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Tabor
Bericht Nr. 330
Beraubung, Mißhandlung
Berichterin: Marie Kuhn Bericht vom 15. 5. 1950
In der Zeit von 1940 bis 1945
wohnte ich in Tabor, Riegerplatz 1886. Ende April 1945
verließ ich die Stadt und bezog in der kleinen Ortschaft Stepanice im Bezirk
Bergreichenstein, mit noch anderen deutschen Familien eine Ausweichwohnung. Bei mir befand
sich noch die Ehefrau des Oberfeldarztes der Polizei, Dr. Bön. Eines Tages nach dem
Zusammenbruch erschienen in unserem
Hause ca. 18-20 schwerbewaffnete Partisanen in Begleitung eines tschechischen
Gendarmeriebeamten. Bei dieser Gelegenheit wurden wir von diesen Partisanen durch
Schläge
ins Gesicht, gegen den Kopf und mit Fußtritten gegen den Unterleib derart schwer
mißhandelt, daß mir das Blut zu Mund und Nase herausquoll. Weiter wurde auch
eine Heugabel als Schlagwerkzeug gebraucht. Die Partisanen verlangten von mir Schmuck. Da
ich keinen mehr besaß, stellten mich die Banditen vor einen Baum auf, hielten mir die
Pistole auf die Brust und stellten immer wieder erneut ihre Forderungen auf Herausgabe von
Wertsachen. Später warf man mir in diesem Zusammenhang einen Strick um den Hals
und
zog mich daran buchstäblich die Bodentreppe hinab und schleifte mich vor einen Baum,
um
mich aufzuhängen. Erst dem Eingreifen des tschechischen Gendarmeriebeamten war es zu
verdanken, daß diesem Treiben ein Ende bereitet wurde. Auf seine Veranlassung hin
schleuderte mir einer der Partisanen ein Handtuch ins Gesicht, womit ich mir das Blut aus dem
Gesicht wischen sollte. Zwischendurch wurde unser Gepäck auf einen bereitstehenden
LKW geladen und abgefahren. Wir durften nur das Nötigste für den
täglichen
Bedarf zurückbehalten. Für die nächsten 10 Tage durften wir unser Quartier
nicht verlassen. Vor und hinter der Tür standen zwei Wachtposten.
Unter dem Vorwand, zum Verhör gebracht zu werden, wurden wir nach 10 Tagen von
drei
bis an die Zähne bewaffneten Tschechen abgeholt und mit dem Wagen nach
Schüttenhofen ins Gerichtsgefängnis gebracht. Mit 15 Personen beiderlei
Geschlechts wurden wir in eine kleine, naßkalte Zelle gepfercht, deren einzige
Belüftung nur aus einem kleinen, fast im oberen Deckenwinkel gelegenen
Mauerdurchbruch bestand, durch welchen auch nur ein wenig Tageslicht in die Zelle drang.
Die Zeit unseres Aufenthaltes in dieser
Zelle - etwa 10 Tage - mußten wir in der Hauptsache stehend verbringen. Im ganzen
wurden
nur zwei alte, schlecht gefüllte Strohsäcke in die Zelle geworfen, die für die
Zelleninsassen weder zum Liegen noch zum Sitzen ausreichten. Ferner befand sich nur noch ein
stinkender Abortkübel in der Zelle, der einmal am Tage geleert werden mußte. Die
Verpflegung während dieser 10 Tage bestand nur aus einem kleinen Stückchen
Brot
und etwas Wasser täglich, dazu einmal am Tage einige kalte Pellkartoffeln.
Mehrmals am Tage kamen die Wärter und riefen dem einen oder anderen zu: "Morgen
früh kommt ihr ans Spagat!", d. h. morgen früh werdet ihr aufgehangen.
Nach einem 10-tägigen Aufenthalt in dieser Hölle wurden wir eines Abends gegen
22 Uhr auf einem offenen LKW verladen und bei strömendem Regen ohne jeglichen
Regenschutz nach dem etwa 120 km von Schüttenhofen entfernt liegenden Tabor
gebracht,
wo wir im Morgengrauen ankamen. Nach einer gründlichen körperlichen
Untersuchung, die von einer weiblichen Gefängniswärterin ausgeführt
wurde,
bekamen wir wider Erwarten ein ausreichendes und schmackhaftes Essen verabreicht. Noch am
gleichen Tage, im Laufe des Nachmittags, setzte abermals eine Verschiebung ein. Mit 9 Frauen
und 14 Kindern, darunter selbst Kleinstkinder, wurden wir auf den Gutshof der Witwe Maria
Kremencová
in Ceské-Zahori, Nr. 10, Post Milicin, Kreis Tabor gebracht. Hier sollten wir im
landwirtschaftlichen Einsatz Verwendung finden.
