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Die Wahrheit über Hitler aus englischem Munde. 
Dr. Adolf Rein

Bei dieser Schrift möchten wir noch einmal ganz besonders
auf unseren Standpunkt zur Zensur hinweisen.

Englische und schottische Stimmen
zur Geschichte des preußisch-deutschen Aufstiegs

s ist bekannt, daß bis zum Weltkrieg und zu seiner propagandistischen Vorbereitung die Briten stets das geistige Deutschland, das Deutschland der Musik, der Dichtung, der Philosophie und der Wissenschaft auf das höchste gelobt haben. Ihre Bewunderung galt den "metaphysischen" Leistungen der Deutschen auf allen Gebieten jenseits der irdischen Bereiche, in denen England selbst Herr zu sein wünschte. Diese deutschen Leistungen anzuerkennen, waren die Briten gern bereit, und zwar nicht nur anzuerkennen, sondern auch von ihnen aufzunehmen und zu empfangen. Bei dieser Spaltung in der Beurteilung des geistigen und politischen Deutschlands begingen diese Rationalisten des Westens freilich einen alten Fehlschluß. Es war zum Beispiel in dem Zeitalter Friedrichs des Großen keineswegs ohne inneren Zusammenhang der Dinge gleichzeitig zur Grundlegung des "Inneren Reiches" wie des politischen Daseins der Deutschen gekommen. Dieses "Innere Reich" der "Dichter und Denker" war von Engländern und Schotten alsbald anerkannt worden; man meinte: wenn die Deutschen nur ein "inneres" Reich bilden wollen - schön und gut, das Reich der Metaphysik soll ihnen gehören; wenn sie "Metapolitik" statt Politik meinen, dann sollen sie unsere Unterstützung haben. Das waren Überlegungen oberflächlicher Rationalisten, die nicht ahnten, was etwa in der Philosophie von Fichte oder Hegel an reichsbildender Kraft sich offenbarte!

Indem man das innere und äußere Reich der Deutschen nicht zusammen sah, sondern politisch ausdrücklich zu trennen suchte, verfolgte man die typisch britische Festlandspolitik des "divide et impera". Abseits dieser amtlichen Politik des Inselvolkes haben aber doch einzelne Schotten und Engländer immer wieder zu einer rückhaltlosen Anerkennung der deutschen politischen Leistungen und der sich vollziehenden Reichsgründung durch die Deutschen hingefunden. Das ist bei uns weniger bekannt. Um so bedeutsamer ist heute für manche Erörterungen die Tatsache, daß es trotz der vorwaltenden Abneigung der Briten gegen jeden Fortschritt der Deutschen auf den Gebieten, die die Engländer in besonderem Maße für sich selbst in Anspruch nehmen, wie Handel, Industrie und vor allem Politik, es auch einzelne, und zwar bedeutende und führende Engländer und Schotten gegeben hat, die einen höheren Standort für ihre Beurteilung eingenommen haben und damit eine bessere Sicht der deutschen Dinge hatten. Es gab Engländer und Schotten, welche frühzeitig das kommende politische Deutschland ahnten und anerkannten. Ihr Ja zu dem neuen Aufstieg preußisch-deutscher Macht im mitteleuropäischen Raum sollte auch heute noch von denen gehört werden, welche immer mit dem billigen und im Grunde so falschen und oberflächlichen Gegensatz des früheren geistigen und des neuen politischen Deutschlands sich ein Zerrbild des deutschen Volkes, seines Wesens und seines Wirkens zurechtlegen.

Das Ja zur Reichserneuerung, auf Umwegen vom friderizianischen Preußen über die deutsche Erhebung von 1813, über die großdeutschen Hoffnungen von 1848, über die bismarcksche Zwischenlösung bis zu Adolf Hitler, das Ja zu diesem großen geschichtlichen Vorgang, der Europa von Grund auf verwandeln muß, ist auch von einzelnen Schotten und Engländern ausgesprochen worden in dem Bemühen, ihre Landsleute durch bessere Erkenntnis dieses weltgeschichtlichen Geschehens zu einem richtigeren Handeln zu bringen.

