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Elbogen
Bericht Nr. 170
Schwere Mißhandlungen
Berichter: Franz Weinhard Bericht vom 22. 6. 1946
Ich wurde am 20. 7. 45 in Gfell
verhaftet und nach Elbogen in das Lager auf der Burg
überführt. Dort wurde ich wie die übrigen Häftlinge aufs grausamste
mißhandelt. Jeden Tag zweimal,
oft auch 3-4mal wurden wir in der Zelle mit Reitpeitschen geschlagen bis wir bluteten. Wir
schrien bei den Mißhandlungen so laut, daß es die amerikanische Wache durch die
geschlossenen Fenster hindurch auf ungefähr 100 Meter hörte. Ein amerikanischer
Posten
schoß schließlich - es war ungefähr am
6. abends - mit der Maschinenpistole mehrere Schüsse gegen unser Fenster. 2 Tage
später kam eine amerikanische Kommission und stellte bei der Besichtigung unserer
nackten Körper die Spuren der Mißhandlungen fest und fotografierten uns
Rücken und Gesicht. Wir hatten nicht gewagt, den Amerikanern über unsere
Mißhandlungen zu berichten, aus Angst vor weiteren Schlägen. Nach 4 Wochen
wurden die politischen Häftlinge aus Elbogen von den Amerikanern nach Landshut
gebracht, wo es gut ging. Am 15. 9. 45 wurden wir von den Amerikanern entlassen und in die
Tschechoslowakei zurückgebracht. Dort wurden uns von den Tschechen die
amerikanischen Entlassungsscheine abgenommen und wir wurden in das Arbeitslager Plan
gebracht. Während meiner Haft wurde mehrmals meine Wohnung durchsucht und dabei
geplündert. Sogar die Ausstattung meiner Tochter, die im Mai 1945 einen
französischen Kriegsgefangenen geheiratet hatte, wurde dabei gestohlen. Bei der
Gepäckkontrolle in Gfell wurden mir nun von dem Wenigen, das mir geblieben war, noch
Decken, Bettwäsche und Geschirr abgenommen. Meine Zellengenossen in Elbogen
waren:
Gräf Heinrich, Frisch Ernst, Fechter, Kolb Franz und Jessel Rudolf. Sie wurden ebenso
mißhandelt wie ich.
Bericht Nr. 171
Burg Elbogen, Behandlung in tschechischen
Gefängnissen
am 11. 4. 1946
Berichter: Heinrich Meier Bericht vom 1. 6. 1946 (Elbogen)
Ich wurde am 10. 4. 1946 unter
dem Verdacht verhaftet, Ende April 1945 die Äußerung gemacht zu haben, tote
Juden seien auf dem Aasplatz zu begraben.
Am 11. 4. 1946 wurde ich in der Burg von Elbogen auf Befehl des Kommandanten schwer
mißhandelt. Ich wurde in einen abgeschlossenen Raum geführt, mußte mich
über eine Bank legen und erhielt zunächst von einem dazu beauftragten Wachmann
fünf Hiebe mit einem armdicken Knüppel, der nur mit 2 Händen regiert
werden konnte, auf Gesäß und Oberschenkel, hierauf von dem Kommandanten
persönlich zehn Hiebe mit einer Reitpeitsche oder Gummiknüppel. Spuren dieser
Mißhandlungen waren 4 Wochen lang als Blutergüsse an Gesäß und
Schenkel zu sehen. Anschließend daran versetzte mir der Gendarm Frante aus
Schönfeld einen Schlag mit der behandschuhten Hand, in der ein harter Gegenstand
verborgen war, ins Gesicht, so daß die Kinnbacke verstaucht wurde, was bis heute sichtbar
ist. Nach einem Monat wurde ich ohne Verhandlung aus dem Gefängnis entlassen.
Mündlich eröffnete mir bei der Entlassung der Richter Dr. Jäger,
Bezirksgericht Elbogen, daß die Untersuchung meine Schuldlosigkeit ergeben hat. Ich bin
bereit diese Aussage zu beeiden.
