[Bd. 8 S. 11] Einleitung, Band 8: Das deutsche Führerreich. Begriff und Inhalt.
Das Grundelement, von dem aus das Schicksal unseres Volkes zu allen Zeiten entscheidend bestimmt wird, ist und bleibt die Persönlichkeit, ihr Wesen, ihr Charakter, ihre Tugenden und ihre Leistung, all dies, was der Deutsche in die Begriffe Kampf und Arbeit, Glauben, Treue und Opfer einschließt. Aus diesen Persönlichkeiten gliedert sich das Volk zu einer Gemeinschaft, die ihrerseits nur da ist, wo eine restlose innere Übereinstimmung in allen Fragen des gemeinschaftlichen Lebens besteht. Jede Persönlichkeit ist Trägerin eines Willens, einer Idee, einer Weltanschauung, kurz jener Teilinhalte, die zusammen eine seelische Einheit bilden. Nicht die Spaltung dieser Urteile seelischer Kräfte in der Persönlichkeit wie in der Gemeinschaft ist das Natürliche, Lebenschaffende, sondern ihre Zusammenfassung auf einen gemeinsamen Mittelpunkt, auf ein festes Ziel dieses Daseins hin. Die Voraussetzung für diese Zusammenfassung ist die klare Feststellung des Volksbegriffes als der unteilbaren Gesamtpersönlichkeit jenes völkischen Typus, dem jede einzelne Persönlichkeit angehört. Das Volk ist einmal, wie eben gesagt, die Zusammengliederung der Persönlichkeiten zu einer Gemeinschaft, die von einem klaren Gemeinschaftsbewußtsein durchdrungen ist. Wenn auch [12] schon diese Tatsache das genaue Gegenteil von dem ist, was der Liberalismus einst unter "Volk" verstand, so genügt sie noch keineswegs, um das Wesen des Volkes in der Auffassung des Nationalsozialismus zu erschöpfen. Wie das Bewußtsein, die Seele eines Einzelmenschen auf dieser Erde einen Körper braucht, so auch das Volk. Und von der Beschaffenheit dieses Volkskörpers wird die Güte seines Gemeinschaftsgeistes bewiesen. Er ist da am besten, am festesten, am stärksten, wo seiner inneren Geschlossenheit die Einheit des Volkskörpers entspricht. So wird für den Nationalsozialismus ganz selbstverständlich das Volk die Zusammenfassung der Persönlichkeiten zu Gemeinschaftsbewußtsein und Gemeinschaftswillen auf der unverrückbaren Grundlage der Einheit von Blut und Boden. In dieser körperlichen Einheit von Blut und Boden wird das Volk erst eine wirkliche Tatsache, ja, es wird, im Sinne unserer Weltanschauung, der wesentlichste Faktor dieses Weltenaufbaues schlechthin. Es wird somit Selbstzweck für jeden Angehörigen dieses Volkes, als sich für die Einzelpersönlichkeit schlechterdings keine andere Wirkungsmöglichkeit bietet als in dem Volke und für das Volk. Diese selbstverständliche Tatsache verlangt aber auch, daß der innere, organische Aufbau dieses Volkes sich dem Grundgesetz alles Lebens fügt, nämlich den Edleren, Stärkeren, Kühneren an die gefahrvollere Stelle setzt und so aus der nie aufhörenden Auslese den Tüchtigsten an die Stelle führt, wo er die Verantwortung für die Ganzheit seines Volkes trägt. So steht an der Spitze des Volkes der Führer, nach innen und außen gleicherweise der Inbegriff des Volkstumsgedankens in seiner ganzen und vollen Kraft. So werden Führer und Volk eine notwendige und unzertrennliche Einheit, dieses als das zweckbestimmte Ergebnis unserer organischen Weltentwicklung, jener als der klare und bewußte totale Wille dieses Volkes, als das zugleich gestaltete und gestaltende Haupt des Volkes, Triebkraft und Sinnbild der bestmöglichen völkischen Schöpfung zugleich. Dieser hier geschilderte Aufbau der Gemeinschaft und ihres Führertums ist dem deutschen Volke von Anfang an arteigen. Die Entwicklung eines Führers ist uns Deutschen ein geheimnisvolles Lebensgesetz aus unserem Blute heraus, das wir ver- [13] standesmäßig nicht ergründen können. Wir können, wie bei jedem Genie, nur die Auswirkung dieser Entwicklung erkennen: das Vorhandensein des Führers. Aus der Mitte des völkischen Blutkreises, aus der Mitte des völkischen Bodens, aus dem Zentrum der völkischen Kraft steigt er empor. Keine von Menschen gezogenen Grenzen der Staaten und Länder, keine durch Menschen geschaffenen Schranken der Gesellschaftsklassen haben auf diese Entwicklung den geringsten Einfluß. Suverän und jenseits aller dieser menschlichen Einrichtungen erhebt sich das Führergenie aus der Urkraft des Volkes. Es ist, als ob alle Kräfte des Lebens und Lebenswillens einer starken Volksgemeinschaft zusammendrängen auf Grund einer überirdischen Lenkung und Vorsehung in einer einzigen Persönlichkeit, die dem unsichtbaren Brennpunkt des völkischen Schicksals am allernächsten steht. – Wir gehen jetzt einen Schritt weiter. Wir schreiten vor zur sichtbaren Gestaltung dieser Einheit von Führer und Volk. Sie ist uns Deutschen das Reich, das uns keine Staatsform, sondern einen Lebenszustand bedeutet. Ohne das Reich hätte das Leben des Deutschen jeden Sinn verloren. Das Reich ist der höchste organische Begriff, den wir besitzen. Es ist überhaupt der Begriff, der uns den ewig waltenden Kosmos in dieser Welt der sichtbaren Dinge verstehen läßt und der darum der Antrieb unseres Schaffens ist. Das Reich ist das Gesetz der Persönlichkeit, das Gesetz des Volkes, das Gesetz des Führers. Es ist der Sinn des Lebens, das dem Chaos der Vernichtung und des Todes entgegensteht. Der Deutsche drängt von Natur zum Reich. Deutsches, völkisches Bewußtsein, deutsches Leben und Wirken in der Welt ohne das sichtbare Reich ist undenkbar. Darin liegt das Heilige, Unberührbare der Reichsidee, der der Führer, das Volk, jeder einzelne Volksgenosse zu dienen hat. – Der mittelalterliche Deutsche hatte ein bereits hochentwickeltes Reichsbewußtsein, dessen Verbreitung allerdings vorläufig auf das Rheingebiet und die schwäbischen Lande südlich des Mains beschränkt blieb, unter den Hohenstaufen dann donauabwärts bis an die Grenzen Ungarns vordrang. Der Grund, auf dem dies Reichsbewußtsein sich erhob, war das Christentum, und die Trägerin des Reichsgedankens war die [14] Geistlichkeit. Die deutsche Volksgemeinschaft wurde also durch das Mittel des Glaubens zum Reiche geformt, und die christlichen Könige des Reiches waren zugleich die Führer des deutschen Volkes, die Mittler zwischen Führer und Volk, die Lebensstränge des Reiches vom Haupte bis zu den einzelnen Gliedern, das waren die Kleriker, die Erzbischöfe, die Bischöfe, die Äbte, die Priester, die Mönche und die Nonnen. Das Reich der Deutschen, dieses christliche Reich, ist das irdische Gegenstück zum Reiche Gottes. Wie dieses die Ordnung des Lebens im Jenseits darstellt, so ist das irdische Reich der Deutschen die Ordnung des Lebens im Diesseits. Diese politische Auffassung finden wir bei Walther von der Vogelweide und bei allen jenen bildenden Künstlern, die, wenn sie den Führer des himmlischen Reiches, den Himmelskönig, und die Himmelskönigin gestalteten, ihnen Form und Züge des deutschen Königs und der deutschen Königin gaben. Allerdings litt die christliche Reichsidee an einer verhängnisvollen inneren Zerrissenheit. Das Christentum an sich war keine einheitliche seelische Kraft und es war außerdem eine überstaatliche und übervölkische politische Macht. Das Christentum war keine einheitliche, seelische Kraft: die christliche Lehre, die von Rom aus verkündet wurde, war eine andere, in vielen Studien entgegengesetzte als der christliche Glaube, der sich in ursprünglicher, lebendiger Weise aus dem deutschen Volke heraus entwickelte. Daraus ergab sich ein innerer Zwiespalt. Das bürgerliche Christentum, das die deutsche Reichsidee des Mittelalters formte, galt in Rom als ketzerisch und wurde mit dem Banne verfolgt. Eine Verbindung zwischen beiden nahm das aus dem Volke hervorgehende Mönchstum ein, das sein ketzerisches Innere mit dem äußeren Anstrich päpstlicher Zustimmung verkleidete. Deshalb berief sich der "Ketzer" Walther von der Vogelweide in seinen politischen Sprüchen und Liedern mit Vorliebe auf den mythischen Klausner: der durfte als ein Vertreter des vom Papste genehmigten Mönchtums und zugleich als Vertreter der deutschen Volksseele schon etwas sagen, was sich ein Laie nicht erlauben durfte! Was im Munde eines Klausners und Mönches ordnungsmäßig klang, das wurde rebellisch, wenn es ein Laie sagte. So berief sich späterhin auch [15] Luther auf das Sprichwort: "Was die Welt zu schaffen hat, da muß ein Mönch bei sein, und sollte man ihn dazu malen." Viel schlimmer aber war das andere: die römische Kirche war eine überstaatliche und übervölkische politische Macht, eine Internationale, welche sich als Erbin des unpersönlichen, römischen Machtstaates betrachtete und so die dem Deutschen artfremde Tradition des internationalen römischen Imperium fortpflanzte. Der Zusammenhang des völkischen, deutschen Christentums mit dieser römischen Kirche durch den Klerus führte zum Untergang des Reiches, da in den Kämpfen zwischen Kaiser und Papst um den römischen Machtstaat die deutsche Geistlichkeit, die tragende Stütze des mittelalterlichen Reichsgedankens, zersplitterte. Der eine Teil, dem römischen Dogma anhängend, betrachtete sich als Statthalter und Sachwalter der römischen Internationale gegen das deutsche Volk, der andere Teil, dem christlichen Erlebnis der deutschen Seele treubleibend, hielt sich für den Verkünder des völkischen Reichswillens gegen Rom. Aus diesem politisch-weltanschaulichen Gegensatz heraus ergibt sich die Löung der Frage, wieso es so oft möglich war, daß gegen den einen Führer, den König, Gegenkönige aufstanden. War der eine König der Volksführer, so war sein gegnerischer Pfaffenkönig gewöhnlich der Präfekt und das Werkzeug der päpstlichen Internationale diesseits der Alpen. Aber auch zwischen Volksführer und Präfekten der römischen Internationale waren die Grenzen fließend. So kommt als ein weiterer Grund für die Zerrüttung der mittelalterlichen Reichsidee noch die Tatsache in Frage, daß die deutschen Herrscher sich der fixen Idee hingaben, die rechtmäßigen Nachfolger der römischen Zäsaren zu sein. Sie setzten sich damit für eine, von allem Völkischen gänzlich gelöste unpersönliche und rücksichtslose Machtidee ein, die sie in Gegensatz zum Reichsglauben ihres deutschen Volkes brachte. Neben den religiösen Gegensatz des römischen und deutschen Christentums trat nun also noch der politisch-völkische zwischen römischem Machtstaate und deutscher Volksgemeinschaft.
Das Zerfallsergebnis des ersten Reiches waren die Landesfürstentümer, die sich nur und allein entwickeln konnten auf den Trümmern von Reich und Volk. Der Verlust des unmittelbaren, volksverbundenen Führertums und der damit zusammenhängende Verlust des Reichsglaubens und Reichswillens im [17] Volke boten die beste Voraussetzung für die gegen Reich und Volk gerichtete territoriale Entwicklung. Eigennutz vor Gemeinnutz, Hausmacht vor Volksreich war das Ziel dieser neuen ungesunden Vorgänge. Entäußerte sich Otto der Große seines sächsischen Herzogtums, um in seiner Führerpersönlichkeit das ganze Reich zu umfassen, so bedienten sich 300 Jahre später von Rudolf von Habsburg an die deutschen Könige des Reiches und seiner Macht, um ihren eigenen Landbesitz, das Territorium ihrer Familie zu vergrößern. Diesen Typus der gegen Reich und Volk gerichteten landesfürstlichen Macht haben Habsburger, Wittelsbacher und Wettiner bis ins 20. Jahrhundert beibehalten.
Die Ansätze einer Neuformung der Reichsidee finden sich seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Brandenburg-Preußen. Hier begann eine Entwicklung, welche ein Reich der Deutschen nicht aus christlich-religiösen Kräften der Vergangenheit bauen wollte, die, wie das Mittelalter zeigte, überstaat- [18] lichen und übervölkischen Mächten ausgeliefert waren, sondern hier wurde die Idee des Staates (im Gegensatz zum internationalen Überstaat) zur lebensschöpferischen Keimzelle des neuen Reichsstrebens.
