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Albert Leo Schlageter - ein deutscher Freiheitsheld.

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Albert Leo Schlageter In einer dunklen Nacht pirscht sich ein kleiner Trupp über Gräben und Sturzäcker hinweg an die Bahnlinie Duisburg-Düsseldorf heran. Sein Ziel ist die Eisenbahnbrücke bei Calcum. Es ist der 15. März 1923. Der von Schlageter geführte Sprengtrupp wird diese Brücke ausschalten, um die mit geraubter deutscher Kohle nach Frankreich rollenden Transportzüge zu unterbinden.

Schritt für Schritt kriechen die Männer das letzte Stück an den sich schemenhaft gegen den Horizont abzeichnenden Bahnkörper heran. Jeden Augenblick ist mit einer französischen Patrouille zu rechnen. Nichts regt sich. Da plötzlich, sie sind schon dicht am Bahndamm, ein grelles, die Dunkelheit durchschneidendes Lichtbündel! Wie erstarrt, dicht an den Boden gepreßt, verharren sie im Kegel des Scheinwerfers. Ein befreites Aufatmen. Der Lichtkegel wandert weiter.

Die letzten Schritte im Laufschritt an die Brücke. Ächzend wuchten zwei Männer die schweren Bohlen heraus. Die Sprengladung wird eingeklemmt, die Zündschnur befestigt, die Bohlen zum Verdämmen zurückgelegt. Die Arbeit verläuft schnell und lautlos. Jeder Griff sitzt. Nur gelegentlich ein geflüstertes Wort. Die in zahllosen Gefechten erprobten ehemaligen Soldaten verstehen ihr Handwerk. "Ladung zur Sprengung fertig", meldet eine Stimme kurz. Mit einer unter seiner Jacke verborgenen brennenden Zigarette zündet Schlageter die Schnur. "In Gruppen zu zweien zurück", befiehlt er. "Verschiedene Richtungen! Treffpunkt morgen früh Essen!"

Sie haben sich in dem schweren Lehmboden noch nicht weit von der Brücke abgesetzt, als eine hohe Stichflamme die Nacht hell erleuchtet. Dann ein ohrenbetäubender Knall und eine Druckwelle, die sie fast zu Boden wirft. Bohlen und Schienen wirbeln wild durch die Luft. Hier werden vorläufig keine Kohlenzüge mehr nach Frankreich rollen.

Drei Wochen später. In nimmermüdem Einsatz, Tag und Nacht unterwegs, hat Schlageter Vorbereitungen für weitere gefährliche Unternehmungen getroffen, darunter die Befreiung des von den Franzosen ins Werdener Gefängnis geworfenen Prinzen Friedrich Wilhelm zur Lippe. Todmüde geht er zu Bett. Am 5. April war in Kaiserswerth ein französischer Steckbrief gegen ihn erlassen worden. Er ist in tiefem Schlaf, als es mitten in der Nacht an die Tür seines Hotelzimmers donnert. "Aufmachen, Polizei!" Pistolenläufe starren ihm entgegen. "Hände hoch! Sie sind verhaftet!"

Damit beginnt das Martyrium eines deutschen Patrioten, der, wie einst Andreas Hofer, durch die Judastat eines Verräters an den Feind ausgeliefert, wenige Wochen später im Feuerhagel feindlicher Kugeln sein junges Leben beschließt.




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Jugend und Weltkriegserleben

Albert Leo Schlageter wurde am 12. August 1894 als sechstes Kind einer angesehenen Schwarzwälder Bauernfamilie zu Schönau im Wiesental geboren. Zeit seines Lebens hängt er in kindlicher Liebe an seinem am Fuße des Hohen Belchen gelegenen Heimatort. Voll Heimweh nach dem Elternhof erwartet er jedesmal ungeduldig die Ferien, als er seine Gymnasialzeit in Freiburg verleben muß. Die Liebe zu Eltern und Geschwistern und die Liebe zur Heimat zeichnen sein ganzes Leben aus. Aber diese Liebe bleibt nicht auf die grünen Höhen des Schwarzwaldes beschränkt, sondern umschließt schon früh das ganze Deutschland.

