Teil 7: Mit Ritter von Greim in Rußland Nachdem sie mit ihren Probeflügen an der Heimatfront unentwegt im Einsatz gewesen war, wird sie von Generaloberst v. Greim gebeten, ihn an der Ostfront aufzusuchen. Von Greim ist im Mittelabschnitt als Flottenchef eingesetzt. Nach ihrer Gesundung hatte Hanna sich bei Göring zurückgemeldet. Er lädt sie in sein Haus auf dem Obersalzberg ein. Das Gespräch kommt bald auf das Raketenflugzeug und Hannas Absturz. Hanna ist entsetzt, daß Göring, in völliger Verkennung der wirklichen Lage, diesen Typ bereits in Serienherstellung wähnt. Er will damit die Terrorangriffe der Anglobomber zurückschlagen. Als Hanna ihn korrigiert, verläßt Göring zornig das Zimmer. Er wollte sich also lieber belügen lassen als den Realitäten ins Auge sehen! Zutiefst deprimiert in Anbetracht seiner offensichtlichen Unbedarftheit verläßt Hanna Görings Haus. Welch ein Unterschied zwischen dem zu Großmannssucht neigenden Göring und v. Greim! Von Greim ist wahrlich ein Ritter ohne Furcht und Tadel, hochverehrt von seinen Männern wie von seinen Offizieren. Er vereinigt in seiner Person Tapferkeit und Lauterkeit der Gesinnung. Von seinen Soldaten verlangt er nichts, was er nicht selber zu geben bereit ist. Er hätte nie jemand sinnlos in den Tod geschickt. Im November 1943 trifft Hanna in v. Greims Hauptquartier in der Nähe von Orscha ein. Die Frontlage ist äußerst ernst. Von Greim hofft, die Moral seiner Truppen durch den Frontbesuch einer Frau zu stärken, die das Ehrenzeichen des Soldaten trägt. In der ersten Nacht liegt Hanna lange schlaflos unter dem Eindruck des unaufhörlichen Geschützdonners von der nahen Front. Im Morgengrauen des folgenden Tages fliegt sie mit v. Greim in einem Fieseler Storch zu seinen in vorderster Linie eingesetzten Flakbatterien. Ein sowjetischer Angriff steht bevor. Bei eisiger Kälte erlebt Hanna den Krieg unmittelbar aus der Sicht des deutschen Rußlandkämpfers. In einem Panzerwagen geht es von der Landestelle bis dicht an die HKL. Gerade haben sie ihr Ziel erreicht, als das Trommelfeuer der Sowjets einsetzt. Die Einschläge der russischen Granaten brüllen, die eigene Flak mischt sich in den ohrenbetäubenden Lärm. Sowjetische Schlachtflieger stoßen auf die deutschen Gräben mit Bomben und Bordwaffen. Dazwischen das Schreien von Verwundeten. Hanna scheint es, daß keiner hier lebend herauskommen kann. Die Angst würgt sie. Doch der Gedanke an die Soldaten, die dies alles fast täglich miterleben müssen, läßt sie ihre Angst überwinden. Der Angriff der Sowjets wird abgeschlagen. Während der anschließenden Feuerpause hilft Hanna die Verwundeten betreuen. Zu den benachbarten Flakstellungen will man Hanna nicht mehr mitnehmen. Doch sie liest in den Augen der Männer, was ihre Gegenwart ihnen gegeben hat. Sie besteht darauf, trotz der Gefahren mitzugehen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und so kann sie bald, von einem Unteroffizier unterwiesen, die Art der Artilleriegeräusche, Abschüsse, das Heranheulen der Granaten, dann naher und entfernter Einschläge unterscheiden und sich danach verhalten. Unauslöschlich ist für sie das Zusammensein mit ihren "Frontkameraden", die ihr ihre Sorgen und Hoffnungen mitteilen. Wie gern hätte sie ihnen einen Hoffnungsschimmer gegeben! Aber es widerstrebt ihr, die Propagandaparolen aus der Heimat zu wiederholen, die mehr und mehr die Wirklichkeit verkennen. Sie versucht, das rechte Wort über den Sinn