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Budweis
Bericht Nr. 19
Kohlengrube Lignit-Mylovar,
Mißhandlungen
Berichter: Karl Stelzig Bericht vom 27. 9. 1946
Ich wurde am 10. 6. 45. aus
amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen, 4 Wochen
später aber von den Tschechen wieder verhaftet und bis Anfang August 1946 im
Konzentrationslager festgehalten, von wo aus ich eine zeitlang (10 Monate) in der Kohlengrube
Lignit Mylovar arbeitete, wo die Verhältnisse anfänglich sehr schlecht waren. In
dieser Zeit wurde ich wie alle anderen mehrmals schwer mißhandelt. Im Juni wurde ich
beim Kreisgericht in Budweis einem Verhör unterzogen, bei dem mir nichts
nachgewiesen
werden konnte. Es lagen eine Reihe von günstigen Aussagen von Tschechen vor. Deshalb
wurde ich am 6. 8. 1946 von Budweis dem Internierungslager mit der Freigabe zur Aussiedlung
überstellt. Nach 14 Tagen wurde ich von der Polizei aus dem Lager geholt und einem
neuerlichen Verhör unterzogen, das 3½ Stunden dauerte und bei dem ich von
einem
tschech. Polizeiorgan in Anwesenheit des Polizeifähnrichs Kouba schwer mit
Faustschlägen ins Gesicht und auf den Kopf geschlagen wurde, wobei mir das
Trommelfell
des linken Ohres verletzt wurde. Ich wurde am Abend gefesselt ins Lager zurückgebracht,
am nächsten Tag aber bereits zur Aussiedlung freigegeben.
Bericht Nr. 20
Mißhandlungen, Vergewaltigung,
Mord
Berichterin: A. R. (Budweis)
Am Himmelfahrtstage 1945
mußte sich die gesamte deutsche Bevölkerung von
Budweis am Arbeitsamte melden. Als ich mit meinen Eltern in die Nähe des Arbeitsamtes
kam, wurden wir von einem Haufen Tschechen erfaßt und grundlos geprügelt,
bespuckt und mißhandelt. Mit Fußtritten trieb man uns bis zur Pforte des
Arbeitsamtes, wo wir erneut von Wachtposten ergriffen und mit Gewehrkolben solange
geschlagen wurden, bis wir liegenblieben. Während man uns so mißhandelte,
kamen
auch andere deutsche Familien, darunter Frauen mit kleinen Kindern im Wagen. Diesen rissen
die
Tschechen die Kinder aus dem Wagen und warfen sie in den vorbeifließenden Bach. Die
Frauen stürzte man ihnen nach. Jedesmal wenn eine Mutter mit ihrem Kinde das andere
Ufer gewann, wurde sie erneut erfaßt, geschlagen und hineingeworfen. Dieser Vorgang
wurde unter dem Gejohle und Freudengeschrei der Tschechen (darunter größtenteils
Frauen) so oft wiederholt, bis sie durch das Erscheinen neuer Deutscher abgelenkt wurden. Frl.
Wallisch, Beamtin des Arbeitsamtes Budweis, wurde erst halbtot geprügelt und nachher
zwang man sie unter Kolbenhieben, die Blutlachen auf der Erde und den Stiegen des
Arbeitsamtes
abzulecken. Der Hof des Arbeitsamtes glich einer Richtstätte. Überall Blutlachen,
auf der Erde lagen halbtot geprügelte Männer und Frauen ganz entstellt. Die
übrigen mußten in einer Front stehen und ringsherum standen Posten mit auf sie
gerichteten Flinten, welche jeden, der sich anlehnen wollte, prügelten. Pater Jos. Seidl aus
dem Kloster Budweis wurde ebenfalls furchtbar geschlagen und geprügelt, bloß
weil
er Deutscher war.
Die Leute wurden nun in Arbeitskolonnen eingeteilt und schwer bewacht abgeführt, vom
Pöbel vor dem Arbeitsamt erneut geschlagen. Ich kam mit einem Arbeitszug in das
Lazarett
und mußte dieses nach unseren Soldaten aufräumen. Auf Schritt und Tritt liefen die
Posten mit und jagten uns. Wir mußten schwerste Arbeiten verrichten und wurden nur
"deutsche Hunde, Schweine, Huren" geschimpft. In den Infektionsabteilungen mußten wir
die staubigen Strohsäcke trennen und neu stopfen. Ich hatte das Pech, während der
Arbeit auf einen rostigen Nagel zu treten. Mein Fuß blutete und schmerzte stark. Erst als
der
Fuß stark anschwoll, erlaubte man mir, daß ich mir einen alten, schmutzigen
Verband, wie sie auf dem Mist lagen, darum wickelte. Ich mußte trotz der wahnsinnigen
Schmerzen arbeiten. Man brachte mich auf die Wache, wo mir ein Posten mit dem
Taschenmesser
die Ferse aufschnitt. Das wiederholten sie am anderen Tage nochmals. Erst als ich nicht mehr
gehen konnte erlaubte mir der Stabsarzt 2 Tage Ruhe.
