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Groß-Hermersdorf
(Kreis Neutitschein)
Bericht Nr. 191
Mißhandlungen, Verschleppung in
Kohlengruben
Berichter: Hugo Ehler Bericht vom 24. 11. 1946
Am 17. 5. 1945
wurde ich von einem Tschechen mit Namen Klement Biskup aus meinem Hause
geholt und in einem anderen Hause in einen leeren Kuhstall über Nacht eingesperrt. Dabei
wurde ich von ihm gestoßen und geschlagen. Zwei Tage später kam der Genannte
wieder in mein Haus in Begleitung von Hilscher Josef aus Sponau und noch drei Tschechen aus
Laudner, Bez. Mähr. Weißkirchen. Aus diesem Orte ist auch genannter Biskup.
Alles
waren es Leute von 17 bis 25 Jahre. Biskup verlangte mich vor die Haustür, dort stand er
mit vorgehaltenem Revolver und schrie: Hände hoch. Die drei Burschen legten die
Gewehre
auf mich an und zu Hilscher sagte er: "Jetzt gib ihm", worauf dieser einen Gummiknüppel
unter dem Rock hervorzog und auf meine Hände schlug, bis sie ganz schwarz waren.
Dann
mußte ich mich niederlegen und Hilscher prügelte solange auf mich ein, bis ich von
den Schultern bis zu den Knöcheln schwarz geschlagen war. Nachher mußte ich bei
der Tür knien, während
diese meinen 74-jährigen Vater mit dem Gewehrkolben schlugen, mit meiner Frau
brüllten und dann die ganze Wohnung durchsuchten und die letzten Lebensmittel
gestohlen haben.
Am 17. 8. 45 wurde ich auf den Gendarmerieposten gebracht und von dort ins
Gerichtsgefängnis nach Odrau eingeliefert. Die Prügel und Schikanen, welchen
man
dort durch die Miliz ausgesetzt war, lassen sich nicht im Einzelnen beschreiben. Es gab
Prügel noch und noch und die Verpflegung war die denkbar schlechteste.
Am 15. 10. 45 wurde ich aus dem Gerichtsgefängnis ins Arbeitslager Odrau
überführt. Dort gab es wieder die gleiche Behandlung wie im Gefängnis. Am
17. 10. wurde ich von dem Milizmann Anton Wenzlik mit den Füßen in die
Schienbeine gehackt, sodaß dann diese Stellen eiterten und erst im April 1946 verheilten.
Auch wurde ich wieder von demselben geohrfeigt.
Am 28. 1. 1946 wurde ich aus dem Arbeitslager Odrau in das Lager nach Poruba bei Orlau in der
Kohlengrube geschickt, wo ich bis zum 11. 5. 1946 verbleiben mußte. Die Behandlung
von
der Miliz war genau dieselbe schlechte wie in Odrau.
Groß-Schönau
Bericht Nr. 192
Ermordung eines 13-jährigen
Schülers
Berichter: Franz Josef Hille und Emilie Hille Bericht vom 24. 11.
1946
Im Februar
1946 wurde in Groß-Schönau,
Sudetengau der 13-jährige Schüler Herbert Neumann, als er zu seiner
Großmutter gehen wollte, auf einem Feldweg von einem Tschechen meuchlings in den
Unterleib geschossen, in seinem Blute, ohne jede Hilfe, liegen gelassen, bis er nach 3 Stunden
qualvollen Leidens seinen Geist aufgab.
Dasselbe Schicksal traf den Arbeiter
Konrad in Groß-Schönau, welcher von einem Tschechen, im Mai 1946, bei seinem
Hause in den Unterleib geschossen wurde und nach wenigen Stunden verschied.
Ich, Franz Josef Hille, habe mit eigenen Augen gesehen, wie im Juni 1945 beim
Rathaus in Groß-Schönau, Sudetengau, Herr Franz
Grohmann aus Groß-Schönau, von einem tschechischen Angestellten des Rathauses
die steinerne Stiege rücklings hinuntergestoßen wurde und auf dem Steinpflaster
bewußtlos liegen blieb. Herr Grohmann war 72 Jahre alt. Dabei standen 3 tschechische
Finanzer, welche dieser Gewalttat zusahen und ihre Befriedigung durch lautes Gelächter
darüber äußerten.