In dem binnenländischen Sparta erhielt sich dieser nordische, bäuerlich-sozialistische Staatswille verhältnismäßig lange in Form eines völkischen Ordens, bis er durch das Versiechen des Blutes dahinschwand. In dem am Meere gelegenen und den semitisch-händlerischen Einflüssen stets in starkem Maße ausgesetzten Athen erlag die nordische, bäuerlich-sozialistische Staatsidee recht bald den fremden Einflüssen: mit ihrem Gelde drangen die Semiten in den athenischen Staat ein und wandelten ihn um aus einer bäuerlich-sozialistischen, auf das Recht des Blutes und der Abstammung begründeten totalen Gemeinschaft in eine individualistische, auf das Recht von Geld und Besitz begründete städtisch-händlerische Interessenvertretung. Der Abstieg Athens beruht also in der Kapitulation der nordischen, bäuerlich-sozialistischen Gemeinschaftsauffassung, die [19] durch Blut und Abstammung begründet ist, vor der semitischen, städtisch-händlerischen Interessenauffassung, die durch Geld und Besitz bedingt ist. Ganz anders waren die Voraussetzungen der römischen Staatsidee. Dieser Staatsgedanke nahm seinen Anfang, wie der semitische, in der Stadt, jedoch verlor er sich nicht in einem einseitigen, händlerischen Interesse, sondern entwickelte sich, unter maßgeblichem nordischen Einfluß, zu einer bestimmten und umfassenden Totalität. Der Zweck seines Daseins wurde die Macht, und zwar die Weltmacht. Wir begegnen in Rom dem Typus des imperialistischen Staates. Wie man den Liberalismus als den nach innen gekehrten, intensiven Individualismus bezeichnen kann, so zeigt sich der Imperialismus als der nach außen gekehrte, extensive Individualismus: er duldet keine andere Macht neben sich. Aber sein Aufbau im Innern richtet sich ganz nach der Zweckmäßigkeit für die Machterweiterung nach außen: Zusammenfassung aller Kräfte und Lebenseinheiten des Machtbereiches auf das eine Ziel der Machterweiterung. Ohne Zweifel ist der innere Gemeinschaftsgedanke des römischen Staates, – dieser Gemeinschaftsgedanke, der das Gegenteil jedes Interessenliberalismus darstellt, – ein Umstand, der diesen imperialistischen Staatsbegriff an die Seite des sozialistischen stellt. Anderseits hat die imperialistische Idee die Ableugnung jeder Begrenzung durch Blut und Rasse, Volk und Sitte mit dem Liberalismus gemeinsam. Zwischen völkischer Gemeinschaft – Sozialismus – und materiellem Einzelinteresse – Liberalismus – steht hier, beide überkreuzend, die unpersönliche Macht – Imperialismus. Und wie der Sozialismus auf dem idealistisch gefestigten Fundamente der Persönlichkeit ruht, wie der Liberalismus sich aus dem materialistischen Gewirr der Parteien ergibt, so ist der Machtstaat begründet auf die Träger seines Willens nach innen und nach außen: Berufsbeamtentum und Berufsheer. – So finden wir im Altertum drei ausgeprägte Staatstypen: den nordischen, sozialistischen, bäuerlichen der Spartiaten in der organischen Zweigliederung Führer und Volk, den semitischen, liberalistischen, städtischen phönizischer Handelsinteressen in dem Gegensatze Partei und Masse und den römischen, [20] imperialistischen Machtwillen, dessen Triebkraft in der mechanischen Zusammenfügung von Herrscher und Staat liegt. Dieser mechanisch-imperialistische übervölkische Machtstaatsgedanke erlebte im 17. Jahrhundert seine Wiedergeburt in Europa, und zwar durch die Jesuiten. Der Jesuitismus schuf in Verbindung mit der Romkirche eine neue Politik der dogmatischen Internationale und verfolgte dabei das Ziel, für seine Zwecke den extensiven Imperialismus Roms durch die Begründung des absoluten Staates zu erneuern. Dieser neue jesuitische Staat war nicht etwa gedacht als Stütze, an der sich das völkische Eigenleben emporranken sollte, sondern vielmehr als das Mittel zur Unterdrückung dieses völkischen Eigenlebens! Die Vertreibung der Hugenotten aus Frankreich und die Vertreibung der evangelischen Deutschen aus dem habsburgischen Österreich sind zwei Parallelerscheinungen, die auf die gemeinsame jesuitische Staatsidee des uniformen Kadavergehorsams zurückzuführen sind und den internationalen, überstaatlichen Machtwillen dieser Staatsgründungen in der Vorrangstellung vor den völkischen Lebensnotwendigkeiten am klarsten beweisen. In Frankreich, Bayern und Österreich entwickelte sich zur Last und Qual ihrer eigenen Völker dieser neurömische Machtstaat der Jesuiten: mechanische Einheit im Innern, Ausdehnung der Macht nach außen, Schaffung der Träger der Staatsmacht, des Berufsbeamtentums als des Garanten der inneren Einheit und des Berufsheeres als des Garanten der äußeren Macht, und schließlich die mechanische Zusammenfügung von Herrscher und Staat. Brandenburg-Preußen übernahm diese neue Staatsidee, jedoch ohne den jesuitischen Imperialismus. Die Versuche der Wiener Jesuiten, diesen deutschen Staat mit List in ihre Gewalt zu bringen, 1700 und 1850, scheiterten ebenso wie ihr Versuch, ihn zu zertrümmern, im Siebenjährigen Kriege. Statt dessen intensivierten die Hohenzollern den Staatsgedanken nach der völkisch-sozialistischen Seite hin und wandelten die Beziehung Herrscher und Staat ab in der Richtung von Führer und Volk. Es war dies die Folge des protestantischen Elementes, das, gänzlich neu, in den ursprünglich jesuitischen, römisch-imperialistischen und absoluten Machtstaat eindrang. Weil diese neue [21] Staatsform so gar nichts Jesuitisches mehr besaß, darum nannte man das System den "aufgeklärten" Absolutismus. "Aufgeklärt" war eben alles, was nichts mit Kirche im allgemeinen und Jesuitismus im besonderen gemein hatte, wobei es aber ohne weiteres möglich war, daß die seelischen Kräfte, die einst die deutsche Reformation auslösten, jetzt auf politischem Gebiete wirkten. –
