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Chodau
(bei Karlsbad)
Bericht Nr. 146
Ermordung des Gatten
Berichterin: Fanny Karner
Ich erkläre
hiermit an Eides statt, daß mein Mann Matthias Karner, geb. 20. 6. 1901
in Chodau bei Karlsbad, unter folgenden Umständen von den Tschechen ermordet
wurde.
Mein Mann wurde 1941 als Rot-Kreuz-Soldat bezw. Sanitäter zur deutschen Wehrmacht
einberufen, ich selbst bin Mutter von 6 Kindern, wovon ich bereits 2 Söhne durch diesen
Krieg verloren habe. Mein Mann kam am 22. 5. 1945 aus russischer Kriegsgefangenschaft
nachhause. Diese Freude, daß mein Ernährer und der Vater der Kinder wieder
zurück ist, blieb mir nicht lange vergönnt. Nach 14 Tagen Daheimsein kamen die
Tschechen eines Nachts, um Wohnungen auszuplündern. Die Haustür wurde vom
Hausherrn Stangel nicht gleich geöffnet, so ging gleich eine Schießerei los.
Außer meinem Mann waren noch 3 andere Männer da, als die Tür doch
nachher geöffnet wurde, mußten wir das Haus verlassen und wurden in das
Schulhaus bezw. Gendarmeriestation gebracht. Wir Frauen wurden von den Männern
getrennt und an die Wand gestellt, auch meine 3 kleinen Kinder, 3, 5 und 10 Jahre. Wir
mußten die Hände hoch halten. Wir standen bereits die ganze Nacht in dieser
Stellung und wurden den nächsten Tag entlassen, jedoch von meinem Mann sowie von
den
anderen Männern hörten wir nichts.
Eines Tages drang es durch, daß mein Mann und die anderen 3 Männer in der
Nähe unseres Hauses ihr Grab schaufeln mußten, wonach sie später
erschlagen
wurden. Nach einigen Tagen wurden sie jedoch wieder hervorgeholt und in Chodau am Friedhof
begraben.
Einige Tage später fand man noch einige Glieder der Ermordeten.
Dies alles erkläre ich unter Eidesstatt.
Bericht Nr. 147
Gepäckkontrolle, Ausplünderung
Mai 1946
Berichterin: Marie Weiß Bericht vom 1. 6. 1946 (Chodau)
Ich habe um den 20. Mai ein
Ansuchen an die Kontrollkommission in Elbogen gerichtet, um die
Erlaubnis, für meinen Sohn Rudolf Weiß, der bis zum 30. 4. 1946 in englischer
Gefangenschaft war und mich in Bayern erwartete, Kleider, Wäsche und Schuhe
mitzunehmen. Die Kontrollkommission hat die Erlaubnis zur Mitnahme der Sachen für
meinen Sohn auf dem Ansuchen schriftlich erteilt. Trotzdem wurde mir bei der
Gepäckkontrolle in Chodau alles für meinen Sohn bestimmte Gepäck
abgenommen. Auch von meinem Gepäck wurde ein Teil zurückbehalten,
sodaß ich insgesamt für mich und meinen Sohn kaum 40 kg Gepäck hieher
gebracht habe. Diese Aussage kann ich beeiden.
Bericht Nr. 148
Gepäckkontrolle,
Ausplünderung
Berichter: Josef Zillich Bericht vom 17. 7. 1946 (Chodau)
Bei der Gepäckkontrolle in
Chodau wurde meiner Schwester in Chodau in gröbster
Weise ihr Kleid vom Leibe gerissen. Ich und meine beiden Söhne im Alter von 13 und 16
Jahren mußten die Anzüge, Schuhe und Mäntel ausziehen und alte Sachen,
die
wir noch im Gepäck hatten, anziehen. Auch unsere Federbetten wurden uns bis auf eines
weggenommen. Auch das Handgepäck wurde zurückbehalten, sodaß mir z.
B. Eßbesteck, Pyjama, Schlafrock der Frau und andere Sachen, die wir auf der Reise
dringend
benötigen würden, fehlen. Der tschechische Gendarm, der bei der Kontrolle
anwesend war, sagte mir nachher, ich sei völlig ausgeräubert worden. Er
möchte mir gerne helfen, aber er könne es nicht.
Aus dem Großgepäck wurde mir sämtliche neue Wäsche und vieles
andere genommen, was ich noch nicht feststellen konnte. Am nächsten Tag bekam ich auf
meine Vorstellungen auf Veranlassung der Lagerleitung 5 Mäntel und 2 Paar Schuhe
zurück. Von den Anzügen und Kleidern war im Gepäckraum nichts mehr
vorhanden, die waren schon weggetragen worden.
Bericht Nr. 149
Gepäckkontrolle
Berichterin: Emilie Dotzauer Bericht vom 17. 7. 1946 (Chodau)
In Chodau wurden
mir bei der Gepäckkontrolle die Schuhe, die ich für mich, meine
Tochter und meinen Mann eingepackt hatte, sämtlich aus dem Gepäck genommen.