Zur Unterbringung wurde ein total verschmutzter und völlig verkommener
mittelgroßer Raum zur Verfügung gestellt. Weiters ein kleiner, der bis zu unserem
Eintreffen zur Unterbringung von ca. 80 Hühnern diente. Es fehlten u. a. die
Lagerstätten bezw. Pritschen, es war überhaupt kein Geschirr vorhanden, weder
Messer noch Gabel, keine Kochtöpfe. Für uns neun Frauen und 14 Kinder war im
ganzen nur eine Waschschüssel vorhanden. Sie diente als Salatschüssel, zum
Waschen und auch gelegentlich einer Geburt zur Ablagerung von Sekreten.
In einem 12-14-stündigen Arbeitseinsatz mußten wir Frauen schwerste Arbeiten
unter ständiger Bewachung durch Posten mit Gewehr verrichten, außer
landwirtschaftlichen Arbeiten
auch Straßen- und Wegebau ausführen, waggonweise Frucht und Kohlen ausladen
bezw. verladen, die Dächer mit neuen Ziegeln belegen, im Winter wochenlang
Schneeschaufeln, Ställe und Lagerräume je nach Bedarf kalken usw. Sehr
häufig kam es vor, daß wir noch selbst beim Mondschein auf dem Acker lagen, um
Kartoffeln zu lesen bzw. Rüben auszumachen.
Eine Arbeitspause außer der Mittagspause gab es nicht. Unser trockenes Brot
mußten wir - soweit vorhanden - im Stehen herunterwürgen und dabei
ständig
weiterarbeiten. Kamen wir mittags nachhause, so mußte in dieser zweistündigen
Mittagszeit das Essen hergerichtet werden, was unter Berücksichtigung der Tatsache,
daß man sich fast alles erst von den naheliegenden Feldern, soweit hierzu überhaupt
die Möglichkeit vorlag, zusammenstehlen mußte, keine Kleinigkeit war.
Die Zuteilung der Lebensmittel lag bei der Gutsherrin, die auf Grund der Lebensmittelkarten
für uns die Sachen beschaffte und dann nach ihrem Ermessen und Gutdünken
wiederum verausgabte. Die Verpflegung war sehr knapp bemessen.
Die Behandlung durch die Chefin bzw. durch ihre beiden Söhne war miserabel. Obwohl
wir keinen körperlichen Mißhandlungen ausgesetzt waren, so wurden wir in allem
getrieben und gehetzt und mit Schimpfworten bedacht, daß wir auch hier weder ein noch
aus wußten. So wurde uns auch ständig mit der Auslieferung und
Überstellung
an die Russen gedroht, die in nächster Nähe ihre Unterkunft hatten. Sehr
häufig kam es vor, daß die Russen, wenn sie sich in der dem Gutshof angegliederten
Brennerei stark betrunken hatten, veranlaßt wurden, uns zu belästigen. Durch die
Vernunft des tschechischen Brennmeisters wurden wir von der Absicht in jedem Fall vorher
rechtzeitig gewarnt, sodaß wir dann, wenn Gefahr im Verzug war, in den naheliegenden
Kornfeldern bis zum Hellwerden unsere Zuflucht suchen konnten.
