Das Jahr 1938
(Forts.)
Rede des Führers in Saarbrücken vom
9. Oktober 1938
Am Beginn dieses 20. Jahres nach unserem Zusammenbruch habe ich den
Entschluß gefaßt, die
zehn Millionen Deutschen, die noch
außerhalb unserer Grenzen standen, zurückzuführen in das
Reich. Ich war mir dabei vollkommen bewußt, daß diese
Rückkehr nur durch unsere eigene Kraft erzwungen werden konnte.
Die andere Welt hat es weder gesehen noch sehen wollen, daß hier im
Gegensatz zum sogenannten Selbstbestimmungsrecht der Völker zehn
Millionen Menschen vom Deutschen Reich getrennt und wegen ihres
Deutschtums unterdrückt wurden. Und sie hat es weder verstanden noch
verstehen wollen, daß diese Menschen nur eine einzige große
Sehnsucht hatten: zurück zum Reich!
Diese internationalen Weltbürger, die zwar Mitleid mit jedem Verbrecher
haben, der in Deutschland zur Rechenschaft gezogen wird, waren taub gegen das
Leid von zehn Millionen Deutschen! Auch heute noch ist diese Welt erfüllt
vom Geist von Versailles. Man sage uns nicht, daß sie sich davon
gelöst hat. Nein: Deutschland hat sich von ihm gelöst!
Es mußte ein harter Entschluß getroffen werden. Es hat auch bei uns
Schwächlinge gegeben, die das vielleicht nicht verstanden hatten. Allein es
ist selbstverständlich, daß es zu allen Zeiten die Ehre wirklicher
Staatsmänner war, eine solche Verantwortung zu übernehmen.
Eine Reihe von Voraussetzungen war notwendig, um diese Lösung
herbeizuführen:
Erstens: Die innere Geschlossenheit der Nation. Ich war bei meinem
Entschluß davon überzeugt, daß ich der Führer eines
mannhaften Volkes bin. Ich weiß, was vielleicht viele in der übrigen
Welt und einzelne auch in Deutschland noch nicht zu wissen scheinen, daß
das Volk des Jahres 1938 nicht das Volk von 1918 ist.
Niemand kann die gewaltige Erziehungsarbeit übersehen, die unsere
Weltanschauung geleistet hat. Heute ist eine Volksgemeinschaft entstanden von
einer Kraft und einer Stärke, wie Deutschland sie noch nie gekannt hat.
Dies war die erste Voraussetzung zum Gelingen eines solchen Kampfes.
Die zweite war die nationale Rüstung, für die ich mich nun seit
[151] bald sechs Jahren fanatisch eingesetzt habe. Ich
bin der Meinung, daß es billiger ist, sich vor den Ereignissen zu
rüsten, als ungerüstet den Ereignissen zu erliegen und dann Tribute
zu bezahlen.
Die dritte Voraussetzung war die Sicherung des Reiches. Ihr seid ja selbst hier
Zeugen einer gewaltigen Arbeit, die sich in eurer nächsten Nähe
vollzieht. Ich brauche euch darüber nichts im einzelnen zu sagen. Nur eine
Überzeugung spreche ich aus, daß es keiner Macht der Welt gelingen
wird, jemals diese Mauer zu durchstoßen.
Und viertens: Wir haben auch außenpolitische Freunde gewonnen. Jene
Achse, über die man in anderen Ländern manchmal glaubte spotten
zu können, hat sich in den letzten zweieinhalb Jahren nicht nur als
dauerhaft erwiesen, sondern gezeigt, daß sie auch in schlimmsten Stunden
Bestand hat.
Wir sind glücklich, daß dieses Werk des Jahres 1938, die
Wiedereingliederung von zehn Millionen Deutschen und von rund 110 000
Quadratkilometern Land in das Reich ohne Blutvergießen vollzogen werden
konnte trotz der Hoffnungen so vieler internationaler Hetzer und
Profitmacher.
Wenn ich die Mitarbeit der anderen Welt an dieser Friedenslosung
erwähne, dann muß ich zuerst immer wieder von dem einzigen
wahren Freund sprechen, den wir heute besitzen: Benito Mussolini. Wir alle
wissen, was wir diesem Mann zu verdanken haben.
Ich möchte auch der beiden anderen Staatsmänner gedenken, die sich
mühten, einen Weg zum Frieden zu finden und die mit uns jenes
Abkommen geschlossen haben, das vielen Millionen Deutschen ihr Recht und der
Welt den Frieden gesichert hat.
Allein, gerade die Erfahrungen dieser letzten acht Monate können und
müssen uns nur bestärken in dem Entschluß, vorsichtig zu sein
und nichts von dem zu versäumen, was zum Schutze des Reiches getan
werden muß.
Die Staatsmänner, die uns gegenüberstehen, wollen - das
müssen wir ihnen glauben - den Frieden. Allein, sie regieren in
Ländern, deren innere Konstruktion es möglich macht, daß sie
jederzeit abgelöst werden können, um anderen Platz zu machen, die
den Frieden nicht so sehr im Auge haben. Und diese anderen sind da.
Es braucht nur in England statt Chamberlain Herr Duff Cooper oder Herr Eden
oder Herr Churchill
zur Macht zu kommen, so wissen wir genau, daß es das
Ziel dieser Männer wäre, sofort einen neuen Weltkrieg zu beginnen.
Sie machen gar kein Hehl, sie sprechen das offen aus.
Wir wissen weiter, daß nach wie vor drohend im Hintergrunde jener
jüdisch-internationale Feind lauert, der im Bolschewismus seine staatliche
Fundierung und Ausprägung erfahren hat. Und wir kennen ferner die Macht
einer gewissen internationalen Presse, die nur von Lügen und Verleumdung
lebt.
Das verpflichtet uns, wachsam und auf des Reiches Schutz bedacht zu sein!
Jederzeit zum Frieden gewillt, in jeder Stunde aber auch zur Abwehr bereit!
[152] Ich habe mich deshalb entschlossen, den
Ausbau unserer Befestigungen im Westen, so wie ich sie in meiner
Nürnberger Rede ankündigte, mit erhöhter Energie
fortzusetzen. Ich werde nunmehr auch die beiden großen Gebiete, die bisher
vor unseren Befestigungen lagen, das Aachener und das Saarbrücker
Gebiet, in diese Befestigungen einbeziehen.
Im übrigen aber bin ich glücklich, nunmehr schon in den
nächsten Tagen jene Maßnahmen aufheben zu können, die wir
in den kritischen Monaten und Wochen durchführen mußten. Ich
freue mich, daß dann alle die Hunderttausende unserer Männer
wieder nach Hause gehen und unsere Reservisten wieder entlassen werden
können, und ich danke ihnen für die Art, in der sie ihren Dienst
erfüllten und ihre Pflicht taten.
Insbesondere danke ich den Hunderttausenden deutscher Arbeiter, Ingenieure
usw., von denen heute zehntausend in eurer Mitte stehen, die hier an unseren
Befestigungen gearbeitet haben.
Ihr habt mitgeholfen, meine Kameraden, Deutschland den Frieden zu sichern!
Mein besonderer Dank aber gilt dem ganzen deutschen Volk, das sich so
mannhaft benommen hat.
Als starker Staat sind wir jederzeit zu einer Verständigungspolitik mit
unseren Nachbarn bereit. Wir haben keine Forderungen an sie. Wir wollen nichts
als den Frieden. Nur eines wünschen wir, und das gilt besonders für
unsere Beziehungen zu England: Es würde gut sein, wenn man in
Großbritannien allmählich gewisse Allüren der Versailler
Epoche ablegen würde. Gouvernantenhafte Bevormundung vertragen wir
nicht mehr!
Erkundigungen britischer Politiker über das Schicksal von Deutschen oder
von Reichsangehörigen innerhalb der Grenzen des Reiches sind nicht am
Platze. Wir kümmern uns auch nicht um ähnliche Dinge in England.
Die übrige Welt hätte manches Mal Grund genug, sich eher um ihre
eigenen nationalen Vorgänge zu bekümmern oder z. B. um die
Vorgänge in Palästina.
