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Mädel im Kampf. Erlebnisse und Erzählungen.
[5]
Einführung
Der Führer sagt:

    "Was wir vom kommenden Deutschland
    ersehnen und erwarten,
    das müßt Ihr, meine Jungen und Mädel, erfüllen.
    Wenn wir ein Deutschland der Härte wollen,
    so müßt Ihr hart sein.
    Wenn wir ein Deutschland der Kraft wollen,
    so müßt Ihr kraftvoll sein.
    Wenn wir ein Deutschland der Ehre wiedergestalten wollen,
    so müßt Ihr auch die Träger dieser Ehre sein.
    Wenn wir ein Deutschland der Ordnung vor uns sehen wollen,
    müßt Ihr die Träger dieser Ordnung sein.
    Wenn wir wieder ein Deutschland der Treue gewinnen wollen,
    müßt Ihr selbst lernen, treu zu sein.
    Keine Tugend dieses Reiches,
    die nicht von Euch selbst vorher geübt wird,
    keine Kraft, die nicht von Euch ausgeht,
    keine Größe, die nicht in Eurer Disziplin ihre Wurzel hat.
    Ihr seid das Deutschland der Zukunft,
    und wir wollen daher, daß Ihr so seid,
    wie dieses Deutschland der Zukunft
    einst sein soll und sein muß."





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[9] Dieses Buch richtet sich an alle deutschen Mädel.

Es bringt Erlebnisse aus dem großen Kriege beim Einfall der Russen in Ostpreußen und die Schicksale deutscher Jugend jenseits der Staatsgrenze. Es schildert die Auseinandersetzung und den Kampf deutscher Mädel für den Nationalsozialismus von der Kampfzeit der Bewegung bis heute.

Das Buch hat zum Inhalt den Kampf und Einsatz deutscher Mädel für das Deutschland Adolf Hitlers. Ihre Haltung und ihre Handlungen, die nach dem Leben gezeichnet sind, sollen anderen ein Vorbild sein.

Margarete Dargel-Mallmann




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1. Teil:
Mädel in der Kampfzeit

Beginn

Nacherzählt von Margarete Dargel

Es war eine schwere Zeit innerer und äußerer Schwierigkeiten. Wir Mädels stritten uns in den Schulen, im Elternhaus, im Betrieb und überall da, wo wir mit Menschen zusammenkamen. Wir lehnten uns gegen alles Bestehende auf und wußten doch nichts Besseres an dessen Stelle zu setzen.

Wir verschlangen alle Schriften, die wir in die Hände bekamen, kommunistische Hetzschriften, Parteiprogramme, und legten sie enttäuscht zur Seite.

Sie sagten uns nichts auf alle brennenden Fragen, stillten nicht die Sehnsucht, die wir als Jugend nun einmal in uns trugen. Wir wollten uns für etwas
Mädel im Kampf
einsetzen, etwas Großes, das nicht im Alltag war, sondern hoch über uns stand, das früher einmal Deutschland und Reich geheißen hat, oder Glaube an etwas, das wir nicht mehr kannten.

Dieses Etwas konnte aber nicht im Alltäglichen liegen, in Lohn, Besitz, in Posten oder was man uns Arbeitenden noch vorerzählte.

Über uns mußte es stehen.

So wie am Abend der Sternenhimmel, den wir be- [14] wundern, der uns hoch stimmt und uns doch niemals dienstbar wurde.

Ich war damals verzweifelt.

Ein paar HJ.-Jungen, die schon des öfteren, aber immer ohne Erfolg, den Versuch gemacht hatten, mich für die NSDAP. zu gewinnen, schenkten mir eine Eintrittskarte für den Sportpalast, wo Dr. Goebbels sprach. Ich ging hin, mehr aus Neugierde und in der festen Überzeugung, genau die gleiche Enttäuschung zu erleben wie bei den Versammlungen der Deutschnationalen, der SPD. und KPD.

Den Eindruck, den diese Kundgebung auf mich gemacht hat, werde ich niemals wiedergeben können. Eine große Einheit schienen die Tausende von Menschen. Jedem hätte ich die Hand geben mögen. Glaube an den Sieg der Idee Adolf Hitlers und der Wille, alles für die Zukunft unseres Volkes zu opfern, selbst das Leben, waren das feste Band, das einen mit dem anderen verband.