Heute, in dieser Stunde des schärfsten Zusammenstoßes zwischen dem großdeutschen und dem großbritannischen Reich, wird es nicht nur den deutschen Leser, sondern mehr noch vielleicht den ausländischen Leser interessieren, einige Stimmen aus dem anderen England zu hören, das seit den Tagen des älteren Pitt bis heute vorhanden war; diese sind heute, besonders seit der Einführung der Kriegsdiktatur in Großbritannien, zum Schweigen verurteilt oder von Männern wie Duff Cooper, Eden, Nicolson u. a. überschrien worden. Es fehlt uns noch eine wissenschaftliche Arbeit, die den Versuch unternimmt, diese britischen Stimmen der letzten 200 Jahre zu sammeln, zu ordnen und zu deuten, die den großen europäischen Vorgang der deutschen Volks- und Reichsbildung seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts von Klopstock und Friedrich dem Großen her in seinen einzelnen Abschnitten mit Verständnis behandelt haben. Hier wollen wir ohne jeden Versuch von Systematik nur einige einzelne Äußerungen zu diesem Thema aus verschiedenen Generationen aneinanderreihen.

Carlyle hat einmal gesagt: "Die Engländer sind in allen preußischen Dingen äußerst, ich möchte sagen, schmählich und albern unwissend". Das ist leider seit zweihundert Jahren die Regel. Aber jede Regel hat ihre Ausnahmen, und von diesen ehrenvollen Ausnahmen sollen hier einige angeführt werden. Wir beginnen mit der friderizianischen Zeit.

Lord 
Horace Walpole
Lord Horace Walpole
[Bild: The Probert Encyclopaedia]
Lord Walpole hat am 6. Oktober 1746 in einem vertraulichen Brief geschrieben:

          "Wollt Ihr mir sagen, wo das Heilmittel gegen unsere unglückseligen Zustände liegt? Ich antworte darauf: Preußen und nochmals Preußen! Wahre Freundschaft und ein festes Bündnis mit ihm hätten alles Mißgeschick verhindern können; nur so kann Europa, insbesondere England, von den Fesseln Frankreichs gerettet werden. So weit hatte ich neulich nachts geträumt, als mein lauter Ruf 'Preußen' mich zusammenfahren ließ und aufschreckte."

Dieser Hilferuf nach Preußen entstand in einem britischen Notzustand. Von hier aus aber öffnete sich der Blick und auch das Verständnis für die Persönlichkeit Friedrichs II. und sein großes Werk.

Philip Earl of Chesterfield
Philip Earl of Chesterfield
[Bild: Encyclopaedia Britannica]
Chesterfield und Pitt - um nur diese beiden bedeutenden englischen Persönlichkeiten jener Zeit herauszugreifen - waren voll Bewunderung und Verehrung für diesen staatsschöpferischen König, der Preußen in die Feuerprobe der Bewährung führte und damit eine neue deutsche Macht in die Mitte Europas stellte. "Unser beständiger Trinkspruch hier ist: Erfolg dem Könige von Preußen! - er wird riesig volkstümlich bei uns," wurde 1756 aus London berichtet.