Wir jedenfalls überlassen das denen, die sich vom lieben Gott berufen
fühlen, diese Probleme zu lösen, und beobachten nur staunend, wie
schnell sie mit ihren Lösungen fertig werden.
Wir möchten all diesen Herren den Rat geben, sich mit ihren eigenen
Problemen zu beschäftigen und uns in Ruhe zu lassen! Auch das
gehört zur Sicherung des Weltfriedens.
Wir selbst haben große Aufgaben vor uns. Gewaltige kulturelle und
wirtschaftliche Probleme müssen gelöst werden. Kein Volk kann
mehr den Frieden brauchen als wir, aber kein Volk weiß auch besser als wir,
was
es heißt, schwach und der Gnade oder Ungnade anderer ausgeliefert zu
sein.
(DNB. vom 10. Oktober 1938.)
Am 10. Oktober kündigte der britische Kriegsminister
Hore-Belisha eine durchgreifende Reorganisation der Territorialarmee an. Am 16.
Ok- [153] tober hielt Winston
Churchill über den Rundfunk eine Hetzrede nach
Amerika. Auf dem
Gauparteitag in Weimar wurde ihm am 6. November vom Führer die Antwort erteilt.
Rundfunkrede Winston Churchills nach Amerika
vom 16. Oktober 1938
(Am Abend des 16. Oktober 1938 von New York aus über das Sendernetz
der National Broadcasting Company verbreitet.)
Ich benutze mit Genugtuung die Gelegenheit, zum Volke der Vereinigten Staaten
sprechen zu dürfen. Ich weiß nicht, wie lange solche
Möglichkeiten noch bestehen werden. Die Sender, über die man
noch unzensiert seinen Gedanken Ausdruck geben kann, sind im Begriff, ihren
Betrieb einzustellen. Die Lichter gehen aus. Noch aber haben diejenigen,
für die das parlamentarische Regierungssystem etwas bedeutet,
Gelegenheit, sich miteinander zu beraten.
Lassen Sie mich denn in allem Ernst sprechen. Das amerikanische Volk hat sich,
wie ich glaube, ein richtiges Urteil über das Verhängnis gebildet, von
dem Europa befallen worden ist. Es versteht vielleicht klarer, als die
französische und britische Öffentlichkeit es bisher vermocht hat, die
weitreichenden Folgen der Abschaffung und des Untergangs der
Tschechoslowakischen Republik.
Ich bin, wie schon vor einigen Monaten zum Ausdruck gebracht, der Meinung,
daß, wenn Großbritannien, Frankreich und Rußland im April,
Mai oder Juni gemeinsam erklärt hätten, daß sie gegen
Nazideutschland gemeinsam vorgehen würden, falls Herr Hitler einen nicht
herausgeforderten Angriff gegen diesen kleinen Staat unternehmen sollte, und
wenn sie Polen,
Jugoslawien und Rumänien gegenüber erklärt
hätten, was sie zur rechten Zeit zu tun gedächten, und wenn sie diese
Staaten aufgefordert hätten, der Vereinigung der den Frieden
verteidigenden Mächte beizutreten, in diesem Falle der deutsche Diktator
sich einem derart eindrucksvollen Aufgebot gegenüber gesehen haben
würde, daß er von seinen Absichten Abstand genommen haben
würde.
Das würde auch allen friedliebenden und gemäßigten
Kräften in Deutschland Gelegenheit geboten haben, gemeinsam mit den
Führern des deutschen Heeres eine große Anstrengung zur
Wiederherstellung zivilisierter Zustände zu machen.
Wenn die mit einem Kriege verbundenen Risiken, die Frankreich und Britannien
im letzten Augenblick liefen, zur rechten Zeit kühn ins Auge gefaßt
und wenn eindeutige Erklärungen abgegeben worden und aufrichtig
gemeint gewesen wären, wie andersartig würden sich dann heute die
Aussichten darstellen!
Alle diese auf die Vergangenheit bezüglichen Betrachtungen sind aber
zwecklos. Es hat keinen Sinn, unter Freunden über die Vergangenheit
scharfe Worte zu gebrauchen und sich gegenseitig für das [154] Vorwürfe zu machen, was nicht zu
ändern ist. Die Zukunft, nicht aber die Vergangenheit, gebietet unsere
frühzeitige und besorgte Betrachtung. Wir müssen uns klar
darüber sein, daß die parlamentarischen Demokratien und die
liberalen, nach Frieden strebenden Kräfte überall eine Niederlage
erlitten haben, die sie moralisch und physisch zu sehr geschwächt hat, um
den Gefahren, die ungeheuer groß geworden sind, zu begegnen.
Aber die Sache der Freiheit hat eine ihr innewohnende Fähigkeit und Kraft,
sich wieder zu erholen, die es ihr ermöglicht, aus dem Unglück neue
Hoffnung und neue Stärke zu schöpfen. Wenn es jemals eine Zeit
gab, da Männer und Frauen, die die Ideale der Begründer der
britischen und amerikanischen Verfassungen hegten und pflegten, ernsten Rat
miteinander pflegen sollten, so ist diese Zeit jetzt gekommen.
Die ganze Welt sehnt sich nach
Frieden und Sicherheit. Es ist ihr Herzenswunsch.
Haben wir diesen Frieden und diese Sicherheit erlangt? Das ist die Frage, die wir
stellen. Haben wir diesen Frieden und diese Sicherheit durch die Hinopferung der
Tschechoslowakischen Republik erreicht?
Diese Republik war das Musterbeispiel eines demokratischen Staates in
Mitteleuropa, ein Land, in dem die Minderheiten besser als in irgendeinem
anderen Lande behandelt wurden. Dieses Land hat man im Stich gelassen und
vernichtet, und es wird jetzt aufgesogen.
Die Frage, die für eine große Anzahl einfacher Leute von Interesse
ist, geht dahin, ob diese Vernichtung der Tschechoslowakischen Republik sich
für die Welt als ein Segen oder als ein Fluch erweisen wird.
Wir müssen alle hoffen, daß sich diese Vernichtung zum Segen
auswirken wird. Wir müssen alle hoffen, daß alle Menschen,
nachdem wir unsere Blicke eine Zeitlang von den Kräften der Unterjochung
und der Liquidation abgewendet haben werden, freier atmen können,
daß es uns möglich sein wird, wenn der auf uns lastende Druck
beseitigt sein wird, zu uns selbst zu sagen: "Nun, die Angelegenheit ist jedenfalls
erledigt; nun wollen wir unser regelmäßiges tägliches Leben
wieder aufnehmen!"
Sind diese Hoffnungen aber wohlbegründet? Oder finden wir uns lediglich,
so gut wir können, mit dem ab, was zum Einhalt zu bringen wir nicht den
Mut und die Kraft haben? Das ist die Frage, die die
englisch-sprechenden Menschen in allen unsern Ländern sich heute
vorlegen müssen; sie müssen sich heute fragen: "Ist dies das Ende
oder steht noch weiteres zu erwarten?" Und daraus ergibt sich noch eine weitere
Frage: "Kann der Friede, der gute Wille und das Vertrauen auf einem Unrecht
aufgebaut werden, hinter dem die Gewalt steht?" Man kann diese Frage in
umfassender Weise wie folgt formulieren: "Hat die Menschheit damit, daß
sie sich der organisierten und berechnenden Gewalttätigkeit unterwarf,
jemals irgendeinen Vorteil oder irgendeinen Fortschritt erzielt?" Das ist die Frage,
in umfassender Form gestellt.
Wenn wir auf die lange Geschichte der Völker zurückblicken, so
müssen wir, ganz im Gegenteil, erkennen, daß sich ihr Ruhm auf den
[155] Geist des Widerstandes gegenüber der
Tyrannei und der Ungerechtigkeit gründete, ganz besonders, wenn diese
Laster sich auf überlegene Gewalt zu stützen schienen.