Das Wesen Preußens läßt sich so beschreiben: der Staat entzog sich beharrlich den imperialistischen Bestrebungen der Jesuiten, so z. B. auch 1700, und behauptete sich ihnen gegenüber völkisch selbständig, während Österreich, Bayern, Württemberg, Kursachsen ihnen und ihrem international überstaatlichen Getriebe zum Opfer fielen. So kam es, daß der Machtwille des preußischen Staates nicht zäsarisch, extensiv-übervölkisch entartete, sondern sich intensiv, d. h. in den Grenzen des völkischen Raumes erfüllte. Dies wiederum hatte zur Folge, daß die Herrscher dieses Staates sich ihrem Volke innerlich verbunden fühlten, ein gewisses deutsches, somit völkisches Bewußtsein prägten und dieses mit Hilfe der protestantischen Sittenwerte im Volke selbst gestalteten. Sie führten artfremdes Herrschertum hinüber in den Bereich unmittelbaren, persönlichen, charaktervollen Führertums. So geschah es, daß sie ganz von selbst ihr Volk und sein Wohlergehen als den eigentlichen Sinn und Inhalt ihres Machtstrebens erkannten und daß das Volk im Staate etwas mehr sah als nur brutale Polizeigewalt, nämlich ein Gerüst von Sittenforderungen und ‑bindungen, deren innerster Kern die Pflicht war, die gebende und nehmende Gemeinschaftstreue. Preußen kleidete Führer und Volk in das Gesetz der Staatsmacht. Hieraus ergibt sich von selbst, daß die beiden Träger dieser Staatsmacht, Berufsheer und Berufsbeamtentum, nicht die Hebel [23] eines seelenlosen, übervölkischen Machtmechanismus waren, sondern in erster Linie das Unterpfand der Lebenseinheit von Führer und Volk im Rahmen des Machtstaates darstellten. Das Fehlen jeder außenstaatlichen und übervölkischen Bindung ermöglichte es, daß wieder die persönliche Treue in diesem Staate die alleinige Richtschnur für jede Tätigkeit in ihm wurde. Heer und Beamtentum, hervorgegangen aus der breiten Urkraft des Volkes, der Bauern, der Bürger, des Adels, werden emporgehoben durch das Vertrauen des Staatsführers und nehmen eine notwendige vermittelnde Stelle ein zwischen der Treue und dem Vertrauen von unten und der Staatsmacht von oben. So sind sie nicht nur sichtbare Träger der Staatsmacht, wie in den jesuitischen Staaten (wo dieses System zu einseitiger Bedrückung des Volkes ausartete), sondern auch der Volkstreue. Einzig und allein dieser Staat, wie ihn Preußen prägte, konnte der Lebenskeim eines neuen Reichsglaubens werden, denn nach wie vor ruhte dieser auf dem Gesetz der lebendigen Einheit von Führer und Volk. Nicht als Staat an sich wurde dieses Preußen zur Zeit des Siebenjährigen Krieges Gegenstand deutscher Sehnsucht nach dem Reiche, sondern durch seinen Führer. Das darf man nie vergessen! Der Staat interessierte die Deutschen nur in seiner Verbindung mit den Sittenwerten der lebendigen Persönlichkeit, des Führers. Nicht staatsrechtlich, aber ideell ist dieses neue deutsche Reich als Einheit von Führer und Volk zur Zeit Friedrich des Großen bereits vorhanden, und zwar deshalb, weil Friedrich der Große, trotz seiner tragischen Sendung, endgültiger Zerstörer des alten Reichs zu sein, zu seiner Zeit der einzige deutsche Staatsführer ist, der in sich alle diejenigen Eigenschaften vereinigt, welche die Mehrzahl der Deutschen bei ihrem Führer voraussetzen. Aber ein Mangel war da: der Staat war absolut und darum allzusehr abhängig von dem zufälligen Wandel und Wechsel der Herrscherpersönlichkeiten, ihren Fähigkeiten und Unfähigkeiten. Die Beständigkeit der hohen Führerstaatsidee, die aus der ununterbrochenen Möglichkeit ihrer Verjüngung aus der Mitte des Volkes und seiner Kraft sich ableitet, war nicht vorhanden. Die Aktivität des Staates blieb auf eine Familie beschränkt. Die einzige, aber doch recht mangelhafte Garantie [24] der Beständigkeit bildete die Erblichkeit der Königswürde. So kommt es, daß der Staat in seiner sichtbaren Gestalt der Herrscherfamilie sich als bevorrechteter Vater, letzthin sogar als Selbstzweck betrachtete und in die Rolle des einseitig Gebenden geriet, und zwar des materiell Gebenden, was bei weniger begnadeten Nachfolgern zu bedenklichen Weiterungen führen konnte. Seine Beziehungen zum Volke waren und blieben nach dem Tode des großen Führers die der unpersönlichen Macht zur persönlichen Sache, sie entbehrten des Gleichgewichts zwischen dem materiellen Geben und dem ideellen Nehmen, was sich dann auch nach dem Tode Friedrichs des Großen sofort zeigte. Hieraus ergaben sich neben der besonderen Führerstärke aber auch andere tiefgreifende Schwächen, die sich schon zu Lebzeiten Friedrichs zeigten und deren vornehmlichste wohl die des weltanschaulichen Liberalismus ist. Friedrich der Große, als Charakter ein deutscher Sozialist, war als Verstandesmensch aufklärerischer Individualist. Das Auseinanderstreben von Politik und Weltanschauung im Jahrhundert der Aufklärung nach dem Satze: "Jeder kann nach seiner Fasson selig werden" ist wohl der eigentliche Grund gewesen, daß sich einmal das Volk Preußens fortschreitend von seinem Führerstaate innerlich entfernte und daß zweitens die Deutschen außerhalb Preußens die letzte Schranke, die sie von Friedrich dem Großen trennte, dessen französische Kultur, nicht zu überwinden vermochten. Eine doppelte weltanschauliche Zersetzung des Volkes durch die Aufklärung und durch die französische Bildung Friedrichs des Großen verhinderte die weltanschauliche, und damit auch politische Verwirklichung des neuen Reichsgedankens. Dieser Umstand begünstigte das Eindringen eines artfremden Bestandteils, der außervölkisch und überstaatlich zugleich war: das Judentum. Dies schob sich, seit etwa 1750, wirtschaftlich, geistig und politisch zwischen Führer und Volk, den Staat zersetzend. Es organisierte die führenden Schichten des Bürgertums und Adels in den Freimaurerlogen, die mit der Grundforderung der Humanität den Einzelnen grundsätzlich aus allen Bindungen in Volk, Staat, Rasse, Glauben, herausrissen und [25] ihn in die artfremde Weltanschauung des kosmopolitischen Individualismus und Liberalismus hineinführten. Die auf diese Weise herbeigeführte innere Zerklüftung des deutschen Volkes wurde nach den Freiheitskriegen offenbar. Die Freiheitskriege waren im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Blute des Volkes gewonnen worden. Und die nicht hinausgezogen waren und für das Vaterland geblutet hatten, die hatten wenigstens nach besten Kräften ihr Hab und Gut der gemeinsamen Sache zum Opfer gebracht. Aus der Großtat des Volkes für sein Vaterland erwuchs übermächtig der neue Wille zum Reich in der Verbindung von Führer und Volk, und, verbunden damit, der Wille, dieses Reich auf dem Boden des preußischen Staates zu errichten unter gleichzeitiger Umwandlung des bisherigen absoluten Obrigkeitsstaates in einen völkischen Gemeinschaftsstaat. Die Träger dieses neuen Willens zum Reiche und Staatsvolke waren die Frontkämpfer von 1813 bis 1815, dieses ersten wirklichen deutschen Volkskrieges, führend wiederum waren die Söhne der bürgerlichen Kulturschicht. Diese aus dem Kriegserlebnis hervorbrechende revolutionäre Reichsströmung aber unterlag gegenüber dem im obrigkeitlichen Absolutismus erstarrten Staatsbegriffe der Monarchen, die zwar Herrscher, aber nicht Führer, Inhaber einer Macht, aber nicht Inhaber des Vertrauens ihres ganzen Volkes waren. Die politische Lage nach den Freiheitskriegen war die: Staatsmacht gegen Reichswillen, Staat gegen Volk.