Dies mußte aus dem Bruderkampf und Haß der Parteien führen. Bedenkenlos war ich bereit, mich in die Bewegung des Volkes einzureihen.

Jetzt wußte ich, wofür ich kämpfen konnte.

Aber wie sollte ein Mädel da mitkämpfen?

Es gab eine NS.-Frauenschaft, für die war ich noch viel zu jung. Der NS.-Mädchenbund erschien mir nach [15] einmaligem Besuch auch nicht das Richtige. Es blieb mir also nur die Hitlerjugend.

Ich half den Jungens, soviel ich konnte. Schrieb Stunden um Stunden Adressen, zog an allen freien Sonntagen Flugblätter ab, die wir abends in die Häuser trugen. Die Gaugeschäftsstelle, die damals aus einem verwanzten Zimmer im vierten Stock bestand, hielt ich sauber und ordentlich. In den Versammlungen ging ich mit der klappernden Sammelbüchse durch die Sitzreihen und sammelte für den Kampfschatz der HJ.

Das alles erschien mir aber für die Dauer nicht ausreichend.

Ich suchte immer nach einer Organisation, die auch die Mädel einspannte in den Dienst der Bewegung, auf eine Art, die ihren Anlagen entsprach und sie auch ausnutzte.

"Ob es denn wirklich keine weibliche HJ. gab?" fragte ich immer wieder.

"Na, gründe doch eine!" meinten da die Jungens.

"Ich habe eine Schwester, die macht sicher mit."

"Meine auch."

"Du gehst doch zur Penne, da gibt es doch auch Mädel!"

Das war leicht gesagt. Wer sollte aber dann die Mädel führen?

Schon wußten die Jungen wieder Rat.

[16] "Die Mutter eines Jungen aus Friedenau ist prima, die kann das bestimmt. Die war sogar schon mal mit auf Fahrt!"

Eine Mutter? Mütter sind doch ängstlich und besorgt, und deshalb wohl kaum geeignet, Mädel zu führen, die durch dick und dünn gehen wollen.

Ich hatte die größten Bedenken.

Und doch, als ich dann eines Tages, es war im Mai 1930, mit zwei Schulkameradinnen zu Frau Pannwitz ging, sie um ihre Hilfe zu bitten, fanden wir bei ihr volles Verständnis und die gleiche Begeisterung, die uns trieb, alle Kraft für die Idee Adolf Hitlers einzusetzen.

Als wir vier uns die Hände zur Verpflichtung für den Bund der Mädel in der Hitlerjugend Berlins reichten, wußten wir nicht, was unsere Aufgabe sein würde, und wie sich der Bund gestalten würde. Nur eins waren wir: Bereit für jeden Dienst und stolz, mithelfen zu können im Kampf für das Dritte Reich. Keine Schule, kein Betrieb, kein Elternhaus sollte uns Hindernis sein.

Einsatzbereitschaft bis zum letzten Atemzuge wurde unser Leitwort.




[17]
Die Aufgabe
Nacherzählt von Margarete Dargel

Vormittags um elf klingelt das Telefon auf der Dienststelle: "Die Kommune plant einen Überfall auf Rosenbergs Haus. Er selbst ist anwesend, und wir brauchen eine Wache für ihn. Aber nicht mehr als fünf Mann. Sonst treibt uns die Polizei auseinander."

Den ganzen Tag lastete es schwer auf uns. Seit der vorigen Woche liegt einer unserer Kameraden mit einem Bauchschuß im Krankenhaus. Gestern haben sich elf Mann gegen eine Übermacht von Kommunisten nur noch in letzter Minute auf eine Straßenbahn retten können. Und heute nacht?

Aber den Tag über geht es noch. Da ist so viel Arbeit. Immerzu rasselt das Telefon. Erst nach sieben Uhr kommt man zur Besinnung. Wir beiden Mädel bleiben auf der Geschäftsstelle. Heute nacht könnten wir nicht schlafen gehen. Längst sind die SA.-Leute fort, zur Wache. Wir bleiben zurück und warten. Und dieses Warten ist ganz fürchterlich. Wir haben es schon so oft gemacht, und es bleibt immer gleich unerträglich. Erst sitzt man in der Geschäftsstelle herum, dann sucht man sich irgendeine Beschäftigung und tut doch nichts Rechtes und lauscht immer gespannt nach dem Telefon hin.