Beim Bedecken einer Scheune
mit neuen Dachziegeln mußte ich auch oben auf den Dachfirst die mir zugeworfenen
Ziegeln weiterreichen. Bei dieser Gelegenheit brach ich infolge Brüchigkeit einiger
Dachleisten durch und stürzte auf den Boden. Hierbei zog ich mir einen starken
Bluterguß zu und war gezwungen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Das traurigste Kapitel war die Bekleidungsfrage. Nachdem man uns restlos ausgeplündert
hatte, mußten wir, obwohl wir fast durchwegs keinerlei Bekleidungsstücke zum
Wechseln hatten, im übrigen auch in der Zeit
zwischen 1945-1947 amtlich weder
Bekleidung noch Wäsche noch Schuhe geliefert bekommen hatten, tagtäglich,
Sommer wie Winter, im Schnee und Regen, selbst noch bis zu 34° Kälte
ununterbrochen
schwerste Arbeiten verrichten. So wurde es für uns eine zwingende
Selbstverständlichkeit, daß wir das nasse Zeug nachts über auf dem
Körper behalten mußten, um es so wieder bis zum nächsten Morgen trocknen
zu können. Ein Ausziehen war auch deshalb nicht möglich, weil es uns an Decken
zum Zudecken fehlte. Eine Folge dessen war, daß wir uns vor Erkältungen aller Art,
vor Ungeziefer, Furunkeln, Krätze,
Hautekzemen - an Seife fehlte es
auch - nicht mehr retten konnten. Die Hauterkrankungen wurden aber noch durch den Umstand,
daß wir trotz alledem mit auf das Feld mußten, um die chemischen
Düngemittel wie Kali etc. zu streuen, erheblich gefördert.
Zur Vervollständigung unserer Bekleidung wurde es allmählich zur
Selbstverständlichkeit, daß wir die draußen auf den Feldern aufgestellten
Vogelscheuchen planmäßig auszogen. Im Winter waren wir gezwungen, uns alte
Säcke um die Beine und Füße zu wickeln.
Dreimal versuchte ich bei dem für die Gefangenenbetreuung in Tabor zuständigen
tschechischen Major unsere Rechtsstellung zu klären und zwar dahingehend, ob wir zu
dem
Personenkreis der Kriegsgefangenen oder als Zivilinternierte oder als Facharbeiter in den Listen
geführt wurden. Denn von dieser Klärung hingen dann auch alle anderen Fragen ab,
wie die der Arbeitszeitregelung, der Beaufsichtigung durch die Posten, Entlohnung, Verpflegung
usw. Nach Ansicht des tschechischen Majors galten wir als Zivilinternierte. Er versprach mir,
alles Weitere zur Behebung der strittigen Punkte durch die Entsendung einer
Kontrollkommission
zu veranlassen. Die Kommission kam, aber an den bestehenden Zuständen änderte
sich nichts. Erst in den letzten Monaten, nachdem wir nur noch zu dritt waren, traten einige
Erleichterungen ein.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Tatsache, daß ich 1945 bereits im 50.
Lebensjahre stand und nicht weniger wie drei schwere Unterleibsoperationen hinter mir hatte.
Trotzdem wurde ich gezwungen, ohne jegliche Bandage mit in der Kolonne auf dem Felde zu
arbeiten.
Mit Achtung soll aber auch in diesem Zusammenhang derer gedacht werden, die uns in dieser
Zeit der
Gefangenschaft - ohne Rücksicht auf die ihnen selbst dabei drohenden
Gefahren - stets menschlich gegenüberstanden.
Es waren dieses:
1. Dr. N. N. vom Allgemeinen Öffentlichen Krankenhaus Tabor.
2. Der Brennmeister vom Gutshof.
3. Dr. N., prakt. Arzt.
4. Die Geschäftsleute von M.
5. Die damals diensttuenden Gendarmeriebeamten von M.
Sie alle haben uns unser schweres Los nach Möglichkeit zu erleichtern gesucht und
gingen
hierbei, so besonders die beiden Ärzte, weit über das Maß der ihnen
zugesprochenen
Möglichkeiten hinaus, indem sie nicht nur mit Medikamenten und Verbandstoff, sondern
auch finanziell halfen.
Die Gendarmeriebeamten zeigten sich insofern anständig, als sie bei ihren
Durchsuchungen
nach gestohlenen
Kleintieren - obwohl hierfür die Möglichkeit für sie durchaus
gegeben war - nie etwas fanden.
Die von mir gemachten Angaben entsprechen in vollem Umfang der Wahrheit.