Neben dieser jüdisch-humanitär-demokratischen Strömung, die sich anschickte, die breiten Massen des noch vorwiegend bürgerlichen Volkes zu erfassen und zu beherrschen, begann die andere überstaatliche Macht des Jesuitismus Einfluß auf das Volk zu nehmen und mit Hilfe des katholischen Glaubens gegen die Macht des obrigkeitlichen Staates anzustürmen. Um 1850 war es so, daß neben die zusammenschmelzende völkische reichsgläubige Minderheit eine große, stetig wachsende Mehrheit trat, die unter dem Einfluß überstaatlich-völkischer Ideen des Judentums, der Freimaurerei und des Jesuitismus stand. Alle aber, die reichsvölkische, die jüdisch-demokratische und die jesuitische Richtung, befanden sich im Gegensatz zum Staate, und der Wille zum Reich, ursprünglich eine Angelegenheit des ganzen deutschen Volkes, sank hinab in den Bereich des Parteiinteresses, er verkümmerte neben der bürgerlichen und jesuitischen Internationale – ein Zustand, der seit 1850 sich zum beherrschenden entfaltete. Die fortschreitende kapitalistisch-mechanische Entartung der Wirtschaft, der wachsende Volksteil der Besitzlosen, der Arbeiter, die liberalistische Denkweise der Wirtschaftsführer und die unnatürliche und ungesunde Zusammenballung der Arbeiter in den Städten und Großstädten schuf eine neue Atmosphäre des Hasses gegen Staat und Volk, die geschickt vom Judentum verstärkt und ausgenutzt wurde. Auch hier begegnet uns wieder das fehlerhafte Verhalten des Staates: dadurch, daß er die staatsbürgerliche Qualifikation vom Besitz abhängig machte, stellte er die Besitzlosen, die Arbeiter, außerhalb des Staates. Auf diese Tatsache baute der jüdische Marxismus seine Lehre von der internationalen Solidarität aller Proletarier, vom Klassenkampf gegen die Bourgeoisie, von der Diktatur des Proletariats und von der Vernichtung jeglichen Staates und Staatsgedankens auf. Auf diesem Boden, der im Sinne der jüdischen [27] Internationale seit 1860 systematisch bearbeitet wurde, konnte nie und nimmer der Reichswille, der Reichsglaube und die Reichsfreudigkeit erwachsen. Liberalismus, Jesuitismus, Marxismus – drei dämonische Mächte, die in Deutschland hervorgingen aus dem ursprünglichen Kampfe des Volkes gegen den Staat um das Reich, drei Geistesströmungen, die in ihrer ganzen Entstehungs- und Wesensart vollkommen undeutsch waren und sich im Parteiwesen ein illegales Werkzeug zum Sturze des Staates und zum Raube seiner Macht schufen. Die verheerende, volksmordende Tätigkeit der jüdischen und jesuitischen Verführer brachte es zuwege, daß bereits 1880 mehr als die Hälfte des ganzen deutschen Volkes auf der Seite der staats- und reichs- und volksfeindlichen Parteien stand, d. h. auf der Seite derjenigen überstaatlichen und unvölkischen Parteien, die durch Knebelung oder gar Zerstörung des Staates dem Reiche die Grundlagen entziehen wollten, die es als ihre Aufgabe betrachteten, das völkische Reich der Deutschen durch das Gegenreich der Internationale zu stürzen.
"Die Annahme des Kaisertitels durch den König bei Erweiterung des Norddeutschen Bundes war ein politisches Bedürfnis, weil er in den Erinnerungen aus Zeiten, da er rechtlich mehr, faktisch weniger als heute zu bedeuten hatte, ein [28] werbendes Element für Einheit und Zentralisation bildete; und ich war überzeugt, daß der festigende Druck auf unsere Rechtsinstitutionen um so nachhaltiger sein müßte, je mehr der preußische Träger desselben das gefährliche, aber der deutschen Vorgeschichte innelebende Bestreben vermiede, den anderen Dynastien die Überlegenheit der eigenen unter die Augen zu rücken. König Wilhelm I. war nicht frei von der Neigung dazu, und sein Widerstreben gegen den Titel war nicht ohne Zusammenhang mit dem Bedürfnisse, gerade das überlegene Ansehen der preußischen Krone mehr als das des Kaisertitels zur Anerkennung zu bringen. Die Kaiserkrone erschien ihm im Lichte eines übertragenen modernen Amtes, dessen Autorität von Friedrich dem Großen bekämpft war, den Großen Kurfürsten bedrückt hatte. Bei den ersten Erörterungen sagte er: "Was soll mir der Charakter-Major?" worauf ich u. a. erwiderte: "Ew. Majestät wollen doch nicht ewig ein Neutrum bleiben, das Präsidium? In dem Ausdrucke Präsidium liegt eine Abstraktion, in dem Worte Kaiser eine große Schwungkraft." Die Idee des zweiten Reiches, das 1871 in Versailles begründet wurde, war also die: der Kaiser die Verwirklichung und sichtbare Gestaltung des Führerideals für das gesamte deutsche Volk, die deutsche Persönlichkeit, – das tragende Fundament der Reichseinheit von Führer und Volk der von allen überstaatlichen und übervölkischen Beziehungen gelöste deutsche Staat. Die reinste Form dieses Staates hatte Preußen entwickelt. Darum mußte der preußische Staat das Rückgrat des neuen Reiches werden, was von selbst den Ausschluß des jesuitisch geleiteten österreichischen Staates zur Folge hatte. Preußen übernahm also im neuen Reich die Führung nicht nur auf Grund seiner materiellen Überlegenheit über die anderen deutschen Mittel- und Kleinstaaten, sondern vor allem auch auf Grund der ideellen Überlegenheit und Reinheit seiner Staatsbildung! Wenn also nach Bismarcks Willen der preußische König zugleich deutscher Kaiser wurde, so trug Bismarck damit keineswegs einen überkommenen dynastisch-territorialen Separatismus Rechnung, sondern er wollte im Gegenteil diesen überwinden. Der deutsche Kaiser war als König von Preußen der primus inter pares, als deutscher Kaiser die einzige und ein- [29] malige überragende Führerpersönlichkeit des