William Pitt, 
Earl of Chatham
Wm. Pitt, Earl of Chatham
[Bild: The Carnegie Library of Pittsburgh]
Pitts Verehrung für Friedrich, die sich auf manchen Engländer und Schotten seiner Zeit übertrug, öffnete das Interesse seiner Landsleute nicht nur für den einzigartigen Genius auf dem preußischen Thron, sondern notwendigerweise auch für das preußische Staatswesen in seiner militärischen, administrativen und geistigen Gestalt. Pitt schrieb am 8. Februar 1763 - als das amtliche England den König in niedrigster Weise verraten hatte - an den Baron von Knyphausen:

          "Sie haben das Glück, einen König wiederzusehen und einem Könige zu dienen, der das Erstaunen aller Jahrhunderte ist. Habe ich meinerseits Hoffnung auf die Bitte, daß dieser Monarch es nicht als unter seiner Würde ansieht, den Gedanken zu haben, daß es in einem Dorf in England einen Mann gibt, dessen schönster Trost es ist, ihn über alle seine Feinde siegen zu sehen und bei den wunderbaren Taten dieser heroischen Regierung Betrachtungen darüber anzustellen, wie weit die menschliche Natur es bringen kann."

Eine Generation später, als in Deutschland keine große politische Figur sichtbar war, sondern Napoleon das deutsche Volk unterworfen hatte, drangen Stimmen von der Insel über die Nordsee zu uns herüber, die uns daran mahnten, daß alle Vernunft und alles deutsche Denken und Dichten jetzt nichts mehr bedeuten könnten. "Einige wenige starke Instinkte und einige wenige einfache Grundsätze haben in dieser unglücklichen Zeit für die Menschheit mehr Bedeutung als aller Stolz des Denkens." (Wordsworth 1809.) So wurde die politische Tat der Deutschen angerufen gegenüber den bloßen Büchern der Deutschen.

Die deutsche Erhebung, die von Männern wie Arndt, Jahn, Görres und Fichte gepredigt wurde, griff auf die ursprünglichen Kräfte des germanisch-deutschen Wesens zurück. Die "Hermannschlacht" trat wieder in das Bewußtsein der Nation. Damit wurde eine neue Anschauung gewonnen von dem politischen Beruf der Deutschen. In dieser Erweckung altgermanischer Wurzeln, altgermanischer Freiheit geschah ein neuer Schritt zur Reichsgründung. In Großbritannien hat der eben genannte Wordsworth für diese Vorgänge ein Echo geschaffen, als er dichtete:

    "Es werden hohe Taten von Euch kommen, Deutsche!
    So wird in Euren Büchern einst die Kunde lauten:
    Ein Losungswort erklang, gewaltig schallend:
    Arminius! - Das Volk erbebte wie der Tau
    Im ersten Wind; sie standen auf, ein echtes Volk,
    Sich selber treu - das mächt'ge Deutschland,
    Vom Nordmeer bis zur Donau stand es auf
    Und warf mit eins das Joch ab, das es trug."
Die Anrufung von Arminius, dem Befreier Deutschlands, enthält im Keim jene große germanisch gerichtete englische Strömung im neunzehnten Jahrhundert, welche auf die "teutonische" Wurzel des englischen Volkstums und Staatswesens sich zurück besann und damit antiromanisch war, eine Strömung, die heute verschüttet ist, da England sich ganz von dem Gedanken der germanischen Verwandtschaft abgewandt hat, um sich ausschließlich als Nachfolgerin alter mittelmeerischer und westlicher Zivilisation gegenüber den "Barbaren" aus Deutschlands Wäldern zu
Thomas Arnold
Thomas Arnold
[Bild: The Illustrator Archive]
fühlen. Früher war das anders in England und die Stimme des Blutes wurde noch gehört. So schrieb der berühmte englische Erzieher, Dr. Arnold, im Jahre 1828:

          "Vor uns lag das Land unserer sächsischen und teutonischen Vorväter - jenes durch romanische oder irgendeine andere Beimischung unverdorbene Land; der Geburtsort der sittlichsten Völker, die die Welt bis jetzt gesehen hat, der vernünftigsten Gesetze, der am wenigsten wilden Leidenschaften und der schönsten häuslichen und bürgerlichen Tugenden. Ich dachte an jene denkwürdige Niederlage des Varus und seiner drei Legionen, die für immer die Römer auf die westliche Seite des Rheins zurückwies und die teutonische Nation - das regenerative Element im modernen Europa - gesund und frei bewahrte."

