Bei dieser Schrift möchten wir noch einmal ganz
besonders
auf unseren Standpunkt zur Zensur hinweisen.
Englische und schottische Stimmen s ist bekannt, daß bis zum Weltkrieg und zu seiner propagandistischen Vorbereitung die Briten stets das geistige Deutschland, das Deutschland der Musik, der Dichtung, der Philosophie und der Wissenschaft auf das höchste gelobt haben. Ihre Bewunderung galt den "metaphysischen" Leistungen der Deutschen auf allen Gebieten jenseits der irdischen Bereiche, in denen England selbst Herr zu sein wünschte. Diese deutschen Leistungen anzuerkennen, waren die Briten gern bereit, und zwar nicht nur anzuerkennen, sondern auch von ihnen aufzunehmen und zu empfangen. Bei dieser Spaltung in der Beurteilung des geistigen und politischen Deutschlands begingen diese Rationalisten des Westens freilich einen alten Fehlschluß. Es war zum Beispiel in dem Zeitalter Friedrichs des Großen keineswegs ohne inneren Zusammenhang der Dinge gleichzeitig zur Grundlegung des "Inneren Reiches" wie des politischen Daseins der Deutschen gekommen. Dieses "Innere Reich" der "Dichter und Denker" war von Engländern und Schotten alsbald anerkannt worden; man meinte: wenn die Deutschen nur ein "inneres" Reich bilden wollen - schön und gut, das Reich der Metaphysik soll ihnen gehören; wenn sie "Metapolitik" statt Politik meinen, dann sollen sie unsere Unterstützung haben. Das waren Überlegungen oberflächlicher Rationalisten, die nicht ahnten, was etwa in der Philosophie von Fichte oder Hegel an reichsbildender Kraft sich offenbarte! Indem man das innere und äußere Reich der Deutschen nicht zusammen sah, sondern politisch ausdrücklich zu trennen suchte, verfolgte man die typisch britische Festlandspolitik des "divide et impera". Abseits dieser amtlichen Politik des Inselvolkes haben aber doch einzelne Schotten und Engländer immer wieder zu einer rückhaltlosen Anerkennung der deutschen politischen Leistungen und der sich vollziehenden Reichsgründung durch die Deutschen hingefunden. Das ist bei uns weniger bekannt. Um so bedeutsamer ist heute für manche Erörterungen die Tatsache, daß es trotz der vorwaltenden Abneigung der Briten gegen jeden Fortschritt der Deutschen auf den Gebieten, die die Engländer in besonderem Maße für sich selbst in Anspruch nehmen, wie Handel, Industrie und vor allem Politik, es auch einzelne, und zwar bedeutende und führende Engländer und Schotten gegeben hat, die einen höheren Standort für ihre Beurteilung eingenommen haben und damit eine bessere Sicht der deutschen Dinge hatten. Es gab Engländer und Schotten, welche frühzeitig das kommende politische Deutschland ahnten und anerkannten. Ihr Ja zu dem neuen Aufstieg preußisch-deutscher Macht im mitteleuropäischen Raum sollte auch heute noch von denen gehört werden, welche immer mit dem billigen und im Grunde so falschen und oberflächlichen Gegensatz des früheren geistigen und des neuen politischen Deutschlands sich ein Zerrbild des deutschen Volkes, seines Wesens und seines Wirkens zurechtlegen. Das Ja zur Reichserneuerung, auf Umwegen vom friderizianischen Preußen über die deutsche Erhebung von 1813, über die großdeutschen Hoffnungen von 1848, über die bismarcksche Zwischenlösung bis zu Adolf Hitler, das Ja zu diesem großen geschichtlichen Vorgang, der Europa von Grund auf verwandeln muß, ist auch von einzelnen Schotten und Engländern ausgesprochen worden in dem Bemühen, ihre Landsleute durch bessere Erkenntnis dieses weltgeschichtlichen Geschehens zu einem richtigeren Handeln zu bringen. Heute, in dieser Stunde des schärfsten Zusammenstoßes zwischen dem großdeutschen und dem großbritannischen Reich, wird es nicht nur den deutschen Leser, sondern mehr noch vielleicht den ausländischen Leser interessieren, einige Stimmen aus dem anderen England zu hören, das seit den Tagen des älteren Pitt bis heute vorhanden war; diese sind heute, besonders seit der Einführung der Kriegsdiktatur in Großbritannien, zum Schweigen verurteilt oder von Männern wie Duff Cooper, Eden, Nicolson u. a. überschrien worden. Es fehlt uns noch eine wissenschaftliche Arbeit, die den Versuch unternimmt, diese britischen Stimmen der letzten 200 Jahre zu sammeln, zu ordnen und zu deuten, die den großen europäischen Vorgang der deutschen Volks- und Reichsbildung seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts von Klopstock und Friedrich dem Großen her in seinen einzelnen Abschnitten mit Verständnis behandelt haben. Hier wollen wir ohne jeden Versuch von Systematik nur einige einzelne Äußerungen zu diesem Thema aus verschiedenen Generationen aneinanderreihen. Carlyle hat einmal gesagt: "Die Engländer sind in allen preußischen Dingen äußerst, ich möchte sagen, schmählich und albern unwissend". Das ist leider seit zweihundert Jahren die Regel. Aber jede Regel hat ihre Ausnahmen, und von diesen ehrenvollen Ausnahmen sollen hier einige angeführt werden. Wir beginnen mit der friderizianischen Zeit.
