Dobris
Bericht Nr. 161
Leibesuntersuchung von Frauen
Berichterin: Elisabeth Lomitschka Bericht vom 25. 8. 1946
Ich hatte in Cwinomas, Kreis Mies,
einen 13 ha großen Hof. Am 4. 7. 45 wurden wir von
tschechischen Partisanen ausgeplündert. Am 27. 8. v. J. erhielt ich einen tschechischen
Verwalter. Am 28. 10. 1945 um 2 Uhr nachts wurde ich
mit meinem 8-jährigen Sohn und den Schwiegereltern in den Kreis Pribram zur
landwirtschaftlichen Arbeit verschleppt. Dort wurden wir von der tschechischen
Bevölkerung ständig beschimpft, angespien und mein Sohn wurde oft geschlagen.
Am 17. 7. 1946 wurden wir in das Lager Dobris bei Pribram überführt. Dort waren
ungefähr 400 Frauen und Mädchen und 200 Männer. Am zweiten Tage
mußten sich alle Frauen auf dem Speicher versammeln. Dann kamen 10 uniformierte und
bewaffnete junge Tschechinnen und untersuchten allen Frauen und Mädchen Scheide und
Gebärmutter auf Schmuck, wie sie sagten. Mit einer Hand drückten sie auf den
Bauch, mit der anderen fuhren sie in die Scheide und bohrten darin herum. So nahmen sie eine
Frau nach der anderen vor, ohne sich zu
waschen. Auch 12-jährige Mädchen wurden auf diese Weise untersucht. Viele
Frauen bekamen nachher Schmerzen. Frau Wenisch aus Otrocin bekam Fieber und solche
Schmerzen im Bauch und Kreuz, daß sie in Prosecnice ins Krankenhaus eingeliefert
werden
mußte. Auch ich habe seitdem Schmerzen im Unterleib, daß ich in ärztliche
Behandlung gehen muß. Ich hatte gerade die Periode, als ich in Dobris auf diese Weise
untersucht wurde. Auf Anforderung meines Schwagers kam ich dann ins Aussiedlungslager
Mies.
Ich habe bei weitem nicht das mir zustehende Gepäck.
Dolawitz
Bericht Nr. 162
Plünderung
Berichter: Karl Ullsperger Bericht vom 3. 7. 1946
In der Gemeindekanzlei
Dolawitz wurden außer dem Koffer mit Wäsche meiner
Frau
die Hornbrille, ferner Geschirrtücher und sämtliche Handtücher,
Unterwäsche der Frau und der Tochter, ein Paar Lederschuhe und 1 Paar Hausschuhe
abgenommen. Der Tochter wurden von ihren 7 Kleidern fünf abgenommen und
außerdem 2 Nachthemden Diese Sachen wurden von der Frau des Verwalters meines
Hofes,
Anna Odlas, abgenommen. Zum Schluß wurden meine Frau und meine Tochter von der
Odlas mit der Faust auf Rücken und Kopf geschlagen. Auch die Zahnbürsten, die
meine Frau und meine Tochter in Gebrauch hatten, sowie die Seife und das Waschpulver, die
auf
die letzten Karten gekauft waren, hat die Odlas an sich genommen.
Domeschau
Bericht Nr. 163
Schwere Mißhandlungen, Folterung
Berichter: Johann Rösner Bericht vom 17. 10. 1946
Ich wurde am 16. 11. 1945
mit meiner Familie ins tschechische Gebiet zur Arbeit geschickt und
am 15. 8. 1946 zur Aussiedlung nachhause geschickt. In derselben Nacht wurde ich von 3
Tschechen in Zivil, einer davon hatte ein Gewehr, aus dem Bett geholt und in mein ehemaliges
Haus, auf dem nun ein tschechischer Verwalter sitzt, gebracht und dort buchstäblich
gefoltert. Einer der 3 Tschechen, Lenert Vojtek, schlug mich mit der Faust ins Gesicht, bis ich
blutete. Dabei verletzte er mir das Nasenbein, was heute noch zu sehen ist, und zerschlug mir die
Zahnprothese. Dann würgte er mich, daß ich zu Boden fiel. Dann bekam ich Wasser
zum Waschen und mußte mich mit den eigenen Händen abtrocknen. Dann wurden
mir unter alle zehn Fingernägel zugespitzte Zündhölzer ½ bis 1 cm
weit hineingestoßen und nachher angezündet, daß die Fingernägel
anbrannten. Dabei mußte ich die Hände hochhalten. Ich verlor vor Schmerz fast die
Besinnung. Ich hätte ein Protokoll unterschreiben sollen, nach dem ich am 16. 11. 1945
mich geäußert haben sollte, daß ich gedroht hätte, die Familie meines
Verwalters zu ermorden und das ganze Dorf in Brand zu stecken. Dieses Protokoll habe ich trotz
dieser Folterungen nicht unterschrieben. Dann wurde ich nachhause entlassen. Eine halbe Stunde
später kam Lenert nochmals zu mir und verbot mir, über den Vorfall etwas zu
erzählen. Die Gendarmerie griff am nächsten Tag den Vorfall auf, ich mußte
zum Arzt. Lenert war darauf 3 Tage nicht zu sehen, kehrte aber dann zurück und ist heute
noch in Domeschau.