Wie prophetisch klingt dieses Wort von Dr. Arnold über die erneuernde Kraft der teutonischen Nation im modernen Europa! Welche Bedeutung einer solchen germanischen Erweckung und Erneuerung Europas inmitten einer lügenhaften Scheinzivilisation westlicher Prägung durch den strengen Stil des straff zusammengefaßten preußischen Staates zukam, auch das ist damals von einsichtigen und weitsichtigen Engländern und Schotten erkannt und ausgesprochen worden. So schreibt
E. L. Bulwer
E. L. Bulwer
1833 E. L. Bulwer über das preußische Schulwesen, das später die Schlacht von Königgrätz gewinnen sollte:

          "Das ist das Programm des Unterrichts in den Elementarschulen von Preußen, ein Unterricht, der den Verstand übt, die Moralität bildet, den Körper stärkt und die Neigung zur Arbeit und Unabhängigkeit fördert. Man vergleiche damit das Programm in unsern Sonntags- und Wartschulen, alle unsere kümmerlichen, magern Anstalten für erbärmlichen Unterricht. Aber, Sir, was in dem preußischen System zu bewundern, ist nicht die Organisation des Unterrichts allein, sondern der Geist, welcher dieselbe geschaffen hat und sie durchweht, die volle Würdigung des Menschen und seines Zweckes, der Pflichten der Bürger, des Vermögens, der Gleichheit und des Erbteils der Seele. Und in diesem Lande soll das Volk weniger frei sein, als bei uns? Wie unendlich mehr wird das Volk dort geachtet!"

"Ich schreibe über Preußen, aber ich denke an England," so fügte Bulwer diesen und ähnlichen Ausführungen hinzu.

Eine solche politische Auffassung der preußisch-deutschen Bildung wurde von Bulwer auch im tagespolitischen Bereich vertreten, als er im House of Commons 1832 ausrief:

          "Mit jenem Land und mit dem Volk jenes Landes muß das Volk dieses Landes für immer verbunden sein. Es war in den freien Wäldern Deutschlands, daß der Genius unserer Freiheit im Kindersalter genährt wurde, es war von den freien Altären Deutschlands, daß das Licht einer reineren Religion zuerst erstrahlte. Es war von einem der kleinen Staaten Deutschlands, daß unsere konstitutionellen Monarchen gekommen sind."

Dieses Volk und Land, von dem so viel Segen ausgegangen ist, müßte nach der Meinung, die Bulwer im Parlament vertrat, seine Einheit erreichen, denn auf der Stärke Deutschlands beruhe der Frieden Europas.

Dieser Gedanke, daß in einer starken Mitte Europas die beste Gewähr für den Frieden des Erdteils gegeben sei, wird von keinem Geringeren als
Sir Robert Peel
Robert Peel
[Bild: The Victorian Web]
Sir Robert Peel in einem Brief vom 10. Oktober 1841 an Bunsen in ähnlicher Weise zum Ausdruck gebracht:

          "...Die Einheit und die Vaterlandsliebe dieses Volkes, das sich in der Mitte von Europa ausbreitet, wird am besten zur Sicherung des Weltfriedens beitragen, und es wird der Ausbreitung aller gefährlichen Lehren, die die Religion und die Ordnung bedrohen, einen mächtigen Damm entgegensetzen..."