des Ausharrens zu finden. Auch das englische Volk hatte nach Dünkirchen nicht verzweifelt (und noch weniger Stalin nach den schweren Niederlagen im Sommer 1941), sondern den Kampf mit um so größerer Entschlossenheit weitergeführt. "Drei Wochen war ich fast täglich zu Besuch bei den im Kampf stehenden Verbänden mit dem Fieseler Storch. Überall wohin ich kam, erlebte ich die Freude einer inneren Verbundenheit, wie sie in gemeinsamer Not entsteht. Die Flüge unter grauem Himmel über weite, mit Partisanen besetzte Strecken, die Gespräche und das Zusammensein in primitivsten Unterkünften und Erdlöchern, der Händedruck, den ich von dem Landser erhielt - dies alles verdichtete sich von Tag zu Tag zu einem einmaligen Erlebnis, dessen Außergewöhnlichkeit ich gerade als Frau empfand."
. Teil 8: Der Plan Selbstopfereinsatz Schon vor ihrem Rußlandbesuch hatte Hanna nach ihrer Genesung im Haus der Flieger in Berlin eine Unterredung mit zwei alten Freunden. Das Gespräch der drei ergab sich aus den Sorgen um die Zukunft Deutschlands. Sie wußten, daß die Zeit nicht Deutschlands Verbündeter war. Daß wie die Fronten ständig zurückwichen und eine deutsche Stadt nach der andern in Schutt und Asche sank, etwas geschehen müsse, um die drohende Vernichtung des Reiches zu verhindern. Der Morgenthauplan war bekannt geworden. Diese und zahlreiche andere junge Menschen waren willens, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um dieses für jeden Patrioten entsetzliche Verhängnis zu verhindern. Aber was konnten sie tun? Mit dieser Frage hatte Hanna sich schon monatelang auf ihrem Krankenbett befaßt. Es war erstaunlich, daß ihre Kameraden etwa zu der gleichen Erkenntnis gekommen waren wie sie. "Deutschland war nach unserer damaligen Meinung aus einer ausweglosen Situation nur dann zu retten, wenn es gelingen würde, eine günstige Verhandlungsbasis für ein schnelles Kriegsende dadurch zu schaffen, daß man die wichtigsten Schlüsselpositionen des Gegners und die Zentren seiner Widerstandskraft in schnell aufeinander folgenden Schlägen unter Schonung der feindlichen Zivilbevölkerung zerstörte [im Gegensatz zu den Methoden unserer Gegner! d. Hsg. Und hier ein Beispiel dieser Methoden! Anm. d. Scriptorium]. In Frage kamen u.a. große Elektrizitätsanlagen, Wasserkraftwerke, wichtigste Produktionsstätten und, im Falle einer Invasion, Schiffseinheiten. Unsere Überlegungen sagten uns, daß das nur zu erreichen war, wenn sich Menschen fanden, die bereit waren, sich mit einem technisch geeigneten Mittel auf das Punktziel zu stürzen, um es in seinem Zentrum zu treffen und damit jede Ausbesserung und Wiederinstandsetzung unmöglich zu machen. Bei einem solchen Einsatz würde es keine Chance für das eigene Leben geben. ... Der Selbstopfereinsatz verlangte Menschen, die bereit waren, sich selbst zu opfern in der klaren Überzeugung, daß kein anderes Mittel mehr Rettung bringen konnte. Mit falschem Idealismus hatte diese Einstellung nichts zu tun; denn sie war nicht allein eine Frage der inneren Bereitschaft, sondern zugleich auch der nüchternsten Berechnung. Der Gedanke durfte nur dann verwirklicht werden,... wenn erwiesenermaßen eine Waffe vorhanden war, die den Erfolg garantierte. Es hätte der Idee dieses Einsatzes widersprochen, wenn nur ein einziges Menschenleben leichtfertig und sinnlos aufs Spiel gesetzt worden wäre." Von den japanischen Kamikazefliegern ist den Deutschen zu dieser Zeit noch nichts