Teil 1: Die Grundlagen der
deutschen Wirtschaft.
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Die Entwicklung bis zur Machtübernahme B. Boden III. Der deutsche Handel a) Die Organisation des deutschen Handels
Während der Zweck der Produktion die Gewinnung und Verarbeitung von Gütern in der für die Wirtschaft benötigten Form ist, liegt die Aufgabe des Handels in der zweckmäßigsten räumlichen und zeitlichen Verteilung der Roh- und Hilfsstoffe an den Produzenten und der erzeugten Güter an den Verbraucher. Die größte Zahl der Betriebe und des im Handel beschäftigten Personals entfällt auf den Einzelhandel, durch den die Konsumgüter dem letzten Verbraucher zugeführt werden. Zwischen Erzeugung und letzter Verteilung schaltet sich im allgemeinen der Großhandel ein. Dieser besorgt unter anderem auch die Zusammenstellung der für den Kleinhandel geeigneten Sortimente. Der Großhandel vermittelt aber auch den internationalen Warenaustausch. Er übernimmt die Versorgung der Industrie mit Rohstoffen, Halbzeug und Maschinen und der Landwirtschaft mit Düngemitteln usw. Zwischen diesen beiden Arten sind in neuerer Zeit viele Zwischenformen entstanden, das Warenhaus, die Filialbetriebe, Konsumvereine und Einkaufsgenossenschaften des Einzelhandels.
Gegenüber der Vorkriegszeit ist ein starkes Anwachsen des Handels festzustellen. Mit Recht wird sogar von einer Übersetzung im Handelsgewerbe gesprochen, durch die der Weg, den die Ware vom Erzeuger zum Verbraucher zurücklegt, verlängert und verteuert wird.
b) Warenhaus und Einheitspreisgeschäfte In der Großstadt entstand ein besonderer Typ des Einzelhandels, das Warenhaus. Es wurde aus der Überlegung heraus geschaffen, daß bei größtmöglichster Zusammenfassung des Betriebes und Herabdrückung der Unkosten große Gewinne zu erzielen seien. Man konnte die Massenwaren der Fabriken in Massen zu einem denkbar niedrigen Preise einkaufen und durch Gemeinschaftsreklame absetzen. Die nächste Stufe des Massenvertriebes war dann das Einheitspreisgeschäft, das ausschließlich Serienwaren führt. Ein weiteres Vor- [140] dringen dieser Massenwaren wie bisher müßte nicht nur zu einer ganz öden Uniformierung des täglichen Lebens führen, unter dem jede individuelle Schaffenskraft ersticken müßte, sondern auch zur Vernichtung vieler Einzelhandelsexistenzen und vieler Handwerksbetriebe. Das wäre umso bedauerlicher, als in den kleineren und mittleren Betrieben noch der lebendige Zusammenhang zwischen dem Unternehmer einerseits und dem Arbeiter und Angestellten andererseits vorhanden ist. Außerdem werden gerade in diesen Betriebsformen Angestellten, Arbeitern und Lehrlingen in hohem Maße Aufstiegsmöglichkeiten geboten, d. h. es kommt das nationalsozialistische Leistungsprinzip in vollem Umfange zur Geltung. Auch darf nicht vergessen werden, daß kleine und mittlere Betriebe in Krisenzeiten eine viel festere Grundlage der Volkswirtschaft bilden als Großbetriebe. Alle diese Eigenschaften machen daher die mittelständischen Handelsbetriebe zu besonders wertvollen, wirtschaftlichen Trägern. Insgesamt gesehen sind die Warenhäuser gegenüber dem Einzelhandel noch nicht von großer Bedeutung. Aber in den Großstädten haben die Warenhäuser dem mittelständlerischen Einzelhandel doch sehr viel Kunden weggenommen. Von Jahr zu Jahr war dort die Schleuderkonkurrenz der Warenhäuser und Einheitspreisgeschäfte im Einzelhandel mehr spürbar. Wer sich nicht außerhalb der deutschen Volksgemeinschaft stellen will, der kauft bei seinem mittelständlerischen Volksgenossen, nicht im Kaufhause, das letzten Endes doch jüdischen Großkapitalisten gehört.