Duppau
(bei Kaaden)
Bericht Nr. 164
Erschießungen und Ermordungen
Berichter: Eduard Grimm Bericht vom 19. 1. 1947
Ich diente als
tschechoslowakischer Gendarm und mußte im Mai 1945 die Stelle des
geflüchteten Bürgermeisters in Duppau bei Karlsbad übernehmen.
Als erster in Duppau wurde von den Tschechen der Wehrmachtsangehörige Franz Weis,
als
er seine arme Mutter und kleinen Geschwister besuchte, erschossen. Seine Leiche wurde am
Stadtplatz in Duppau hingeworfen und liegengelassen.
Kurz darauf wurden die Kriegsinvaliden Josef Wagner und Franz Mahr aus Duppau, welche
ohne
ihre
Zustimmung zur Waffen-SS eingereiht gewesen waren und als Schwerverwundete zu Hause
weilten, von den Tschechen festgenommen und erschossen.
Vom Lehrkörper der Oberschule in Duppau wurden grausam ermordet: Schulleiter
Andreas
Draht, die Studienräte Damian Hotek, Franz Wenisch, Rudolf Neudörfl, alle
schuldlos.
Der Oberpostmeister Karl Schuh wurde erst grausam mißhandelt und dann ermordet. Die
genannten wurden von tschechischem Militär erschlagen und erschossen. Kommandanten
der tschechischen Militärs waren damals Kapitän Baxa und Leutnant Tichy.
Im Dorfe Totzau bei Kaaden wurden zu dieser Zeit Bürgermeister Schmidt, Heger Bartl
mit
2 Söhnen und weitere Deutsche, zusammen angeblich 34 deutsche Männer
schuldlos
ermordet, weil sie zwecks Bewachung ihrer bedrohten Heimat einige Gewehre hatten. Sie hatten
jedoch bei der amerikanischen Besatzung in Karlsbad die nötige Bewilligung dazu
eingeholt.
Im Oktober 1945 nachts wurde die Ehefrau des Wasenmeisters Holzknecht in Dörfles bei
Duppau, als sie ein verdächtiges Geräusch hörte und zum Fenster
hinausschaute, von tschechischen Gendarmen erschossen.
In Puschwitz, Kr. Podersam, wurde der deutsche Bauer Stengl von den Tschechen grausam
mißhandelt und erschossen. Er sollte ein Gewehr im Düngerhaufen versteckt haben,
was nicht den Tatsachen entsprach. In der Nähe der Kreisstadt Podersam, beim
jüdischen Friedhof, wurden im August 1945 mehr
als 80 schuld- und wehrlose deutsche Männer von tschechischem Militär
erschossen.
Die meisten der Erschossenen hatten mit Nazitum und Politik nichts zu tun, sie waren einfache,
deutsche Bauern, Handwerker und Geschäftsleute, darunter der Bürgermeister
Groschup
aus Groß-Otschehau und der Buchbinder Pfaff aus Podersam, ein alter Mann mit
weißen Haaren. Näheres kann darüber der Bauer
Hauk aus Groß-Otschehau, unbekannten Aufenthaltes, berichten.
Deutsche Frauen wurden grausam mißhandelt und starben infolge dieser
Mißhandlungen: Die Frau des Molkereibesitzer Knie in Rednitz und die Frau des
Kaufmannes Marek aus Mekl, Kreis Kaaden.
Deutsche Frauen und Mädchen aus Duppau mußten im Winter bei Schnee im Wald
Bäume fällen, dabei
wurde die 18-jährige Anna Grund, Tochter und einzige Stütze ihrer alten, kranken
Eltern, von einem stürzenden Baum erschlagen.
Der Zuckerbäcker Alois Guth aus Duppau, Kr. Kaaden, wurde ebenfalls schuldlos von den
Tschechen ermordet u. zw., wie sein hier lebender Bruder Julius Guth mir angab, am 26. Juni
1945
im Garten der Oberschule in Duppau. Alois Guth wollte ein dort für seinen im Kriege
gefallenen Sohn aufgestelltes Holzkreuz entfernen, wurde von den Tschechen ergriffen und mit
21
anderen schuldlosen Sudetendeutschen im Garten des früheren erzbischöflichen
Knabenseminars erschossen, nachdem diese sich zuvor ihre Gräber selbst graben
mußten.
Die alte Frau Jansky aus Duppau wurde von Tschechen des Sbor Národní
Bezpecnosti (Korps der nationalen Sicherheit), als man ihr Angaben über andere Deutsche
erpressen wollte, mit dem Erhängen bedroht. Man legte ihr eine Schlinge um den Hals,
zog
sie hoch, bis sie beinahe erstickte, ließ sie wieder los und wiederholte diese Marter, bis sie
ohnmächtig wurde.