deutschen Volkes! Wenn Bismarck darauf verzichtete, aus dieser Auffassung die letzte Konsequenz zu ziehen, insofern nämlich, daß der deutsche Kaiser – wie einst z. B. Otto der Große auf sein angestammtes sächsisches Herzogtum – auf sein preußisches Territorium verzichtete, so tat er das deshalb, daß diesem Kaiser, gegenüber den anderen Bundesfürsten, jederzeit eine zuverlässige reale Macht zur Verfügung stand. Die Treue zum neuen Kaiser war noch nicht so stark und lebenskräftig in den Territorialfürsten, daß sie das jahrhundertelange dynastische Sonderinteresse überwunden hätte, "weil mit der Förderung der deutschen Einheit eine Verminderung der Unabhängigkeit zugunsten der Zentralgewalt oder der Volksvertretung in Aussicht stand." Für Bismarck bildete das Medium der Territorialfürsten in der Tat ein notwendiges Übel:
"Die unbeschränkte Staatssouveränität der Dynastien, der Reichsritter, der Reichsstädte und Reichsdörfer war eine revolutionäre Errungenschaft auf Kosten der Nation und ihrer Einheit." Im gleichen Kapitel (13. Kapitel: Dynastien und Stämme) lesen wir:
"Ich sehe in dem deutschen Nationalgefühl immer die stärkere Kraft überall, wo sie mit dem Partikularismus in Kampf gerät, weil der letztere, auch der preußische, selbst doch nur entstanden ist in Auflehnung gegen das gesamtdeutsche Gemeinwesen, gegen Kaiser und Reich, im Abfall von beiden, gestützt auf päpstlichen, später französischen, in der Gesamtheit welschen Beistand, die alle dem deutschen Gemeinwesen gleich schädlich und gefährlich waren." So folgerichtig Bismarck auch vorgegangen war, so litt doch seine Begründung des zweiten Reiches an einem Fehler: sie war zu schnell und zu leicht vor sich gegangen. Drei Feldzüge in sieben Jahren, die nicht nur zeitlich von geringer Dauer, sondern auch militärisch ohne Hindernis und Schwierigkeit, gleichsam eine leicht geknüpfte Kette von Siegen waren. Die revolutionäre Wucht des völkischen Kriegserlebens, die zwar im ersten Ansturm dem Volke das Reich brachte, war nicht in der Lage, sich durch das Martyrium der ins Riesengroße wachsenden Opfer zu vertiefen und die breiten Massen bis ins Innerste zu erschüttern: es fehlten die ins Riesengroße wachsenden Opfer, der Blut- [30] preis und das ihn umhüllende Martyrium der Volksgemeinschaft. Allein diesem Umstande schreibe ich es zu, daß die völkisch-konstruktive Strömung des Reichswillens, die sich nur an der Oberfläche bewegt hatte, nur allzubald verebbte und dahinschwand vor der jüdisch-jesuitischen volkszerstörenden Parteibewegung der überstaatlichen Mächte, der überstaatlich-freimaurerisch-humanitären Demokratie, des überstaatlichen Jesuitismus und des überstaatlich-klassenkämpferisch-jüdischen Marxismus. Die Härte des Kampfes, die allein durch die Erzeugung eines neuen Staatsbewußtseins und eines neuen Führerglaubens alle Sünden der Internationale am Volke in den letzten 50 Jahren zu überwinden vermocht hätte, hatte gefehlt. Bismarcks ganze Tätigkeit von 1871 bis 1890 bestand nur in einer Aufgabe: das deutsche Reich als höchstes Lebensgesetz der Gemeinschaft von Führer und Volk zu sichern nicht nur gegen die Angriffe von draußen, sondern vor allem auch gegen die Angriffe des im Geiste der überstaatlichen Mächte geleiteten Parteiwesens (Kampf gegen Zentrum und Jesuitismus, Kampf gegen die Sozialdemokratie). Gegenüber diesem elementaren Ringen zwischen völkischem Reichs- und Führerwillen und überstaatlichen reichsfeindlichen Einflüssen tritt die Tätigkeit Bismarcks, soweit sie auf die Errichtung einer Reichsautorität gegenüber territorialem Separatismus hinausläuft, fast in den Hintergrund. Das gewaltige Werk der Sozialfürsorge sollte das Bewußtsein staatsbürgerlicher Gleichberechtigung und völkischer Verbundenheit der Gesamtnation als notwendige Voraussetzung der Einheit von Führer und Volk im Reichsgedanken festigen und fördern, hatte also die im Tiefsten ideale Aufgabe, die stete lebendige Beziehung zwischen Reich als Volksganzem und Einzelpersönlichkeit zu pflegen und zu erhalten – genau so übrigens wie auch das allgemeine Wahlrecht, was zu einer Zeit eingeführt wurde, da Bismarck an die urwüchsige revolutionäre Kraft des Reichswillens in den breitesten Volksmassen glaubte, 1866. Beide Einrichtungen hatten den Zweck, die Qualifikation des Reichsbürgers unabhängig zu machen von der materiellen Voraussetzung des Besitzes und sie statt dessen abzuleiten von der Persönlichkeit und ihrer Leistung. Wenn das allgemeine [31] Wahlrecht wie die Sozialfürsorge nicht die Erwartungen erfüllten, die Bismarck auf sie gesetzt hatte, so geschah es deshalb, weil es nicht möglich war, beide Einrichtungen unter dem Gesichtspunkte des Reiches zu erhalten und weiterzuentwickeln: die Parteien und die überstaatlichen Gewalten bemächtigten sich ihrer für ihre reichsfeindlichen Zwecke. Bismarck, der Führer, ist stets ein Gegner jedes Parteigetriebes gewesen. Mit seinem Sturze 1890 wurde dem Reiche sein letztes Bollwerk genommen: der Führer und der Führerglaube. Das von den Parteien zerfleischte führerlose Volk geriet gänzlich in den Bann des Judentums und der Internationale aller Schattierungen. Die Unterhöhlung des Staates, der das Rückgrat der neuen Reichsidee sein sollte, aber, da man an seinem Primat vor dem Volke festhielt, nicht völkisch durchblutet war, durch Jesuiten, Demokraten und Marxisten nahm im Laufe eines Menschenalters solche Formen an, daß sie zum Zusammenbruche des Staatsbegriffes wie des Volksbewußtseins und des Reichswillens im Weltkriege führte.
