Wekelsdorf
Bericht Nr. 360
Verzeichnis von Erschossenen
Berichterin: Ch. S. Bericht vom 4. 2. 1950
Im Mai 1945 befand ich mich
allein in meiner Wohnung
in Reichenberg-Alt-Paulsdorf 282, Weinergasse 16. Mein Mann war noch Soldat.
Unser Haus blieb von der russischen Besatzung verschont. Am 1. September 1945 mußte
ich die Wohnung "freiwillig" verlassen. Am 9. November 1945 verließ ich die
Tschechoslowakei mit einer "propustka". Betten, Wäsche, Kleidung und das notwendigste
Geschirr konnte ich nach Verzollung mitnehmen. Mein Gepäck wurde auf der
Straße
zwischen Großenhain/Sachsen und Leipzig ausgeraubt.
Mein Vater, geb. 17. 4. 1873, ist schon im Mai 1945 von den Tschechen abgeholt und von Lager
zu Lager gebracht, zuletzt nach Theresienstadt. Etwa am 7. Oktober 1945 ist er in Theresienstadt
nach Aussagen von Mithäftlingen verhungert.
Von Wekelsdorf bei Braunau ist mir folgendes bekannt:
Von den Tschechen wurden folgende, mir persönlich gut bekannte Wekelsdorfer
ausgewiesen und gesammelt gegen Friedland/Schlesien getrieben. An der Grenze wollten sie die
Polen nicht übernehmen, so wurden sie kurzerhand "auf der Brücke" erschossen:
Josef Kudernatsch und Frau, Briefträger,
ca. 65-70 Jahre alt; Josef Wrabetz und Frau, Musiklehrer,
ca. 70-75 Jahre alt; Paul Süssner und Frau, Näheres unbekannt; Eisenbahner Maul
und Frau, Näheres unbekannt; Kreisförster Lindner und Familie, Näheres
unbekannt; Herr Unger mit Frau und Tochter, Näheres unbekannt; Direktor Jüptner
vom Gemeindeamt Wekelsdorf, ca. 50 Jahre alt, mit Schwiegereltern.
Bericht Nr. 361
Erschießung von 26 Personen
am 28.-29. 6. 1945
Berichter: N. N. Bericht vom 13. 6. 1950 (Wekelsdorf)
Wir beide Unterzeichneten
wollen über eine Begebenheit berichten, welche sich in der Nacht
vom 28. 6. - 29. 6. 1945 in Wekelsdorf, Kreis Braunau/Sudetenland ereignet hat.
Ende Mai 1945 hielt der berüchtigte Kapitän Svoboda mit seiner Rotte in unserem
Ort seinen Einzug. Täglich wurden Verhaftungen vorgenommen, die unglücklichen
Opfer kamen in das Gefängnis des Amtsgerichtes, wo sie auf das Grausamste
mißhandelt und gepeitscht wurden. Augenzeugen berichten, daß im
Vernehmungslokal Blutlachen und Hautfetzen zu sehen waren. Eine Angewohnheit
Kapitän Svobodas war, daß er in angetrunkenem Zustand zu nachtschlafender Zeit
das Gefängnis aufsuchte und dort die Gefangenen in der Zeit zwischen
11 Uhr - 3 Uhr peitschen und mißhandeln ließ. Die in der Nähe des
Amtsgerichtes wohnenden Leute konnten durch die Schmerzensschreie der Gepeinigten keinen
Schlaf finden. Seinen Höhepunkt erreichte das Benehmen des Kapitän Svoboda am
28. 6. 1945. An diesem Tage wurden 26 Personen, von welchem das jüngste ein Kind von
acht Monaten war, die meisten anderen waren schon alte Leute, von den Schergen des
Kapitäns an die schlesische Grenze getrieben. Die Polen nahmen den Transport nicht an,
er
wurde wieder zurückgeführt und im Gefängnis untergebracht. Früh 3
Uhr wurden die Menschen auf die sog. Buche, einem abgelegenen Platz außerhalb des
Ortes
geführt, dort zu einem Haufen zusammengetrieben und mit Maschinengewehren
erschossen. Durch das fürchterliche Schreien der armen Menschen hatte sich der in der
letzten Bauernwirtschaft des Ortes wohnende Bauer Friedrich Bittner aus lauter Schrecken
über die entsetzliche Mordtat mit seiner Schwester an einem Strick erhängt. Das
tschechische Militär verlangte von den in der Nähe wohnenden Bauern Spaten und
verscharrte die Leichen. Den Bauern wurde befohlen, sich vor 11 Uhr vormittags nicht auf den
Feldern sehen zu lassen. Unter diesen Opfern war auch eine geborene Tschechin, welche einen
Sudetendeutschen zum Manne hatte. Jeden Tag wurden neue Verbrechen begangen.