bekannt. Zu Hannas Erstaunen gibt es in Deutschland inzwischen zahlreiche Menschen, die von ähnlichen Gedanken bewegt sind. Keine hirnlosen Fanatiker, sondern durchweg glückliche, kerngesunde Menschen, die jedoch davon überzeugt sind, daß nur durch ihr Opfer Land, Frauen und Kinder gerettet werden können. Sie sind überzeugt, daß eine solche Selbstopferung, selbst wenn sie das Leben von Hunderten fordern würde, Hunderttausende, wenn nicht Millionen unserer Soldaten und der dem Terror alliierter Bomber und der Roten Armee ausgesetzten Zivilbevölkerung das Leben retten könnte. Nach gründlichem Durchsprechen mit Wissenschaftlern und Technikern der Akademie der Luftfahrtforschung wird dieser Plan grundsätzlich für durchführbar mit guten Erfolgschancen befunden. Als Zielbombe soll eine bemannte Gleitbombe dienen, und zwar die Me 328, eine schon vorhandene Konstruktion. Als Alternative ist die V1 vorgesehen. Um den Auftrag zur Entwicklung dieser Waffen zu erlangen, ist es notwendig, bis zur höchsten Spitze zu gehen und Hitler selbst für ihren Plan zu gewinnen. Keiner ihrer Kameraden hat mit diesem Vorhaben Glück. Ein Zufall kommt ihnen zu Hilfe. Ende Februar 1944 wird Hanna auf den Berghof gerufen, um aus Hitlers eigener Hand nachträglich eine besondere Urkunde zur Verleihung des EK I zu empfangen. Nur Hitlers Luftwaffenadjutant, Oberst v. Below, ist bei ihrem Gespräch zugegen. Es nimmt einen dramatischen Verlauf. Hitler lehnt zunächst die Idee des Selbstopfers rundweg ab. Zu ihrem Befremden vernimmt Hanna, daß er die militärische und politische Lage Deutschlands in einem viel zu rosigen Licht sieht. Die vielen geschichtlichen Parallelen, die er in einem langen Monolog zu diesem Thema anführt, erscheinen ihr keineswegs stichhaltig. Sie wendet ein, daß die gegenwärtige Lage Deutschlands mit diesen Beispielen nicht vergleichbar ist. Nun versucht Hitler, sie mit seinen Plänen für den Großeinsatz von Spezial-Düsenbombern zu beeindrucken. Erschrocken hört Hanna seinen Wunschträumen zu. Hitlers Autorität vergessend, unterbricht sie ihn plötzlich vehement mit der Bemerkung: "Mein Führer, Sie sprechen von den Enkeln eines Embryo!" Oberst v. Belows Gesicht ist wie erstarrt. Seines Wissens hatte es noch niemand gewagt, Hitler so schroff zu widersprechen. In genauer Kenntnis dieser noch in der Entwicklung steckenden Maschinen hatte Hanna seine Vision zerstört. Hitler ist verärgert, bleibt aber höflich. Trotz der gereizten Stimmung kommt Hanna mutig auf ihr Anliegen zurück. Schließlich gibt Hitler ihr zu verstehen, er wolle ihren Plan im Auge behalten, aber im Augenblick noch keine Entscheidung treffen. Die weiteren Planungen liegen in der Hand des Chefs des Generalstabes der Luftwaffe, General Korten. Die Me 328 soll als bemannte Gleitbombe ohne Triebwerk verwendet werden. Zu diesem Zweck muß dieser Einsitzer im Huckepackschlepp auf der Tragfläche des Bombers Do 17 auf die vorgesehene Höhe getragen werden. Der Pilot muß sodann entkuppeln und die Maschine im Gleitflug dem angestrebten Ziel zusteuern. Es bleibt jedoch bei den im April 1944 abgeschlossenen Versuchen. Aus unerklärlichen Gründen [Sabotage? der Hsg.] wird die Produktion nicht aufgenommen. Keine einzige Maschine wird jemals einsatzbereit! Als Zweitlösung bleibt ihnen noch die Vl. Doch wer soll in der Lage sein, die Arbeit mit dieser Waffe vorwärtszutreiben? Die Hilfe kommt unerwartet durch den Mussolinibefreier Otto