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Tschechisches Original a.d.J. 1918
Karte 3
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Aus Nachdruck der deutschen Übersetzung vom Jahre 1922
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Was sind "Pufferstaaten"?
(Siehe Karte Nr.
3.)
Seite 19 des tschechischen Originals.
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Der politische "Puffer"(staat) ist - wie bei Dampfmaschinen - eine Schutzvorrichtung für
den Fall eines Zusammenstoßes. Eine Einlage also zwischen Großmächten,
damit zwischen ihnen nicht unmittelbar eine Reibungsfläche entstehe: Streitigkeiten
nämlich um die Grenze oder um einzelne für beide Parteien militärisch oder
politisch wichtige Gebietsteile. Er soll den schrecklichen Kriegen aus im großen und
ganzen
unerheblichen Ursachen vorbeugen. Auch soll er von den Großmächten die Gefahr
kriegerischen Überfalls mitten im Frieden abwenden; er ist also ein Mittel, Zeit zu
gewinnen, die Verteidigung vorzubereiten. Gewöhnlich wird der "Pufferstaat" der
Gegenstand des Streites selbst! Voraussetzung bei allen Pufferstaaten ist: das beiderseitige
Übereinkommen der streitenden Parteien, daß sie den Ansprüchen auf den
Besitz des Streitgegenstandes entsagen werden; daß keine von ihnen die Grenze der
vereinbarten neutralen Zone mit Waffengewalt überschreiten wolle. Der Pufferstaat ist
daher zugleich auch immer neutrales Gebiet.
Es genügt aber nicht das Übereinkommen bloß der beiden Staaten oder
Völker, die direkt aneinander grenzen. Auch andere haben ein Interesse daran, daß
Kriege in der Umgebung nach Möglichkeit hintangehalten werden. Jeder Krieg wirkt
störend auf die betreffende anliegende ganze Zone. Er ruiniert die
geregelten Handels- und Wirtschaftsbeziehungen. Er bedroht auch das politische Gleichgewicht.
Eine, die unternehmendere von den Kriegsparteien, könnte auf Kosten des Friedens der
ganzen Zone gefährlich erstarken.
Die Schutzwehr wird auf diese Weise durch das Lebensinteresse der ganzen Zonengemeinde
selbst geschützt. Sie wird so zum politischen "Noli me tangere" der Gemeinde.
Seite 20 des tschechischen Originals.
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Es besteht daher für den Friedensstörer die Gefahr, daß sich gegen ihn
eventuell auch sämtliche Interessenten der Umgebung militärisch erheben, und
zwar
erforderlichenfalls mit allen ihren Kräften, um zu verhindern, daß er seinen Willen
durchsetze. Es muß den Störenfried die Gefahr des eigenen Unterganges bedrohen.
Nur dann erfüllt der "Puffer" seinen Zweck. In der Furcht vor den Folgen der
Störung
wurzelt die Bürgschaft der Unantastbarkeit und die Bürgschaft des Friedens.
Wirklicher Störenfried kann aber nur ein Machtfaktor sein, der sich auf seine
Fähigkeiten verlassen kann und in der Wahl seiner Mittel skrupellos ist. Zu siegen pflegt
derjenige, der es versteht, einen Unvorbereiteten zu überraschen. Der eigensinnige
Kraftmensch greift in der Regel zum Mittel plötzlichen Überfalls.
Wenn daher der "Puffer" seinem Zwecke entsprechen soll, so muß er ferner imstande sein,
von dem Gegenstande des Angriffes die Gefahr des Überfalls abzuwenden. Er muß
imstande sein, die Angreifer aufzuhalten, der anderen Partei Zeit zu gewinnen, damit sie ihre
Kräfte zur Abwehr sammeln kann; sei es nun durch leicht zu verteidigende
natürliche
Hindernisse oder durch militärische Organisation.
Es ist aber falsch zu glauben, und verhängnisvoll könnte die Ansicht werden,
daß der Pufferstaat einer militärischen Organisation entbehren soll. Das gerade
Gegenteil ist richtig: der Pufferstaat ist ein militärischer Wächter für beide
Parteien. Neutral ist er nur insofern, als er selbst nicht politischer Angreifer sein darf. In dieser
Hinsicht sind sein Zweck und seine Aufgabe immer die: stets Helfer des Überfallenen zu
sein, aber ein Helfer, der etwas taugt. Er muß also augenblicklich militärisch
entsprechen können. Voraussetzung seines Bestandes ist also: die ständige
Kampfbereitschaft und die Fähigkeit, den Angreifer aufzuhalten, bis sich die
Streitkräfte der angegriffenen Partei gesammelt haben. Ein schwacher Pufferstaat ist kein
Pufferstaat. Ein bloßer Schleier hält einen Stoß nicht auf. Die Schutzwehr
muß fest sein. Das eigene Interesse der friedliebenden Großmächte legt ihnen
die Pflicht auf, ihren Puffer widerstandsfähig zu machen. Er ist der Schild ihrer eigenen
Sicherheit, der militärische Wachposten und Vortrab. Er in erster Linie soll den Angreifer
verhindern, daß er nicht auf das Gebiet der von ihm (dem Puffer) gedeckten politischen
Partei vordringe, daß der Feind sein Heer nicht auf Kosten des Angegriffenen auf dessen
Gebiet führen könne.