Bericht Nr. 172
Lager (Neurohlau, Kladno),
Mißhandlungen
Berichter: Karl Haberzettel (Elbogen)
Ich wurde am 17. 6. 1945 mit 19
anderen Männern und einer Frau in Altsattel verhaftet
und nach Elbogen auf die Burg gebracht. Dort wurden wir alle in der grausamsten Weise bis zur
Bewußtlosigkeit verprügelt. In den 3 Wochen, die ich dort zubrachte, gab es
täglich mehrmals Prügel. In der Früh wurde bis zum Zusammenbrechen
Sport
betrieben. Während des Tages und in der Nacht kamen mehrmals Partisanen in die Zelle,
welche die Zelleninsassen wahllos verprügelten. Wenn ein Posten zum Fenster der Zelle
kam, mußten die Zelleninsassen mit erhobener Faust rufen: Es lebe Dr. Eduard
Benesch, Präsident der tschechoslowakischen Republik und Marschall Stalin!
Von Elbogen kamen wir in das Lager nach Neurohlau. Dort wurden wir mit Prügel
empfangen. In diesem Lager waren wir im Steinbruch oder auf der Bahn zur Arbeit eingesetzt.
Die Verpflegung war völlig unzureichend, nur 100 g Brot und eine leere Suppe. Am
Abend
mußten wir meistens auch bei Regen 2 Stunden im Freien stehen. Dabei haben die Posten
durch Schüsse in die Luft, durch Ohrfeigen, Beschimpfungen usw. die Leute
eingeschüchtert.
Ende Juli wurde ich mit 120 Mann nach Kladno zur Arbeit in der Grube abtransportiert. Die
Verpflegung war auch dort so ungenügend, daß viele bei der Arbeit
zusammenbrachen. Am 1. November bekamen wir vom Schacht eine bessere Kost, doch immer
noch viel weniger, als die tschechischen Grubenarbeiter. Bezahlung erhielten wir
überhaupt
keine. Am 15. Oktober ordnete das Prager Ministerium an, daß an die deutschen
Grubenarbeiter je nach Leistung täglich Zigaretten ausgegeben werden sollten. Die
umliegenden Schächte erhielten diese auch, aber auf dem Prager
Schacht in Kladno-Dubi wurden keine Zigaretten ausgegeben. Die Unterkünfte waren
verlaust und verwanzt.
Ende Januar erkrankte ich infolge Erkältung an Drüseneiterung. Trotz der
Erkrankung mußte ich untertags weiterarbeiten. Erst als sich mein Zustand immer mehr
verschlimmerte, wurde ich am 27. März entlassen. In Elbogen lag ich noch 7 Wochen im
Krankenhaus, wo ich 5 mal operiert wurde. Ich kann diese Aussage beeiden.
Nachtrag:
Bald nach mir wurden in Neurohlau auch andere Häftlinge aus Elbogen eingeliefert.
Diese
waren alle in völlig zerschlagenem Zustand. Darunter war mein Bekannter Peterl aus
Altsattel, der völlig vereiterte Wunden hatte. Er konnte nicht mehr gehen. Ich selbst half
ihm noch bei der Reinigung des ganz verkrusteten und zerschlagenen Gesichtes. Peterl wurde
auf
das Krankenzimmer geschafft. Seitdem habe ich ihn nie mehr gesehen. Der Arzt sagte, er sei ins
Krankenhaus nach Karlsbad geschafft worden. Nach einer Zuschrift des Internierungslagers vom
12. Januar 1946 ist Peterl am 11. 7. 45 im Lager Neurohlau an Sepsis gestorben.
Auch diese Aussage kann ich beeiden.
Bericht Nr. 173
Lager, Mißhandlungen
Berichter: Karl Jessel (Elbogen)
Ich wurde am 27. Februar 1946
ohne Grund verhaftet. Man beschuldigte mich, bei der
freiwilligen
Schutzstaffel der SdP gewesen zu sein. Ich habe diese Organisation überhaupt nicht
gekannt. Man konnte natürlich keine Beweise dafür bringen, daß ich dabei
war, doch verlangte man von mir solche, daß ich nicht dabei gewesen bin.
Ich wurde bis zum 1. 6. 1946 im Lager Elbogen festgehalten und meine Frau mit 8 Kindern war
während dieser Zeit des Ernährers beraubt. Von unserem, bei der Post eingezahlten
Geld wurde meiner
Frau Kc 1500.- monatlich während meiner Haft bewilligt, doch erhielt
sie nur 1000.- Kc ausgezahlt, sodaß sie während des halben Monats immer
gänzlich ohne Geld war.
Die Verpflegung war, wie in allen Lagern, völlig unzureichend und die Häftlinge
waren darauf angewiesen, von den Angehörigen mit Verpflegung unterstützt zu
werden. Es wurde im Lager viel geprügelt. Kein Häftling durfte etwas in der Tasche
haben. Fast täglich wurden die Taschen der Häftlinge untersucht. Wenn jemand z.