Ich, Emilie Hille, habe mit eigenen Augen gesehen, wie bei einer Ausweisung deutscher
Einwohner in Groß-Schönau der Gastwirt Walter
Helth aus Groß-Schönau, ein Mann von 60 Jahren, von einem tschechischen
Angestellten eine Ohrfeige und einen Kinnhaken erhielt, daß er rücklings hinfiel
und
dann bewußtlos liegen blieb, bis ihn deutsche Menschen fortgetragen haben.
Großsichdichfür
Bericht Nr. 193
Mißhandlung einer 70-jährigen
Frau
Berichterin: Marie Adler Bericht vom 14. 6. 1946
Ich wurde
am 21. 9. 45 aus meinem Haus gewiesen. Nach 8 Tagen erlaubten mir ein Gendarm
und ein tschechischer Verwalter das Haus weiter zu bewohnen. Ich schlief eine Nacht wieder in
meinem Haus. Am nächsten Tag kam der Oberwachtmeister von
Großsichdichfür,
gab mir 70-jährigen Frau zwei Ohrfeigen stieß mich zu Boden und trat mich mit den
Füßen.
Grulich
Bericht Nr. 194
Schwere Mißhandlungen und Erschießungen von
Deutschen
Berichter: Alfred Schubert Bericht vom 9. 10. 1946
Am Pfingstdienstag v. Js. wurden
aus der Tischlerwerkstatt, in der ich Lehrjunge war, die 7
Arbeiter im Alter von 16 bis 60 Jahren von Partisanen auf den Marktplatz von Grulich
geführt und dort in der grausamsten Weise gequält und mißhandelt. Auch
andere Deutsche wurden dort zur selben Zeit schwer mißhandelt. Drei wurden sofort an
Ort
und Stelle erschossen. Davon einer von einer Frau. Von den Mißhandelten ist einer am
nächsten Tag seinen Verletzungen erlegen. Geschlagen wurde mit schweren
Knüppeln, Ketten und Geißeln. Von den in meiner Werkstatt Beschäftigten
ist
jeder nachher krank gelegen, davon einer 3 Wochen und ein anderer 4 Monate. Ich selbst bin
Augenzeuge dieser Vorfälle gewesen und kann meine Aussage jederzeit beeiden.
Haida
Bericht Nr. 195
Morde im Mai 1945
Berichter: F. Fiedler Bericht vom 10. 7. 1950
In Haida wurden nach vorher
bestialischen Folterungen folgende deutsche Menschen von
tschechischer Soldateska erschossen:
Die Brüder Heinz und Albert Rachmann,
Inhaber der Glas- u. Metallwarenfabrik,
Ing. Richter von der Glas- und Metallwarenfabrik,
Frau Werner, Kinokassiererin,
Fräulein Werner, Angestellte in Pistors Glasmanufaktur,
Herr J. Langer, Schuhmacher,
Herr Eduard Podbira, 83 Jahre alt, Glasgeschäft,
(Herr E. Schowald kam durch Zufall davon).
Als Ende Mai 1945 die ersten tschechischen Partisanen
mit ihrer Svoboda-Soldateska in der Glasstadt Haida einfielen, wurden von dieser Horde Razzien
unter den Bewohnern (angeblich Waffensuche) durchgeführt. In der
Glasraffinerie des 83-jährigen Eduard Podbira wurde am Dachboden ein altes Bajonett
vorgefunden, welches ohne Wissen des Podbira, sein Bruder als Kriegsteilnehmer aus dem
Preußenkriege 1866 aufgehoben hatte. Daher wurden 20 deutsche Menschen verhaftet, 6
Personen hiervon herausgesucht und vor den Augen der restlichen 14 Personen brutalst
mißhandelt. Die 6 Opfer, unter denen sich auch Frau und Fräulein Werner befanden,
mußten ihren Oberkörper entblößen und ihr Schuhwerk ausziehen.
Diese
Menschen mußten sich auf das Pflaster des Marktplatzes knieen und wurden von den
tschechischen Banditen blindlings mit Gummiknüppeln auf den nackten
Oberkörper
und Fußsohlen geschlagen bis die Opfer bewußtlos zusammenbrachen. Kaltes
Wasser, das man den Gemarterten über den Kopf goß, um sie wieder zur Besinnung
zu bringen, war Anlaß zu neuerlicher Fortführung dieser Mißhandlungen. Der
ältere Albert Rachmann, der die Qualen seines jüngeren Bruders Heinz nicht mehr
ansehen konnte, versuchte in Richtung der Drogerie Czirnich zu entfliehen, wurde von den
Tschechen aber gefaßt und denselben Folterungen unterworfen. Diese
Mißhandlungen
dauerten bis zum Tagesanbruch und dann wurden die zu Tode gequälten Opfer von diesen
tschechischen Bestien auf dem Haidaer Marktplatz erschossen. Die anderen 13 Mann wurden
darnach in Richtung Rumburg verschleppt. Augenzeuge: der Schwager der ermordeten
Brüder Rachmann, Herr Sprachlehrer Lehmann aus Haida.
