn geboren, stürzte die Lehre des Ptolemäus, die von der Kirche angenommen war, wonach die Erde unbeweglich, "faul und träge" im Mittelpunkt der Welt stehen soll. Kopernikus begründete das neue Weltensystem der Sonne als Mittelpunkt, die von den Planeten umkreist werde. Die Ekstase des durch diese Erkenntnisse ausbrechenden Geisteskampfes, die Spannung der verängstigten Gemüter, vor deren Augen sich eine neue Welten- [8] harmonie mit Erschütterungen eines armseligen Lippenglaubens erschloß, das Angstgeheul der Kirche, die noch 1616 alle Schriften der kopernikanischen Lehre verbot, erscheinen uns heute wie das Röcheln eines zusammenbrechenden Zeitalters.
Die Jahrhunderte schmelzen in der Größe dieser Geisteshelden wie in einem Tiegel zusammen. Die seelische Verwandtschaft dieser hohen Meister wird uns offenbar, wie wenn ihr Genius aus einer einzigen Quelle sprudle.
Paracelsus fand neue Kontinente in seinen Laboratorien. Er fühlte den Zauber der Chemie. Er sah, wie aus chemischen Versuchen Antworten strahlen, wie sich Tore öffnen in das Innerste der Stoffe. Es war ihm eine Lust, diese Steine bis in ihr chemisches Gefüge zu zersetzen, die Härten aufzuspüren und sie zu sprengen. Seine chemische Schau führte ihn in den Menschen selbst. Er frug sich und die Natur: Schwingen sich aus der Erde, aus ihren Erzen auch Kräfte ins Blut? Sind es Opfertische, die in unserem Blute errichtet sind? Was geht im Menschen vor? Und er sagt der Welt: "Also soll der Arzt die Natur und Kraft aller Dinge erkennen und also sollst du die Kunst der Arznei erfinden aus den auswendigen Kräften, so die Natur erzeugt." Auch Paracelsus ist im Innersten seines derben Wesens ein frommer Mann. Er erklärt: Arznei ist eine Kunst, die mit großem Gewissen, mit großer Erfahrung und auch mit großer Gottesfurcht ausgeübt werden soll. Er hält seine Vorlesungen in deutscher Sprache, denn er weiß, daß seine Erkenntnisse selbst deutsch sind und daß er all das Gefundene in seiner Herzenssprache zu [10] Gehör bringen muß. Zu Lebenszeit wurde er deshalb als "Lutherus medicorum" bezeichnet, als der ärztliche Ketzer, der die alten erstarrten Brocken der Dogmatik und einer verkalkten Wissenschaft zerbrach. Schon seine Zeit wußte, daß diese Sprengkraft bei Luther und Paracelsus aus der gleichen Tiefe deutscher Seele wuchs. Paracelsus lehrte "das Licht der Natur" als den Kompaß für das ärztliche Tun. In den Heilwegen der Natur in weitestem Sinne sah er ebenso ein Stück Weltgebäude wie im Menschen selber. Welch unvergängliches Gold die Welt des Paracelsus auch für das heutige, hochentwickelte Arzttum nach fast fünfhundert Jahren bedeutet, sehen wir in der Anerkennung paracelsischer Geistestaten und im Ergriffensein der neuen Geschlechter von diesem sehnsuchtserfüllten, das Erdgeschehen in seinen Wurzeln empfindenden, den inneren Reichtum aller Materie erfassenden Gottsucher Paracelsus. Diese tiefen Quellen weltumfassenden Deutschtums strömen auch in der Kunst des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit. Die deutschen Baumeister haben die künstlerische Welt der Antike Kraft ihrer Seele nicht nur gesteigert und geläutert, sondern aus dem Urgrund ihres Wesens Neues geschaffen, so wie die Gotik auf deutschem Boden zu einem göttlichen Feste deutschen Geistes wurde.