Bericht Nr. 331
Mißhandlungen im Gefängnis
Berichter: Ernst Mahl Bericht vom 3. 8. 1946 (Tabor)
Ich wurde am 28. 8. 45 aus der
russischen Kriegsgefangenschaft in Tabor entlassen und sofort
vom tschechischen Arbeitsamt zu einem Bauern in der Umgebung von Tabor zur Arbeit
verpflichtet. Dort ging es mir verhältnismäßig gut. Am 8. 1. 1946 wurde ich
ohne jeden Grund vom Mittagessen weggeholt und bis zum 18. 5. 1946 im Gefängnis von
Tabor festgehalten. Ich hatte mir nicht einmal meine Sachen mitnehmen dürfen. In Tabor
waren Behandlung und Verpflegung sehr schlecht. Dort befanden sich ungefähr 100
Soldaten in Haft, die ständig mit Gummiknüppeln geschlagen wurden. Viele
wurden
bewußtlos geschlagen und hatten eitrige Wunden. Dabei mußten wir schwer arbeiten
und hatten zweimal wöchentlich Fasttage. Von dort wurde ich dem Gefängnis
Troppau überstellt. Den Rückempfang des mir bei der Einlieferung in Tabor
abgenommenen Geldes, des Arbeitslohnes des Bauern, bei dem ich gearbeitet hatte, mußte
ich bestätigen, obwohl ich das Geld nicht zurückbekam.
Tachau
Bericht Nr. 332
Verhältnisse im Aussiedlungslager Tachau,
Mai 1945
Berichter: Anton Fleißner Bericht vom 5. 6. 1946
Am 29. und 30. 5. 1946 wurden
ungefähr 1200 Personen des Kreises Tachau in dem
Aussiedlungslager Tachau, frühere Tabakfabrik, zusammengezogen, um von dort
ausgesiedelt zu werden. Im Lager befanden sich damals bereits gegen 500 Personen, die von
früheren Transporten als überzählig zurückgeblieben waren oder dort
auf Familienmitglieder warteten, die noch im Konzentrationslager festgehalten wurden. Das
Konzentrationslager für den Kreis befindet sich auf dem selben Fabrikgrundstück.
Davon warteten einige
bereits 4-6 Wochen, auch länger.
Die Verpflegung im Lager bestand früh und abends aus je einer Tasse Kaffee und mittags
aus einer dünnen Suppe. Brot wurde fast nie ausgegeben. Die Leute, die länger im
Lager sein mußten, waren nur auf die Mildtätigkeit von Neuankömmlingen
angewiesen, die kleine Vorräte mitbrachten und davon an Bekannte etwas abgaben. Wenn
Leute ihren Angehörigen im Aussiedlungslager Lebensmittel bringen wollten, wurden sie
abgewiesen, häufig auch schwer mißhandelt und mit Geldstrafen belegt.
Die hygienischen Verhältnisse im Lager waren schlecht. Für ungefähr 1700
Personen waren nur 40 Wasserauslasser und 40 Abortstellen vorhanden. Die Abortstellen waren
größtenteils verstopft. Die Auszusiedelnden wurden wie Sträflinge behandelt.
Bei der Ankunft fand eine Kontrolle des Handgepäcks statt. Es wurden
rücksichtslos
sämtliche Dokumente, die sich auf Anstellungen, Hausbesitz, Spareinlagen,
Vermögenswerte usw. bezogen, außerdem auch Personalausweise,
Gebrauchsgegenstände, darunter auch bessere Rasierzeuge, Zigaretten usw. abgenommen.
Jeder zaghafte Einspruch wurde mit der Drohung mit dem Konzentrationslager beantwortet. Bei
der Kontrolle des großen Gepäcks wurden rücksichtslos
Nähmaschinen,
oft auch trotz Ausfuhrbewilligungen, sämtliche Kunstgegenstände, Teppiche,
Matratzen, auch wenn schon beschädigt, Schmuckgegenstände, Bettwäsche
und kunstgewerbliche Gegenstände abgenommen. Die Wegnahme erfolgte ganz
willkürlich und stand im Belieben des Kontrollorganes.
Kurz vor der Abfahrt wurden jedem Aussiedler
RM 500.- als Abfindung ausgezahlt, obwohl
RM 1000.- pro Kopf zugestanden wären. Auf Einspruch wurde bedeutet,
die restlichen RM 500.- würden in der Grenzstation Wiesau ausgezahlt werden. Der zum
Transport zur Verfügung gestellte Laderaum war völlig unzureichend, sodaß
der größte Teil der Leute den Transport stehend zurücklegte. Von Tachau bis
Eger brauchten wir 20 Stunden.
Bericht Nr. 333
Fahrlässiger Waffengebrauch vom 9. 11.
1945
Berichter: Franz Voit Bericht vom 5. 6. 1946 (Tachau)
Ich wurde am 7. 9. 1945 verhaftet
und in das Internierungslager Tachau eingeliefert, ohne
daß mir ein Verhaftungsgrund oder Vergehen genannt wurde. Da ich Tischler von Beruf
bin, mußte ich im Rahmen eines Arbeitskommandos des Lagers auf einer
Hühnerfarm, 1½ Fußstunden vom Lager entfernt, Fenster anfertigen. Wir
wurden täglich von 2 Wachsoldaten zur und von der Arbeitsstätte geführt.