Deshalb begrüßt Sir Robert Peel jede Äußerung des Einheitsstrebens in Deutschland:

          "Meine ernste Hoffnung besteht darin, daß jedes Glied dieses ausgezeichneten Volkes, während der einzelne sein besonderes Geburtsland wie sein Heim verehren mag, seine Pflichten über diese engen Grenzen ausdehnt und den Namen eines Deutschen über alles stellt und den Anspruch Deutschlands auf die Liebe, die Zuneigung und den patriotischen Einsatz aller seiner Söhne anerkennt. Ich nehme an, daß ich die Gefühle jedes Deutschen an denjenigen messe, die meine eigene Brust (die Brust eines Fremden und Ausländers) bei dem einfachen Lied erfüllen, in dem der Wille eines mächtigen Volkes zusammengeballt zu sein scheint, wenn es leidenschaftlich verkündet:
      'Sie sollen ihn nicht haben,
      den freien, deutschen Rhein.'
          Sie werden ihn nicht haben, und der Rhein wird durch ein Lied beschützt werden, wenn die Gefühle, die es einschließt, das Herz jedes Deutschen, wie ich hoffe und vertraue, durchdringen."

So wurde die kommende deutsche Einheit im voraus herbeigewünscht. Als Bismarck sie dann mit den preußischen Kräften, den geistigen sowohl wie den militärischen, im Zusammenklingen mit den nationalen Bestrebungen nördlich und südlich des Mains zunächst im kleindeutschen Reich mit Ausschluß des Südostdeutschtums schaffen konnte, da erschien in den westlerisch eingestellten Kreisen Großbritanniens das Übelwollen, die Mißgunst, der Ärger und die Kritik des "Bismarckismus", wie man damals sagte. Man suchte mit allen Mitteln die Reichsgründung durch Preußen herabzusetzen als eine gegen den Zeitgeist gerichtete Macht.

Aber wieder standen einzelne Engländer und Schotten auf, um gegen die Strömungen in ihren Ländern der Anerkennung und der Bewunderung über die nun endlich vollbrachte neue deutsche Reichsgründung Ausdruck zu verleihen. An ihrer Spitze stand Carlyle. Da lesen wir in einem Brief vom September 1870, der innerste Gedanken und Hoffnungen dem Freunde Froude gegenüber, einem Verfechter des britischen Reichsgedankens, zum Ausdruck bringt:

          "...Von äußeren Ereignissen interessiert mich, wie alle Welt, der Krieg. Nie las ich von einem so wunderbaren Kriege, und seine Erfolge werden, meine ich, heilsam, groß und hoffnungsvoll sein, mehr als alles, was sich zu meinen Zeiten ereignet hat...
          Allein unter den Nationen scheint Preußen noch etwas von der Kunst des Regierens zu verstehen und Feinde zu bekämpfen nach besagter Kunst. Deutschland ist von je die friedlichste, frömmste und, wenn es sein muß, tapferste und furchtbarste der Nationen gewesen. Deutschland sollte in Europa präsidieren und wird wieder, scheint es, für fünf Jahrhunderte oder mehr mit diesem Amte betraut werden."

Thomas Carlyle
Thomas Carlyle, schottischer Historiker
[Detail eines Portraits von Elliott & Fry]
Aus dieser Einstellung heraus ist auch der berühmte Times-Brief von Carlyle am 18. November 1870 über die Berechtigung der Abtretung von Elsaß-Lothringen an das Reich abgefaßt worden. Wir wollen hier nur zwei kurze Stellen von allgemeiner Bedeutung wiedergeben:

          "Kein Volk hat je einen so schlimmen Nachbarn gehabt wie das deutsche während der letzten vierhundert Jahre an Frankreich; schlimm in jeder Beziehung: unverschämt, raubgierig, unersättlich, unversöhnlich und dauernd streitsüchtig."
          "Dieses edle, geduldige, tiefe, fromme und echte Deutschland muß schließlich seine Einheit als Nation finden und Königin des Festlandes werden an Stelle des streitsüchtigen, unruhigen, schwadronierenden, ruhmsüchtigen, aufgeregten und viel zu reizbaren Frankreichs. Das ist das größte Ereignis der gegenwärtigen Zeitläufe, dessen Eintritt alle Welt erhoffen muß!"