B.
nur einen Hosenknopf, der ihm abgerissen war, in der Tasche hatte, oder etwas Watte, die er
für ein verletztes Ohr brauchte, wurde er geprügelt. Einmal wurden alle
Häftlinge verprügelt, weil im Lager das Gerücht umging, ein Posten
hätte ein Verhältnis mit einer in der Küche arbeitenden Frau. Ich kann diese
Aussagen beeiden.
Ernstbrunn
(bei Böhmisch Krummau)
Bericht Nr. 174
Plünderungen, Mißhandlungen
Berichter: Rudolf Baier Bericht vom 7. 8. 1946
Nach dem Zusammenbruch im Mai 1945 wurde unser Ort von
amerikanischen Truppen besetzt.
Ernstbrunn war eine rein deutsche Ortschaft, nur der Besitzer der Glasfabrik war ein Tscheche.
So
lange das Gebiet von Amerikanern besetzt war, ging das Leben normal weiter. Im Juni
übernahmen die Tschechen die Zivilverwaltung. Von diesem Momente an ging das
Plündern durch tschechische Partisanen und Gendarmerie los. Sie gingen bei Tag und
Nacht ungehindert durch die Wohnungen (die Türe durfte nicht verschlossen werden) und
nahmen sich mit, alles was ihnen gefiel. Wenn einem Tschechen an einem Deutschen, der auf
der
Straße ging (wir trugen Armbinden als Erkennungszeichen), etwas gefiel, nahm er ihm das
kurzerhand weg. Schuhe wurden auf offener Straße ausgezogen, die Taschen durchsucht,
Geld, Uhren, Schmuck, auch Eheringe wurden von halbwüchsigen, schwerbewaffneten
jugendlichen Tschechen abgenommen. Mein Bruder, dem man ebenfalls eine alte Silberuhr
wegnahm und welcher bat, man möge ihm dieses Andenken an seinen Vater lassen,
erhielt
Schläge ins Gesicht, man nahm die Uhr und sperrte ihn in eine Holzscheune ein.
Später kamen 3 Tschechen, welche ihn furchtbar mißhandelten.
Vieh und Pferde wurden ebenfalls von Tschechen weggetrieben. Die Bauernhöfe in der
Umgebung wurden größtenteils durch Slowaken besiedelt, Leute, die sie sich bis
aus
den Karpathen herbeiholten. Es waren dies durchwegs arme Slowaken aus dem Gebirge, welche
zur Besiedlung des deutschen Gebietes gezwungen wurden und sich den Deutschen
gegenüber weinend beklagten, daß man sie gezwungen hat, ihre Heimat zu
verlassen.
Obzwar die Slowaken ohne jedes Gepäck ankamen und ihnen versprochen wurde,
daß sie fertige, eingerichtete deutsche Wirtschaften übernehmen werden, aus
welchen
die Deutschen freiwillig davongelaufen sind, haben die Tschechen doch vorher alles was sie
fortschaffen konnten, also Kleidung, Wäsche, Getreide, Handwerkszeug usw.
fortgeschafft.
Die Slowaken waren darüber entsetzt, daß sie bei der Vertreibung der Deutschen
mithelfen sollen und beteuerten den Deutschen gegenüber wieder, daß sie nicht
daran
schuld seien und daß sie gerne zu Hause geblieben wären.
Die Glasfabrik in unserem Ort hat über 300 Arbeiter, durchwegs Deutsche,
beschäftigt. Die Fabrik steht still. Auf den früheren deutschen Bauerngütern
mußten die früheren Eigentümer für die Slowaken, welche davon
wenig
verstanden, die Felder bestellen. Allerdings stehen noch immer viele Häuser und ganze
Ortschaften vollkommen leer und sind bisher noch nicht besiedelt worden.