Seit dem Anbruch des christlichen Zeitalters hat sich bei den westlichen
Völkern allmählich eine gewisse Lebensauffassung gebildet, und
gewisse Normen in bezug auf Lebens- und Regierungsform haben
Wertschätzung erlangt. Nach vielem Elend und nach lang andauernder
Verwirrung stieg der Begriff von dem Recht des Einzelnen zum hellen Tageslicht
empor; sein Recht, in bezug auf die Regierung seines Landes befragt zu werden,
sein Recht, an der Regierung seines Landes Kritik zu üben und in
Opposition zu ihr zu treten, sein Recht, die Gesetze seines Landes sogar gegen
den Staat selbst anzurufen. Unabhängige Gerichtshöfe wurden
geschaffen, den Gesetzen Geltung verschafft; und damit wurde
selbstverständlich innerhalb der ganzen
englisch-sprechenden Welt sowie in Frankreich auf Grund der unerbittlichen
Lehren der Revolution erreicht, was Kipling mit "die Möglichkeit, ohne
einen anderen Menschen dafür um Erlaubnis bitten zu müssen, unter
dem Schutz des Gesetzes zu leben" bezeichnete.
Nun erscheint es mir aber, und ich glaube, auch zahlreichen unter Ihnen,
daß alles dies den Menschen das Leben wertvoll macht und dem Staat Ehre
und Wohlergehen einbringt.
Wir stehen aber noch einer anderen Tatsache gegenüber. Es handelt sich
nicht um etwas Neues. Es springt uns aus den finsteren Zeiten des Mittelalters
an - Rassenverfolgung, religiöse Unduldsamkeit,
Unterdrückung der Redefreiheit, der Begriff, der den Bürger
lediglich zu einem seelenlosen Bestandteil des Staates macht.
Dazu hat sich der Kriegskult gesellt. Schon zu Anfang ihrer Schulzeit wird in den
Kindern die Freude an der Eroberung, die Lust zum Angriff und an dem sich
daraus ergebenden Nutzen geweckt. Durch schwere Entbehrungen ist ein
mächtiges Staatswesen in eine kriegerische Gemütsverfassung
versetzt worden. Es wird in diesem Zustand, den es ebensowenig schätzt
wie wir, durch eine mehrere Millionen starke Parteiorganisation gehalten, die aus
der Aufrechterhaltung des Regimes jeden nur möglichen Nutzen zieht.
Genau so wenig wie die Kommunisten dulden die Nazis irgendeine andere
Meinung als die ihrige. Genau so wie die Kommunisten leben sie vom Haß.
Genau so wie die Kommunisten sind sie gezwungen, von Zeit zu Zeit und,
beachten Sie das wohl, in immer kürzeren Zwischenräumen, ein
neues Opfer zu finden. Bei all seinem Stolz ist der Diktator in den Fängen
seines Parteiregimes. Er kann wohl vorwärtsmarschieren, aber nicht
zurückgehen. Er muß seine Hunde an Blut gewöhnen und
ihnen Kurzweil bereiten, wenn er nicht von ihnen zerrissen werden will. So stark
er auch nach außen hin erscheinen mag, so schwach ist er im Innersten.
Es ist schon richtig, was Byron bereits vor hundert Jahren schrieb: "Dieser
heidnische militärische Geist mit seiner messinggepanzerten Brust und
seinen tönernen Füßen."
Niemand sollte indessen die Stärke und Leistungsfähigkeit eines
[156] totalitären Staates unterschätzen,
in dem die Bevölkerung eines ganzen
Landes - liebenswerte, gutherzige und friedliebende
Menschen - durch eine kommunistische oder
Nazi-Gewaltherrschaft, die, obgleich sie verschiedene Namen haben, ein und
dasselbe sind, mit einem Würgegriff an der Kehle gehalten und an den
Haaren herumgeschleift wird. In einem solchen Staate können die
Gewalthaber vorübergehend für kriegerische Zwecke und für
Vorherrschaft nach außen hin eine Gewalt ausüben, der
gegenüber sich die parlamentarischen Gemeinschaften
zugestandenermaßen in einem schweren praktischen Nachteil befinden.
Darüber müssen wir uns klar sein.
Zu alledem kommt aber nun noch diese wundervolle aus der Luft wirkende Kraft,
die in unserem Jahrhundert entdeckt wurde, deren sich aber die Menschheit bisher
leider als unwürdig erwiesen hat.
Diese Gefahr aus
der Luft, die sich vermißt, die Frauen und Kinder, die
Zivilbevölkerung, alle bescheidenen Menschen in den benachbarten
Ländern zu quälen und zu
terrorisieren - diese Verbindung, bitte beachten Sie es wohl, von
mittelalterlicher Leidenschaft, von Waffen, wie sie die moderne Wissenschaft
hervorgebracht hat, und von der erpresserischen Gewalt des
Bombardierens -, diese Verbindung ist die ungeheuerlichste
Herausforderung des Friedens, der Ordnung und des fruchtbaren Fortschritts, die
seit dem Einfall der Mongolen im 13. Jahrhundert jemals in der Welt aufgetaucht
ist.
Die alles überschattende Frage, zu der ich mit diesen wenigen Worten,
diesen einleitenden Bemerkungen gelange - die alles überschattende
Frage ist, ob die Welt, wie wir sie gekannt haben, die große, hoffnungsvolle
Welt vor dem Kriege, die Welt, die dem gemeinen Mann immer
größeren Raum zur Freude bietet, die Welt mit ihrer Ehre, ihren
Überlieferungen und mit ihren sich immer mehr entwickelnden
Wissenschaften - ob diese Welt dieser Gefahr damit begegnen soll,
daß sie sich ihr unterwirft oder ihr Widerstand
leistet - das ist die Frage, um die es geht. Wir wollen nun einmal
überlegen, ob uns die Mittel zum Widerstand heute noch zur
Verfügung stehen.
Der Ruhm Frankreichs, des tapferen Frankreichs, ist verblaßt. Trotz seines
tapferen, tüchtigen Heeres ist sein Einfluß tief herabgemindert
worden. Niemand hat das Recht, zu behaupten, daß Britannien, wenn es
auch schwere Fehler begangen hat, sein Wort gebrochen habe. Nein, wenn es zu
spät war, hat es sich stets besser als sein Wort erwiesen.
Nichtsdestoweniger aber beugt sich Europa in diesem Augenblick
gedemütigt und bestürzt vor den triumphierenden Ansprüchen
diktatorischer Gewalt. Sie können das nach vielen Richtungen hin
beobachten.
Auf der spanischen Halbinsel ist ein reinspanischer Streit durch die
Einmischung - oder soll ich, um die landläufige Redensart zu
gebrauchen, sagen, durch die
Nichteinmischung? - durch die Nichteinmischung von Diktatoren ist der
spanische Streit durch diese Einmischung in den Bereich eines Weltkrieges
gerückt worden. Aber nicht nur in Europa herrschen diese
Unterdrückungen. Durch eine militärische Clique in Japan ist China
in Stücke gerissen worden. Das arme, [157] gequälte chinesische Volk setzt dem
Feinde eine tapfere und hartnäckige Verteidigung entgegen. Gott helfe
ihm!
Das alte Kaiserreich von Äthiopien ist überrannt worden. Die
Äthiopier waren gelehrt worden, gläubig zur Heiligkeit der
öffentlichen Gesetze aufzuschauen. Man hinderte sie sogar daran, Waffen
einzukaufen, solange es noch Zeit war. Man verwies sie an das Tribunal
zahlreicher Nationen, die sich in majestätischer Einigkeit versammelt
hatten. Alles aber war vergebens. Sie wurden betrogen, und nunmehr gewinnen
sie ihr Lebensrecht damit zurück, daß sie von Grund auf wieder
anfangen müssen - ein Kampf um die primitivsten Lebensrechte.
Selbst in Südamerika beginnt das im Schutze der
Monroe-Doktrin blühende Naziregime die Struktur der brasilianischen
Gesellschaft zu untergraben. Das ist das Bild, das sich uns bietet.
Zu Ihnen, der Bevölkerung der Vereinigten Staaten, die weit entfernt und in
glücklichster Weise von den Gewässern des Atlantischen und des
Pazifischen Ozeans umspült geschützt liegt, habe ich nunmehr
Gelegenheit zu sprechen. - Sie sind die Zuschauer, und, ich darf
hinzufügen, die immer mehr in die Angelegenheiten dieser Tragödie
und Verbrechen verwickelten Zuschauer. Wir brauchen keinen Zweifel
darüber zu hegen, auf welcher Seite die amerikanischen Interessen und
Sympathien zu finden sind; gestatten Sie mir aber, da ich die Gelegenheit dazu
habe, die folgende Frage an Sie zu richten: "Wollen Sie warten, bis die britische
Freiheit und Unabhängigkeit unterdrückt worden sind, und wollen
Sie erst dann für die Sache eintreten, wenn sie zu drei Vierteln erledigt ist?