Charles 
Kingsley, englischer Schriftsteller
Charles Kingsley
[Bild: The Probert Encyclopaedia]
Die Ablösung Frankreichs durch Deutschland wird in diesen temperamentvollen Zeilen Carlyles mit Hilfe der größten englischen Zeitung vor der europäischen Öffentlichkeit vertreten. Die Berufung Deutschlands in die erste verantwortliche Stelle Europas hat damals unter den Engländern und Schotten neben Carlyle am stärksten Charles Kingsley zum Ausdruck gebracht, als er schrieb: "Die Geschichte der deutschen Nation ist, wie ich glaube, die Grundgeschichte von Europa."

Auch die Times ist damals gelegentlich zu einer Anerkennung der neuen Reichsgründung gekommen. So schrieb sie in einem Leitaufsatz am 16. Juni 1871:

          "Was Europa - sogar noch mehr als selbst die Helden dieses Triumphes - fühlen muß, ist die Tatsache, daß die Schande nun von Deutschland genommen wurde. Tausendmal hat man ihm gesagt, daß, ungeachtet seiner anderen moralischen und geistigen Gaben, Deutschland solche Eigenschaften brauche, die aus Männern eine Nation machen."
          "Sehr lange haben europäische Staatsmänner, entweder aufrichtig oder heuchlerisch, nach dem Gleichgewicht der Mächte Ausschau gehalten - eine hübsche Frage, die das Übertragen von Stücken auf diese oder jene Waagschale erforderte; und Deutschland hat die Ausgleichsgewichte geliefert... All dies ist jetzt zu Ende und, wie wir glauben, für immer... Dieser Tag ist nur der Anfang eines großen Werkes. In vielen Jahrhunderten wurde es vorbereitet; viele Jahrhunderte werden für seine Vollendung erforderlich sein... Deutschland wird nicht an einem Tage erbaut werden; aber der Tag seiner Gründung wird immer hell in der Geschichte leuchten. Es ist müßig, den Charakter der endgültigen Einheit oder den Prozeß, durch welchen sie erreicht wird, vorherzusagen."
          "Deutschlands Nachbarn dürfen nicht in negativer Haltung zusehen. Wir zum mindesten müssen einsehen, daß unser Interesse in der Bildung einer großen Einheit liegt, die unserer eigenen viel mehr verwandt ist als irgendeine andere, die auf dem Kontinent besteht."

Diese Kundgebung der Times war eine realpolitische Anerkennung der Tatsache, daß inmitten Europas ein großes wertvolles Volk besteht, das auch politisch Gestalt annehmen soll und das damit dem ganzen europäischen System eine Wendung zum Frieden geben wird, weil die alte zersetzende Politik des Gleichgewichts mit einem starken Deutschland in der Mitte zu Ende kommen muß. Die Hoffnungen freilich, daß Deutschland und Großbritannien auf die Dauer fest würden zusammenarbeiten können, blieb nur eine Hoffnung.

Einen besonderen Gegenstand des Meinungsaustausches in der britischen Öffentlichkeit während des Krieges bildete die Frage der deutschen Kriegführung. Eine Fülle von Verleumdungen schlimmster Art - wir Heutigen kennen das aus dem Weltkrieg und aus dem gegenwärtigen Krieg zur
John Robert Seeley
John Robert Seeley
[Bild: Dr. David Worsley, "Sir John Robert Seeley and His Intellectual Legacy"]
Genüge - sollte die deutschen Kriegsleistungen, die nicht weggeleugnet werden konnten, wenigstens von der moralischen Seite her herabsetzen. Dazu hat der Cambridger Historiker John Robert Seeley ein ernsthaftes Wort gesprochen in seinem großen dreibändigen Werk über den Freiherrn vom Stein (1878):

          "Die Hauptkriege Preußens seit seinem großen Zusammenbruch, die von 1813, 1866 und 1870 haben einen Charakter von Größe, so wie keine andern modernen Kriege; der Zweck, den sie verfolgten, der Geist, in dem sie geführt, waren ebenso hoch als die Intelligenz, mit der sie geleitet wurden. Sie haben in einer gewissen Weise die moderne Welt mit dem Krieg ausgesöhnt, denn sie haben ihn als einen Kulturförderer (civilising agent) und als eine Art Morallehrer erwiesen."