Schlageter ist noch in der Oberprima, als Anfang August 1914 der Weltkrieg ausbricht. Ahnungslos war das deutsche Volk seiner Arbeit nachgegangen, unwissend, daß die es umringenden Feindmächte den durch seinen Fleiß und seine Tüchtigkeit erworbenen Besitz als verlockende Beute ausersehen hatten und diesen überlegenen Wirtschaftskonkurrenten vernichten wollten. In einem begeisterten Aufbruch erhebt sich das Volk in einer Einigkeit, wie sie sich noch nie zuvor in seiner Geschichte gezeigt hatte. Die Freiburger Studentenschaft marschiert singend durch die Straßen und tritt fast geschlossen in das Feldheer ein. Schlageter muß noch seine Notreifeprüfung ablegen. Dann meldet er sich sofort als Kriegsfreiwilliger zum 76. Feldartillerieregiment.

Albert Leo Schlageter Am 7. März 1915 rückt er an die Westfront, an der er den ganzen Krieg über von Flandern bis zu den Vogesen kämpft. Mit 23 Jahren wird er Offizier und bald Führer einer eigenen Batterie. Wegen vorbildlicher Tapferkeit erhält er das Eiserne Kreuz Erster und Zweiter Klasse. Schlageter war eine geborene Führernatur, für sich keine Schonung kennend, zurückhaltend, fast wortkarg, aber allzeit frohen Mutes. Als Vorgesetzter zeichnet er sich durch eine warmherzige Fürsorge für seine Männer aus. Mit einer ebenso treuen Anhänglichkeit halten diese zu ihrem Chef, den sie mehr neben als über sich wissen. Als ihm einmal in Ruhestellung ein Bett zugewiesen wird, während seine Männer im Stroh schlafen müssen, lehnt er das Bett mit den Worten ab: "Ich schlafe, wo meine Männer schlafen!"

Seine Vorgesetzten bewerten ihn als hart, zuverlässig und für besonders schwierige Aufgaben geeignet. Bezeichnend für seinen das eigene Ich verleugnenden Mut ist ein Vorfall in Warneton, südlich des hart umkämpften Kemmel. Als Artilleriebeobachter besteigt er den weit ins Land schauenden Kirchturm, um das Feuer der deutschen Batterien zu leiten. Der Feind weiß um die Bedeutung dieses "Auges des Gegners" und deckt den Turm mit seinen Artilleriesalven ein. Schlageter weiß, daß dies ein Todeskommando ist, doch er hält aus. Da trifft ein Volltreffer den schon schiefgeschossenen Turm. Krachend stürzt er zusammen, Schlageter mit sich reißend. Man hält ihn für tot, aber er kommt mit schweren Prellungen davon. Das Schicksal hatte noch anderes mit ihm im Sinne.

In schwerem, blutigem Ringen hält das Deutsche Heer im November 1918 noch immer die Front weit außerhalb der deutschen Grenzen. In der Etappe und der Heimat spielt sich dagegen zur selben Zeit ein wahrer Hexentanz der Auflösung ab. Als Schlageter im Zuge des befohlenen Rückzuges mit seiner Batterie den Rhein überschreitet, tritt ihm einer der neugebildeten, mit roten Armbinden gekennzeichneten Soldatenräte entgegen. "Haben Sie in Ihrer Batterie schon einen Soldatenrat gebildet?" Schlageter reitet weiter, ohne den Frager eines Blickes zu würdigen. "Sprecht mit meinen Unteroffizieren!" Die sagen gar nichts, nehmen sich die Etappenschweine kurz vor, schlagen sie windelweich und werfen sie in den Graben.

In seiner badischen Heimat erlebt Schlageter nochmals den Narrentanz der Novemberrevolutionäre. Auf Beschluß des örtlichen Soldatenrates soll seine in einer Schule untergebrachte Batterie entwaffnet werden. Ruhig, höflich fragt er: "Wer seid ihr?" Die Deserteure und Drückeberger werden blaß als sie die auf dem Schulhof bereitstehenden Geschütze erkennen. Sie entschuldigen sich lahm und schleichen unverrichteter Dinge davon.

Nach seiner offiziellen Entlassung am 11. Dezember läßt Schlageter sich an der Universität Freiburg eintragen. Obwohl seine Mutter ihn gern als Theologen gesehen hätte, entschließt er sich zum Studium der Volkswirtschaft. Dem Frontsoldaten erscheinen die Hörsäle eng und wirklichkeitsfremd. Hier dozieren ergraute Professoren, die angesichts der chaotischen Zustände im Reich eher komisch wirken.