Außerdem mußte ich die Schuhe, die ich trug, ausziehen und man warf mir
dafür ein Paar alte Riemensandalen zu, die ich nun tragen muß. Außerdem
wurde mir
die gesamte Leib- und Bettwäsche abgenommen, auch aus dem Handgepäck die
Pyjamas für mich und meine Tochter und ein Schlafrock. Für die Bettwäsche
wurden mir einige alte unbrauchbare Kleidungsstücke zugeworfen. Der weiße
Maschinenspitzenkragen wurde mir von dem Kleid, das ich trug, abgetrennt. Auch das gesamte
Küchengeschirr und Besteck wurde mir genommen. Im Aussiedlungslager Neusattl erhielt
ich dafür einige zusammengewürfelte Teller und Schüsseln.
Bericht Nr. 150
Schwere Mißhandlungen
Berichter: Karl Kempf Bericht vom 22. 6. 1946 (Chodau)
Ich wurde am 27. 5.
45 in Chodau verhaftet, weil ich als Reservegendarm einen Volksdeutschen
wegen Diebstahls verhaftet hatte. Dieser Volksdeutsche erschien nach dem Einmarsch der
Amerikaner als Pole, zeigte mich an und behauptete, ich hätte ihm seine Sachen
gestohlen.
Ich wurde erst Ende März 1946 im Lager Neurohlau verhört, konnte mich
rechtfertigen und wurde auch auf Grund dieses Verhörs entlassen. Doch bin ich in der
Zwischenzeit aufs grausamste mißhandelt worden. In Chodau wurde ich mit den
Fäusten und Füßen blutig geschlagen, bis ich bewußtlos war. In Chodau
war ich auch Zeuge,
wie ein SS-Mann im Vorhaus des Polizeigebäudes mißhandelt, dabei erschossen
und
dann in der Nacht im Friedhof begraben wurde.
Vom 31. 5. 45 bis 2. 6. abends waren wir ohne
Essen, sogar ohne Wasser, in einer Zelle in Elbogen. Von dort wurden wir nach Karlsbad
gebracht, wo wir beim Eintreffen von ca. 10 Mann verprügelt wurden, bis wir bluteten
und
zusammenbrachen. In einer Zelle von 11 qm waren wir 24 Mann, nach einigen Tagen 35 Mann.
Zu essen bekamen wir früh und abends ¼ l Kaffee und mittags ¼ l
Krautsuppe ohne Brot. Dort wurden wir auch mehrmals verprügelt. Am 19. 7. wurden wir
im Fußmarsch nach Neurohlau gebracht. Unterwegs sind mehrere aus Schwäche
zusammengebrochen. In Neurohlau waren Mißhandlungen ebenfalls an der Tagesordnung.
Ich selbst wurde dort zweimal verprügelt. Wenn von der Arbeit ein Häftling
entfloh,
wurde wahllos ein anderer für diesen erschossen. Auf diese Weise wurde Lippert aus
Elbogen erschossen. Ein älterer Mann aus Jedlitz wurde erschossen, als er
Kartoffelschalen
vor Hunger aus dem Abfallfaß aß. Dieselben Mißhandlungen wie ich hat der
mit mir verhaftete Lehrl erlebt. Er war als Gendarm mein Kollege.
Chrastawitz
(bei Taus)
Bericht Nr. 151
Ermordung von 35 SA-Männern am 11. Juli
1945
Berichter: Eduard Polz
Der Wahrheit
entsprechend und im Bewußtsein der Bedeutung einer solchen
Erklärung, bezeuge ich ohne jede Voreingenommenheit an Eides statt die von einem
Tschechen vor mehreren Zeugen gegebene Aufklärung über die Behandlung und
Hinrichtung von ca. 35 internierten SA-Männern aus
dem Kreise Bischofteinitz-Sudetenland, die in dem Lager Chrastawitz bei Taus untergebracht
waren.
Der Tscheche N. N., als Kutscher bei N. N. in Taus beschäftigt, erklärte bei der
Heuernte am Fronleichnam 1946, daß in der Sandgrube auf der rechten Straßenseite
zwischen Taus und Trasenau die aus
Bischofteinitz stammenden SA-Männer, am Abend des 11. Juli 1945 mit einem Lastauto
von Chrastawitz zur Sandgrube befördert, dort abgeschlachtet und die Leichen dann in der
Umgebung der Sandgrube verscharrt wurden. Auf meine Anfrage, ob er genau wisse, daß
diese Männer aus Bischofteinitz sind, erklärte er, er habe sehr viele gekannt, da er
einige Wochen mit ihnen inhaftiert war. Ihm ist auch bekannt, daß das Lastauto ein 2. mal
fahren sollte, der Wagenlenker dies aber mit der Begründung ablehnte, er könne
solche Bestialitäten nicht mehr ansehen. Ausgeführt wurden diese Grausamkeiten
von Gendarmeriebeamten, Offizieren und der S.N.B., die zum Großteil betrunken waren.