Der Anteil der Juden am öffentlichen Leben des deutschen Volkes (Gelehrte, Künstler, Wirtschaftsführer, Beamte, Staatsmänner, Parteiführer und ‑politiker usw.) betrug, auf die Geburtsjahre bezogen, in den einzelnen Generationen folgenden Umfang:
1740 – 1764: 10% [32] Die Judengeneration von 1865–1890 kam 1890–1932 erst zu voller Entfaltung. Auf den einzelnen Gebieten sah die Verjudung folgendermaßen aus: im Geistesleben – 1914 befanden sich unter 3140 deutschen Hochschullehrern 937 Juden, d. h. also 30% statt 31 oder 1%! Die medizinische Fakultät der Universität Berlin bestand 1932 zu 45% aus Juden, desgleichen bereits 1931 die medizinische Fakultät der Universität Breslau; bei der juristischen Fakultät waren sogar 48% Juden. In Königsberg war die medizinische Fakultät zu 25% verjudet, während die Göttinger Universität 1928 in der naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät 23%, in der philosophischen 40% Juden zählte. Im Wirtschaftsleben – von 1890 bis 1914 kamen in den Aufsichtsräten der deutschen Banken auf einen Deutschen 44,5 Juden, in den Geschäftsführungen der Banken auf einen Deutschen 24 Juden! In verschiedenen Industriezweigen war das Verhältnis der Juden zu den Deutschen wie 1 zu 6, in den Geschäftsführungen wie 1 zu 4. In den Vorständen und Ausschüssen der Berliner Börse hatte sich folgendes Verhältnis herausgebildet: in der Wertpapierbörse waren 69%, in der Metallbörse 83% Juden. 15 Juden hatten 718 Aufsichtsratsposten erobert. In Breslau z. B. waren im Handel beschäftigt von 100 erwerbstätigen Juden in führenden und unabhängigen Stellungen 57,1%, als Arbeiter oder niedere Angestellte 1,8%. Bei den Rechtsanwälten war es so: in Berlin gab es 1925 statt 23 jüdischer Rechtsanwälte 1201, d. h. 55%! In der Berliner Anwaltskammer saßen 66% Juden, in der Reichsanwaltskammer, der höchsten Standesvertretung der deutschen Rechtsanwälte, sogar 100%! In Breslau war der Stand der Rechtsanwälte zu zwei Dritteln verjudet. In Hamburg waren 43% aller Rechtsanwälte jüdisch. In Preußen gab es 1925 im Gesundheitswesen 8300 Juden, statt 3780! In Berlin waren 2572 jüdische Ärzte statt 41 zugelassen, also mehr als die Hälfte aller Ärzte waren Juden. Das war das fortdauernde Verhältnis. 1928 zählte man unter den Berliner Ärzten 52% Juden. Als Oberärzte, Assistenz- und Hilfsärzte waren die Juden an manchen Berliner Kranken- [33] häusern in der Mehrheit, so in Moabit mit 56%, in Neukölln mit 67%! In München befanden sich 1920 unter 1100 Ärzten 645 Juden, in Hamburg unter 734 Ärzten 412 Juden! Die Verjudung des Arztberufes 1928 in anderen deutschen Städten ist folgende: Beuthen 36%, Gotha 31%, Mainz 30%, Köln 27%, Karlsruhe 26%, Wiesbaden 20%. In Theater und Presse war es dasselbe. In Berlin gab es 159 jüdische Schriftleiter, statt 17! 80% der Berliner Theaterleiter waren Juden, 75% aller Bühnenstücke stammten von jüdischen Schriftstellern. Das Parteiwesen war von den Freikonservativen bis zu den Sozialdemokraten von Juden beherrscht. Der jüdische Einfluß war ausschlaggebend bei den Demokraten, die man lediglich als eine Abart der Freimaurerei bezeichnen kann, er schwoll an, je mehr der Marxismus nach links rückte: bei den Mehrheitssozialdemokraten war der fünfte Teil der Führer jüdisch, bei den Unabhängigen vor der Vereinigung zwei Drittel, bei den Kommunisten sieben Achtel! Die hier gegebenen wenigen Zahlen zeigen, wie sehr der Jude zum maßgebenden Einfluß im deutschen Volke aufsteigen konnte. Es gab kein Gebiet des völkischen Lebens, in dem nicht der Jude die Führung gehabt hätte. Die Großstädte waren seine Residenzen, und von hier aus strömte er täglich den giftigen Geist ins Volk hinein, der dieses Volk immer weiter vom Reich entfernte. Der Jude, der Schöpfer und Träger des Trugbildes der bürgerlich-freimaurerischen Internationale der Humanität, der Schöpfer und Träger des Trugbildes der proletarisch-marxistischen Internationale des Klassenkampfes, riß mit diesen überstaatlichen Wahngebilden das führerlose Volk vom Staate und somit vom Reiche los. Hinter den Begriffen von Humanität und Klassenkampf, die für den Juden selbst nichts Gefährliches bedeuten, lauert Zertrümmerung jeder völkischen und staatlichen Ordnung, Aufruhr, Chaos. Und das, was wir als den zerstörenden Geist der Großstädte bezeichnen, ist in Wahrheit dieser Geist des Judentums. Hier beherrschte er die Geister in seiner jüngeren, marxistischen Form, da die Großstädte im wesentlichen Erscheinungen des Wirtschaftslebens darstellen. Die freimaurerische, ältere Form jüdischer [34] Geistesbeeinflussung hatte bereits, bevor es Großstädte gab, sich in den deutschen Städten als den Mittelpunkten des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens eingenistet. Darum trat seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts die Freimaurerei in den Großstädten äußerlich weniger in Erscheinung, beherrschte aber mit ihrem demokratischen "sozialen" und humanitären Geiste um so mehr das ganze gesellschaftliche Leben der deutschen Mittelstädte (deren Einwohnerzahlen zwischen 20 000 und 100 000 liegen). Es entfiel ein Freimaurer in den deutschen Großstädten auf 640 Einwohner, in den deutschen Mittelstädten auf 370 Einwohner, in den Kleinstädten und auf dem Lande auf 1650 Einwohner. Von den 1810 deutschen Logen befanden sich in den Großstädten 40%, in den Mittelstädten 30%, in den Kleinstädten 30%. In diesen Logen, welche Beamte, höhere Angestellte, die freien Berufe des geistigen und wirtschaftlichen Lebens, die Vorstände der gesellschaftlichen Verbände, der geistigen, künstlerischen, Turn- und Gesangsvereine umfaßten und erfaßten, wurde der reichsfeindliche, von den Juden propagierte Geist der Humanität gezüchtet. Unter diesen Einflüssen schmolz das führerlose Reich der Deutschen in der Zeit von 1914–1918 dahin. Ein reichsloser Zustand hob an, dessen zerstörende Kraft die jesuitisch-jüdische Koalition der überstaatlichen Mächte, dargestellt in den Parteien der "Mitte" und "Linken", war. Die Vernichtung von Staat und Volk war die Folge. Auf dem Trümmerfeld, da es kein Reich, keinen Führer, kein Volk, keinen Staat mehr gab, versuchten die Parteien, den Geist der Freimaurerei, der Jesuiten und Marxisten in eine Koalition zu vereinigen und mit Hilfe dieser Koalition das Gegenreich der Internationale zu errichten. In drei recht kurzen Zeitabschnitten vollzog sich das Schicksal des zweiten Reiches: die Ära Bismarck 1871 bis 1890, die führerlose Ära von 1890 bis 1918, das Gegenreich der Internationale von 1918 bis 1932.