Und wollen Sie sich dieser Sache, wie Sie es zu tun haben werden, dann
annehmen, wenn sie ausschließlich zu der Ihrigen geworden ist?" Ich habe
in den Vereinigten Staaten sagen hören, daß das amerikanische Volk
mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun haben wolle, weil England und
Frankreich es unterlassen hätten, ihre Pflicht zu tun. Das ist vielleicht die
Auffassung zahlreicher Menschen, die aber keinen Sinn hat. Wenn die Dinge um
vieles schlimmer geworden sind, so haben wir um so mehr Veranlassung, den
Versuch zu machen, ihnen zu begegnen. Denn schließlich stellen diese
Länder die übriggebliebenen Kräfte der Zivilisation dar. Sie
sind überwältigend, und wenn sie nur zu einem einzigen Begriff, zu
einem einzigen gemeinsamen Begriff von Recht und Pflicht vereinigt
würden, so könnte es keinen Krieg geben.
Im Gegenteil, das deutsche Volk, das so fleißig, treu und tapfer ist, dem es
aber leider an dem richtigen Geist für bürgerliche
Unabhängigkeit mangelt, dieses deutsche Volk wird, wenn es erst einmal
von dem gegenwärtigen Alpdruck befreit sein wird, seinen ehrenvollen
Platz in der Vorhut der menschlichen Gesellschaft einnehmen.
Alexander der Große erklärte, die Bevölkerung Asiens sei
erschlagen worden, weil sie nicht gelernt habe, das Wort "Nein" auszusprechen.
Wir dürfen das nicht zur Grabschrift für die englischsprechenden
Völker, für die parlamentarische Demokratie, für Frankreich
oder für die zahlreichen überlebenden liberalen Staaten Europas
[158] werden lassen! Das ist, in einem einzigen Wort
ausgedrückt, der Entschluß der Kräfte der Freiheit und des
Fortschritts, der Duldung und des guten
Willens - das ist der Entschluß, den Sie fassen sollten. Das liegt nicht
im Machtbereich einer einzelnen Nation, einerlei wie stark sie auch bewaffnet
sein möge, noch viel weniger liegt es im Machtbereich einer kleinen
Gruppe von Männern, gewalttätigen, unbarmherzigen
Männern, die immer noch ihre Blicke nach rückwärts gerichtet
haben - es liegt nicht in ihrem Machtbereich, den Versuch zu machen, den
Fortschritt des menschlichen Geschickes in Fesseln zu schlagen.
Überwältigende Kräfte der Welt stehen auf unserer Seite. Es
bedarf nur ihrer Vereinigung, um ihnen Gehorsam zu verschaffen. Frankreich
muß den Anfang machen, ebenso Britannien und Amerika. Wenn wir uns
durch ein ernsthaftes Verlangen nach Frieden in eine nachteilige Lage gebracht
haben, so müssen wir das durch verdoppelte Anstrengung und, wenn
nötig, durch Standhaftigkeit im Leiden wiedergutmachen.
Wir werden zweifellos aufrüsten. Britannien wird, indem es
jahrhundertelange Gewohnheiten über Bord wirft, für seine
Bürger die nationale Dienstpflicht einführen. Das britische Volk wird
erhobenen Hauptes dastehen und allem entgegensehen, was immer auch kommen
mag. Aber, liebe Freunde, diese "Instrumentalitäten", wie Präsident
Wilson sich ausdrückte, sind an und für sich nicht genügend.
Wir müssen sie noch durch die Kraft der Ideale ergänzen.
Es gibt Leute, zahlreiche Leute, die erklären, daß wir uns nicht in
einen rein theoretischen Gegensatz zwischen Nazitum und Demokratie
hineinziehen lassen sollten; aber der Gegensatz besteht bereits. Er bestimmt unser
Leben. Es ist gerade diese Verbindung geistiger und moralischer Ideen, die den
freien Ländern einen großen Teil ihrer Stärke gibt. Man kann
diese Diktatoren beobachten, wie sie, umgeben von ihren Soldaten und den
Gummiknüppeln ihrer Polizei, auf ihren Postamenten stehen. Von allen
Seiten werden sie von sie umgebenden Massen, Flugzeugen, Befestigungswerken
und ähnlichen Dingen beschützt. Sie rühmen und
brüsten sich vor der Welt. Ihre Herzen aber sind voll unaussprechlicher
Furcht. Sie fürchten sich vor Worten und Gedanken, vor im Auslande
gesprochenen Worten, vor Hoffnungen, die im Innern ihres Landes laut werden
und die um so machtvoller sind, weil sie verboten sind. O Schrecken! Ein
Gedanke, so groß wie eine kleine, eine kleine, winzige Maus, taucht auf,
und selbst die mächtigsten Potentaten werden von Panik ergriffen.
Sie machen krampfhafte Anstrengungen, um Gedanken und
Äußerungen zu unterbinden. Sie fürchten sich vor der
Tätigkeit des menschlichen Geistes. Flugzeuge können sie zwar in
großen Mengen herstellen, wie aber wollen sie das natürliche
Drängen der menschlichen Natur ersticken, die nach all diesen
Jahrhunderten der Heimsuchung und des Fortschritts zur Rüstkammer
machtvollen und unzerstörbaren Wissens geworden ist?
Diktatur, die götzenhafte Anbetung eines Mannes, gegen die die britische
und die amerikanische Verfassung umfangreiche Vorsorge [159] getroffen
haben - eine Diktatur kann nicht einen Teil solcher Verfassungen
bilden - ein Gesellschaftszustand, bei dem die Menschen ihren Gedanken
keinen Ausdruck verleihen dürfen, bei dem Kinder ihre Eltern bei der
Polizei denunzieren, bei dem ein Geschäftsmann oder kleiner Ladenbesitzer
seinen Konkurrenten damit zugrunde richtet, daß er unwahre
Gerüchte über dessen private Meinung in Umlauf
setzt - ein solcher Gesellschaftszustand kann nicht lange andauern, wenn er
stetig in Berührung mit der gesunden Außenwelt gebracht wird.
Das Leben des zivilisierten Fortschritts, das ständig im Fluß ist, und
die damit verbundene Zusammenarbeit, dieses Leben mit seiner Erhabenheit und
seinen Freuden, ist, wie die Geschichte beweist, oft ausgelöscht worden.
Ich glaube aber, daß wir jetzt endlich der Barbarei den Rang so weit
abgelaufen haben, um sie überwachen und vermeiden zu können.
Notwendig ist lediglich, daß wir uns darüber klar sind, was im Gange
ist und daß wir rechtzeitig unsere Entschlüsse fassen.
Selbstverständlich werden wir das schließlich einmal tun, und wir
werden es zweifellos tun. Um wieviel härter sind aber unsere
Bemühungen aus Anlaß eines jeden Tages, den wir dabei
versäumen.
Das ist es, was ich Ihnen bei dieser Gelegenheit zu sagen habe. Und nun lassen
Sie mich fragen, ob dies eine Aufforderung zum Kriege ist? Kann irgend jemand
behaupten, daß das Treffen von Vorbereitungen zum Widerstand gegen
einen Angriff gleichbedeutend mit der Entfesselung eines Krieges ist? Das ist
tatsächlich ein ganz trauriges Kapitel. Ich erkläre, daß solche
Vorbereitungen die einzige Friedensgarantie, die beste und sicherste Aussicht auf
den Frieden sind - die schnelle organisierte Zusammenfassung von
Kräften, um nicht nur einem militärischen, sondern auch einem
moralischen Angriff zu begegnen; das entschlossene und nüchterne
Aufsichnehmen von Pflichten durch die englischsprechenden Völker und durch
alle großen und kleinen Staaten - von denen es viele
gibt -, die Seite an Seite mit ihnen zu marschieren wünschen.
