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Prag
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Bericht Nr. 76
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Pankratz, Massengräber, Verstümmelungen
Berichter: Sebastian Herr Bericht vom 14. 10. 1946

Lage von PragIch bin Volksdeutscher aus Rumänien und habe in der SS-Nachrichtenschule in Leitmeritz als Schneider gearbeitet. Im Mai v. Js. wollte ich nach Rumänien zurück, wurde aber in Prag verhaftet und nach Pankratz eingeliefert. Dort mußte ich mit anderen Gefangenen am 22. 5. v. Js. SS-Leute ausgraben, die während der Revolution umgekommen waren und diese in Massengräber beerdigen. Dabei sah ich an den ausgegrabenen Leichen, daß Ohren und Nasen abgeschnitten, Augen ausgebohrt und die Hände verbrüht waren. Wir arbeiteten dabei 60 Mann und wurden bei der Arbeit furchtbar verprügelt, sodaß viele bewußtlos wurden. Als wir uns nach der Arbeit an den Leichen wuschen, wurden wir mit dem Kopf in das schmutzige Waschwasser hineingestoßen. Ich wurde bis jetzt in Pankratz festgehalten.



 

Bericht Nr. 77

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Transport von Modrany
Berichter: Grenzkommissar von Wiesau Bericht vom 21. 5. 1946 (Prag)

Lage von PragDie zahllosen Klagen sudetendeutscher Flüchtlinge, die von Prag kommend, den Grenzbahnhof Wiesau am 17. 5. 1946 passierten, geben Anlaß zu diesem Bericht. Es handelt sich dabei nicht um Feststellungen einzelner Individuen, sondern um die einmütige Klage von insgesamt 1200 Personen. Ich möchte nun das allgemeine Leben in dem Lager beschreiben, das für Lager wie Modrany oder Theresienstadt typisch ist.

Den Lagerinsassen ist Gehen nicht erlaubt. Ihre normale Fortbewegungsart heißt rennen. Eine Sängerin aus Prag beschreibt das Leben folgendermaßen: "60% der deutschen Frauen wurden den Russen zum Schänden ausgeliefert. Täglich ließen die Tschechen die Russen ins Lager, die mich und andere Frauen nach Belieben vergewaltigten. Viele Frauen werden noch heute vergewaltigt. Meine Beine sind nun gelähmt.

Eine schwangere Frau, die mit uns das schreckliche Lagerleben teilen mußte, wurde gezwungen, wenn ein tschechischer Soldat den Raum betrat und dort ausspie, niederzuknien und seine Spucke aufzulecken. Im Weigerungsfalle wurde sie geschlagen und mit Fußtritten bedacht. Aber damit war die Sache nicht abgetan. Einer der Befehle der Soldaten ging dahin, daß er sie zwang, ihren eigenen Auswurf zu verschlucken, nachdem er sie bis zum Blutspucken geprügelt hatte. Erst dann hatte der Soldat das Gefühl, daß sie seinem Befehl nachgekommen war."

Tschechische Priester, die offen erklärten, daß sie für Deutsche kein Mitleid empfänden, weigern sich, Sterbenden die Letzte Ölung oder geistlichen Trost zu erteilen.

Tschechische Ärzte lehnen es ab, Geschlechtskrankheiten zu behandeln, welche die Folgen von Vergewaltigungen sind, obwohl sie von den deutschen Frauen darum angefleht werden. Syphilis wird überhaupt nicht kuriert. Tripper heilt man mit einigen Tabletten, die für genügend erachtet werden. Alle übrigen Medikamente werden den Flüchtlingen verweigert. Verwundete Soldaten, in deren Geschwüren es von Würmern wimmelt und die ganz mit Aussatz bedeckt sind, werden einfach ihrem Schicksal überlassen. Sie müssen einander behandeln und empfangen weder Verbandszeug noch Salbe. Personen, die noch keine Ruhr haben, werden gezwungen, die schmutzige Wäsche Ruhrkranker abzulecken, je nachdem es den Soldaten gefällt, die ihnen die infektiösen Wäschestücke ins Gesicht werfen. Weigern sie sich, dies zu tun, werden sie bis zur Bewußtlosigkeit geprügelt.

Ein fünfzehnjähriger Junge, dessen Vater dem Lager entlief, wurde täglich geschlagen, bis sein Vater wieder gefunden wurde. Dieser wurde dann gefesselt und mit kochendem Wasser begossen. Die Schreie des auf diese Weise zu Tode Gefolterten hatten bei vielen Lagerinsassen Nervenzusammenbrüche zur Folge. Krämpfe und Nervenzusammenbrüche sind überhaupt an der Tagesordnung und die Tschechen sehen darin einen ganz natürlichen Zustand. Es ist unmöglich, all das Geschehene zu beschreiben. Ich griff nur einige Fälle heraus.

Ich wiederhole nochmals, daß dies keine einzelnen Feststellungen sind, sondern die einmütige Aussage der Deutschen von Prag. Die Deutschen sind rechtlos in der Tschechoslowakei.

Dieser Transport von Prag wurde Krankentransport genannt. Der größte Teil der Flüchtlinge muß unverzüglich ausgeladen und ins Krankenhaus gebracht werden. 90% der Diagnosen lauten: allgemeine Schwäche, Siechtum. Der Gesundheitszustand der Deutschen aus Prag wird von den Ärzten als katastrophal bezeichnet.

Alle Flüchtlinge sind unterernährt und gänzlich abgemagert. Die Überfülle von Klagen und Elend bewog mich, den Transport geradewegs zum Zielbahnhof Schwabach zu leiten, wo die Leute ihre Aussagen machen können. Der Chefarzt von Schwabach wurde telefonisch benachrichtigt, sodaß Vorbeugungsmaßnahmen ergriffen werden konnten, um den ansteckenden und Geschlechtskrankheiten vorzubeugen.


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Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen
Überlebende kommen zu Wort