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Ober-Lipka
(bei Grulich)
Bericht Nr. 277
Furchtbare Greuel, Mord,
Mißhandlung
Berichter: Johann Peschka, Dechant Bericht vom 3. 8. 1946
Wohl selten hat
ein Dorf unter den Tschechen so gelitten, wie Oberlipka. Der 23jährige
tschechische Kommissar, ein Kommunist, ließ sofort das Kriegerdenkmal in ein
tschechorussisches Siegesdenkmal umwandeln, geschmückt mit dem Bilde Stalins, Sichel
und Hammer. Es wurde Kolchosenwirtschaft eingeführt. Um 6 Uhr früh
mußte
das ganze Dorf zur Arbeit antreten. Frauen, die zu spät kamen, da sie ihre kleinen Kinder
versorgen mußten, schlug er mit der Peitsche oder mit der geballten Faust ins Gesicht.
Frau
Hermine Fischer, Maurersgattin, deren Mann noch nicht aus dem Krieg heimgekehrt war, zeigte
mir die blutende Wunde und das zerschlagene Nasenbein. Frl. Hedwig Seifert, die angeblich
eine
die Tschechen beleidigende Äußerung getan
haben sollte - die Anzeige des Spravce beruhte nicht
auf Wahrheit - mußte sich in der Kanzlei des Kommissars nackt ausziehen, wurde dann
mit
der Peitsche bearbeitet, dann ganz kahl geschoren und mußte zwei Stunden lang ein Blatt
Papier mit der Nase an die Wand gedrückt halten. Sobald dieses herabfiel, setzte es
Peitschenhiebe; auch ihre Notdurft ließ man sie nicht verrichten, sodaß sie sich
verunreinigte. Zum Schluß erhielt sie einen Monat strengsten Hausarrest, wahrscheinlich,
damit sie keine Anzeige erstatten konnte.
Acht unschuldige Menschen ließ dieser
Kommissar erschießen, z. B. den Bauern Josef Kretschmer, auf dessen Feld man in einem
Steinhaufen eine Waffe fand, Konrad Neutzler, der beim Bauern Kretschmer Hausmann war.
Vor
ihrer Hinrichtung wurden sie nach Aussagen der Nachbarn nackt ausgezogen, angebunden und
furchtbar geschlagen, sodaß ihre Schreie weithin hörbar waren.
Der Schuhmacher
Winkler und seine Frau waren schon über die Grenze gegangen und kamen in der Nacht
zurück, um noch einige Kleider zu holen. Sie wurden aufgegriffen und furchtbar
gepeinigt,
sodaß ihre Schreie weithin hörbar waren. Dann wurden sie nach Grulich getrieben,
dort acht Tage im Keller der Druckerei Schiller eingesperrt und wieder furchtbar
mißhandelt. Grulicher, die ihnen begegneten, sahen ihre blutunterlaufenen Augen,
geschwollenen Gesichter und ihren fast irren Blick. Hernach wurden sie alle außerhalb des
Friedhofes zusammen mit Maurerpolier Berthold Seifert und dem Bauernführer Richard
Hentschel erschossen. Bei dieser Hinrichtung mußte das ganze Dorf, von den
achtjährigen Kindern angefangen, mit erhobenen Händen dabeistehen,
mußten
alle Uhren und Schmuckwaren mitbringen, die Sekretärin verlangte noch das Absingen
der Deutschland-Hymne, die Soldaten, welche betrunken waren, zielten schlecht, die Frau erhielt
Schüsse in den Unterleib, noch lebend stürzten sie in die Grube, die sie sich selbst
graben mußten. Von oben hinein gab man ihnen im Grabe die letzten
Gnadenschüsse. Viele der Zuschauer wurden ohnmächtig, Maurerpolier und
Kleinbauer Johann Müller erhängte sich nach seiner Rückkehr nachhause ob
des Grauens sofort. Vor der Hinrichtung war Leibesvisitation der gezwungenen Zuschauer und
man nahm ihnen alle Uhren und jeden Schmuck ab.