N. schilderte auch die bestialische Behandlung dieser Männer am gleichen Abend in
Chrastawitz vor dem Abtransport, wo diese meist im halberschlagenen und bewußtlosen
Zustand auf das Lastauto verladen wurden.
Da ich persönlich vom 30. 8. 1945 bis 27. 7. 1946 im gleichen Lager inhaftiert war und
mir
weitere ähnliche Grausamkeiten bekannt sind und auch von diesen Männern keine
Lebenszeichen mehr gegeben wurden, erscheinen die Angaben des N. als vollkommen
glaubwürdig und den Tatsachen entsprechend.
Chrostau
(Lager im Kreis Zwittau)
Bericht Nr. 152
Mißhandlung von Jugendlichen
Berichter: Herbert Heinz Bericht vom 15. 6. 1946
Am 10. 5. 45
wurden alle Jugendlichen im
Alter von 14-20 Jahren, auch einige 12- und 13-jährige, in dem Lager Chrostau, Kreis
Zwittau zusammengefaßt. Im ganzen waren es ungefähr 350. Am 30. Mai wurden
wir von dort in das politische Lager nach Zwittau überführt. Im Lager wurden wir
furchtbar mißhandelt. Der Kommandant von Chrostau, Janecek, wurde von uns nur der
Totschläger genannt, weil er so grausam war. Wenn er durch das Lager ging, schlug er
jeden Jungen, der ihm in den Weg kam, mit der Reitpeitsche über den Kopf. Er hat
Jungen
oft ohne jeden Grund mit der Reitpeitsche über den Kopf geschlagen, daß sie
zusammenbrachen. Hierauf sagte er: "Jetzt hast Du einstweilen genug."
Jeden Tag war
"Frühsport". Zuerst eine Viertelstunde Freiübungen, dann eine Viertelstunde Spiele,
dann mußten wir mindestens eine halbe Stunde Auf und Nieder machen. Liegestütz,
Bücken, tiefe Kniebeuge usw. Derjenige, den dabei die Kräfte verließen,
mußte diese Übungen vor dem Lagerkommandanten wiederholen und wurde dabei
geprügelt. Viele mußten in einer Gärtnerei arbeiten und wurden dabei
geprügelt. Die übrigen mußten auf ihren Zimmern bleiben, durften sich aber
bei keinem Fenster zeigen. Wer beim Fenster gesehen wurde, wurde auch verprügelt.
Die Verpflegung bestand nur aus schwarzem Kaffee und dünner Suppe mit Brennesseln
und Kartoffeln und 1 kg Schwarzbrot und ½ kg Weißbrot in der Woche. Ein
Gendarm wurde von uns der "Tiger" genannt, da jedes Wort, das er zu uns sprach, ein
Schimpfwort war. In Zwittau war die Behandlung die gleiche, nur mit dem Unterschied,
daß es neben dem "Frühsport" auch einen "Abendsport" gab. In Chrostau wurden
schon vor Ablauf einer Woche von drei Waschräumen zwei geschlossen. Auch in dem
verbliebenen Waschraum floß das Wasser nur zu bestimmten Stunden am Tage. Für
300 Mann gab es nur 8 Waschbecken. Mehrere Jungen bekamen Krätze. Mehrere
Jungen waren herz- und lungenkrank ins Lager eingeliefert worden. In Zwittau brach auch
Scharlach und Diphterie aus. Die Kranken wurden nach Zwittau ins Krankenhaus geschickt, wo
die Behandlung gut war. Ich wurde mit meinen Eltern ausgesiedelt. Einen Tag vor der
Aussiedlung wurde ich von einem Partisanen mit der Faust und mit einem Stock
verprügelt,
da ich eine Militärkappe trug.
Ich kann diese Aussage beeiden.
Datschitz / Mähren
Bericht Nr. 153
Ermordung deutscher Forstverwalter
Berichter: Dipl. Forstwirt Herrmann Hübner Bericht vom 28. 5.
1950
Im Mai 1945 wurden der
Forstmeister Ernst Pittinger aus Schaschowitz (Sasovice) und der
Oberforstverwalter Robert Fritzen von Reilsberg von tschechischen Partisanen in Datschitz
(Dacice) in Mähren ermordet.
Von dem tragischen Vorfalle erfuhr ich beim Kreisgericht in Iglau, wo ich vom dortigen
Volksgericht zu 6 Jahren schweren Kerkers verurteilt wurde.
Oberforstverwalter Fritzen hatte zwei schulpflichtige Buben und [es] besteht die
Möglichkeit,
daß diese in Budischkowitz (Budiskovice), Bezirk Datschitz (Dacice), verblieben sind.
In Krasonitz (Krasonice), Bezirk Datschitz, wurde der schwerkranke pensionierte Waldheger
Franz Schulla im Bett erschlagen.
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