Am 26. 6. 1946 erhielten wir die Aufforderung, am 28. 6. im Sammellager Christiansberg zu
erscheinen. Mitnehmen durften wir uns nur die in dieser Aufforderung angeführten
Gegenstände. Im Lager angelangt, mußten sich die Männer mit erhobenen
Händen zu einem Tisch stellen und wurden von der Gendarmerie untersucht
(Leibesvisitation). Die Frauen wurden in gleicher Weise von Frauen, in Anwesenheit der
Männer durchsucht, wobei ihnen die Röcke hochgehoben und auch die
Wäsche abgegriffen wurde. Was von den uns bewilligten Gegenständen
verhältnismäßig neu und nicht stark abgenützt war, wurde uns
unbarmherzig abgenommen. Unsere Sparkassenbücher, sämtlicher Schmuck (auch
Eheringe), Uhren sowie die wichtigen Papiere, insbesondere jene über Grundbesitz
(Kaufverträge usw.) mußten abgeliefert werden. Eine Bestätigung
darüber wurde nicht ausgestellt. Im Lager blieben wir 12 Tage. Das Lager bestand aus 9
Baracken, in welchen 2.600 Personen untergebracht waren. Platz war wenig vorhanden. Wir
schliefen dicht gedrängt auf der Erde oder auf unseren Habseligkeiten. Die Verpflegung
bestand aus: Früh schwarzer Kaffee, zu Mittag
eine Rüben- oder Erbsensuppe, am Abend schwarzer Kaffee. Nach 12 Tagen wurden wir
in
Eisenbahnwaggons verladen und unter militärischer Bewachung nach Furth i. W.
gebracht.
Falkenau / Eger
Bericht Nr. 175
Raub und Diebstahl
Berichter: Adalbert Sturm Bericht vom 4. 9. [1946?]
Ein Kontrollor der Molkereien
Graslitz-Falkenau/Eger namens Ladislav Prokop kam öfter
in unser Haus in Falkenau/Eger, Schramstraße 5, wo er seinen Freund Kotrc besuchte und
uns auch kennen lernte. Meine Tochter Margarete Wagner war nämlich in der Molkerei
Falkenau a. d. Eger als Beamtin angestellt. Er fragte meine Tochter über unsere
Vermögensverhältnisse aus. Ahnungslos erzählte sie ihm von unserem so
wertvollen Familienschmuck und gab ihm nach Drohungen auch an, wo sich derselbe befand.
Dieser feine Herr, der sich so listig bei uns eingeschmuggelt hatte, stahl meiner Frau diesen
Schmuck aus bestem Golde, besetzt mit vielen Diamanten, goldene Uhren, Halsketten
und sonstige Gold- und Silbergegenstände im Werte von einer halben Million csl. Kronen.
Dann stahl er uns noch Wäsche, zwei Radios, Schuhe, Kleider, Koffer und Handtaschen
usw. Diese Gegenstände verlud er auf ein Auto der Molkerei und ließ alles,
unbekannt wohin, fortschaffen. Nach diesem großen Raubzug gab er sich als krank aus
und
wurde angeblich an die Molkerei nach Starý Kostelec n/Orl. versetzt und schrieb uns
öfters, er würde uns alles wieder erstatten. Wir erhielten dann keine Antwort mehr,
der feine Bursche war spurlos verschwunden. In Falkenau/Eger brachte er uns einigemale etwas
Butter und schlechtes Fleisch, das dürfte er auch alles wieder gestohlen haben. Auf die
Diebstähle dieses noblen Mannes kam ich erst später, konnte aber nichts gegen ihn
unternehmen, da zu dieser Zeit bis zum Juli 1946 in der Tschechei Raub, Mord und
Plünderungen an der Tagesordnung waren und wir bei einer evtl. Anzeige gegen ihn noch
Gefahr liefen, selbst verhaftet zu werden. So konnte es diesem Gauner mit Leichtigkeit gelingen,
diesen Raub im Werte von mindestens einer halben Million Kcs schön in Sicherheit zu
bringen und nach Ostböhmen nach Starý Kostelec/Orl. zu verschwinden.
Fischern
Bericht Nr. 176
Gepäckkontrolle
Berichter: Raimund v. Wolf Bericht vom 13. 9. 1946
Bei der Gepäckkontrolle
in Fischern wurde mir von den Kontrollorganen ein Koffer mit
Geschirr und Lebensmitteln und 1 Koffer mit Tischlerwerkzeug, für den ich eine
schriftliche
Ausfuhrbewilligung der Aussiedlungskommission besaß, abgenommen. Als ich dagegen
Einspruch erhob, wurde mir mit der Wegnehme auch des Spinnstoffkoffers gedroht.
Nach der Abnahme verblieb mir nicht mehr ein Nettogewicht von 70 kg pro Person. Im
Aussiedlungslager Meierhöfen erhob ich Beschwerde, worauf ich etwas abgeschlagenes
Geschirr erhielt, welches fast unbrauchbar ist. Im Aussiedlungslager wurde mir bekannt,
daß die Kontrollorgane in Fischern betrunken gewesen waren und daß nur der bei
der
Kontrolle unbeanstandet blieb, der ihnen Schnaps gegeben hatte.