[18] So rinnen die Minuten. In Gedanken sind wir bei den Kameraden da draußen, und beide packt uns ein ohnmächtiges Gefühl. Mitarbeiten und sorgen dürfen wir, aber wenn es heißt, in wirklicher Gefahr seinen Mann stehen, dann bleibt uns nichts als untätiges Warten. In uns beiden ist jetzt ein unwilliges Gefühl des Überflüssigseins, und Erna gibt dem Ausdruck:

"Ob wir hier hocken oder nicht, es ist ja ganz belanglos. Was können wir schon tun? Was wollen wir überhaupt in der NSDAP."

Da - auf der Straße erhebt sich ein lautes Geschrei. Ein verhetzter Arbeiter brüllt einem SA.-Kameraden irgend etwas nach, die gerade die Treppe heraufkommen. Es ist die zweite Wache, die bald durch das Telefon zur Ablösung gerufen wird. Danach sitzen wir wieder allein. Wieder sinken alle Dinge um uns herum in dieses wartende Schweigen, das auch uns gefangenhält. Aber Ernas Frage hat noch keine Antwort erhalten, obwohl wir beide fühlen, daß sie falsch war.

In diese Stille hinein wird plötzlich die Haustür aufgerissen, hinein donnert das Gebrüll von Arbeitern. Entsetzt springen wir auf, sie scheinen hinter unseren SA.-Männern her zu sein. Aber da dröhnt schon das Trommeln der Fäuste auf der zugeschlagenen Tür. Ein Schlüssel wird im Schloß umgedreht.

Unsere Leute sind in Sicherheit!

[19] Langsam kommen sie die Treppen herauf. Sie setzen Schritt vor Schritt, behutsam, wie in einem Rhythmus.

Eine furchtbare Angst packt uns. Sie müssen einen Verwundeten tragen. Schnell stellen wir unsere sechs Stühle je zwei zueinander in einer Reihe auf, legen auf die entstandene Bank unsere Mäntel und stellen die Waschschüssel voll sauberen Wassers bereit.

Stumm nicken die SA.-Männer uns zu, als sie ihren Kameraden hineintragen und auf die Stühle legen. Er ist ohnmächtig, und das Blut rinnt ihm aus dem Hals. Einen Arzt können wir nicht holen, da die Kommune auf der anderen Straßenseite steht und wartet, weil sie wissen, daß wir einen Verwundeten haben.

So müssen wir Mädel das anwenden, was wir im Sanitätslehrgang im Krankenhaus gelernt haben.

Es ist unsere erste Probe.

Vorsichtig legen wir den Kopf des Verwundeten hoch, und während eine die kalten Umschläge auf der Stirn wechselt, versucht die andere vorsichtig nach der Wunde zu suchen. Die Kameraden helfen ihr dabei. Sie schneiden das Hemd auf, bis sie die Stichwunde unter dem Schlüsselbein sehen. Wir binden die Wunde fest ab, so daß endlich das Blut aufhört zu fließen.

Inzwischen haben sie, nach vielen vergeblichen Anrufen, einen Arzt gefunden, der sich entschließt, trotz Gefahr, in das Nazibüro zu kommen.

[20] Aber bis dahin vergeht noch Stunde um Stunde. Unser Verwundeter stöhnt ab und zu, ist aber noch nicht erwacht, und wir fühlen, wie sein Puls jagt.

Kein Wort fällt mehr im Zimmer. Nur von Zeit zu Zeit hallt ein Schritt vom Fenster zum Zimmer, wenn wieder einer Ausschau gehalten hat. Der setzt sich danach still zu den anderen auf die Erde, die alle den Blick auf den Kranken gerichtet haben und unser Hantieren verfolgen.

Der Tag steigt schon grau in das Zimmer, als die Kameraden den Arzt hereinlassen. Wir reichen ihm alles Nötige nach seiner Weisung zu. Als er geht, sagen die Kameraden ihm den Dank.

Doch den wehrt er ab und verweist sie an uns:

"Sagt dort euren Dank. Es war die Schlagader getroffen, und eure Mädel haben ihn vor dem Verbluten gerettet."

Da hatten auch wir eine Antwort auf die Frage dieser Nacht.


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