Ihre treue und innige bewaffnete und wirksame Kameradschaft würde fast
über Nacht den Weg des Fortschritts frei machen und unser aller Leben von
der Furcht befreien, die für Hunderte von Millionen Menschen bereits
Gottes Sonnenlicht verdunkelt.
(E: The New York Times vom 17. Oktober
1938. - D: Eigene Übersetzung.)
Aus der Rede des Führers auf dem
Gauparteitag in Weimar
vom 6. November 1938
Man kann vielleicht von einem Wunder sprechen, wenn man sich diese
Entwicklung vor Augen hält. All die alten Parteigenossen, die diesen
gewaltigen Aufstieg miterlebten, können nur mit Rührung
zurückdenken an diese Zeiten und an das, was sich seitdem Großes
ereignete. Was uns aber jetzt zurückblickend fast wie ein Wunder erscheint,
ist nichts anderes als der Lohn für eine unermeßliche und
unermüdliche Arbeit!
[160] Denn das können wir Nationalsozialisten
wohl vor der deutschen Geschichte behaupten: Noch niemals ist
inbrünstiger, mit mehr Arbeit und auch mit mehr Opfern um das deutsche
Volk gerungen worden als in dieser Zeit des Kampfes unserer Bewegung um den
deutschen Menschen! Nunmehr haben wir dafür von der Vorsehung den
Lohn bekommen, genau so wie einst das Deutschland des Jahres 1918 seinen
Lohn erhielt!
Damals wurde es jener Segnungen teilhaftig, die wir unter dem Sammelbegriff
'Demokratie' verstehen! Das Deutschland von damals hat sich angeklammert an
die Hoffnungen, die vielleicht am stärksten jener Amerikaner aussprach,
der uns einen Frieden zusicherte, in dem es weder Besiegte noch Sieger geben
sollte. Nachdem das deutsche Volk im Glauben an diese Theorien die Waffen
niedergelegt hatte, wurde es belehrt, daß Demokratie in der Praxis etwas
anderes ist als in der Theorie.
Wenn heute manchmal Parlamentarier oder Politiker in fremden Ländern
zu behaupten wagen, Deutschland hätte seine Verträge nicht
gehalten, dann können wir diesen Männern nur zur Antwort geben:
Der
größte Vertragsbruch aller Zeiten ist am deutschen Volk
verübt worden! Alles, was man Deutschland in jenen 14 Punkten
zugesichert hatte und auf Grund deren dann die deutschen Waffen niedergelegt
wurden, ist nachher gebrochen worden.
1932 stand nun Deutschland vor dem endgültigen Zusammenbruch. Das
Deutsche Reich und Volk, sie schienen verloren. Dann aber kam die deutsche
Wiederauferstehung!
Sie begann mit einer Umwandlung des Glaubens. Während alle deutschen
Parteien vor uns an Kräfte und Ideale glaubten, die außerhalb des
Reiches und unseres Volkes lagen, haben wir Nationalsozialisten unentwegt den
Glauben an unser eigenes Volk gefördert, ausgehend von der ewig
gültigen Parole, daß Gott nur denen hilft, die bereit und entschlossen
sind, sich selbst zu helfen. Wir haben an die Stelle all jener internationalen
Faktoren - Demokratie, Völkergewissen, Weltgewissen,
Völkerbund usw. - einen einzigen Faktor gestellt: unser eigenes
Volk!
Dieses Volk aber mußte damit von seiner Zersplitterung und Zerrissenheit
befreit werden. So entstand die nationalsozialistische Partei mit dem Befehl und
der Aufgabe, dieses Sammelsurium politischer Verbände zu beseitigen und
an ihre Stelle eine einzige Macht zu setzen: die Macht einer Bewegung! Die
NSDAP. wurde damit zur Trägerin der deutschen Volksgemeinschaft.
Wir alle waren uns darüber im klaren, daß eine wahre
Volksgemeinschaft nicht von heute auf morgen, nicht durch Theorien oder
Propaganda erzielt wird, sondern daß viele Jahrzehnte hindurch, ja
vielleicht immer und für alle Zeiten der einzelne Mensch für diese
Volksgemeinschaft erzogen werden muß. Diese Erziehungsarbeit haben wir
seit der Gründung der Partei und besonders seit der Übernahme der
Macht durchgeführt.
Aber nichts ist vollkommen auf dieser Welt, und kein Erfolg kann [161] als endgültig befriedigend empfunden
werden. Daher wollen wir auch heute nicht etwa behaupten, das Erreichte sei
schon das gewollte Ideal an sich. Uns schwebt ein Ideal vor, und ihm
entsprechend erziehen wir die deutschen Menschen, Generation um
Generation.
So wird der Nationalsozialismus immer mehr von einem politischen Bekenntnis
zu einer wirklichen Volkserziehung werden!
Als weitere Aufgabe war der Bewegung die Gestaltung einer neuen
Führungsauslese und die Heranbildung einer neuen Führungsschicht
gestellt. Nur ein Blinder kann heute noch bestreiten, daß die politische
Führung der deutschen Nation jetzt innen und außen anders ist als
etwa vor fünf, zehn oder zwanzig Jahren.
Die Regenschirmtypen unserer bürgerlichen früheren Parteienwelt
sind ausgelöscht und kehren niemals wieder!
Ich kann den wenigen, die vielleicht doch mit einer Träne im Auge darauf
zurückblicken sollten, nur eines versichern: Diese Bewegung hat ihre
heutige Führung aus einem harten Kampf heraus erhalten, die
Führung der Zukunft aber, die wir heute großziehen, schaut noch
ganz anders aus! Das wird ein Korps härtester Entschlossenheit und
rücksichtslosester Tatkraft sein, so daß man sich in 30, 40 oder 50
Jahren gar nicht mehr wird vorstellen können, daß es einmal anders
gewesen war. Die Partei ist der Garant dieser Führung unseres Volkes! Das
Dritte aber, das wir uns schufen, ist die neue Wehrmacht. Ich habe vom ersten
Tage an einen Grundsatz aufgestellt: Der Deutsche ist entweder der erste Soldat
der Welt oder er ist überhaupt keiner! Keine Soldaten können wir
nicht sein und wollen wir nicht sein. Daher werden wir nur die ersten sein!
Als friedliebender Mann habe ich mich bemüht, dem deutschen Volke jene
Wehr und Waffen nunmehr zu schaffen, die auch andere zum Frieden zu
überzeugen geeignet sind.
Es gibt nun allerdings Leute, die den Igel beschimpfen, weil er Stacheln hat. Sie
brauchen freilich diesem Tier nur seine Ruhe zu lassen! Es hat noch kein Igel
angegriffen, es sei denn, er wurde selbst bedroht. Das möchten auch wir uns
vornehmen! Man soll uns nicht zu nahe treten. Wir wünschen nichts
anderes als unsere Ruhe, unsere Arbeitsmöglichkeit und das Lebensrecht
für unser Volk, das gleiche Recht, das auch die anderen für sich in
Anspruch nehmen.
Das müßten gerade die demokratischen Staaten begreifen und
verstehen, denn sie reden ja dauernd von Gleichberechtigung! Wenn sie von den
Rechten der kleinen Völker sprechen, wie können sie dann
empört sein, wenn auch ein großes Volk das gleiche Recht
beansprucht! Der Sicherung und der Garantierung dieses Rechtsanspruches dient
unsere nationalsozialistische Wehrmacht!
In diesem Sinne habe ich auch außenpolitisch eine Umstellung
vorgenommen und mich jenen Staaten genähert, die ähnlich wie wir
gezwungen waren, sich für ihr Recht einzusetzen.
Wenn ich heute die Ergebnisse dieses unseres Handelns überprüfe,
dann kann ich sagen: Urteilt alle selbst, ob wir nicht wirklich Ungeheures mit
diesen Prinzipien erreicht haben!
[162] Wir wollen aber gerade deshalb nie vergessen,
was uns diese Erfolge möglich gemacht hat. Wenn heute gewisse
ausländische Zeitungen schreiben: "Das hättet ihr doch alles auf dem
Verhandlungswege erreichen können!" - so wissen wir sehr wohl,
daß ja das Deutschland vor uns nichts anderes getan hat, als andauernd zu
verhandeln. Fünfzehn Jahre lang haben sie nur verhandelt und haben dabei
alles verloren. Ich bin ebenfalls bereit zu verhandeln, aber ich lasse keine Zweifel
darüber:
Das deutsche Recht lasse ich weder auf dem Verhandlungswege noch auf
irgendeinem anderen für Deutschland kürzen!