Auch wurde in Oberlipka ein kriegsverletzter Heimkehrer ohne jedes Verhör
kurzerhand erschossen. - Meine Kirchendienerin, die ledige Marie Neutzler, die das ewige Licht
abends in der Filialkirche Oberlipka erneuerte, wurde darob längere Zeit verhört
und
gepeinigt, da man sie beschuldigte, Lichtsignale aus der Kirche den Feinden gegeben zu haben.
Sie starb an den Folgen dieser Mißhandlung im
Spital zu Mährisch-Rothwasser.
In der Scheuer des Bauern Johann Rotter, genannt Flurhannes, mußten auf Befehl des
Kommissars fünf Frauen im
Alter von 40-60 Jahren Korn dreschen, darunter Frau Prause, Mutter der Frau des Berthold
Winige. Da es sehr kalt war, gingen sie, um ihr trockenes Vesperbrot zu essen und sich zu
wärmen, in das Haus der Nachbarin. Als der Kommissar bei der Scheuer
vorüberging und die Frauen nicht sah, holte er sie wütend aus der Stube, sie
mußten sich auf die Tenne legen, den Körper und das Gesäß
entblößen, worauf sie der Wüterich mit seinen Reitstiefeln stieß und
trat
und mit dem Ochsenziemer furchtbar bearbeitete. Noch nach Wochen konnte der Arzt die
Striemen und Wunden konstatieren. Diese Tat des Kommissars war selbst den noch
anständigen Tschechen zu stark und da unsere ständigen Berichte und Anzeigen
nichts nützten, halfen diese mit, daß endlich von Prag eine Kommission kam und
dem kommunistischen Unhold das Handwerk gelegt wurde.
Es ist ja auch bekannt, mit welch barbarischer Art oft die Besitzer von ihren Höfen und
Häusern vertrieben wurden. So arbeitete z. B. Gastwirt und Bauer Ferdinand Jäckel
am Freudenberg auf dem Felde, als die neuen tschechischen Besitzer auf seinen Hof kamen. Nur
in der Arbeitskleidung mußte er fort von seinem Besitze. Er war schwerversehrt.
Grulich hatte 4200 deutsche Einwohner, die Bevölkerung war vorwiegend katholisch,
gegen 500 waren evangelisch A. B.
Die Bevölkerung war stets friedliebend und lebte während der Tschechoslowakei
mit
der tschechischen Bevölkerung im besten Einvernehmen. Als beim Anschluß an
Deutschland die Tschechen abzogen, wurde ihnen kein Haar gekrümmt und nichts
weggenommen. Die zurückgebliebenen Tschechen wurden weiterhin gut behandelt, es
wurden auch die tschechischen Arbeiter während des Krieges gut behandelt und gut
bezahlt, konnten sich wie die Deutschen frei bewegen und auch Kinos und Gaststätten
besuchen. Darum schaute die Grulicher Bevölkerung nach dem Zusammenbruch mit Ruhe
der Wiederkehr der Tschechen entgegen und war besten Willens, mit ihnen
zusammenzuarbeiten.
Am 22. Mai um 7 Uhr früh kamen Autobusse am Stadtplatz an, schwerbewaffnete
Partisanen stiegen aus, umzingelten die Stadt und durchsuchten jedes Haus. Für das
Verbergen eines Menschen war Todesstrafe angedroht. Alle Männer werden am
Stadtplatz,
Hände hoch, aufgestellt, sodann in das Landratsamt, eine frühere tschechische
Schule geführt. Eine tschechische Kommission unter dem Vorsitz des Gärtners
Fiala
und des Fleischhauers Urban setzte die Zahl der Schläge
fest. 50-200 Schläge mit Stahlruten, Peitschen, Stöcken etc. Sehr wenige gingen
straffrei aus. Viele waren halb wahnsinnig vor Schmerzen und brauchten Stunden, um sich
blutend heimzuwälzen. Erschlagen wurden der Jugendführer Adolf Pospischil und
der junge Soldat Ernst Pabel aus Niederlipka, den man auf der Straße aufgegriffen hatte.