Skorzeny. Dieser Hüne mit den warmen freundlichen Augen, gepaart mit bewiesener Unerschrockenheit und männlicher Härte, kommt direkt von Himmler. Der Gedanke der Verwendung der V1 war ihm unabhängig von Hanna Reitsch und ihren Kameraden gekommen. In den Weg tretende Hindernisse und Bedenken fegt er einfach mit der Behauptung hinweg, daß er mit allen Vollmachten ausgestattet sei und Hitler laufend zu berichten habe. Durch seine ans Abenteuerliche grenzenden Manöver gelingt es den zur Verfügung stehenden Konstrukteuren und Ingenieuren, die Vl in wenigen Tagen für den geplanten Zweck umzukonstruieren. Die neue Waffe wird streng geheim gehalten und läuft unter dem Decknamen "Reichenberg". Hanna stellt sich sofort zur Erprobung zur Verfügung. Doch Rechlin besteht darauf, diese mit eigenen Piloten durchzuführen. Zusammen mit Otto Skorzeny wohnt Hanna den ersten Versuchen bei. Zwei der Piloten verunglücken, zum Glück nicht tödlich. Danach übernehmen Hanna Reitsch und Heinz Kensche vom Reichsluftfahrtministerium die weiteren Versuche. Nach zehn gelungenen Flügen löst sich bei einer erreichten Geschwindigkeit von 850 km ein im Rumpf verzurrter Sandsack und blockiert das Höhenruder. Nur einer virtuosen Fliegerin wie Hanna Reitsch ist es möglich, durch besondere Kniffe beim Landen mehr oder minder heil aus der zersplitterten Maschine auszusteigen. Ein andermal wird ein mit Wasser gefüllter Tank zur Erreichung voller Last eingebaut. Auch diesmal hat sie unverschämtes Glück. Das Wasser, das unbedingt vor der Landung abgelassen werden mußte (der Pilot hätte sich andernfalls beim Aufprall das Rückgrat verletzt), war beim Höhenflug überfroren, die Tanköffnung vereist. Nach verzweifelten Anstrengungen gelingt es ihr in letzter Minute, schon dicht über dem Boden, den Hahn zu öffnen und den größten Teil des Wassers abzulassen. Die Vl hatte, von der schwierigen Landung abgesehen, ausgezeichnete Flugeigenschaften. Sie hätte von durchschnittlichen Piloten geflogen werden können. Doch die Zeit war über die Entwicklungs- und Erprobungsarbeit hinweggerollt. Die Invasion hatte begonnen. Weder die Me 328 noch die bemannte Vl kamen jemals zum Einsatz. Der Heroismus der zum Selbstopfer bereiten Freiwilligen konnte das Schicksal nicht mehr wenden. Es war zu spät. Im Oktober 1944 wird Hanna auf dem Wege zum Luftschutzbunker bei einem Bombenangriff auf Berlin verwundet. Wieder einmal ist sie ans Krankenbett gefesselt, diesmal im Luftwaffenlazarett des Flakbunkers am Zoo. Heimlich, als Arzt und Krankenschwester sie auf einem "Genesungsspaziergang" im Garten vermuten, entwischt sie, um zu einem abgestürzten Einfliegerkameraden zu fliegen. Nach ihrer Rückkehr wird ihr verboten, das Lazarett zu verlassen. Immer vorausdenkend, beschäftigt sie sich nun mit einem Problem, das sie zusehends mit Sorgen erfüllt. Wegen einer Beinamputation liegt gerade Oberst Rudel im selben Lazarett. Mit ihm bespricht sie, wie man sich als Flieger in dem immer mehr in Qualm und Feuer eingehüllten Berlin orientieren könne. Die Stadt wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch härtere Prüfungen über sich ergehen lassen müssen. Verwundete müssen abtransportiert, Sonderaufträge geflogen werden. Als Peilmarke scheint ihnen der Flakturm auf dem Zoobunker auch bei schwierigster Sicht am geeignetsten. Nach ihrer Entlassung aus dem Lazarett macht Hanna es sich sofort zur Aufgabe, bei jedem Wetter in ganz niedriger Höhe von