Solche Sätze aus dem englischen Lager - Seeley gilt als Vater des modernen britischen Imperialismus - sind auch heute wieder von größter Bedeutung inmitten der Schrecken des modernen technischen Krieges. 1870 gab es Engländer, die öffentlich bekannten, daß ihnen der deutsche Offizier gerade mit seinen männlichen und menschlichen Eigenschaften großen Eindruck machte:

          "Große Mengen von Offizieren befinden sich hier, und viele essen um diese Stunde zu Mittag. Es ist ganz unmöglich, nicht von der allgemeinen Erscheinung und der Haltung dieser Männer betroffen zu werden. Die große Mehrheit von ihnen sind glänzende, fest und voll entwickelte Männer, von denen die meisten über fünf Fuß zehn Zoll groß sind und an Größe sechs Fuß nicht überschreiten; sie sehen gut aus, sind einfach, aber sorgfältig gekleidet, und in fast jedem Fall haben sie fabelhafte Köpfe. Eine andere Eigenschaft, die, wie ich bekennen muß, nach meiner Ansicht einen großen Wert hat, ist die allgemeine Offenheit, mit der jeder Mann einem ins Gesicht sieht - die dunkelgrauen Augen spielen nicht Versteck, sondern sie sehen einem fest, ruhig und doch freundlich ins Gesicht. Da ist kein Gehabe oder Getue. Sie sitzen beisammen, sprechen leise und ernst, jedoch in einer bestimmten, ruhigen, selbstsicheren Heiterkeit, die, wie ich denke, zugunsten der Sache König Wilhelms ausschlagen muß." (Times, 26. Juli 1870, S. 5.1)

Wir sind damit am Ende unseres raschen Überblicks über einzelne positive schottische und englische Stimmen zur Geschichte des preußischen Aufstiegs und der Volkwerdung und Reichsgründung der Deutschen im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. Die Hoffnungen so vieler Deutschen und einiger hellsehenden Schotten und Engländer, daß die stammverwandten Völker sich finden würden zu gerechtem Ausgleich, damit sie nebeneinander auf dieser Welt ihre großen politischen Aufgaben durchführen könnten, haben sich nicht erfüllt. Das neunzehnte Jahrhundert endete mit dem Kampfruf der Briten gegen Deutschland, der in dem berüchtigten Aufsatz der Saturday Review (1897) an die Öffentlichkeit gegeben wurde: Delenda est Germania! An dem Tage, an dem Deutschland vernichtet wäre, würde es keinen Engländer geben, der nicht reicher als vorher wäre!

Unsere Zeit erlebt in gewaltigem Durchbruch die Vollendung der Reichsgründung, die von allen reaktionären Kräften Europas gefürchtet und von allen jungen Kräften so lange erhofft und ersehnt worden ist. In der sogenannten Systemzeit mit all ihren menschlichen und politischen Schwächen und Lastern hatte sich in Deutschland die Zurückbesinnung auf die letzten und tiefsten Kräfte des deutschen Volkes vollzogen. Die Nation wurde mit einer Persönlichkeit gesegnet, die Schritt um Schritt, Stufe um Stufe das Werk vollbringen konnte. Zum Staunen der Welt hat Adolf Hitler in wenigen Jahren das großdeutsche Reich in der Mitte Europas allen Gegnern zum Trotz geschaffen.

In den folgenden Abschnitten soll eine Auswahl von einzelnen englischen und schottischen Stimmen zu Hitlers innen- und außenpolitischer Schöpfung des Großdeutschen Reiches zusammengestellt werden.


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Anmerkung

1Weitere Stellen dieser Art in der Times vom 28. September und 3. November 1870. ...zurück...


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