Die Waffen schweigen zwar, aber die englische Hungerblockade geht weiter, um die Unterschrift der Deutschen unter das Schanddiktat von Versailles zu erzwingen. Der Leiter der deutschen Friedensdelegation in Versailles, Graf Brockdorff-Rantzau, hält den haßerfüllten Gegnern bei den Verhandlungen entgegen: "Die Hunderttausende aber [es waren zuletzt fast eine Million, vorwiegend Frauen und Kinder!], die nach dem Kriege an der Blockade zugrunde gingen, wurden mit kalter Überlegung getötet, nachdem der Sieg errungen und verbürgt war. Daran denken Sie, wenn Sie von Schuld sprechen!" (Nur zweieinhalb Jahrzehnte später beweisen die Alliierten in Dresden, Hiroshima und Nagasaki ebenfalls ihre spezielle Auffassung von "Humanität"!)

Während Schlageter die trockenen Vorlesungen seiner Professoren hört, steht der Bolschewismus vor den offenen Toren des Reiches. Den geringsten Widerstand finden seine Horden in den baltischen Provinzen mit Stoßrichtung Ostpreußen. In Freiburg wird das Freikorps Medem zur Abwehr dieser Bedrohung aufgestellt. Schlageter gibt das geruhsame Studentenleben auf und folgt dem Ruf der Pflicht.




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Kämpfe in Kurland

Der Novemberregierung dämmert es, daß sie mit Humanitäts- oder Menschenrechtsphrasen die Bolschewisten nicht aufhalten kann. Sie unterstützt daher wohl oder übel die Aufstellung der Freiwilligenverbände. Das lettische Kabinett Ulmanis und die deutsch-baltischen Grundbesitzer versprechen den Freikorpskämpfern ein Drittel ihres Bodenbesitzes zur Ansiedlung nach Abschluß der Kämpfe. Auch die siegreiche Entente erwartet von den Deutschen, daß sie der bolschewistischen Gefahr entgegentreten. Eine verlogene Politik, deren Zynismus erst später offenbar wird, als die deutschen Kämpfer ihr Blut für die Interessen des Westens geopfert haben, um dann schmählich verraten zu werden!

Schlageter geht mit seiner Batterie nicht nach Kurland, um Haus und Hof zu erwerben, sondern einzig, um seinem Vaterland zu helfen. "Wenn die Politiker in einer Zeit wie der unseren, in der unsere Feinde an allen Grenzen stehen, um unser Land an sich zu reißen, nichts wichtigeres zu tun haben, als zu reden und Sitzungsprotokolle anzuhäufen, dann sind wir der Staat, weil nur in uns noch der Glaube an Volk und Vaterland lebendig ist," erklärt er seinen Männern. "Ihr werdet erleben, wie sie unser Land verschachern, um ihre eigene erbärmliche Macht zu sichern!"

Die Herrschaft des Bolschewismus im Baltikum ist in ihrer unvorstellbaren Grausamkeit ein Vorspiel für die Dinge, die sich über die nächsten Jahrzehnte in allen Ländern abspielen, in denen er seine blutigen Fahnen entrollt. Die städtischen Gefängnisse, insbesondere in Riga, sind mit Hunderten von Geiseln überfüllt. Diese werden vor dem Einrücken der Befreier bestialisch abgeschlachtet. Frauen, besonders junge und hübsche, werden zu Tode vergewaltigt. Engelnaturen, die aus ihren bequemen Klubsesseln den Freikorpskämpfern Brutalität vorwerfen, sollten sich mit derartigen Szenen näher vertraut machen. Es ist nur zu begreiflich, daß die Freiwilligen sich nach Anblick solch viehischer Schandtaten voll heiliger Wut auf die Schlächter stürzen.

Mit der Einnahme der strategisch wichtigen Hafenstadt Riga ist die Herrschaft der Bolschewisten gebrochen. In dieser Situation erleben die Deutschen die hinterhältige Politik Englands. Nachdem durch deutsches Blut Moskau verhandlungsbereit ist, sieht England seine Stellung im Osten, seine Handelsprivilegien, Schürfrechte usw. gesichert. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan. Auf Druck Englands verrät die deutsche Regierung ihre Freikorpssoldaten. Plakate verkünden, daß jeder, der die "Meuterer" im Baltikum unterstützt, für sie wirbt oder sie mit Geldmitteln versorgt, mit hohen Gefängnisstrafen belegt wird!

Für die deutschen Abteilungen, die trotzdem im Baltikum ausharren, beginnt eine Zeit unerhörter Leiden. Letten und Litauer nunmehr gegen sie, von der eigenen Regierung im Stich gelassen, die Roten wieder angriffsbereit, erleben sie einen Winter in eisiger Kälte, ohne Mäntel, ohne Quartiere, hungernd und frierend, doch trotz allem weiter ihrer Aufgabe treu.