Dieser Hilferuf nach Preußen entstand in einem britischen Notzustand. Von hier aus aber öffnete sich der Blick und auch das Verständnis für die Persönlichkeit Friedrichs II. und sein großes Werk.
Eine Generation später, als in Deutschland keine große politische Figur sichtbar war, sondern Napoleon das deutsche Volk unterworfen hatte, drangen Stimmen von der Insel über die Nordsee zu uns herüber, die uns daran mahnten, daß alle Vernunft und alles deutsche Denken und Dichten jetzt nichts mehr bedeuten könnten. "Einige wenige starke Instinkte und einige wenige einfache Grundsätze haben in dieser unglücklichen Zeit für die Menschheit mehr Bedeutung als aller Stolz des Denkens." (Wordsworth 1809.) So wurde die politische Tat der Deutschen angerufen gegenüber den bloßen Büchern der Deutschen. Die deutsche Erhebung, die von Männern wie Arndt, Jahn, Görres und Fichte gepredigt wurde, griff auf die ursprünglichen Kräfte des germanisch-deutschen Wesens zurück. Die "Hermannschlacht" trat wieder in das Bewußtsein der Nation. Damit wurde eine neue Anschauung gewonnen von dem politischen Beruf der Deutschen. In dieser Erweckung altgermanischer Wurzeln, altgermanischer Freiheit geschah ein neuer Schritt zur Reichsgründung. In Großbritannien hat der eben genannte Wordsworth für diese Vorgänge ein Echo geschaffen, als er dichtete:
So wird in Euren Büchern einst die Kunde lauten: Ein Losungswort erklang, gewaltig schallend: Arminius! - Das Volk erbebte wie der Tau Im ersten Wind; sie standen auf, ein echtes Volk, Sich selber treu - das mächt'ge Deutschland, Vom Nordmeer bis zur Donau stand es auf Und warf mit eins das Joch ab, das es trug."
Wie prophetisch klingt dieses Wort von Dr. Arnold über die erneuernde Kraft der teutonischen Nation im modernen Europa! Welche Bedeutung einer solchen germanischen Erweckung und Erneuerung Europas inmitten einer lügenhaften Scheinzivilisation westlicher Prägung durch den strengen Stil des straff zusammengefaßten preußischen Staates zukam, auch das ist damals von einsichtigen und weitsichtigen Engländern und Schotten erkannt und ausgesprochen worden. So schreibt
"Ich schreibe über Preußen, aber ich denke an England," so fügte Bulwer diesen und ähnlichen Ausführungen hinzu. Eine solche politische Auffassung der preußisch-deutschen Bildung wurde von Bulwer auch im tagespolitischen Bereich vertreten, als er im House of Commons 1832 ausrief:
Dieses Volk und Land, von dem so viel Segen ausgegangen ist, müßte nach der Meinung, die Bulwer im Parlament vertrat, seine Einheit erreichen, denn auf der Stärke Deutschlands beruhe der Frieden Europas. Dieser Gedanke, daß in einer starken Mitte Europas die beste Gewähr für den Frieden des Erdteils gegeben sei, wird von keinem Geringeren als
Deshalb begrüßt Sir Robert Peel jede Äußerung des Einheitsstrebens in Deutschland:
den freien, deutschen Rhein.' So wurde die kommende deutsche Einheit im voraus herbeigewünscht. Als Bismarck sie dann mit den preußischen Kräften, den geistigen sowohl wie den militärischen, im Zusammenklingen mit den nationalen Bestrebungen nördlich und südlich des Mains zunächst im kleindeutschen Reich mit Ausschluß des Südostdeutschtums schaffen konnte, da erschien in den westlerisch eingestellten Kreisen Großbritanniens das Übelwollen, die Mißgunst, der Ärger und die Kritik des "Bismarckismus", wie man damals sagte. Man suchte mit allen Mitteln die Reichsgründung durch Preußen herabzusetzen als eine gegen den Zeitgeist gerichtete Macht. Aber wieder standen einzelne Engländer und Schotten auf, um gegen die Strömungen in ihren Ländern der Anerkennung und der Bewunderung über die nun endlich vollbrachte neue deutsche Reichsgründung Ausdruck zu verleihen. An ihrer Spitze stand Carlyle. Da lesen wir in einem Brief vom September 1870, der innerste Gedanken und Hoffnungen dem Freunde Froude gegenüber, einem Verfechter des britischen Reichsgedankens, zum Ausdruck bringt:
Allein unter den Nationen scheint Preußen noch etwas von der Kunst des Regierens zu verstehen und Feinde zu bekämpfen nach besagter Kunst. Deutschland ist von je die friedlichste, frömmste und, wenn es sein muß, tapferste und furchtbarste der Nationen gewesen. Deutschland sollte in Europa präsidieren und wird wieder, scheint es, für fünf Jahrhunderte oder mehr mit diesem Amte betraut werden."