Haindorf
(Kreis Friedland)
Bericht Nr. 196
Mord an 2 jungen Mädchen, Ostern
1946
Berichter: Ernst Jesensky Bericht vom 15. 5. 1950
Mein Name ist
Ernst Jesensky geb. 4. 9. 1908 in Haindorf, Krs. Friedland, woselbst ich ein
Autotransportgeschäft hatte. Als die Tschechen einzogen, zog ein großer Schrecken
ein, täglich Verhaftungen, Haussuchungen, Plünderungen, Erstellung von Geiseln
und Schikanen jeder Art lösten einander ab, sodaß viele Selbstmord begingen. Es
wäre zu ausführlich, wenn ich von den anderen berichten würde, welche in
den Wald geführt, erschlagen, erschossen und verscharrt wurden. Auch der
Bürgermeister des Ortes Herr Dir. Hornischer, welcher sich unter den vielen befand,
stürzte sich aus dem 2. Stockwerk, um den Mißhandlungen zu entgehen und erlag
seinen Verletzungen.
Ich selbst mußte in einem Generatorholzwerk arbeiten, bis ich erkrankte, später war
ich als Schofför bis zur Ausweisung tätig.
Es war Ostern 1946 als meine Tochter und ihre Kusine mit 2 Schulkameraden spazieren gingen;
unterwegs wurden sie von bewaffneten tschechischen Burschen überfallen und grundlos
zusammengeschossen. Die Mädchen
erhielten Kopf-, Hals- und Brustschüsse und waren auf der Stelle tot, die Burschen
erhielten Lungen- und Kopfstreifschuß und konnten daher noch fliehen und das
Verbrechen
melden, sonst wäre wohl auch dieser Fall ungeklärt geblieben. Als wir ins Lager
kamen (Neustadt a. d. Tafelfichte) um ausgesiedelt zu werden, durften wir mit keinem
Transport,
der nach Bayern ging, mitfahren, sondern mußten 7 Wochen im Lager warten, bis der erste
Transport nach der russischen Zone abging. Auch wollte man uns internieren und brachte uns ins
Internierungslager nach Friedland, wo wir wegen Überfüllung nicht aufgenommen
werden konnten.
Bei der Gepäck- und Leibesvisitation wurden mir auch unter anderem die Kleider und
Mantel meiner erschossenen Tochter weggenommen.
Hakelsdorf
(bei Hohenelbe)
Bericht Nr. 197
Vergewaltigung der Tochter
Berichterin: Anna Stanek Bericht vom 18. 8. 1950
Am 5. Juli [1945?]
mußte meine Tochter in 10 Minuten auf der Straße sein. Dann
kamen sie
in das Russenlager. In der Nacht kam ein junger Mongole, leuchtet mit der Batterie und wollte
eine blonde Frau haben. Ihr Schwager hatte sie in Schutz genommen. Da ging er zu meiner
Tochter; die hatte sich gewehrt. Was sie anhatte, hatte er ihr alles herunter gerissen, auf ihr
gekniet und solange gewürgt, bis sie ganz blau war. Das Kind hat geschrien, so hat er es
bei der Brust gepackt und an die Wand geschleudert. 6 Männer haben zugesehen was er
mit meiner Tochter machte. Am 8. Juli sind sie fort. In Reichenberg hatte derselbe meiner
Tochter
alles weggenommen. Seit der Zeit ist meine Tochter und ihr Kind krank in der Ostzone. Das
Kind
liegt im Lungenheim und die Tochter hat es mit dem Herzen zu tun.
Hals
(bei Tachau)
Bericht Nr. 198
Mißhandlungen auf Grund einer
Denunziation
Berichter: Dr. Hampel Bericht vom 3. 7. 1946
Ich wurde am 13. 2. d.