In dieser Zeit bitterster Not werden sie Landsknechte, Gegner eines sterbenden Systems, voller Verachtung für die feige bürgerliche Gesellschaft, die diese Idealisten nie verstanden hat und nie verstehen wird.

Es entsteht das später von der deutschen Jugendbewegung übernommene Lied "Wilde Gesellen vom Sturmwind durchweht, Fürsten in Lumpen und Loden..." und dem mit trotzigem Galgenhumor gesungenen Refrain "Uns geht die Sonne nicht unter!"

In ihrer verzweifelten Lage stellt sich ein unerwarteter Retter ein: das Freikorps Roßbach! Unter ihrem verwegenen Führer kämpft sich eine kleine Schar zu ihren in Eis und Schnee standhaltenden Kameraden durch. Die Roßbachleute treffen bei ihrem Vormarsch auf mit entsetzlicher Grausamkeit niedergemetzelte Deutschbalten, auf Bäumen gekreuzigt, mit ausgestochenen Augen, gräßlich verstümmelt, ehe man sie erschlagen hatte. Die Erbitterung der deutschen Soldaten steigert sich bei diesem Anblick zur Siedehitze. Ein mit 16 Jahren eingerückter Freiwilliger der "Brigade Ehrhardt" schrieb damals: "Wir schlugen uns auf den Schlachtfeldern des Nachkrieges FÜR DEUTSCHLAND: singend dem Angriff entgegen, und schweigend, haßerfüllt und gnadenlos in der Schlacht."

In Versailles ist inzwischen das unmenschliche Friedensdiktat unterschrieben worden. Der später wegen seiner Handlungsweise ermordete Zentrumspolitiker und Waffenstillstandsbevollmächtigte Matthias Erzberger schreibt nach vollbrachter Tat in das Stammbuch des "Goldenen Ritters" zu Weimar: "Erst mach dein Sach, dann trink und lach!"

Neben großen Gebietsverlusten an fast allen deutschen Grenzen gehen auch die Kolonien verloren, das Gebiet links des Rheins kommt für 15 Jahre unter alliierte Besatzung, die Kohlengruben fallen an Frankreich... Der bereits 1918 von der Nationalversammlung Österreichs beschlossene Anschluß an das Deutsche Reich wird durch die Siegermächte verboten! Die noch im Baltikum stehenden deutschen Truppen müssen zähneknirschend das von ihnen gehaltene Land räumen. Am 13. Dezember 1919 überschreiten ihre letzten Einheiten mit wehenden schwarz-weiß-roten Fahnen und Hakenkreuz am Stahlhelm die Grenze nach Ostpreußen. Von 10.000, die ausgezogen waren, kommen nur 5.800 Mann zurück.

Seit über tausend Jahren war im Baltikum mit den Städten Riga, Mitau, Dorpat, Reval ein nahezu geschlossener deutscher Kultur- und Siedlungsraum entstanden. Allein in den Jahren von 1230 bis 1410 hatte der Deutsche Orden 93 deutsche Städte und über 1.400 Dörfer gegründet. Später leistet auch die Deutsche Hanse, eine Vereinigung deutscher Kaufleute, deren Machtgebiet zu ihrer Blütezeit mit über 70 Hansestädten von London über Wilna (1400) bis Nowgorod am Ilmensee reicht, einen entscheidenden Beitrag. Schon 1201 gründete Bischof Adalbert mit Aussiedlern aus Bremen und Hamburg das Bistum Riga, 1219 erfolgt die Gründung von Reval, 1223 von Narwa und 1225 Dorpat mit seiner Universität. Die Stoßtruppen des Bolschewismus begnügen sich nicht mit der militärischen Besetzung des Baltikums. Ihr Ziel ist vielmehr, genau wie 1945 in Ostpreußen, durch systematische Ausrottung der deutschen Bevölkerung den deutschen Charakter des Landes vollständig zu vernichten!

Nach seinem Einsatz im Baltikum, in dem Schlageter sich wiederum durch unerschrockenes Draufgängertum auszeichnete, liegt für ihn der Gedanke nahe, in Freiburg sein unterbrochenes Studium wiederaufzunehmen. Aber da sind noch die Männer seiner Batterie, die in Not und Tod alles für ihren Führer getan haben. Er kennt das Schicksal eines jeden von ihnen. Man gehört zusammen auf Gedeih und Verderb. Und der nächste Einsatz wartet schon auf sie.


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