Das eigene Interesse, also keineswegs mitleidige Liebenswürdigkeit, gebietet den
Großmächten des Weltverbandes, um das gefährliche Deutschland eine Kette
starker, militärisch gut organisierter Pufferstaaten zu legen. Und das Lebensinteresse der
Kleinstaaten gebietet ihnen, daß sie nicht auf das Recht verzichten, gegebenenfalls
entschieden zu fordern, daß die Staaten und die Welt überhaupt, soweit sie sicher
und
von
den (Puffer-)Kleinstaaten beschirmt sein will vor einem starken, gefährlichen
Treubrecher,
daß die Staaten ihre vornehmste Pflicht erfüllen:
Seite 21 des tschechischen Originals.
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1.) die Puffer-Kleinstaaten mit allen Mitteln starker Widerstandsfähigkeit (wie
sie
Wachkörpern eigen sein muß) zu versehen;
2.) ihnen als den einzigen
Schutzwehren der übrigen Weltnationen durch falsche "Schlagwörter" eine
gründliche militärische Organisation nicht zu erschweren;
3.) ihnen Zeit zu
gewinnen, damit sie sich nach allen Richtungen des nationalen Lebens politisch und
wirtschaftlich gründlich festigen können, ehe das Deutschtum sich wieder
aufrafft; den geschlagenen Gewalttäter also in dem Maße konsequent zu
schwächen, daß er nicht imstande ist, sich aufs neue aufzuraffen, ehe die
Wächter des Weltfriedens für den Bedarfsfall wirksame Faktoren geworden
sind.
Unser nationales Interesse speziell legt unseren Vertretern auf der Weltkonferenz die Pflicht auf,
diese Bedingungen unserer freiheitlichen Entwicklung bis in die letzten Folgerungen zu
verfechten, nicht locker zu lassen und nicht nachzugeben, wo ein Nachlassen oder Abgehen vom
Recht für die Zukunft schwere nationale Verluste verschulden könnte. Sie
können das mutig tun in dem Bewußtsein, daß die Weltmächte sich des
Gewinnes wohl bewußt sind, den sie aus einer Nation gezogen haben, deren bloß
passives Verhalten die Macht der Zentralstaaten im Weltkriege gelähmt hat.
Auch nach dem Kriege werden wir Deutschland an der Gurgel bleiben. Unsere Interessen
sind mit den deutschen Interessen unvereinbar.
Wenn Prag - wie es sein Recht und seine Lebensinteressen fordern - mächtig ist, sind
Berlin und Wien unmöglich. Schon die bloße geographische Lage Prags
läßt es nicht anders zu. Wenn sich Prag behaupten will, muß es die Elbe bis
zur
Mündung beherrschen und die Donau von Regensburg bis Ofen. Wenn sich die Entente
die
Rivalität Deutschlands zu Lande und zur See vom Halse schaffen will, so kann sie sich
nichts anderes wünschen, als ein auf Kosten Deutschlands starkes tschechisches
Volk in Mitteleuropa. Es besteht also eine Gegenseitigkeit unserer und der Interessen der
Ententemächte, und unsere Vertreter auf den Friedenskonferenzen können dreist
auftreten.
Die Idee der "Pufferstaaten" ist einfach und leicht faßlich:
a) Deutschland wird völlig von Kleinstaaten eingekreist sein, von denen aber
keiner für sich genommen imstande ist, Deutschlands Existenz zu bedrohen.
b) Die Kleinstaaten aber sind die
Vorposten - im Falle eines Krieges aber der Vortrab - der drei großen Interessengruppen
der
Entente. Hinter
jeder Kleinstaaten-Gruppe befindet sich also eine mächtige Stütze.
c) Jeder Pufferstaat muß gut organisiert, wirtschaftlich und politisch stark und
fähig sein, einen allfälligen deutschen Angriff aufzuhalten.
Seite 22 des tschechischen Originals.
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d) Die Pufferstaaten sind gegenseitig durch einen föderativen Defensivvertrag
gebunden. Wann immer einer von ihnen angefallen wird, wird er unverzüglich durch die
übrigen, eventuell mit ihrer ganzen Wehrmacht, verstärkt.
Die oberste Führung der Abwehr (defensiv wie offensiv) steht
immer in einem solchen Falle dem angegriffenen Pufferstaate zu.
e) Sollte aber das ganze Deutschland oder ein Teil davon mit ausgesprochener
Übermacht angreifen, so daß die ganze Föderation der Pufferstaaten nicht
stark
genug wäre, Widerstand zu leisten, so sind alle Mächte verpflichtet, sich
solidarisch
mit ihrer ganzen Macht zu erheben. Schon die bloße Drohung mit einem solchen Ansturm
wird den Störenfried im Zaum halten. Der Pufferstaat wird so zu einem "Noli me
tangere".