Vergiß nie, deutsches Volk, wem du deine Erfolge verdankst! Welcher
Bewegung, welchen Gedanken und welchen
Prinzipien! - Und zweitens: Sei immer vorsichtig, sei stets auf der Hut!
Es ist sehr schön, von internationalem Frieden und internationaler
Abrüstung zu reden, allein, ich bin gegenüber einer Abrüstung
der Waffen mißtrauisch, solange man nicht einmal den Geist
abrüstet!
Es hat sich in der Welt die seltsame Gepflogenheit herausgebildet, die
Völker in sogenannte autoritäre, das heißt disziplinierte
Staaten und in demokratische Staaten einzuteilen. In den autoritären, das
heißt in den disziplinierten Staaten ist es selbstverständlich,
daß man fremde Völker nicht verleumdet, nicht über sie
lügt und nicht zum Kriege hetzt! Aber die demokratischen Staaten sind
eben "demokratisch", das heißt, dort darf dies alles geschehen!
In den autoritären Ländern ist eine Kriegshetze natürlich
unstatthaft, denn ihre Regierungen sind ja verpflichtet, dafür zu sorgen,
daß es keine Kriegshetze gibt. In den Demokratien aber haben die
Regierungen nur eine Pflicht: die Demokratie aufrechtzuerhalten, das heißt
die Freiheit, wenn notwendig auch zum Kriege hetzen zu dürfen!
Ich habe kürzlich drei dieser internationalen Kriegshetzer bei Namen
genannt. Sie haben sich getroffen gefühlt, aber nicht etwa nach der
grundsätzlichen Seite hin, nein, nur deshalb, weil ich es wagte, sie beim
Namen zu nennen. Herr Churchill hat offen erklärt, er sei der Meinung,
daß man das heutige Regime in Deutschland beseitigen müsse unter
Zuhilfenahme innerer deutscher Kräfte, die ihm dankbar dafür zur
Verfügung stehen würden.
Wenn Herr Churchill weniger mit Emigrantenkreisen, das heißt mit
ausgehaltenen, vom Ausland bezahlten Landesverrätern, verkehren
würde, sondern mit Deutschen, dann würde er den ganzen Wahnsinn
und die Dummheit seines Geredes einsehen. Ich kann diesem Herrn, der auf dem
Monde zu leben scheint, nur eines versichern: Eine solche Kraft, die sich gegen
das heutige Regime wenden könnte, gibt es in Deutschland nicht! In
Deutschland gibt es nur eine Kraft, die Kraft der deutschen Nation, in
Führung und Gefolgschaft, in Wehr und in Waffen.
Ich will diesem Herrn gar nicht bestreiten, daß wir natürlich kein
Recht haben, etwa zu verlangen, daß die anderen Völker ihre
Verfassungen ändern. Ich habe aber als Führer der Deutschen die
Pflicht, diese Verfassung und die Möglichkeiten, die sich aus ihr ergeben,
zu [163] berücksichtigen. Wenn vor einigen
Tagen der Stellvertreter des englischen Oppositionsführers im Unterhaus
erklärte, er mache kein Hehl daraus, daß er es begrüßen
würde, wenn Deutschland und Italien vernichtet würden, dann kann
ich natürlich nicht verhindern, daß dieser Mann vielleicht auf Grund
der demokratischen Spielregeln mit seiner Partei tatsächlich in ein oder
zwei Jahren zur Regierung kommt.
Aber das kann ich ihm versichern: ich werde verhindern, daß er
Deutschland vernichtet! Und genau so wie ich überzeugt bin, daß das
deutsche Volk dafür sorgen wird, daß die Pläne dieser Herren
in bezug auf Deutschland nie gelingen, genau so wird auch das faschistische
Italien, das weiß ich, für sich sorgen!
Ich glaube, daß für uns alle diese internationalen Hoffnungen nur eine
Lehre sein können, fest zusammenzustehen und fest zu unseren Freunden
zu rücken. Je mehr wir in Deutschland selbst eine einzige Gemeinschaft
bilden, um so geringer werden die Aussichten dieser Kriegshetzer sein, und je
enger wir uns besonders mit dem Staat zusammenschließen, der sich in
gleicher Lage befindet wie wir, mit Italien, um so mehr wird ihnen die Lust
vergehen, mit uns anzubinden!
Wenn wir das Jahr 1938 heute noch einmal im Geiste an uns vorüberziehen
lassen, dann kann es uns nur mit tiefstem Stolz und mit größter
Freude erfüllen. Deutschland ist größer geworden auf dem
natürlichsten und auf dem moralisch unanfechtbarsten Wege, den es gibt!
Millionen von
Volksgenossen, deren einzige Sehnsucht und einziges Ziel es war,
zu Deutschland zurückkehren zu können, sind nun in unsere
Gemeinschaft eingerückt! Sie werden das Reich nunmehr mit tragen helfen
und ihm als treue Glieder dienen, weil sie selbst am besten erkennen konnten, was
es heißt, abgesprengt und verlassen zu sein. Dieses Jahr ist aber für
uns auch ein Jahr großer Verpflichtungen:
Wir müssen aus ihm die Erkenntnis und den Entschluß gewinnen,
den erfolgreichen Weg niemals mehr zu verlassen! Wenn die andere Welt von
Abrüstung spricht, dann sind auch wir dazu bereit, aber unter einer
Bedingung: daß erst die Kriegshetze abgerüstet wird! Solange die
anderen aber von Abrüstungen nur reden, die Kriegshetze aber infam
weitertreiben, nehmen wir an, daß sie uns nur unsere Waffen stehlen
wollen, um uns noch einmal das Schicksal von 1918/19 zu bereiten.
Da aber kann ich den Herren Churchill und Genossen nur eines sagen: Das gibt es
nur einmal, und das kehrt nicht wieder!
Ich habe meinen Weg begonnen mit einem unbändigen Glauben an das
deutsche Volk. Was anders hätte uns denn damals vor der Verzweiflung
zurückhalten können? Ich glaubte an das deutsche Volk, an seine
inneren Werte und damit auch an seine Zukunft.
Heute ist dieser Glaube wunderbar gerechtfertigt. Er hat in diesem letzten Jahr nur
noch eine weitere Stärkung erfahren. Wie hat sich unser Volk in diesen
fünf, sechs Jahren bewährt! Wie ist nicht alles das in Erfüllung
gegangen, was ich Jahr um Jahr prophezeite, und was wir alle endlich
erwarteten.
Wie hat sich nicht in diesen letzten Wochen und Monaten unser [164] Volk so ganz wunderbar benommen. Sie
können es mir glauben, meine Volksgenossen, ich bin ja so stolz und
glücklich, daß ich euer Führer sein darf.
Gerade in diesen letzten Wochen hat unser deutsches Volk ein ebenso herrliches
Bild harter Entschlossenheit gezeigt, wie ich es in seinen schwersten
Belastungszeiten im Kriege kennengelernt habe: keine Nervosität, keine
Hast, keine Unsicherheit, keine Verzweiflungsstimmung, sondern Zuversicht und
treueste Gefolgschaft. Jeder einzelne Mann und jede einzelne Frau hat es
gewußt, daß das Schicksal vielleicht auch den letzten Einsatz von uns
hätte fordern können.
Dieser Geschlossenheit und dieser Ruhe ist es zu verdanken, wenn dieser letzte
Einsatz uns erspart blieb! Das Schicksal hat uns nicht in die Schranken gefordert,
weil es uns stark wußte! Das wollen wir als Lehre mitnehmen für alle
Zukunft!
Dann kann unserem geliebten Deutschland nichts zustoßen, jetzt nicht und
nicht in alle Ewigkeit.
Deutschland! Sieg Heil!
(DNB. vom 7. November 1938.)
Die Empfindungen, die sich in Deutschland angesichts dieser
merkwürdigen Entwicklung der Münchener
Versöhnungspolitik in England bilden mußten, wurden am 7.