Der Kommissar bei der místní správní komise in Wekelsdorf
war
Josef Cerný. Dieser Mann hatte eine bewegte Vergangenheit. Er war im Jahre 1917
wegen
Kassenknackerei eingesperrt (Zuchthaus), im Jahre 1924 ebenfalls und 1942 ebenso. Die vom
Kreisgericht Königgrätz beglaubigten Abschriften über die Straftaten habe
ich
mit eigenen Augen gelesen. Diesem Menschen waren wir auf Gnade und Ungnade ausgeliefert.
Während der Amtstätigkeit dieses Kommissars und des Kapitäns Svoboda
häuften sich die Verbrechen in geradezu erschreckender Weise. Die Aussiedlungen
wurden
in der gemeinsten Weise vorgenommen.
Es gab auch sehr anständige Tschechen, welche uns lange und gut bekannt waren, diese
schämten sich für das brutale und rohe Vorgehen ihrer Landsleute und
verabscheuten
es auf das Tiefste.
Welpet
Bericht Nr. 362
Schwerste Mißhandlungen im Mai
1945
Berichter: Josef Größl Bericht vom 26. 6. 1946
Ich wurde am 28. 5. 45 in
Welhenitz, Bezirk Bilin auf dem Hof meines Schwiegervaters verhaftet.
Ich wurde gefesselt und geschlagen und mit Auto nach Welpet gebracht. Dort wurde ich, an
Händen und Füßen gefesselt, dreimal hintereinander bewußtlos
geschlagen und dann in einen Einmannbunker geworfen. Dort waren bereits am 22. 5. elf
Männer der Bauernschaft von dem Kommando des Leutnants Anton Cerný
erschossen
worden. Durch einen Zufall entging ich demselben Schicksal und blieb 14 Tage als Putzer des
Leutnants in diesem Lager und sah hier täglich, wie Leute mißhandelt, erschossen
oder mit dem Hammer erschlagen wurden. Der Leutnant hat die Erschießungen
persönlich vorgenommen. Bei ungefähr 20 Leuten habe ich es selbst gesehen. Ich
selbst mußte u. a. dem Leutnant die mit Blut bespritzten Stiefel ablecken.
Nach ungefähr 14 Tagen wurde ich selbst zur Erschießung nach Prag gebracht. Dort
wurde festgestellt, daß gegen mich kein Grund zum Erschießen vorlag. Ich wurde in
das Lager Rusin gebracht, wo ich wieder Zeuge schwerster Mißhandlungen wurde.
Später arbeitete ich auf dem Flugplatz Rusin, wo das Leben erträglich war.
Willens
Bericht Nr. 363
Behandlung einer politisch Verfolgten und Kranken
im Juni 1945
Berichterin: Emma Trägner Bericht vom 1. 6. 1946
Ich wurde, obwohl ich politisch
verfolgt war, wofür ich Papiere beibringen kann, von den
Tschechen aus der Wohnung gewiesen und schon am 5. Juni 1945 aller meiner Sachen beraubt.
Meine Bitte um Lebensmittelzusatzkarten auf Grund meiner vom Arzt anerkannten Krankheit
(Leber) wurde abgewiesen. Ich kann meine Aussage beeiden.
Witeschau
(bei Hohenstadt)
Bericht Nr. 364
Ermordung der deutschen Männer von
Witeschau
Berichterin: Martha Kramer Bericht vom 28. 6. 1946
In Witeschau bei Hohenstadt
wurden in der Zeit
vom 8.-10. 5. 45 alle deutschen Männer erschlagen. Sechzehn liegen in einer Grube, die
sie
sich vorher hatten schaufeln müssen. Darunter waren auch einige heimgekehrte Soldaten.
Mein Mann kam am 6. 5. 45 als Invalide aus dem Lazarett Hohenstadt nach Hause. Er
fürchtete, ebenfalls ums Leben zu kommen, und fuhr deshalb mit dem Fahrrad in
Richtung
Olmütz, um bei seiner tschechischen Schwester Aufnahme zu finden. Unterwegs wurde er
von
den Tschechen in Lukavic erschossen. Milizsoldaten haben mir am selben Tage (13. 5. 45) auf
einem Blatt Papier, mit Bleistift geschrieben, die Erschießung meines Mannes mit genauer
Zeitangabe (11.45 Uhr) bekanntgegeben.