Deutsche Baumeister wie Peter Parler, der Erbauer des Prager Doms, des alten Krakau, dänischer und schwedischer Städte, aber auch Ulrich von Ensingen, der Schöpfer des Ulmer Münsters, gaben ihrer Zeit nicht nur die künstlerische Grundstimmung, sie sind in ihrer Seelensprache die Keimzelle höchster Werte für alle Zeiten geblieben. Die Kunst blieb nie stehen. Die Volksverbundenheit ihrer Schöpfer, die Naturnähe ihres Geistes, der über das Handwerk den Lichtschein göttlicher Sendung breitete, der bunte Lichterkranz ihrer Glasmalereien, die aus dem Sonnenstrahl ein farbiges Mysterium auf die Fliesen ihrer Dome streuten und einem edlen Lebensgefühl entsprangen, sind Höhepunkte, aber auch Ansporn für die ganze Welt geworden. Meister aller Länder haben an diesen urdeutschen Werken ihren Blick und ihre Seele geformt. In der Zeit, in der Paracelsus die Natur mit den Augen eines Sehers aufbrach, lebte Tilman Riemen- [12] schneider mit seinen unsterblichen Plastiken, Veit Stoß, der Schöpfer des Krakauer Marienaltars, Hans Holbein d. J. mit seinen fesselnden Menschenstudien. Jörg Syrlin in köstlichen Schnitzereien, Matthias Grünewald, dessen Isenheimer Altar schicksalhafte Offenbarung ist, Albrecht Dürer in einer Überfülle lebensvoller künstlerischer Arbeiten und die Malerhände von Lukas Cranach schufen eine reizvolle farbige Welt. Diese Schöpfungen deutscher Seele haben die Vergänglichkeit überwunden. Sie allein würden genügen, um deutsches Können und deutsches Empfinden aus den Quellen innersten Lebens über alle Zeiten zu stellen. In dieser mittelalterlichen Welt, in der das Handwerk allmählich eine deutsche Wirtschaftsmacht baute und neben dem feinfühligen Goldschmied der hart zufassende Panzerer wohnte, aber auch der Plattner, der Schwertner und Schwertfeger, der geschickte Kannengießer, der Armbruster und Büchsenschmied, der Sporer und Nadler, waren die Zunftgassen ummauerter Städte erfüllt mit dem Klang der Arbeit. Diese mittelalterliche Stadt mußte gar oft von der Bürgerschaft verteidigt werden. Der Handwerker verstand es, mit den Waffen umzugehen. Die Wehrpflicht der Zunftmitglieder war in den Zunftordnungen festgelegt. Aus den Stadtchroniken vernehmen wir, daß auch die Jünglinge beizeiten anfingen, ihr Seitengewehr zu tragen und es bis ins späte Alter bei all ihren bürgerlichen Geschäften als Zeichen der Mannhaftigkeit bei sich führten. Deutscher Geist war von jeher wehrhafter Geist. Männer wie Albrecht Dürer haben Befestigungssysteme mit Basteien ausgedacht, deren Formen sich bei den preußischen Befestigungen wiederfinden. Die deutschen Handwerker waren in der ganzen Welt angesehen. Deutsche Steinmetzen waren überall geschätzt, was ein vielgereister Ulmer Mönch 1480 mit folgenden Worten bestätigte: "In Handarbeit, in allem Erz, vor [13] allem Holz und jedem Stoff, sind die Deutschen so fleißig, daß ihre Arbeiten durch die ganze Welt berühmt werden. Wenn daher jemand ein vortreffliches Werk in Erz, Stein oder Holz haben will, so sende er zu den Deutschen. Ich habe deutsche Goldschmiede, Edelsteinarbeiter, Steinmetzen und Wagenbauer unter den Sarazenen Wunderdinge vollbringen sehen, habe beobachtet, wie Schneider, Schuster und Maurer die Griechen und die Italiener an Kunst übertrafen. Doch im vergangenen Jahre hat der Sultan von Ägypten den Hafen von Alexandria mit einer wunderbaren Mauer umgeben, die für das gesamte Morgenland ein erstaunliches Wunder war – und er bediente sich hiermit des Kunstfleißes eines Deutschen."