Frankstadt
(bei Mährisch Schönberg)
Bericht Nr. 177
Mißhandlungen in Frankstadt
und bei der Grubenarbeit im Juni 1945
Berichter: Rudolf Dobias Bericht vom 10. 6. 1946
Am 6. Juni wurde ich grundlos verhaftet und im Gefängnis in
Frankstadt festgehalten. Dort
wurde ich in grausamster Weise mißhandelt. Außer furchtbaren Prügeln, die
uns bis zur Unkenntlichkeit entstellten, mußten wir hinknien und den Kopf auf das
Steinpflaster legen, worauf ein Partisane jedem mit dem Fuß auf den Kopf trat. Ich machte
in der Verzweiflung einen Selbstmordversuch. Als ich blutüberströmt dortlag,
wollte
mich einer noch zu Tode prügeln, woran ihn ein anderer hinderte. Dann wurde ich ins
Krankenhaus nach Friedeck überführt. Dort sah ich Frauen und Männer,
welche in hoffnungslosem Zustand, völlig zerschlagen, in das Krankenhaus eingeliefert
wurden. Zur Behandlung standen nur Prontosiltabletten zur Verfügung.
Nach einigen Tagen wurde ich auf die Grube geschickt. Dort waren wir bei schwerster Arbeit
und
schlechter Verpflegung immer Mißhandlungen ausgesetzt. Wir
mußten von 5-14 Uhr untertags und von 14-18 Uhr obertags arbeiten. Erst dann gab es
Verpflegung. Als Entlohnung
bekamen wir 5-10 Kronen täglich. Ich war vom 16. 8. 1945 bis 16. 3. 1946 auf der Grube.
Von dort kam ich nach Freistadt zum Verhör. Es wurde mir vorgeworfen, daß ich
die
Kriegsverdienstmedaille bekommen habe. Von dort wurde ich zum Kreisgericht Neutitschein
überführt. Beim Betreten des Gerichtsgefängnisses wurde ich mit einer
Ohrfeige empfangen. Von dort wurde ich dem Aussiedlungslager übergeben. Die
Verpflegung war während des ganzen Jahres unzureichend.
Bericht Nr. 178
Verhältnisse im Kriegsgefangenenlager
Frankstadt
Berichter: Adolf Hauk Bericht vom 23. 6. 1946 (Frankstadt)
Ich wurde am 31. 7. 45 in Tepl aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft
entlassen. Durch 5
Monate arbeitete ich bei einem Bauern in der Nähe von Furth i. W. Am 10. November
kam
ich in meine Heimatgemeinde Heizendorf bei Hansdorf und arbeitete seit 15. 11. wieder bei der
Brauerei in Hansdorf, wo ich schon vor dem Kriege 18 Jahre gearbeitet hatte. Am 11. 11. hatte
ich
mich in Hansdorf polizeilich gemeldet und meinen Entlassungsschein vorgelegt. Ich wurde in
der
Folgezeit mehrmals von der Gendarmerie vorgeladen und über meinen
Militärdienst
einvernommen. Ich hatte als Sanitätsdienstgrad bei der deutschen Wehrmacht gedient.
Am 2. 3. 46 wurde ich verhaftet, in das Kriegsgefangenenlager Frankstadt bei Mähr.
Schönberg verbracht. Ich wurde sofort verprügelt, weil ich deutscher Soldat
gewesen
bin. Prügelstrafe war im Lager allgemein. Wegen jeder Kleinigkeit wurden die Leute
verprügelt und in einen aus Stacheldraht am Hof ohne Dach aufgestellten Käfig
eingesperrt, wo die Häftlinge jedem Wind und Wetter ausgesetzt waren und jeden zweiten
Tag Fasttag hatten.
Die Verpflegung bestand nur aus Graupensuppe und Brot. Bis 160 Mann
schliefen in einem Raum. Es war alles verlaust und verwanzt. Die Waschgelegenheit bestand nur
aus einer Pumpe am Hof, in den letzten Tagen wurde ein Rohr mit 6 Auslaßstellen gelegt.
Geschlagen wurde nur mit Holzstöcken. Täglich wurden wir auf das gröbste
beschimpft, auch von der Zivilbevölkerung, wenn wir außerhalb des Lagers
arbeiteten. Wir mußten auf dem Weg von und zur Arbeit stets tschechische Lieder singen.
Am 25. 5. wurde ich von dort zur Aussiedlung entlassen. Im Lager waren auch Verwundete und
Kranke. Ärztliche Betreuung war nicht vorhanden. Auch Verbandsstoffe fehlten.
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