Einmal wurde ich mit mehreren Frauen in das Armenhaus zum Räumen abkommandiert,
da dieses als russ. Lazarett eingerichtet werden sollte. Es waren bereits Russen darin und ich als
einziges junges Mädchen wurde stark belästigt. Ein älterer Russe gab
meinem
Posten Zigaretten, worauf ich den Befehl erhielt, ihm auf sein Zimmer zu folgen. Der Russe war
stark angetrunken. Ich lehnte es ab, zu trinken. Sodann warf er mich auf sein Bett und wollte
mich
vergewaltigen. Es gelang mir, ihn wegzustoßen und aus dem Fenster zu springen.
Als das Lazarett vom tschechischen Militär übernommen wurde, waren dort in
einem
Zimmer
noch einige schwerverwundete deutsche Soldaten. Der tschechische Arzt hatte das Zimmer
mehrmals betreten, ohne jedoch den Kranken zu helfen. Er äußerte sich einmal zu
seinem Begleitoffizier: "Werden diese deutsche Schweine nicht bald verrecken, ich brauche den
Platz." Darauf erhielt er den Rat, doch nachzuhelfen. Ein Soldat, welcher mit Bauchschuß
dort lag, bekam am Nachmittag eine Injektion und am anderen Tag wurde er bereits im Hof
eingescharrt. Von der Schwester, die mir das erzählte, erfuhr ich auch, daß man
mehrere SS-Männer im Alter von 18-21 Jahren ins Lazarett schleppte, im Hofe
totprügelte und eingraben ließ.
Ein Aufseher namens Emil Hacker, desátník, welcher meist angetrunken war
und
uns mit der
Peitsche antrieb, hieß mich mal im Armenhaus Geschirrwaschen. Während er mit
unterschlagenen Armen da saß, erteilte er mir alle möglichen Befehle.
Plötzlich
verschwand er und kehrte mit einem dicken Seil zurück, welches er durch die Luft sausen
ließ. Ich bekam den Befehl, ihm auf den Boden zu folgen. Den anderen drohte er Strafe an,
falls sie sich unterstehen sollten, uns zu folgen. Statt auf den Boden führte er mich auf ein
Krankenzimmer im III. Stock, welches er verschloß. Während er sich die Uniform
auszog, drohte er mir mit seiner Rache, falls ich schreien wollte. Er machte mir den Vorschlag,
jeden Tag zu ihm aufs Zimmer zu kommen, dafür müßte ich nicht mehr die
schwere Arbeit verrichten. Auch wollte er mir Brotmarken geben. Als ich ihm sagte, daß
ich
ihn hasse und mich lieber prügeln ließe, wurde er grob und vergewaltigte mich. Ich
mußte nun unter seinem Kommando schwer arbeiten, wurde ständig von ihm
belästigt. Ich kam auf die schlechteste
Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten, wo ich schwer arbeiten
mußte.
Der Kanonikus Pater Jos. Neubauer war zuerst eingesperrt und wurde täglich mit einem
Arbeitstrupp im Lazarett gebracht. Dort mußte er unter Beschimpfungen und
Mißhandlungen schwerste Arbeit verrichten. Einmal schwindelte ich ihm beim
Vorbeigehen ein Brot zu. Dies wurde von einem Aufseher beobachtet und ich wurde
bestraft.
Meine Großmutter,
eine 73-jährige Greisin, wurde in ihrer Wohnung von tschechischen Wachposten ergriffen
und zu
ihrem Nachbarn, dem Herrn Schadt, geschleppt. Dieser, schon blutig geprügelt, bekam
nun
den Befehl, meine Großmutter zu schlagen. Als er sich weigerte, wurde er vor den Augen
meiner Oma verprügelt und die Stiegen hinuntergestoßen. In ihrer Verzweiflung lief
sie zurück in ihre Wohnung und schnitt sich mit dem Küchenmesser die Pulsader
durch. Halbverblutet fanden sie Russen, welche ihr einen Verband anlegten und sie ins
Krankenhaus bringen ließen. Im Krankenhaus, als sie auf der Bahre lag,
wurde die 73-jährige Greisin bespuckt und eine alte Hure geschimpft. Man sperrte sie in
den Keller ohne Fenster. Keine Hilfe, kein neuer Verband. Meine Großmutter litt
unsägliche Schmerzen. Meine Tante, die bei ihr war, bat den Arzt um Hilfe, der sagte
bloß: "Es ist ja nur eine Deutsche", lachte und ging. Mit viel Bitten gelang es meiner Tante
wenigstens den Priester zu holen, welcher ihr die letzte Ölung verabreichte. Ohne Hilfe
starb meine Großmutter am nächsten Tag einen qualvollen Tod infolge Brand.
Im Gefängnis waren mehrere deutsche Mädchen eingesperrt. Jeden Tag kamen
Russen und borgten sich die Frauen aus, welche sie am nächsten Morgen wieder
zurückbrachten.
Während meiner Leidenszeit im Lazarett waren auch tschech. Militärgeistliche da,
die ebenfalls uns Deutsche bewachten mit der Waffe in der Hand und anderen Tags die
Kommunion reichten.
Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen
Überlebende kommen zu Wort
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