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III. Das Deutschtum in nichtdeutschen Staaten

4. Das Saargebiet

Das Problem des Saargebiets, das wir an letzter Stelle unter den westdeutschen Grenzlandproblemen behandeln, kann mit Elsaß-Lothringen und Eupen-Malmedy nicht in eine Linie gerückt werden. Während die Abtretung dieser beiden Grenzlande durch den Versailler Vertrag als endgültige vorgenommen wurden, schied das Saargebiet nur vorübergehend aus der staatlichen Gemeinschaft mit dem Reiche aus und wird nach menschlichem Ermessen spätestens 1935 wieder in diese zurückkehren; denn auch Frankreich hat sich inzwischen überzeugt, daß seine antideutsche Politik im Saarland erfolglos geblieben ist und daß die für 1935 vorgesehene Volksabstimmung - die letzte der sechs, die über das endgültige Schicksal des deutschen Volksbodens entschieden1 - mit absoluter Sicherheit für Deutschland ausfallen wird.

[66] Ein "Saargebiet" als staatliche Einheit gibt es erst seit dem Versailler Vertrag, der im Art. 45 folgendes bestimmt: "Als Ersatz für die Zerstörung der Kohlengruben in Nordfrankreich und als Anzahlung auf den Betrag der von Deutschland geschuldeten Wiedergutmachung der Kriegsschäden tritt Deutschland das volle und unbeschränkte, völlig schulden- und lastenfreie Eigentum an den Kohlengruben im Saarbecken... mit dem ausschließlichen Ausbeutungsrecht an Frankreich ab... Die Regierung des Saarbeckens wird einem den Völkerbund vertretenden Ausschuß übertragen."

Daß diese Bestimmung in den Vertrag hineinkam, ist letztlich einer unerhörten Lüge Clémenceaus zuzuschreiben, der den Widerstand Lloyd Georges und Wilsons gegen die französischen Pläne durch die Behauptung brach, daß im Saarbecken 150 000 Franzosen lebten. In Wirklichkeit wurden bei der Volkszählung von 1910 unter rund 650 000 Einwohnern ganze 342 Franzosen gezählt! Die Denkschrift der politischen Parteien des Saargebiets an den Völkerbund vom 15. April 1922 bemerkte dazu: "Diese Behauptung ist eine der größten Lügen, die jemals ausgesprochen wurden. Wir sind seit über tausend Jahren Deutsche, und wir bleiben Deutsche. Wir wehren uns gegen alle von der Regierungskommission betriebenen und von ihr begünstigten Französierungsbestrebungen."

Das Saargebiet umfaßt nach der in Versailles festgesetzten Abgrenzung 1881 qkm mit einer Bevölkerung von (1925) 713 000 Einwohnern, die, wie schon gesagt, rein deutsch sind; die jetzt vorhandenen Franzosen sind ausschließlich während der Besetzungszeit zugewandert. Es setzt sich zu etwa vier Fünfteln aus Teilen der Rheinprovinz, zum Rest aus Teilen der bayrischen Pfalz zusammen; die Abgrenzung erfolgte ent- [67] gegen der im Versailler Vertrag gegebenen Begründung nicht nach wirtschaftlichen, sondern ausschließlich nach politisch-militärischen Gesichtspunkten. Was Frankreich hier lockt, war der außerordentliche Industriereichtum des Landes, der es zu einem der dichtestbesiedelten Teile Deutschlands macht; es leben im Saargebiet nahezu 400 Menschen auf dem Quadratkilometer! An erster Stelle stehen die Steinkohlegruben, deren Besitz Frankreich zugesprochen worden ist; ihr Wert geht weit über den Umfang der Schäden hinaus, die der Kohlenbergbau Nordfrankreichs erlitten hat; denn bereits bis zu einer Tiefe von 1500 m wird der gewinnbare Kohlenvorrat auf 7 Milliarden Tonnen geschätzt. Die heute unter französischer Verwaltung stehenden und von dieser einem ausgesprochenen Raubbau unterworfenen Kohlengruben beschäftigen etwa 80 000 Bergleute, die mit ihren Familienangehörigen nahezu die Hälfte der Saarbevölkerung ausmachen dürften. An zweiter Stelle steht die sehr bedeutende Eisen- und Stahlindustrie mit etwa 35 000 Arbeitern, neben der noch die Eisenverarbeitung, die Glas- und die keramische Industrie zu nennen sind.

Die endgültige Entscheidung über die politische Zugehörigkeit des Saargebiets wird durch den Versailler Vertrag einer für 1935 vorgesehenen Volksabstimmung übertragen. Wenn nach ihrem Ausfall das Saargebiet an Deutschland zurückgegeben wird, soll Deutschland verpflichtet sein, die Saarkohlengruben von Frankreich zurückzukaufen. Für die 15jährige Zwischenzeit wurde die Regierung einer vom Völkerbund ernannten Kommission übertragen. Frankreich hat alles daran gesetzt, um in der Zeit bis zur Volksabstimmung den Boden für eine endgültige Annexion des Saargebiets vorzubereiten. Es hat von vornherein verstanden, die Regierungskommission seinen Wünschen dienstbar zu machen, so daß der Völkerbund durch die im Saargebiet angewandten Regierungsmethoden arg diskreditiert worden ist. Wir nennen hier nur [68] einige der Maßnahmen, die der Französierung des dem Völkerbund "zu treuen Händen" überantworteten Landes dienen sollen: Einführung der Frankwährung; Überfremdung der Saarindustrie mit französischem Kapital; Einrichtung französischer Schulen, in die man durch alle möglichen Begünstigungen auch deutsche Kinder zu ziehen suchte; Besetzung der maßgebenden Regierungsposten mit Franzosen; Einführung eines besonderen Wappens und besonderer Landesfarben. Das ist nur eine kleine Blütenlese der Maßnahmen, die leicht erweitert werden kann.

Aber gegenüber der Treue, die die Bevölkerung des Saargebiets in allen Schichten zu ihrem deutschen Vaterlande bewiesen hat, sind alle diese Versuche gänzlich erfolglos geblieben. Mit größtem Schmerze hat die französische imperialistische Politik ihre Felle wegschwimmen sehen; sie ist jetzt nur noch darauf bedacht, bis zum Jahre der Volksabstimmung aus den Saarkohlengruben soviel wie möglich herauszuholen, wobei auf die Sicherheit der Bevölkerung keinerlei Rücksicht genommen wird.

Das deutsche Volk kann dem Ausfall der Volksabstimmung mit Ruhe entgegensehen. Dies Grenzland wenigstens bleibt unverloren!



1Es waren bisher die folgenden: Nordschleswig, Teile von Ost- und Westpreußen, Oberschlesien, Kärnten und Burgenland (deren Ergebnis jedoch wegen des starken madjarischen Druckes nicht als objektiv angesehen werden kann). Die sogenannte "Volksbefragung" in Eupen-Malmedy kann überhaupt nicht als wirkliche Volksabstimmung betrachtet werden. ...zurück...



Das Buch der deutschen Heimat, Kapitel "Die Saar".

Deutsches Land: Das Buch von Volk und Heimat, Kapitel "Das Saarland."

Zehn Jahre Versailles, Bd. 3 Kapitel "Gebietsbesetzung: Saargebiet."

Das Versailler Diktat. Vorgeschichte, Vollständiger Vertragstext, Gegenvorschläge der deutschen Regierung


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Das Grenzlanddeutschtum
Mit besonderer Berücksichtigung seines Wirtschafts- und Soziallebens

Dr. Karl C. Thalheim