November durch Reichsaußenminister von Ribbentrop zum
Ausdruck gebracht. Angesichts der späteren Ereignisse, die zum
Kriegsausbruch führten, ist besonders hervorzuheben, daß der
Reichsaußenminister bewußt die ganze Verantwortung für die
neue Hetz- und Rüstungswelle der Opposition zuschob und geflissentlich
über den Anteil der führenden Männer der Regierung daran
hinwegsah. Deutlich wird an dieser Haltung erkenntlich, daß der
Reichsaußenminister immer noch sorgfältig vermied, die
Brücken zu einem besseren
deutsch-englischen Verhältnis hinter sich abzubrechen.
Aus der Rede des Reichsaußenministers von
Ribbentrop
vor dem Verein der Ausländischen Presse in Berlin
vom 7. November 1938
Die Stellung des Dritten Reiches als Weltmacht ist heute endgültig
begründet. Dies bedeutet aber nicht, daß Deutschland nicht den
Wunsch nach einem Ausgleich zwischen den Interessen der verschiedenen
Mächte teilt.
In diesem Zusammenhang darf hier daran erinnert werden, daß der
Führer es war, der die Mächte mit dem Ziel, einen friedlichen
Ausweg aus der Krise zu finden, im September nach München einlud. In
diesem Sinne hat der Führer auch mit dem englischen Premierminister auf
dessen Wunsch am Tage seiner Abreise die bekannte
deutsch-englische Friedenserklärung
abgegeben.
Um so erstaunter waren wir, daß die erste Antwort auf den Geist von
München in der Parole bestand: Der Friede ist gerettet, deshalb
Aufrüstung bis zum äußersten. Dieses neue
Aufrüstungsfieber in einigen [165] Staaten wird gleichzeitig begleitet von einer
erneuten Hetze der unverbesserlichen Kriegstreiber.
In diesem Zusammenhange müssen wir leider feststellen, daß diese
Kriegshetzer, in der Besorgnis, man könne z. B. Deutschland seine
bekannte und unverrückbare Rechtsforderung auf Rückgabe der
ehemaligen deutschen Kolonien erfüllen, in der afrikanischen Presse eine
erstaunliche Propaganda gegen Deutschland und alles Deutsche betreiben.
Ministerpräsident Chamberlain und Außenminister Lord Halifax
haben in weiser Einsicht allen diesen englischen Kriegshetzern und ihrer die
Völker auseinandertreibenden Tätigkeit eine klare Abfuhr erteilt.
Ebenso haben Frankreichs Ministerpräsident Daladier und sein
Außenminister Bonnet in den letzten Wochen Reden gehalten, die in
Deutschland einen sympathischen Widerhall gefunden haben.
Es ist zu erwarten, daß sich im weiteren Verfolg des in München mit
England beschrittenen Weges in Zukunft neue Möglichkeiten des besseren
Verständnisses auch zwischen Deutschland und Frankreich ergeben werden
und entsprechend gestaltet werden können. In diesem Sinne ist der Wunsch
des französischen Außenministers nach einer aufrichtigen
Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich bei uns
begrüßt worden. Der soeben bestätigte Ausgleich Italiens mit
England liegt auf der gleichen Linie.
Diese Haltung der verantwortlichen Staatsmänner in London und Paris
läßt die Hoffnung zu, daß letzten Endes doch die Vernunft
über die Kriegshetzer in den westlichen Demokratien die Oberhand
gewinnen mag. Der Führer hat in seiner großen Rede in Weimar das
Treiben dieser Kriegshetzer mit unerbittlicher Schärfe und Logik
gebrandmarkt. Diesem Treiben gegenüber steht das deutsche Volk einig
und geschlossen hinter seinem Führer, stark und wachsam, immer bereit
zum Frieden, aber ohne Sorge vor dem Krieg, und immer entschlossen, die
Lebensrechte der Nation gegen jedermann zu wahren.
(DNB. vom 8. November 1938.)
Gerade in diesen Monaten zeigte sich jedoch in zahlreichen Reden
verantwortlicher britischer Staatsmänner und Politiker, wie tief die
Feindschaft gegen Deutschland in alten führenden Kreisen des englischen
öffentlichen Lebens verankert war. Die Rede des Ministers für
Überseehandel Hudson vom 30. November 1938 ließ eine der tiefsten
Wurzeln des englischen Kriegswillens hervortreten: den Haß gegen den
durch seinen größeren Fleiß und seine bessere Leistung auf
allen Weltmärkten trotz aller Boykotthetze immer noch erfolgreichen
deutschen Konkurrenten.
Aus der Unterhausrede des britischen Ministers
für Überseehandel Hudson vom 30. November
1938
Schließlich kommen wir zu dem Kapitel Deutschland. Ein ehrenwertes
Mitglied des Hauses hat gefragt, warum wir es wie die Vereinigten Staaten von
Amerika nicht abgelehnt haben, die Meistbegün- [166] stigungsklausel auf Deutschland auszudehnen.
Meine Antwort darauf lautet, daß die Vereinigten Staaten von Amerika sich
geweigert haben, die Meistbegünstigungsklausel auf Deutschland
anzuwenden, weil dieses die amerikanischen Waren in Deutschland nachteilig
behandelt. Deutschland läßt britischen Waren in Deutschland keine
nachteilige Behandlung zuteil werden. Wir haben uns darüber zu beklagen,
daß Deutschland durch seine Methoden den Handel in der ganzen Welt
zerstört. Es liegt also kein Grund vor, die Meistbegünstigungsklausel
fallenzulassen, was davon abhängt, wie unsere Waren in Deutschland
behandelt werden. In Frage steht das viel umfassendere Problem, wie man der
neuen Form der deutschen Konkurrenz in der ganzen Welt entgegentritt.
Soweit wir feststellen können - denn es ist schwierig, sich wirklich
genaue Auskunft darüber zu beschaffen, wie die Dinge eigentlich in
Deutschland vor sich gehen -, besteht die Grundlage für die
wirtschaftliche
Stellung Deutschlands darin, daß es den Erzeugern von
Waren in Zentral- und Südosteuropa bei weitem mehr bezahlt, als der
Weltmarktpreis beträgt. Es ist klar, daß Deutschland dies auf Kosten
seines eigenen Volkes tut. Wie es sein eigenes Volk behandelt, ist Sache der
Deutschen Regierung. Wir werden aber auch davon berührt...
Ich versuche Ihnen klarzumachen, daß Deutschland durch solche Methoden
in den Ländern dieses Teiles von Europa eine Erdrosselungsstellung
erlangt, und zwar eine solche unwirtschaftlicher Art, die auf Kosten seines
eigenen Volkes geht, weil nämlich solche Methoden eine Steigerung der
Lebenshaltungskosten des eigenen Volkes und tatsächlich die Ausfuhr von
Waren zu einem geringeren Preis als dem Selbstkostenpreis bedeuten.
Verschiedene ehrenwerte Mitglieder fragten, was da die Lösung sei?...
Wir haben alle möglichen Verfahren, die wir ergreifen könnten,
geprüft. Der einzige Weg, den wir sehen, ist der, daß wir unsere
Industrien so organisieren, daß sie in die Lage versetzt werden, als eine
geschlossene Einheit den entsprechenden deutschen Industrien entgegenzutreten
und ihnen zu sagen: "Wenn ihr nicht bereit seid, mit euren jetzigen Methoden ein
Ende zu machen und ein Abkommen zu treffen, wonach ihr euch verpflichtet,
eure Waren zu Preisen zu verkaufen, die einen vernünftigen Gewinn
gewährleisten, dann werden wir euch bekämpfen und euch mit euren
eigenen Mitteln schlagen." Unser Land ist, was die finanzielle Seite anlangt,
unendlich viel stärker als, ich möchte sagen, irgendein anderes Land
in der Welt, aber auf alle Fälle stärker als Deutschland und deswegen
genießen wir große Vorteile, die, wie ich glaube, dazu führen
werden, daß wir den Kampf gewinnen. Hierfür ist aber notwendige
Voraussetzung, daß unsere eigenen Industrien organisiert werden.
(E: Parliamentary Debates. House of Commons. Bd.