Ebenfalls in Nürnberg arbeitete 1517 der Uhrmacher Johann Kiefuß das Radschloß für Feuergewehre aus, bei dem ein Stahlrädchen an einem kleinen Feuerstein den Funken erzeugt. Daß auch die Künstler Meister im Handwerk waren, stellen wir an vielen Leistungen fest. Albrecht Dürer
Ein anderer Nürnberger, Ulman Stromer, benützte schon 1370 zum erstenmal Stampfen zur Stoffzerkleinerung bei der Papierherstellung. Die Nürnberger Gassen bildeten eine große Erfinderwerkstätte für die ganze Welt. Der Goldschmied Wenzel Jamnitzer (1506–1589) baute in Nürnberg dank seiner mathematischen Begabung ausgezeichnete wissenschaftliche Instrumente. Ein anderer deutschstämmiger Uhrmacher, Jost Bürgi aus Lichtenberg, hat 1603–1611, wie Kepler bezeugt, als erster die Logarithmen-Tafeln aufgestellt. Die Arbeiten dieser Handwerker erforderten ein Fingerspitzengefühl für die Tugenden und Fehler der Werkstoffe. Das Eisen vor allem hatte seine Launen. In der deutschen Vorzeit ist das Eisen ein Träger der Gerechtigkeit, wenn es im Schwerte und im Hammer gespannte Kraft wurde. Die Sage von Thor, dem Donnergott, die Edda, die Wielandsage, das Nibelungenlied lassen das Eisen und die verständige Hand des Waffenschmieds aus den Nebeln der Vergangenheit herausleuchten.
England war auf die Dauer über die Güte dieses deutschen Stahls erzürnt. Um dieses deutsche Monopol auszuschalten, zog England mit lockenden Versprechungen deutsche Bergleute und Schmiede im 15. Jahrhundert in seine Bergwerke und Werkstätten. Von Deutschen hat England diese ersten grundlegenden Kenntnisse der Eisenhüttentechnik erworben. Auch die Königin Elisabeth von England hat 1570 zur Zinnverhüttung deutsche Arbeiter und Kenner benötigt, weil man in England die Verarbeitung des Zinnsteins nicht verstand. Es wurden diesen berufenen deutschen Kräften zuerst gewisse Privilegien eingeräumt. Als "Dank" wurde nach der Ausbeutung dieser Werkmänner und ihrer Kenntnisse von England im 16. Jahrhundert die Zufuhr deutscher Stahlwaren abgeriegelt und die Hansa 1597 zur Aufgabe des deutschen Stahlhofs in London gezwungen, der von den Engländern in brutalster Weise zerschlagen wurde. Da Deutschland einen ertragsreichen und in der Arbeitsweise klug durchdachten Bergbau seit Jahrhunderten betrieb, sammelten sich in deutschen Händen auch die Werkkenntnisse eines rationellen Eisenhüttenwesens, das über Rennfeuer und Stückofen zum Kochofen führte, der zu Anfang des 14. Jahrhunderts erstmals in Deutschland angetroffen wird. Ein weiterer deutscher Fortschritt, welcher der ganzen Welt zugute kam, war der Eisenguß, den um 1400 deutsche Büchsenmeister am Rhein schufen. Im Siegerland erstanden aus diesem alten Werkgeist die großen [16] Eisenhütten, in denen man schon damals Glocken, Gewichte und andere Gebrauchsgegenstände goß.