Die
Posten haben wiederholt aus Mutwillen geschossen. Am 9. 11. hörte ich, der ich auf dem
Nachhausewege am Schlusse der Kolonne ging, einen Schuß des hinter mir gehenden
Wachsoldaten. Der Schuß war wohl in die Luft gegangen. Nach ungefähr 10
Schritten krachte ein zweiter Schuß, der mich in den rechten Unterschenkel traf und mir
das
Wadenbein zertrümmerte. Ich wurde im Krankenhaus 6 Wochen behandelt. Als sich die
Wunde schloß, wurde ich in eine Krankenstube des Lagers getragen, wo ich noch neun
Wochen lag. Eine Behandlung erfolgte dort nicht mehr. Ein Antrag des Arztes auf Entlassung in
häusliche Pflege wurde nicht bewilligt. Die Gebrauchsfähigkeit des Beines ist bis
heute noch herabgesetzt.
Tannwald
Bericht Nr. 334
Mißhandlungen zur Erpressung eines
Geständnisses
Berichter: Arthur Januschek Bericht vom 4. 11. 1946
Ich wurde am 11. 6. v. J. in
Tannwald verhaftet. Zur Erpressung eines Geständnisses wurde
ich siebenmal schwer mißhandelt, zweimal in Tannwald von SNB und fünfmal im
Gefängnis von Eisenbrod. Ich wurde jedesmal nackt mit Gummiknüppeln halb
bewußtlos geschlagen, dann wurde ich in eine Wanne mit kaltem Wasser gesteckt und mit
dem Kopf unter das Wasser gedrückt. Dabei wurde mir das Nasenbein und beide
Trommelfelle verletzt. Seitdem habe ich auch Lungenbeschwerden. Ich wurde zur Aussiedlung
entlassen.
Tepl
Bericht Nr. 335
Lager Tepl, Mißhandlungen
Berichter: Engelbert Haber Bericht vom 14. 7. 1946
Ich wurde am 15. 1. 1946 im Lager
Tepl interniert. Dort wurden die Lagerinsassen die ganze Zeit
über schwer mißhandelt. Ich wurde selbst am 25. 6. 1946 furchtbar geprügelt.
Mit 20 Mann fällte ich an diesem Tage Holz im Walde. Wir wurden dabei von vier Posten
bewacht. Diese Posten waren betrunken und haben
uns von 2-5 Uhr nachmittags ununterbrochen während der Arbeit geschlagen. Mich haben
sie mit Gewehrkolben gestoßen, mit der Faust geschlagen und mit Füßen
getreten. Dabei wurden mir zwei Zähne ausgeschlagen und eine Rippe gebogen.
Die Verpflegung im Lager war so gering, daß jeder auf das angewiesen war, was ihm
Angehörige ins Lager brachten.
Bericht Nr. 336
Schwere Mißhandlungen im Internierungslager
Tepl
Berichter: Josef Mayer Bericht vom 14. 7. 1946 (Tepl)
Ich wurde am 28. 11. v. J. im Lager
Tepl interniert, da meine 2 Söhne, die aus
amerikanischer Gefangenschaft nach Bayern entlassen worden waren, nachhause kamen, sich je
einen Anzug holten und dann wieder nach Bayern in ihren Entlassungsort zurückkehrten,
wo sie arbeiteten. 8 Tage später wurde auch meine Frau interniert. Meine Frau und ich
wurden beide im Lager geschlagen. Dabei wurde mir das rechte Ohr verletzt. Die ärgsten
Mißhandlungen fanden in der Nacht
vom 23.-24. 12. statt. Viele wurden bewußtlos geschlagen. Einem wurde ein Arm
gebrochen, mehrere erlitten Rippenbrüche.
Ich wurde am 28. 5., meine Frau am 4. 6. 1946 entlassen. Bei der Entlassung erhielten wir beide
Entlassungsscheine, auf denen vermerkt ist, daß wir je 2 Monate im Lager gewesen sind,
obwohl wir tatsächlich 6 Monate eingesperrt waren. Das erste und einzige Verhör
hatte 8 Tage vor unserer Entlassung stattgefunden.
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