"Dieses edle, geduldige, tiefe, fromme und echte Deutschland muß schließlich seine Einheit als Nation finden und Königin des Festlandes werden an Stelle des streitsüchtigen, unruhigen, schwadronierenden, ruhmsüchtigen, aufgeregten und viel zu reizbaren Frankreichs. Das ist das größte Ereignis der gegenwärtigen Zeitläufe, dessen Eintritt alle Welt erhoffen muß!"
Auch die Times ist damals gelegentlich zu einer Anerkennung der neuen Reichsgründung gekommen. So schrieb sie in einem Leitaufsatz am 16. Juni 1871:
"Sehr lange haben europäische Staatsmänner, entweder aufrichtig oder heuchlerisch, nach dem Gleichgewicht der Mächte Ausschau gehalten - eine hübsche Frage, die das Übertragen von Stücken auf diese oder jene Waagschale erforderte; und Deutschland hat die Ausgleichsgewichte geliefert... All dies ist jetzt zu Ende und, wie wir glauben, für immer... Dieser Tag ist nur der Anfang eines großen Werkes. In vielen Jahrhunderten wurde es vorbereitet; viele Jahrhunderte werden für seine Vollendung erforderlich sein... Deutschland wird nicht an einem Tage erbaut werden; aber der Tag seiner Gründung wird immer hell in der Geschichte leuchten. Es ist müßig, den Charakter der endgültigen Einheit oder den Prozeß, durch welchen sie erreicht wird, vorherzusagen." "Deutschlands Nachbarn dürfen nicht in negativer Haltung zusehen. Wir zum mindesten müssen einsehen, daß unser Interesse in der Bildung einer großen Einheit liegt, die unserer eigenen viel mehr verwandt ist als irgendeine andere, die auf dem Kontinent besteht." Diese Kundgebung der Times war eine realpolitische Anerkennung der Tatsache, daß inmitten Europas ein großes wertvolles Volk besteht, das auch politisch Gestalt annehmen soll und das damit dem ganzen europäischen System eine Wendung zum Frieden geben wird, weil die alte zersetzende Politik des Gleichgewichts mit einem starken Deutschland in der Mitte zu Ende kommen muß. Die Hoffnungen freilich, daß Deutschland und Großbritannien auf die Dauer fest würden zusammenarbeiten können, blieb nur eine Hoffnung. Einen besonderen Gegenstand des Meinungsaustausches in der britischen Öffentlichkeit während des Krieges bildete die Frage der deutschen Kriegführung. Eine Fülle von Verleumdungen schlimmster Art - wir Heutigen kennen das aus dem Weltkrieg und aus dem gegenwärtigen Krieg zur
Solche Sätze aus dem englischen Lager - Seeley gilt als Vater des modernen britischen Imperialismus - sind auch heute wieder von größter Bedeutung inmitten der Schrecken des modernen technischen Krieges. 1870 gab es Engländer, die öffentlich bekannten, daß ihnen der deutsche Offizier gerade mit seinen männlichen und menschlichen Eigenschaften großen Eindruck machte:
Wir sind damit am Ende unseres raschen Überblicks über einzelne positive schottische und englische Stimmen zur Geschichte des preußischen Aufstiegs und der Volkwerdung und Reichsgründung der Deutschen im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. Die Hoffnungen so vieler Deutschen und einiger hellsehenden Schotten und Engländer, daß die stammverwandten Völker sich finden würden zu gerechtem Ausgleich, damit sie nebeneinander auf dieser Welt ihre großen politischen Aufgaben durchführen könnten, haben sich nicht erfüllt. Das neunzehnte Jahrhundert endete mit dem Kampfruf der Briten gegen Deutschland, der in dem berüchtigten Aufsatz der Saturday Review (1897) an die Öffentlichkeit gegeben wurde: Delenda est Germania! An dem Tage, an dem Deutschland vernichtet wäre, würde es keinen Engländer geben, der nicht reicher als vorher wäre! Unsere Zeit erlebt in gewaltigem Durchbruch die Vollendung der Reichsgründung, die von allen reaktionären Kräften Europas gefürchtet und von allen jungen Kräften so lange erhofft und ersehnt worden ist. In der sogenannten Systemzeit mit all ihren menschlichen und politischen Schwächen und Lastern hatte sich in Deutschland die Zurückbesinnung auf die letzten und tiefsten Kräfte des deutschen Volkes vollzogen. Die Nation wurde mit einer Persönlichkeit gesegnet, die Schritt um Schritt, Stufe um Stufe das Werk vollbringen konnte. Zum Staunen der Welt hat Adolf Hitler in wenigen Jahren das großdeutsche Reich in der Mitte Europas allen Gegnern zum Trotz geschaffen.
In den folgenden Abschnitten soll eine Auswahl von einzelnen englischen und
schottischen Stimmen zu Hitlers innen- und außenpolitischer
Schöpfung des Großdeutschen Reiches zusammengestellt werden.
1Weitere Stellen dieser
Art in der Times vom 28. September und 3. November 1870. ...zurück...
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