Was diese deutsche Erfindung der Buchdruckkunst durch Johannes Gutenberg für die Welt bedeutet, ist mit keinem Maßstab auszudrücken. Wenn andere Erfinder oft ihr Leben lang um die Anerkennung ihrer schöpferischen Taten rangen, wurde Gutenbergs Erfindung wegen ihrer offensichtlichen, erstaunlichen Zweckmäßigkeit gerne von allen Seiten aus den Händen des Erfinders genommen. In wenigen Jahren gab es in der ganzen zivilisierten Welt Buchdrucker. In den Stürmen der Jahrhunderte mitteilsam geworden, hatte der Mensch das Bedürfnis, seine Erkenntnisse durch die Segel bedruckten Papieres in die Welt zu lenken. Es lag alles wie in einem Programm bereit, als Gutenberg seine Erfindung machte. Zwischen 1470 und 1500 wurden etwa 10 000 Schriften in Druck gegeben. Die Möglichkeit, über den Weg des Buchdrucks die Gedanken an einen großen Kreis von Lesern zu geben, war so erregend, daß ein wahres Schreib- und Druckfieber ausbrach. Der Geist hatte seine Bahn zum Volk gefunden. Die Stimme der Gelehrten und der Weisen blieb nicht mehr schüchtern im Raume, sie gewann Flügel über Länder und Meere. Zur Errichtung der ersten französischen Buchdruckerei an der Sorbonne z. B. kamen auf Wunsch der Pariser Universität deutsche Buchdrucker nach Paris.
England hat seine erste Papiermühle ein Jahrhundert später, erst im Jahr 1494 errichtet, ein Zeichen, wie langsam sich England hinter dem deutschen Fortschritt entwickelte.
Buchdruck und Reformation griffen mit mächtiger Kraft in die Speichen der Papierentwicklung. Abraham a Santa Clara, der deutsche Kanzelredner, den Schiller in seinem Wallenstein als Vorbild der Kapuzinerpredigt genommen hat, sagte im 17. Jahrhundert: "Ein Papier ist der größte Nutz der Welt".
Als Gutenberg 1467 die Augen schloß, war seine Erfindung wie ein bindender und empfindender Nerv über die ganze zivilisierte Welt gelegt. Ein Ferment ohnegleichen war für den Auftrieb der Menschheit geschaffen. Die Wirkung äußerte sich in gar vielem, was nicht unmittelbares drucktechnisches Arbeitsfeld ist. Die Reformation durch die Geistestat Luthers war in der gedruckten deutschen Bibel im Volke emporgestiegen. Der Geist hatte im Buch einen Mittler gefunden und war beredsam geworden. Weltstraßen waren durch diese deutsche Tat des Buchdrucks für alle Zeiten gelegt. Eine spätere große technische Tat des Buchdrucks vollbrachte ebenfalls ein Deutscher: der schwäbische Uhrmacher Ottmar Mergenthaler schuf 1884 in seiner "Linotype" eine vollendete Setzmaschine. Damit ist der gewaltige Kreis deutscher Buchdruckschöpfung bis in die Gegenwart geschlossen. [19] Wir sehen auf der schicksalvollen Linie des Buchdrucks und des Papiers die großen grundlegenden Leistungen deutscher Männer, die uneigennützig die Welt mit ihren Erfindungen beschenkten. Im 15. Jahrhundert begannen die Augsburger Fugger und die Nürnberger Welser ihre weltumspannende Arbeit, nachdem vor ihnen die Ravensburger Handelsgesellschaft (1380 bis 1530) weltwirtschaftliche Pläne verwirklicht hatte. Welcher Reichtum sich in Augsburg noch im 15. Jahrhundert und erst recht im 16. Jahrhundert aus dieser guten deutschen Handwerksarbeit und aus dem Vertrieb bester deutscher Waren ansammelte, künden die Steuerbücher von Augsburg, die vermelden, daß von 1470 bis 1500 das Augsburger Gesamtsteuervermögen auf das Vierfache, von 1500 bis 1550 sogar auf das Dreizehnfache gestiegen ist. Das Sprichwort, daß das Handwerk einen goldenen Boden habe, wurde in jener Zeit eine Lebensweisheit.