Witkowitz
(und Auschwitz)
Bericht Nr. 365
Verschickung von Sudetendeutschen zur Arbeit nach
Polen
Berichter: Rudolf Heinisch Bericht vom 30. 9. 1946
Ich war zum
sogenannten
freiwilligen Arbeitsdienst verpflichtet worden und arbeitete sieben
Monate in Witkowitz und fünf Monate in Auschwitz. In Witkowitz arbeitete ich mit
über 100 Mann auf der Halde. Dort wurden wir die ganzen Monate hindurch täglich
schwer mißhandelt. Die schwersten Mißhandlungen hatte ich am 1. 3. ds. J. zu
erdulden. Da wurde ich ½ Stunde lang von zwei Tschechen mit Gummiknüppeln
geschlagen und mit den Füßen gestoßen, sodaß ich zwei Monate lang
Blut urinierte und auch heute noch zeitweise Schmerzen in den Nieren und
Schwindelanfälle habe. Am 15. 3. ds. J. wurde ich mit zehn Mann nach Auschwitz zur
Erzverladung kommandiert. Die sudetendeutschen Arbeiter wurden in kleinen Gruppen nach
und
nach über die polnische Grenze nach Auschwitz geschmuggelt und dort von den
Tschechen
als reichsdeutsche SS angemeldet, obwohl sie durchaus Zivilisten waren und keiner Formation
angehört hatten. Die Unterkünfte in Auschwitz waren so mit Läusen und
Wanzen verseucht, daß wir nur [im] Freien schlafen konnten. Die Verpflegung bestand nur
aus
Brot und Kartoffeln ohne Fleisch und Fett. Dabei mußten
wir [täglich] 14-16 Stunden schwer arbeiten.
Wockendorf
Bericht Nr. 366
Mißhandlungen
Berichterin: Anna Seichter Bericht vom 9. 9. 1946
Im Juni v. Js. wurden einige
SA-Männer von Wockendorf verhaftet, in meinem Hause
gefangen gehalten und furchtbar mißhandelt. Sie wurden mit Peitschen, Stecken,
Gummiknüppeln usw. so geschlagen, daß man ihr Schreien im ganzen Hause
hörte. Der erste Schläger war Machaletz, der heute noch in Wockendorf ist und
heute
noch die deutsche Bevölkerung drangsaliert. Er geht und plündert die deutsche
Bevölkerung aus und schüchtert Frauen und Kinder mit Ohrfeigen und Drohungen
ein. Er beschimpft die Deutschen auf der Straße in unflätigster Weise. Er hat
ständig eine Peitsche bei sich. Ich kann diese Aussagen beeiden.
Zittau
(bei Jägerndorf)
Bericht Nr. 367
Schwerste Mißhandlung eines ausgebürgerten
Deutschen
Berichter: Josef Schickling Bericht vom 19. 6. 1946
Ich mußte nachweisbar nach dem Anschluß des Sudetengaues
am 1. 10. 1938 aus
meiner Heimat Zittau, Kreis Jägerndorf flüchten. Mein Haus wurde
beschlagnahmt, ich
wurde durch eine Verfügung des Landrates in Jägerndorf ausgebürgert und
lebte im Protektorat. Meine Frau konnte erst nachdem sie den Nachweis der Scheidung erbracht
hatte, in den Sudetengau zurückkehren. Von Seiten der Partei wurde ich auch im
Protektorat verfolgt.
Am 17. 5. 1945 kehrte ich nach dem Abzug der deutschen Wehrmacht in meine Heimat Zittau
zurück. Ende Juli wurde ich dort von den Tschechen verhaftet, aber am nächsten
Tag
auf Grund eines Verhörs entlassen. Am 1. August wurde ich zum zweiten Mal verhaftet
und nach Olmütz eingeliefert. Obwohl sich dort bei meinem Verhör fünf
Tschechen meldeten, die aussagten, daß ich sie vor der Erschießung oder vor dem
KZ
gerettet hatte, wurde ich mit dem Bemerken eingesperrt: "Sollen wir ihm vielleicht noch eine
Belohnung geben? Deutscher wie Deutscher, ins Lager mit dem Lumpen". Dort wurde ich auf
das
grausamste mißhandelt. Ich wurde auf einem Tisch mit Gummiknüppeln und
Ochsenziemern von der Polizei so geschlagen, daß mein ganzer Körper schwarz
war.