Bei
der Einsegnung habe ich das Zeltblatt von den Leichen gehoben, Kopf und Oberkörper
waren zu einer blutenden Masse zerschlagen. Pospischil hatte man zuletzt den
Gnadenschuß
gegeben. Herr Dr. med. Burek kann alles bezeugen. Ferner wurden zu Tode geprügelt: der
staatliche Bezirksförster Druckereibesitzer Schrutek, weil er seinen tschechischen Namen
hatte in einen deutschen umwandeln lassen, ferner Schneidermeister Amber.
Politische Gefangene, Parteifunktionäre und Menschen, denen ein Tscheche feindlich
gesonnen war, wurden besonders mißhandelt. Nach Rückkehr von der
täglichen Zwangsarbeit wurden sie abends in den neben der Pfarrei gelegenen Schulhof
geführt zur "Abendgymnastik", beaufsichtigt von tschechischen Soldaten, die im KZ
gewesen sein sollen. Wir hörten die Schreie der Gepeinigten und konnten durch
Astlöcher und Spalten des Bretterverschlages den ganzen Schulhof übersehen.
Zuerst
Freiübungen unter ständigen Ohrfeigen und Peitschenhieben, dann
Spießrutenlaufen. Am Anfang und Ende der Reihe standen tschechische Soldaten und
versetzten den Laufenden mit Stiefeln und
Kolben Bauch- und Rückenhiebe. Ich sah den nervenkranken Rechtsanwalt Dr. Fanckel
unter dem Gelächter der Soldaten verzweifelt laufen, die ihm Stöße und
Schläge versetzten, bis er niedersank und mit gefalteten Händen um Gnade flehte.
Als Antwort erhielt er soviele Ohrfeigen, bis ihm das Blut aus Mund und Nase strömte. Er
starb im
Spital von Mährisch-Rothwasser an den Folgen dieser Behandlung. Dasselbe geschah mit
dem Fleischhauer Hugo Grund.
Dann wurde wieder einer auf eine Kiste geworfen und von zwei Soldaten mit ihren Peitschen
und
Stahlgerten geschlagen, bis er bewußtlos wurde. Hierauf wurde er mit kaltem Wasser
übergossen und wenn er wieder bei Bewußtsein war, neuerlich geschlagen.
Ein russischer Major, der vom Fenster der Schule alles mitansah, machte dann dieser
"Abendgymnastik" ein Ende, sodaß die Gefangenen nicht mehr so geschlagen wurden.
Heimkehrer in Uniform wurden von den Tschechen kurzerhand erschossen und am Feld oder im
Wald beerdigt. Zwei Soldaten aus Österreich waren gegen Mittag eines Tages im Mai
1945
bei mir. Ich riet ihnen, nur bei Nacht zu wandern. Bei Tage sollten sie sich verborgen halten.
Wahrscheinlich hatten sie meinen Rat nicht befolgt und als ich abends zu einer
Leicheneinsegnung auf den Friedhof kam, hatte man sie inzwischen an die Friedhofsmauer
gestellt und erschossen.
Die Deutschen durften keine Eisenbahn benutzen, nicht am Gehsteig gehen, durften einander
nicht
in den Häusern besuchen. Frauen, die den Gehsteig benutzten, wurden geohrfeigt und von
Kindern mit Ruten geschlagen. Nemecká kurva (deutsche Hure) war der Titel der
Tschechen für alle anständigen deutschen Frauen. In Hermsdorf kamen manche
Männer an einem Feiertage in einer Wohnung zum Kartenspiel zusammen, als unverhofft
eine tschechische Kontrolle eintrat. Diese Männer, darunter Hugo Koschinger, Hugo
Fischer, Schneidermeister Josef Vogel wurden darob furchtbar verprügelt und für
längere Zeit eingesperrt. Hugo Fischer war schwer Kriegsverletzter und mußte sich
sofort ärztlicher Behandlung unterziehen.