J. in der Wohnung meines Schwiegervaters in Hals bei Tachau von der
dortigen Gendarmerie verhaftet. Es wurde vor mir ein Protokoll geschrieben, das die
ungeheuerlichsten Anschuldigungen angeblich auf Grund irgendwelcher Anzeigen enthielt,
deren
Unwahrheit durch die einfachste Erhebung sich in wenigen Stunden hätte ergeben
müssen. Ich wurde bei den einzelnen Punkten des Protokolls gefragt und jedes Nein
wurde
mit einem Hieb mit der Hundepeitsche beantwortet. Mein schließlicher Hinweis,
daß
sämtliche Anschuldigungen auf einem Irrtum oder auf einer Denunziation beruhen
müßten, hatte zur Folge, daß ich in ein Nebenzimmer gerissen und dort mit
einem Stock und der Hundepeitsche solange geprügelt wurde, bis ich bewußtlos
war.
Daraufhin wurde ich in einem kleinen Raum ohne jede Einrichtung im Lager Tachau gefangen
gehalten. Die Verpflegung war völlig ungenügend und jede Lebensmittelsendung
von außen war unmöglich. Nach 5 Wochen war ich so schwach, daß ich mich
nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte. Durch wiederholte Interventionen meines
Hausarztes und des tschechischen Amtsarztes, der wußte, daß ich tropenkrank war,
gelang es mir, die Gewährung eines Verhörs zu erzielen, bei dem sich in
kürzester Zeit meine Unschuld herausstellte. Am 7. 4. 46 wurde ich nach Hause entlassen.
Bei der Verhaftung wurden mir ca. 3000 RM und 10.000 Kc abgenommen, zum Teil
Geschäftsgelder meines Schwiegervaters, der als Baumeister noch tätig war, ohne
daß mir eine Bescheinigung ausgestellt wurde. Bei meiner Entlassung waren von diesem
Geldbetrag nur noch einige Hundert Kronen vorhanden.
Hannsdorf
Bericht Nr. 199
Mißhandlungen im Lager Hannsdorf
Berichter: Emil Tegel Bericht vom 23. 6. 1946
Ich wurde am 30. 5. v. Js. in
Hannsdorf verhaftet und bis 28. 10. 45 im dortigen Lager gefangen
gehalten. Bei der Einlieferung wurde ich mit Fausthieben so geschlagen, daß ich
zusammenbrach. Dann wurde ich noch mit den Füßen getreten. Die Posten waren
sehr häufig betrunken und verprügelten dann alle Lagerinsassen mit
Ochsenziemern.
Ich selbst wurde mindestens 2 bis 3 mal wöchentlich verprügelt. Sechsmal kamen
die Posten etwas vor Mitternacht vollkommen betrunken in den Saal, rissen sämtliche
Bettstellen nieder und warfen sämtliche Kleidungsstücke durcheinander. Das
Geschirr zerschlugen sie an der Wand. Binnen einer Stunde mußten wir die Betten ohne
Werkzeug wieder aufstellen und Ordnung machen. Dabei wurden wir immer wieder mit
Ochsenziemern angetrieben. Wir hatten keine Möglichkeit, uns über diese Exzesse
der Posten zu beschweren. Einmal kam die Besatzung des Panzerzuges Blanik ins Lager und
wütete unter den Häftlingen. Viele waren blutüberströmt. Nachdem
ich
drei Monate im Lager gewesen war, wurde ich von der Gendarmerie über meine politische
Tätigkeit verhört. Man konnte mir keinen Verhaftungsgrund angeben. Nach
weiteren
2 Monaten wurde ich entlassen.
Heinzendorf
(bei Olbersdorf)
Bericht Nr. 200
Schwerste Mißhandlungen eines
Greises
Berichterin: Marie Menzel Bericht vom 30. 9. 1946
Am 14. 8.
v.Js. wurde der größte Teil der Bauern von Heinzendorf bei Olbersdorf ins
Lager nach Jägerndorf abgetrieben. Wir mußten in 15 Minuten das Haus
räumen und konnten fast nichts mitnehmen. Dabei wurde mein 77jähriger Mann
von
4 Tschechen so geschlagen, daß er aus einer klaffenden Wunde auf der Stirn blutete.
Außerdem haben sie ihn mit den Gewehrkolben in die Seite geschlagen, daß er
seitdem Atembeschwerden hatte. Im Jägerndorfer Lager mußten die Männer
auf blankem Betonfußboden liegen. Ich bemühte mich, meinen Mann in die
Krankenbaracke zu bringen, aber er wurde vom Arzt nicht angenommen. Erst am 21. 8. wurde er
in die Krankenbaracke aufgenommen. Am nächsten Tage schon ist er seinen
Verletzungen
erlegen.
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