Jede Nacht kamen zumindestens sechsmal Partisanen in die Baracken, wo wir bis 48 Mann ohne
Decken und Stroh lagen, und mißhandelten die Häftlinge wahllos, bis sie
zusammenbrachen. Viele Häftlinge wurden dabei erschlagen. Im Olmützer Lager
wurden Hunderte erschlagen, deren Namen nicht registriert wurden. Ich mußte selbst das
Blut eines solchen (Drogist Ziegenfuß aus Olmütz) wegputzen.
Nach dem Brand der Fabrik Hajkorn, der nachweisbar, wie auch in der Zeitung
veröffentlicht wurde, durch Kurzschluß hervorgerufen wurde, aber den Deutschen
als
Sabotage zur Last gelegt wurde, wurden die Lagerinsassen drei Stunden lang so
mißhandelt, daß viele an den Verletzungen starben.
Mit einer Scheibe Brot und schwarzem Kaffee als
Frühstück mußten wir den ganzen Tag arbeiten. Erst am Abend gab es eine
dünne Suppe mit einer Scheibe Brot. Bei der Arbeit brachen infolge der schlechten
Ernährung und der ständigen Mißhandlungen auch in der Nacht viele
zusammen, die dafür wieder geprügelt wurden. Viele Häftlinge wurden taub
geschlagen.
Im Lager war ich völlig ausgeraubt worden und hatte für die Arbeit keinen Lohn
bekommen.
Am 7. 3. 1946 wurde ich zum dritten Mal verhaftet und in Jägerndorf im Lager hinter
Gitter
gesetzt. Wegen meiner Krankheit wurde ich auf ein Ansuchen meiner Tochter zur Aussiedlung
freigegeben.
Im Lager Olmütz befinden sich auch viele Kinder und Jugendliche. Sie sind völlig
abgemagert, zum Teil von Wassersucht befallen. Ich sah selbst, wie sich mehrere Kinder um
altes
und
völlig verschimmeltes, ungenießbares Brot rauften. Auf meinen Hinweis, daß
sie an dem Brot sterben könnten, erwiderten sie: "Wir müssen so oder so
sterben".
Im Lager gab es die grausamsten Strafen. Arrestanten wurden in Luftschutzbunkern bis zu 21
Tagen eingesperrt und bekamen nur einmal im Tag eine Scheibe Brot und Wasser. Ich sah
Mädchen, die zur Unkenntlichkeit verschwollen aus dem Arrest kamen.
Zlin
Bericht Nr. 368
Mißhandlungen beim Arbeitseinsatz
Berichter: Rudolf Kunert Bericht vom 9. 10. 1946
Ich wurde am 24. 9. v. Js. ohne Grund
verhaftet und bis Mitte August ds. Js. ohne Verhör
festgehalten. Von Oktober v. Js. bis zur Entlassung mußte ich in Zlin arbeiten. Die
Verpflegungsverhältnisse waren sehr schlecht. Das Essen war ohne Salz. Als mir meine
Frau Salz, Zwiebeln und Knoblauch schickte, wurde es beschlagnahmt. Das Lagerpersonal hat
einen großen Teil der Verpflegung für sich verwendet, was ich bezeugen kann. An
Unterernährung sind 10% der Deutschen gestorben. Selbst Kranke wurden zur Arbeit
geprügelt. Ein schwer Lungenkranker mußte weiterarbeiten, bis er starb, obwohl er
schon mehrmals bei der Arbeit zusammengebrochen war. Im Aussiedlungslager wurden mir bei
der Gepäckkontrolle die Matratzen der Kinder beschlagnahmt.
Znaim
Bericht Nr. 369
Mißhandlungen im
Kriegsgefangenenlager
Berichter: Franz Hausenbigl Bericht vom 17. 6. 1946
Ich wurde am 6. 6. 1945 aus der
Kriegsgefangenschaft entlassen und kam am 13. 6. 45 in meine
Heimat Nikolsburg, wo ich bis 15. 12. 1945 arbeitete.