Frl. Gertrud Wagner ging an einem Sonntag zum Friedhof. Unterwegs wurde sie von
tschechischen Soldaten gestellt, ob sie nicht wisse, daß jeder Soldat von Deutschen zu
grüßen sei, und dann schwer geohrfeigt. Auch mußte sie eine ganze Weile vor
den tschechischen Soldaten auf und abgehen und ständig grüßen.
In Eichstädt wurden, wie mir ein Eichstädter erzählte, 10 oder 12 Menschen
nach furchtbaren Qualen an den Linden bei der Kirche aufgehängt. Darunter Oberlehrer
Pischel, der Bürgermeister Ortsleiter Hentschel, Tischlermeister Safar, weil er einen
deutschen Namen angenommen hatte. Dem Oberlehrer Pischel wurde der Schnurrbart
abgebrannt,
Ohren und Nase abgeschnitten, die Zunge herausgerissen. Er mußte sich am Boden
wälzen und wurde dabei furchtbar geschlagen.
Auch in Böhmisch Petersdorf wurden gegen 15 Menschen zu Tode gepeinigt.
Für Berichte aus meinem Pfarrsprengel stehe ich in allem ein und kann es jederzeit
bezeugen.
Oberpaulowitz / Jägerndorf
Bericht Nr. 278
Drangsalierung deutscher Bauern
durch tschechischen Verwalter
Berichter: Max Pohl Bericht vom 4. 7. 1946
An dem Tage, es war im November 1945, an dem
ein tschechischer Verwalter auf meinen Hof
kam, wurden mir sämtliche Kleider, Wäsche, Schuhe, Lebensmittel usw. für
die Familie weggenommen. Als ich die Bemerkung machte: "Es ist am besten, man nimmt einen
Strick und hängt sich auf", wurde ich vor dem Kommissar zu Boden geschlagen. Dann
führten sie mich auf einem Wagen zur Gendarmerie, da ich nicht gehen konnte. Dort
wurde
ich von den Gendarmen abermals verprügelt und drei Wochen im
Gerichtsgefängnis
eingesperrt. Als ich aus dem Gefängnis zurückkam, mußte ich mit meiner
Familie den Hof räumen.
Oderfurt
Bericht Nr. 279
Internierungslager Oderfurt bei Mährisch
Ostrau, Mai 1945
Berichterin: Steffi Lejsek Bericht vom 10. 6. 1945
Ich wurde am 22. Mai 1945 in
das Lager Oderfurt bei Mährisch Ostrau eingeliefert. Alles,
was ich hatte, wurde mir weggenomen. Die erste Woche gab es im Lager überhaupt keine
Verpflegung. Alle bekamen Hungerruhr. Täglich kamen Todesfälle vor. In der
zweiten und dritten Woche wurden jeden Nachmittag ein Schöpflöffel leere
Wassersuppe verabreicht. Brot wurde nicht ausgegeben. Dabei mußten alle schwer
arbeiten
(Kohlenschaufeln, usw.). Die Männer wurden täglich verprügelt und waren
dadurch ganz entstellt. Schon am 2. Tage sah ich, wie sämtliche Männer, Jungens
und Mädchen ab 14 Jahren mit entblößtem Oberkörper am Lagerhof
mit
Peitschen im Kreise herumgetrieben wurden.
Um den trostlosen Verhältnissen im Lager zu entgehen, meldeten sich 40 Frauen des
Lagers zur freiwilligen Landarbeit. Bevor wir das Lager verließen, wurden allen 40 Frauen
die Haare knapp an der Kopfhaut abgeschnitten.
Von meinem Mann hatte ich keine Nachricht. Am 22. Mai erzählten mir Bekannte,
daß sie am 18. Mai meinen Mann tot in der Wohnung aufgefunden und begraben
hätten. Ich kann diese Aussage beeiden.
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