Bei diesem Vertrieb der Bergwerkserzeugnisse griffen die Fugger zäh und weitsichtig in den Welthandel. Die Fürsten Europas erbaten ansehnliche Darlehen aus den Kassen der Fugger. Die Namen von Kaisern und Königen stehen in den Gästebüchern der Fugger. Die päpstliche Münze in Rom wurde jahrzehntelang von ihnen verwaltet. Auch andere Handelsartikel wurden in den Geschäftskreis der Fugger einbezogen. Sie rüsteten indische Gewürzflotten aus, sie ermöglichten die Kapitalisierung spanischer Handelsflotten, die Zuckerrohr, Farbholz und Farbstoffe aus fremder Welt nach Europa brachten. [20] Jakob Fugger und seine Nachkommen wurden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Könige der europäischen Kaufmannschaft, ja, man spricht geradezu von einem Zeitalter der Fugger. Ein Arbeitsgebiet der Fugger und vor ihnen der Ravensburger Handelsgesellschaft war das textile Schaffen und der Handel mit Textilerzeugnissen. Fast in jedem Bauernhaus stand das Spinnrad. Besondere Spinnstuben gab es in vielen deutschen Dörfern, wo an den Spinnabenden gearbeitet wurde. Die Germanen webten mit eigener Technik in Urzeiten am aufrechten Webstuhl, ehe die Römer nach dem Norden vorgedrungen waren. Die Erfindung des Tretspinnrades um 1530 verdanken wir dem deutschen Steinmetzen und Bildschnitzer Jürgen in Watenbüttel bei Braunschweig. Schon zur karolingischen Zeit war das "Fries", das friesische Tuch, ein begehrtes textiles Erzeugnis. Am Niederrhein wurden unter den salischen Kaisern mit der längst gepflegten Wollweberei Fortschritte erzielt, die zum Handel führten. Köln hatte im 13. Jahrhundert eine große Schneiderzunft. Deutscher Barchent ging im Mittelalter in die [21] ganze Welt. Eine deutsche Spinnerin, Barbara Uttmann, ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Erfinderin der Fabrikation von Klöppelspitzen. Der Danziger Anton Moller gab 1600 den Bau der Bandmühle am Webstuhl an, wodurch eine wesentlich größere Leistung erzielt wurde. Wir spüren aus all diesen Tatsachen den geistigen und materiellen Aufstieg Deutschlands. Ulrich von Hutten schwärmte von jener Zeit: "Die Wissenschaften blühen, die Geister wachen auf, es ist eine Lust zu leben." Das 16. Jahrhundert ging unter dem aufsteigenden Licht geistigen Ringens dahin, das ein neues Seelenbild des deutschen Volkes schuf. Ja, es scheint, daß der bewußte Wille zur deutschen Art, wie Martin Luther
Georg Agricola (sein deutscher Name lautet Bauer) öffnete 1546 den Blick für die wirtschaftlich so wichtige Welt der Metalle. Er deutet auch als erster die tierischen Abdrücke im Stein als Überreste vorweltlicher Lebewesen. Ein anderer Nürnberger schafft für die Metallhütten den Blasebalg mit dauerndem Windstrom.
Die Beobachtungen dieser Ärzte gingen häufig über ihr eigenes Arbeitsgebiet hinaus. Die ersten Gradierhäuser der Welt zur Soleanreicherung und fabrikmäßigen Herstellung des Kochsalzes sind von dem deutschen Arzt Matthias Meth 1579 angegeben worden. Bedeutende ärztliche Leistungen haben den Namen des Arztes Jakob Nufer aus Siegershausen bekannt gemacht, der 1500 den ersten Kaiserschnitt an einer Lebenden, an seiner eigenen Frau, mit vollem Erfolg durchführte. Wir werden auch nicht vergessen, daß 1505 der Ritter Götz von Berlichingen sich eine eiserne Hand zulegte, die er als harte Faust für seine ein Jahr vorher bei Landshut abgeschossene Hand benützte.
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