Die Pufferstaaten sind also im ganzen ein Stachelschild, hinter dem sich die Nationen der
Weltblocks
in Sicherheit entwickeln, hinter dem sie sogar ruhig abrüsten könnten. Es kommt
darauf an, wie ausgerüstet sie sein werden. Es sei daran erinnert, daß man heute
nicht
nur für das lebende Geschlecht aufbaut, sondern für eine ganze Reihe
nachfolgender
Geschlechter, womöglich für das kommende Jahrtausend.
Auf die Kleinstaaten der Kordonlinie passen nicht alle Leitgedanken des Weltfriedens. In
militärischen Dingen dürfen sie nicht so ganz entpflichtet werden. Soll die
große Masse der Großgemeinde die Möglichkeit haben, in Ruhe zu leben, so
muß die Wache gut ausgerüstet und hinlänglich stark sein. Der Mangel einer
militärischen Organisation in der Vorhutlinie der Blöcke könnte auch den
Blöcken selbst verhängnisvoll werden, unzulänglich organisierten
Pufferstaaten aber bestimmt.
Unsere Warnung ist aber nicht vielleicht eine Verteidigung des Militarismus. Militärische
Organisation und ständiges Heer sind nicht identische Begriffe. Eine gute Organisation
soll
ein entschiedenes und rechtzeitiges Eingreifen im Augenblick der Gefahr erleichtern.
Der Unterschied zwischen kriegerischer und militärischer Politik ist der, daß jene
zum Kriege hintreibt, während diese imstande sein muß, den Krieg eventuell auch
hintanzuhalten.
Tschechisches Original a.d.J. 1918
Karte 3
(beide Abbildungen sind vergrößerbar - anclicken!)
Aus Nachdruck der deutschen Übersetzung vom Jahre 1922
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Die Pufferstaaten sind Rüstzeuge aus dem Arsenal der militärischen Politik.
Erläuterung der Karte Nr. 3.
I. Der östliche oder Festlands-Interessenblock.
Pufferstaaten:
Seite 23 des tschechischen Originals.
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Unterelbien mit Hamburg, Bremerhafen, Lüneburg. Neutraler
Staat. Haupt-Welthandelsplatz der Festlandszone an der Nordsee.
Oberelbien mit Lübeck, Schwerin, Magdeburg und Stettin. Ein politisch
entdeutschter freier Staat.
Tschechien: Hauptkampffront gegen die Deutschen.
Wacht
an der oberen Elbe, im
Böhmerwald (Naab), an der mittleren Donau.
Mittelmark: Verbindungsland zwischen Tschechen und
Slowenen. (Mit Linz, Salzburg
und Wien) letzteres seiner politischen Bedeutung entkleidet. Im Falle eines deutschen Angriffes
ist es die Front der serbischen, dem tschechischen Heere angegliederten Armeen.
Verstärkungen im Hinterlande:
Der nordische Bund (Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland)
für Unter- und Oberelbien.
Polen für Tschechien.
Serbien für die Mittelmark und Tschechien.
II. Die mittelländische (romanische) Zone.
Pufferstaaten:
Belgien mit Luxemburg, vergrößert bis zum Rhein, mit
Köln a. Rh., Koblenz mit Brückenköpfen am rechten Rheinufer.
Französisches Rheinland mit Metz, Mainz (Brückenkopf am rechten
Rheinufer und zu beiden Seiten des Mains) und Straßburg (Brückenkopf am rechten
Rheinufer).
Das befreite Elsaß-Lothringen mit dem Gebiete nördlich davon bis ans
rechte Moselufer bis zur Mündung.
Schweiz: vergrößert um Vorarlberg und Nordtirol mit Innsbruck und
Kufstein.
Verstärkungen:
Frankreich für Belgien, Französ.
Rheinland und Schweiz.
Italien für die Schweiz.
III. Ozeanische Zone
(Englisch-Niederländische).
Pufferstaaten:
Niederlande, vergrößert gegen Osten bis zur Grenze von
Oldenburg mit Osnabrück.
Seite 24 des tschechischen Originals.
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Weserland, d. i. Oldenburg, Hannover, Braunschweig, freie Stadt Bremen (ohne Hafen,
welcher zu Unterelbien gehört). Gebiet des Welthandels. Unter dem besonderen
Protektorate des englischen Blocks sichert er die Handelsverbindung der
mitteleuropäischen
Staaten mit Übersee. In deutschen Händen war dieses Gebiet ein Mittel politischer
Macht. Unter englischer Aufsicht schwindet für uns seine politisch feindliche
Bedeutung.
Verstärkung: Der ganze Block englischer
Sprache.
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*
Magyarien: Wird gleichberechtigter Bestandteil des
Festlandsblockes.
Deutschland wird, solange es der
unverläßliche, weil treubrüchtige
Nachbar bleibt, von
allen Welt-Zonen-Verbänden ausgeschlossen bleiben und unter der gemeinsamen
Bewachung aller Nachbarn stehen.
Unser Staat und der Weltfrieden
Nás stát a svetový mír
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