c) Die Notlage des deutschen Einzelhandels Die wirtschaftliche Lage des deutschen Einzelhandels ist besonders schwierig. Der Umsatz ist infolge der ansteigenden Arbeitslosigkeit immer mehr zurückgegangen. Auf der anderen Seite sind die festen Kosten des Handels wie Ladenmiete usw. nicht im gleichen Maße gesenkt worden. Jeder einzelne Deutsche muß wissen, was er zu tun hat, um hier zu helfen und der Gemeinschaft zu nützen. Die Erneuerung der deutschen Wirtschaft ist, wie des öfteren schon gezeigt wurde, nur möglich, wenn jeder im Geiste der Volksgemeinschaft handelt. [141=Abb.] [142] Mit der Behebung der Arbeitslosigkeit wird auch der Umsatz an Bedarfsartikeln steigen. Denn der Arbeitslose ist während der langen Dauer seiner Erwerbslosigkeit abgerissen. Solange er Unterstützungsempfänger war, konnte er sich nichts kaufen. Jetzt ist er zum Lohnempfänger geworden und kann wieder nach und nach einige notwendige Anschaffungen vornehmen. Er braucht Kleidung, Wäsche, Schuhe usw., dadurch steigt der Absatz in den entsprechenden Industriezweigen, die dann mehr Arbeitskräfte einstellen können. Mit dem wachsenden Beschäftigungsgrade wird die Arbeitslosenzahl vermindert und durch diese Verminderung wird die Zahl der Käufer vergrößert. Die Erhöhung der Zahl der Kaufkräftigen zieht wiederum einen größeren Umsatz im Einzelhandel nach sich.
d) Die Entwicklung des Welthandels und der deutsche Anteil an ihm
e) Deutschlands Kunden und Lieferanten Gegenüber der Vorkriegszeit haben sich die Anteile der einzelnen Erdteile an der deutschen Einfuhr nicht wesentlich geändert. Bemerkenswert ist lediglich, daß der europäische in den letzten Jahren etwas niedriger war als 1913, während der Anteil Amerikas und Asiens gestiegen ist. Im übrigen kommt in der steigenden Bedeutung im Welthandel die zunehmende Macht der überseeischen Erdteile zum Ausdruck. Auch die Reihe der Bezugsländer hat sich gegenüber der Vorkriegszeit nur geringfügig geändert. Im Jahre 1932 war Deutschland in höherem Grade Lieferant anderer Völker als Käufer fremder Erzeugnisse.
Besonders auffällig aber ist die Tatsache: Deutschlands Anteil an der Welteinfuhr ist gestiegen, sein Anteil an der Weltausfuhr hingegen gesunken. Einfuhr und Ausfuhr Deutschlands haben sich also im Gesamtrahmen des Welthandels nicht gleichmäßig entwickelt. Man wird aus dieser Tatsache gewiß nicht allzu weitgehende Schlüsse ziehen dürfen. Eine Folgerung liegt jedoch nahe: Einfuhr und Ausfuhr sind nicht unbedingt und in vollem Umfange voneinander anhängig. Mit anderen Worten: die oft geäußerte Ansicht, kaufe Deutschland in höherem Maße fremde Erzeugnisse, dann könne es auch mehr Waren auf den Märkten des Auslandes absetzen, wird durch die vorliegenden Zahlen widerlegt. Obgleich wir, gemessen am gesamten Welthandelsumsatz, mehr Waren vom Auslande bezogen haben als im Vorjahre, ist der Absatz deutscher Erzeugnisse nach dem Auslande verhältnismäßig geschrumpft. Um so notwendiger und zweckmäßiger ist eine nationale Außenhandelspolitik, die darauf bedacht ist, die Einfuhr Deutschlands nur auf unbedingt notwendige Waren zu beschränken.
f) Deutschlands Einfuhr- und Ausfuhrprodukte
g) Die deutschen Zölle Wer zahlt die deutschen Zölle? Das Bild zeigt, daß es die Treibstoffverbraucher, die Raucher und die Kaffeetrinker sind, die über die Hälfte des Zollertrages aufbringen. Ist es nicht richtig, daß Deutschland seine chemische Industrie unterstützt, die durch Verflüssigung deutscher Kohle deutsches Benzin liefert? Was soll aus dem deutschen Kraftfahrzeugbetrieb werden, wenn morgen die Grenzen gesperrt würden? Wer Kaffee trinken und rauchen will, der muß eben diese Genüsse entsprechend bezahlen. Der Ertrag hieraus kommt in die Staatskasse, um an anderer Stelle Verwendung zu finden. So ist es mit allen Zöllen: Sie schützen entweder den deutschen Erzeuger, den Landwirt, den Gärtner, den Weinbauer usw., oder sie halten einen Genuß in engen Grenzen, durch den deutsches Geld ins Ausland fließt.
Wir Deutsche haben es in der Zeit marxistischer Herrschaft erlebt,
was es heißt, die internationale Wirtschaft zu begünstigen und die
deutsche zu vernachlässigen. Es gibt kein wirksameres Mittel als
Zölle, um die nationale Wirtschaft zu schützen und trotzdem die
notwendigen Rohstoffe hereinzulassen. Fallen die Zölle, so geht die
deutsche Mark ungehindert ins Ausland und die Waren kommen ungehemmt
herein. Da wir kein Geld haben, würde unsere Schuldenlast noch
größer werden als sie ohnehin schon ist. Welche Folgen aber mit der
Auslandsverschuldung verbunden sind, ist bereits an anderer Stelle gezeigt
worden (siehe Abschnitt C).
Nationalsozialistischer Wirtschaftsaufbau und seine Grundlagen Ein bildstatistischer Tatsachenbericht Dr. Paul Blankenburg und Max Dreyer |