Der 13-jährige Josef Glatz aus Duppau wurde von Tschechen mit anderen Knaben
unschuldig 6 Wochen im Gefängnis des Gerichtsgebäudes in Duppau eingesperrt.
Glatz und die anderen Knaben wurden jeden Tag abends von tschechischen Gendarmen mit
Gummiknütteln über den Rücken geschlagen. Verletzungen am
Rücken
von diesen Mißhandlungen hat Glatz heute noch.
Bericht Nr. 165
Schwere Mißhandlung einer Frau,
Deportierung in die
Kohlenbergwerke
Berichter: Friedrich Liebner Bericht vom 12. 1. 1946 (Duppau)
Aus dem kleinen
Städtchen Duppau ging bereits am 25. Juli 1945 ein geschlossener
Transport von 400 Deutschen nach Sachsen. Der Großteil der übrigen deutschen
Bevölkerung von Duppau wurde im Laufe der letzten sechs Monate zur Zwangsarbeit in
das Innere Böhmens deportiert.
Bei diesen Deportierungsaktionen kamen zahlreiche brutale Behandlungsmethoden vor. So
wurde
z. B. die Frau Knie aus Rednitz bei Duppau, weil sie sich im Hüfthalter einige der ihr
gehörenden Banknoten eingenäht hatte, auf der tschechischen Gendarmeriewache
in
Duppau nackt ausgezogen und dermaßen verprügelt, daß sie zwei Tage
später, als sie nach Bernau verschleppt worden war, dort an einer
Rückenmarkverletzung starb.
Die Dörfer im Duppauer Gebirge sind wegen ihrer ungünstigen Lage zum
Großteil noch von Deutschen bewohnt. Nur in Duppau selbst wurden die
landwirtschaftlichen Betriebe von Tschechen übernommen.
Alle Männer von 16 bis 45 Jahren wurden neuerdings verhaftet und zur Zwangsarbeit in
das Brüxer Kohlengebiet abgeführt.
Bericht Nr. 166
Schwere Mißhandlung bei
Hausdurchsuchungen
Berichter: Alois Zörkler Bericht vom 31. 12. 1946 (Duppau)
Im September 1945
wurde in meinem Hause in Duppau Nr. 7, Kreis Kaaden, nachmittags von
der
Gendarmerie eine Hausdurchsuchung vorgenommen. Dabei wurde ich ohne jeden Grund bis zur
Bewußtlosigkeit geschlagen. Seit dieser Zeit habe ich Sausen im linken Ohr. Bei der
Hausdurchsuchung wurden mir verschiedene Gegenstände entwendet.
Eipel
Bericht Nr. 167
Behandlung von Juden: vom Familienbetrieb
ausgeschlossen
Berichter: Dr. Rudolf Fernegg Bericht vom 21. 6. 1951
Ein Sohn der Inhaber der
Leinenspinnerei und Weberei Brüder Buxbaum in Eipel war
schon vor der Angliederung des Sudetengebietes und vor der Errichtung des Protektorates nach
Amerika gegangen. Während der Zeit des "Dritten Reiches" war diesem die ganze Familie
nachgezogen. Der inzwischen amerikanischer Staatsbürger gewordene Sohn Buxbaum hat
sich mit seiner Belegschaft schriftlich darüber unterhalten, ob die Eipler Betriebe von ihm
wieder übernommen werden könnten. Die Antwort der Belegschaft war: Es sei
nichts
zu machen.
Eisenstein
Bericht Nr. 168
Mißhandlung eines Invaliden
Berichter: Alois Sperl Bericht vom 28. 6. 1946
Ich wurde am 18.
5. 45 in Eisenstein verhaftet und nach Klattau ins Gerichtsgefängnis
eingeliefert. Dort wurde ich wiederholt schwer mißhandelt. Ich erhielt dabei eine
Nierenverletzung und auch mein Armstumpf wurde mir an der Amputationsstelle blutig
geschlagen. Ärztliche Behandlung wurde mir vom Gefängnisarzt in beiden
Fällen verweigert. Meinen Armstumpf mußte ich mit meinem längst nicht
mehr sauberen Taschentuch heilen. Als Invalide mußte ich auch am Boden kriechen,
robben
usw. Verhaftungsgrund wurde mir keiner genannt. Später wurde mir immer gesagt, ich
hätte Eisenstein verteidigen wollen.
Eisenstein-Grün
Bericht Nr. 169
Mißhandlung eines Knaben
Berichterin: Klara Obermaier Bericht vom 28. 6. 1946
Ende Mai 1946
wurde mein noch nicht 10-jähriger Sohn von einem Gendarm in
Grün, Kreis Eisenstein so geschlagen, daß er stundenlang blutete und seitdem
schlecht hört. Er war 5 Minuten nach 9 Uhr vom Gendarm am Nachhauseweg angetroffen
worden. Zuerst schrieb ihm dieser eine Geldstrafe vor, strich aber dann den Strafschein wieder
durch, nahm meinen Sohn in das Gendarmeriegebäude und verprügelte ihn dort.
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