342, Sp. 500ff. [Scriptorium merkt an: im Original
"502."] - D: Dokumente zur Vorgeschichte des
Krieges, Nr. 229.)
Es kann nicht wundernehmen, daß im Verlauf dieser
Auseinandersetzungen nach München die britische Regierung ihre schon
früher häufig genug bekundete Weigerung, den deutschen
Rechtsansprüchen in der [167] Kolonialfrage entgegenzukommen, auch jetzt
wieder in aller Form bekräftigte, wobei sie sich wieder hinter dem
bekannten fadenscheinigen Vorwand verschanzte, daß ihre Pflichten als
Mandatarmacht keine alleinige Verfügung über die Deutschland
geraubten Kolonien erlaube.
Aus der Unterhausrede des britischen
Kolonialministers
Malcolm MacDonald vom 7. Dezember
1938
Ich glaube nicht, daß es heute auch nur irgendeine Gruppe in diesem Lande
gibt, die geneigt ist, irgendeinem anderen Land die Sorge für irgendeins der
Territorien oder Völker zu übertragen, für deren Regierung wir
als Kolonial- oder Mandatsmacht verantwortlich sind. Diese Auffassung hat heute
nachmittag in jedem Teil des Hauses Ausdruck gefunden; es ist eine Auffassung,
die von Seiner Majestät Regierung geteilt wird. Wir erörtern diese
Frage nicht; wir ziehen sie nicht in Erwägung; sie ist gegenwärtig
kein Gegenstand der praktischen Politik.
Falls wir jemals in eine Erörterung dieser Frage treten sollten, dürfen
gewisse Dinge nicht vergessen werden. Vor allem ist dies Land nicht das einzige
beteiligte Land. Großbritannien ist nicht das einzige Land, das nach dem
Kriege zusätzliche territoriale Verantwortlichkeiten übernahm.
Andere Länder würden gleichfalls einbezogen werden, und die Frage
müßte von allen beteiligten Ländern zusammen untersucht
werden. Es gibt jedoch noch eine weitere Erwägung von
größter Tragweite, auf die der Antrag und beide Amendements Bezug
nehmen. Die Völker, die am unmittelbarsten und vitalsten von irgendeinem
solchen Vorschlag betroffen würden, sind die Völker, die in den
Mandatsgebieten selbst leben. Wir können sie nicht als bloße Waren
oder Vieh betrachten, über die man summarisch verfügt; wir haben
Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen gegenüber diesen
Völkern. Wir müssen ihren eigenen Wünschen Beachtung
schenken; wir müssen die Wünsche der verschiedenen
Bevölkerungsgruppen in diesen Gebieten in Erwägung ziehen.
Soweit britische Mandatsgebiete betroffen sind, kommen nicht nur die
großen einheimischen Eingeborenenbevölkerungen in Betracht; in
gewissen Gegenden gibt es auch europäische Siedler, die ihr ganzes
Vermögen in diesen Ländern angelegt haben und an ihrer
Entwicklung in den letzten zwanzig Jahren stark beteiligt waren. In gewissen
Gegenden gibt es bedeutende indische Gemeinden. Wir müssen das Recht
dieser Völker, sich zu dieser Frage zu äußern, die so wichtig
für sie ist, berücksichtigen, und wir müssen ihren Ansichten
volles Gewicht und volle Bedeutung beimessen. Es wäre unmöglich,
irgendeine Änderung des Status irgendeines dieser Gebiete zu
erwägen, ohne die spontanen Ansichten der Einwohner voll zu
berücksichtigen. Außerdem haben diese Völker gewisse
Vertragsrechte. Diese Völker haben gewisse materielle Interessen in diesen
Gebieten. Diese Rechte und Interessen müssen voll gewahrt und gesichert
werden.
Ich möchte aber außerdem auch noch folgendes wiederholen. Das
[168] Verhältnis zwischen der Exekutive und
der Legislatur dieses Landes liegt klar auf der Hand. Jedenfalls würde es
für eine Regierung unmöglich sein, irgend etwas in dieser Frage zu
tun, ohne daß das Unterhaus die vollste Gelegenheit zur Aussprache
hätte. Tatsächlich könnte nichts Entscheidendes ohne die
positive Billigung des Parlaments geschehen. Soweit dies Haus betroffen ist, ist,
wie ich sagte, von jedem Teil dieses Hauses in der Debatte von heute nachmittag
eine einstimmige Meinungsäußerung erfolgt.
(E: Parliamentary Debates. House of Commons. Bd.
342, Sp. 1239ff. [Scriptorium merkt an: im Original
"1241."] - D: Monatshefte für Auswärtige Politik,
1939, S. 59f.)
Den Gipfel der gegen Deutschland gerichteten britischen Ausfälle in
dieser Zeit bildete ein Vortrag, den
der frühere Erste Lord der
Admiralität, Duff Cooper, am gleichen Tage in Paris hielt.
Bericht des deutschen
Geschäftsträgers in Paris
vom 10. Dezember 1938
Herr Duff Cooper hat am 7. Dezember im hiesigen "Théatre des
Ambassadeurs" einen Vortrag über das Thema "Die
französisch-britische Freundschaft und der Friede" gehalten. Der Redner
betonte in seinen kriegshetzerischen Ausführungen, die in jeder
Hinsicht - mitunter auch in verletzender Form - gegen Deutschland
gerichtet waren, die Notwendigkeit einer
französisch-englischen Koalition zur Verteidigung der beiderseitigen
Interessen. Wenn Deutschland auch stark sei, so seien die beiden Völker
zusammen ihm ebenbürtig, und der Ausgang eines eventuellen Konfliktes
brauche durchaus nicht zugunsten Deutschlands auszufallen. Duff Cooper
tröstete sich damit, daß Amerika im Falle eines Konfliktes als der
große Freund der westlichen Demokratien im Hintergrund stehen
würde. Ein neuer Krieg würde weniger das Schicksal Englands und
Frankreichs, als das der gesamten Zivilisation aufs Spiel setzen. Alle vergangenen
Zivilisationen, so meinte er im Hinblick auf Deutschland, seien von kulturell
minderwertigeren, zahlenmäßig aber stärkeren Völkern
zerstört worden.
Bräuer
(Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges,
Nr. 232.)
Daß man sich in Deutschland auch in dieser Zeit der
größten Korrektheit in den
deutsch-englischen Beziehungen befleißigte, beweisen unter anderm die
Verhandlungen, die auf Grund
der Flottenverträge im Dezember in Berlin
geführt wurden.
Amtliche Verlautbarung der Reichsregierung
vom 30. Dezember 1938 über die Ausnutzung des
deutsch-englischen Flottenabkommens
Die Deutsche Regierung hat vor kurzem der Britischen Regierung ihre Absicht
mitgeteilt, in Übereinstimmung mit den in den
deutsch- [169] englischen
Flottenabkommen vom 18. Juni 1935 und vom
17. Juli 1937 niedergelegten
Verfahrensvorschriften gewisse ihr auf Grund dieses Abkommens zustehenden
Rechte auszuüben.
Vertreter der britischen Admiralität sind am 29. d. M. in Berlin
eingetroffen, wo sie mit den zuständigen deutschen Behörden Fragen
erörtern werden, die sich aus der obigen Mitteilung ergeben.
(DNB. vom 30. Dezember 1938.)
Amtliche Verlautbarung der Reichsregierung
vom 31. Dezember 1938
Die am 29. Dezember in Berlin eingetroffenen Vertreter der britischen
Admiralität haben am Freitag die vorgesehenen Besprechungen über
Fragen der deutsch-englischen Flottenabkommen vom 18. Juni 1935 und 17. Juli
1937 mit Vertretern der deutschen Marine abgehalten. Die Aussprache fand in
einem sehr freundschaftlichen Geiste statt. Die Vertreter der zwei Regierungen
legten die gegenseitigen Erfahrungen über die in Rede stehenden Punkte
dar. Eine abschließende Mitteilung der deutschen Regierung wird der
britischen Regierung auf schriftlichem Wege zugeleitet werden.
Die britischen Vertreter sind am Sonnabend nach London
zurückgereist.
(DNB. vom 31. Dezember 1938.)
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