Das völkische Kriegserlebnis und seine Formung im Sozialismus, die Forderung des Volkes nach seiner unteilbaren Lebenseinheit ermöglichten Adolf Hitler, aus charaktervoller Persönlichkeit und sozialistischer Gemeinschaft das Dritte Reich der Deutschen zu schaffen. Dieses Reich als neue und sichtbare Gestaltung des gesamtdeutschen Lebens beruht auf zwei, gegenüber allen Zeitströmungen unverrückbaren Prinzipien: auf dem Volke, das die Voraussetzungen der Einheit, der blutmäßigen Reinheit und der Verbundenheit mit dem Boden erfüllt und ein feingegliederter Lebensorganismus von der durch ihre Leistung, ihre Arbeit charakterisierten Einzelpersönlichkeit zur harmonischen Gemeinschaft des Ganzen ist, und auf dem Führer, der den Gesamtlebenswillen dieses Volkes darstellt und durch die sittlichen Kräfte der Führertreue und des Führerglaubens seinem Volke untrennbar verbunden ist. Der Sozialismus als Grundkraft erwächst aus bestem deutschen sittlichen Erbgut. Goebbels sagte Mitte Dezember 1933 folgendes:
"Unser Sozialismus ist bestes preußisches Erbgut. Es ist das Erbgut der preußischen Armee, des preußischen Beamtentums. Es ist jener Sozialismus, der sieben Jahre Krieg für den Großen Friedrich und für seine Grenadiere möglich machte, der etwas Soldatisches und etwas Verschlossenes in sich hat, der erfüllt ist von ungeheurem Fleiß, von Mut, Probleme anzupacken, von Klarheit in der Zielsetzung und von Zähigkeit in der Zielverfolgung. Es geht diesem Sozialismus nicht um [36] äußere Ehren und um Erwerb. Dieser Sozialismus ist im besten Sinne des Wortes Dienst, Dienst am Volk und Dienst an der Nation. Nur wenn 60 Millionen geschlossen sind in einer Kameradschaft der Tat und des sozialen Ausgleichs, dann werden sie die Krise überdauern. Dieser Sozialismus macht die Menschen nicht gleich, sondern stuft sie ein nach ihrem Wert und ihrer Leistung. Auf Grund der Leistung verteilt er Rechte und Ansprüche. Das ist gerecht. Ungerecht ist es, wenn man dem, der viel leistet, das vorenthält, worauf er Anspruch erheben kann." Dies ist der Sozialismus des Dritten Reiches, der auf bestem deutschem Erbgut der Persönlichkeit und der Gemeinschaft beruht. Die unteilbare Einheit des völkischen Daseins und der politischen Macht ist das eherne und rücksichtslose Gesetz des neuen deutschen Führerreiches. Daraus ergibt sich die denkbar einfache Lebensaufgabe dieses Reiches: Herbeiführung dieser Lebenseinheit auf allen Gebieten des Gemeinschaftswirkens in seinen besonderen Funktionen, also des Staatswesens, der Wirtschaft, der Kultur, und Beseitigung aller derjenigen Elemente, die, an sich Verfallserscheinungen der vergangenen Reichsidee, politische und völkische Krankheitsherde darstellten. Im Führerreich der Deutschen gibt es daher keinen territorialen Landesseparatismus mehr, der, wie wir sahen, das Zerfallsergebnis des ersten Reiches war. Im deutschen Führerreiche wird der Einfluß des Judentums ausgeschaltet, weil dieses die Ursache des völkischen Zerfalls war. Im deutschen Führerreiche wird das liberalistisch-marxistische Parteiwesen beseitigt, weil es, den überstaatlichen Mächten des Gegenreiches der Internationale hörig, die Zerfallsursache des zweiten Reiches war. Im deutschen Führerreiche schließlich gibt es keinen Staat an sich mehr und das durch diese Auffassung gezüchtete politische und unpolitische Spezialistentum, sondern der Staat ist in die ihm gebührende Reihe der einzelnen Lebensfunktionen des Volkes gerückt worden; vor ihm steht das totale Volk als die Gemeinschaft der totalen Persönlichkeiten. Das von Adolf Hitler im schwersten Kampfe mit den überstaatlichen Mächten begründete völkische deutsche Führerreich ruht auf zwei Säulen. Die eine ist die Reichswehr als der mili- [37] tärische Willensträger des Reiches, die andere ist die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei als die Trägerin des totalen politischen Willens der Nation. Das geschlossene architektonische Gefüge der Partei begreift in sich das Volk in allen seinen Lebensformen und Altersgliederungen, von der Persönlichkeit und ihrem Werte ausgehend zur sozialistischen Gemeinschaft vorwärtsschreitend und im Führer gipfelnd, alle Lebensalter und arbeitenden deutschen Menschen umschließend in allen untergeordneten und angegliederten Verbänden, im Jungvolk, in der Hitlerjugend und im Bunde Deutscher Mädel, im Arbeitsdienst und in der SA., sowie in der Arbeitsfront. Diese Einrichtungen als Pflegstätten des völkischen Sozialismus sind die notwendig gewordene Ergänzung neben den staatlichen Einrichtungen der Schule, der Hochschule, des Beamtentums. Der Staat selbst als eine besondere äußere Lebensfunktion des Volkes ist der Partei aufs engste verbunden und von ihrem Geiste durchdrungen. So ist die Partei durch die Totalität ihrer völkischen Weltanschauung und ihres völkischen Willens die Trägerin der unlösbaren Einheit von Führer und Volk im Reiche. Die Neuordnung der Reichsidee vom Volke her erwies nun auch die Notwendigkeit der Schaffung eines neuen sichtbaren Trägers dieses Reiches als der Einheit von Führer und Volk. Wie einst die Schöpfung des Staates den Stand der Beamten hervorrief, so wurde jetzt der Stand des politischen Leiters gebildet, dem die völkischen Aktivisten der Partei angehören. Diese politischen Leiter, etwa insgesamt eine Million, sollen die Totalität der neuen völkischen Reichspersönlichkeit darstellen, gleichsam als Statthalter des Führers vor ihrer kleinen Volksgemeinschaft selbst Führervorbild sein und stets aufs neue den Geist der Führertreue, des Führerglaubens, der Führerfreude in ihrer Gemeinschaft lebendig erhalten und der größeren Gemeinschaft bis zum Reiche sich freiwillig und freudig dem Willen des stärkeren und höchsten Führers unterordnen.
So ist der Aufbau des Führerreiches ein gewaltiges Werk von ganz neuen Voraussetzungen. Die Formung des Volksgeistes und Volkskörpers in den bewährten guten und edlen Kräften der völkischen Vergangenheit und seine Führung in [38] eine gefestigte Zukunft hinein ist aber die eine, die beherrschende und richtungweisende Seite in der Geschichte unseres Führerreiches. Aber auch die andere Seite schiebt sich in die Geschichtsbetrachtung hinein: die Abwehr der reichsfeindlichen, zerstörenden Kräfte, die aus dem Dunkel kommen und dem Reiche in den Rücken fallen. Aber das ist das Gesetz dieser Welt: aus der Überwindung des Tödlichen wird stets das neue, stärkere, größere und mächtigere Leben geboren! |