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Vorwort
Die Austreibung der sudetendeutschen Volksgruppe, die in den Maitagen des Jahres 1945
begann
und die bis heute [1952] noch nicht ihren Abschluß gefunden
hat, gehört zu den wichtigsten Ereignissen, durch welche die scheinbar so aussichtslose
Lage in Mitteleuropa herbeigeführt wurde. Sie ist in der Hauptsache durch die
Verlagerung
der russischen Einflußsphäre in das Herz unseres Kontinents gekennzeichnet. Die
Art
und Weise, wie die Austreibung der Sudetendeutschen durgeführt wurde, die Planung und
Organisation dieses Massenverbrechens, das seinen Merkmalen nach unter die Ächtung
durch die Konvention der Vereinten Nationen gegen den Völkermord (Genozid)
fällt,
ist in der Weltöffentlichkeit leider noch viel zu wenig bekannt. In diesem
Dokumentenband
werden nun auf Grund von Berichten, die jeder Überprüfung standhalten, durch
Augenzeugen und unmittelbar Beteiligte die Vorgänge geschildert, wie sie sich wirklich
ereignet haben. Diese Berichte tragen daher den Charakter von historischem Quellenmaterial.
Sie
beleuchten allerdings nur einen Bruchteil des furchtbaren Geschehens, das sich im Zuge der
Austreibung der Sudetendeutschen abgespielt hat, aber sie versuchen dennoch eine Art
Querschnitt durch die Vorgänge seit dem Mai 1945 in den sudetendeutschen Gebieten zu
bringen. Sie sollen gegebenenfalls durch weiteres Dokumentenmaterial ergänzt werden. In
der Einleitung wird
eine historisch-politische Übersicht geboten, in der Ursachen und Motive der Austreibung
sowie die Urheber dieses Massenverbrechens gekennzeichnet werden. Der Anhang bringt die
wichtigsten diplomatischen, gesetzgeberischen und urkundenmäßigen
Unterlagen.
Durch die Veröffentlichung dieser Dokumente soll keineswegs eine Kollektivschuld
für das gesamte tschechische Volk festgestellt werden. Wohl aber geht aus ihnen hervor,
wie sehr durch diese Vorgänge die wichtigsten Gesetze der Moral und Ethik, des
Völkerrechts und Naturrechts verletzt wurden. Zwangsläufig ergibt sich für
die Sudetendeutschen der Rechtsanspruch auf die seit nahezu tausend Jahren angestammte
Heimat, auf Wiedergutmachung der Schäden und Bestrafung der Schuldigen. Durch die
Austreibung der Sudetendeutschen wurde das Gleichgewicht in Mitteleuropa gestört. Eine
Lösung
des sudetendeutsch-tschechischen Problems kann nur im Rahmen einer größeren,
über
die deutsch-tschechische Frage hinausgehenden, das heißt europäischen
Neuordnung
stattfinden.
Für das Präsidium
der Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher Interessen:
(Hans Schütz, M.d.B.) (Dr. Rudolf Lodgman von Auen) (Richard
Reitzner, M.d.B.)
Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen
Überlebende kommen zu Wort
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