Am 15. 12. 6 Uhr früh wurde ich von der Polizei aus meinem Hause geholt, der
Gendarmerie übergeben und in das Kriegsgefangenenlager bei Znaim
überführt. Der französische Entlassungsschein, den ich schon am 13. 6. 45
der
Polizei vorgelegt hatte, wurde mir abgenommen. Ich erhielt im Lager die Nummer 1380. Der
Stand am 10. 6. 46 betrug über 3.000. Die Verpflegung im Lager war sehr schlecht. Wir
mußten am Bahnhof und auf der Straße schwere Arbeiten verrichten. Viele Leute
brachen bei der Arbeit vor Entkräftung zusammen. Es waren auch viele
Kriegsbeschädigte im Lager, die bei Leutemangel ebenfalls schwer arbeiten mußten.
Wer sich bei der Arbeit nur aufrichtete, um zu verschnaufen, oder wer seinem Posten
unsympatisch war, wurde von diesem aufgeschrieben und nach der Rückkehr im Lager
geschlagen. So bekamen jeden Abend durchschnittlich zehn Leute Prügel. Sie
mußten sich über einen Stuhl legen und bekamen 25 Hiebe mit einem
Gummiknüppel oder Ochsenziemer. Zuerst wurden die Hiebe von tschechischen Soldaten
ausgeteilt. Im März d. J. wurde eine deutsche Lagerpolizei eingerichtet, welche dann die
Hiebe austeilen mußte. Zuerst weigerte sie sich und wurde deshalb selbst geschlagen,
sodaß sie schließlich gezwungen wurde, die Exekutionen durchzuführen.
Die Angehörigen der SS, SA und der Partei wurden besonders geschlagen. Sie wurden
durch Monate hindurch alle dreimal täglich geprügelt. Unter ihnen waren auch
Jugendliche
von 16-17 Jahren. Am 1. Mai d. J. wurde
ein 19-jähriger Soldat so geprügelt und getreten, daß er bewußtlos war
und einen Tag später, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, im
Krankenhaus
Znaim starb. Zugführer Hansa hatte den Soldaten geprügelt.
Zwittau
(bei Brüsau)
Bericht Nr. 370
Kriegsgefangenschaft,
Mißhandlungen
Berichter: Ullrich Reinhold Bericht vom 15. 6. 1946
Als ich aus der
russischen Gefangenschaft in meine Heimatgemeinde Brüsau bei Zwittau
kam, wurde ich drei Wochen später von den Tschechen wiederum gefangen gesetzt und
kam in das Kriegsgefangenenlager Brünn-Slatina. Wir lagen ohne Decken auf dem
blanken
Boden. In der Nacht wurden die Gefangenen wöchentlich mehrmals herausgeholt,
mußten sich im Hof aufstellen, im Winter barfuß und nur mit Unterwäsche
bekleidet, und wurden wahllos und grundlos mit Kolbenhieben, Ochsenziemern usw.
geprügelt. Jeder sudetendeutsche Kriegsgefangene wurde nach seiner Zugehörigkeit
zu Organisationen befragt. Für mich lag ein Zeugnis des Národní
Výbor aus Brüsau vor, nach dem ich keiner Organisation angehört hatte.
Trotzdem wurde mir vorgeworfen, bei SdP und SA gewesen zu sein und da ich das nicht zugab,
wurde ich verprügelt, bis ich zusammenbrach. Das Zeugnis vom Národní
Výbor wurde vor meinen Augen zerrissen. Eine Zeitlang war ich vom Lager aus als
Kraftfahrer in Rotowitz eingesetzt. Dort ging es mir ganz gut.
Am 2. 6. 1946 wurde ich zwecks Aussiedlung nach Zwittau entlassen. Dort übergab mir
im
Aussiedlerlager Frau Wirschich eine Nickelarmbanduhr, die ihr als Andenken von ihrem
gefallenen Sohn sehr wertvoll war. Bei der Gepäckkontrolle wurde sie nach dieser Uhr
befragt. Ich gab zu, daß ich sie hatte und legte sie auf den Tisch. Darauf erschien ein
Partisane und nahm mich mit. Auf dem Zimmer der Wache bekam ich zwei Faustschläge
ins Gesicht, daß mir das Blut aus der Nase lief. Dann bekam ich auf die bloßen
Fußsohlen gegen acht Hiebe mit einem Bleikabel. Dann bekam ich Faustschläge
und
Fußtritte und Kolbenhiebe am ganzen Körper, bis ich zusammenbrach. Dann wurde
ich bis nächsten Tag eingesperrt. Am nächsten Tag mußte ich einen Revers
unterschreiben, daß mir die Uhr abgenommen wurde und ich keine Ansprüche
stelle.
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