weit sichtbaren Anhaltspunkten am Rand der Stadt aus den Flakturm anzufliegen. Von diesen Punkten aus prägt sie sich genau den Kompaßkurs in Richtung Zoobunker ein. Sie kann damals nicht ahnen, wie wichtig sich nur drei Monate später diese Orientierungsflüge erweisen sollen. Ende Februar 1945 fliegt sie noch einmal, entgegen Hitlers ausdrücklichem Verbot, in wahren Heckensprüngen in einem Fieseler Storch in das von den Sowjets eingeschlossene Breslau. Schmerzerfüllt erlebt sie das ganze Leiden ihrer im Endkampf gegen die rote Sturmflut stehenden Heimat. Auf dem Rückflug über Hirschberg erreicht sie ein Funkspruch, der sie nach München ruft. Im Raum Kitzbühel soll sie Notlandeplätze für Verwundetentransporte erkunden. Einen Tag darf sie bei ihrer inzwischen nach Salzburg evakuierten Familie verbringen.
. Teil 9: Mit Sonderauftrag nach Berlin Am 25. April erhält Hanna die Nachricht, daß sie sich dem Generaloberst v. Greim für einen Sonderauftrag zur Verfügung stellen soll. Von Greim war durch Funkspruch befohlen worden, sich in der Reichskanzlei in dem inzwischen völlig eingeschlossenen Berlin bei Hitler zu melden. Von Greim fragt zuerst Hannas Eltern um ihre Zustimmung. In preußischer Pflichtauffassung geben sie diese ohne Zögern. Noch einmal sieht Hanna ihre lieben Eltern und die im Schutzkeller schlafenden Kinder. Eine Ju 188 bringt Hanna und v. Greim nach Rechlin, wo sie am frühen Morgen des 26. April eintreffen. Die Nachrichten sind schlecht. Nur ein einziger Flugplatz im Raum Berlin, Gatow, ist noch in deutscher Hand. Der für ihren tollkühnen Flug in die zerbombte, im Geschützfeuer der russischen Artillerie liegende Reichshauptstadt vorgesehene Hubschrauber ist bei einem Bombenangriff auf den Flugplatz Rechlin ausgefallen. Eine einsitzige FW 190, deren Gepäckraum zu einem zweiten Sitz umgebaut war, muß für den Flug nach Gatow herhalten. Hanna, die die letzte Phase von Gatow zur Reichskanzlei fliegen soll, wird mit Hilfe von Kameraden in den hinteren Teil des Rumpfes eingefädelt. Während der 30minutigen Flugzeit bis Gatow ist jederzeit mit einem Angriff sowjetischer Jäger zu rechnen, die den Luftraum über Berlin beherrschen. Doch der die Maschine steuernde Feldwebel hat schon manchen Einsatz nach Berlin hinter sich und kennt die Taktik der Russen. Ohne Zwischenfall bringt er sie bis dicht ans Ziel. Plötzlich stellt er die Maschine auf den Kopf. In ihrem dunklen Verlies glaubt Hanna, daß sie abgeschossen sind, als der Pilot in senkrechtem Sturzflug nach unten braust. Erst kurz über dem Flugplatz Gatow fängt er den Jäger zur Landung ab. Nach vielen vergeblichen Versuchen kann v. Greim endlich Verbindung zur Reichskanzlei aufnehmen. Ein Adjutant wiederholt, daß Hitler ihn in wichtiger Angelegenheit unbedingt sprechen muß. Zugleich teilt er ihm mit, daß alle Zufahrtstraßen in die Stadt und große Teile der Stadt selbst bereits in russischer Hand sind. Der Befehl erscheint nahezu unausführbar. Doch v. Greim fühlt sich verpflichtet, zu gehorchen. Er und Hanna beschließen, es mit einem Fieseler Storch zu wagen und am Brandenburger Tor zu landen. Der erste Storch fällt kurz vor dem Start durch einen Artillerietreffer aus. Der zweite und einzig verbliebene ist erst gegen 18 Uhr startklar. Von Greim besteht darauf, den Storch selbst zu steuern. Wie in dumpfer Vorahnung versucht Hanna noch vor dem Start, über v. Greims Schulter hinweg Gashebel und Steuerknüppel zu erreichen - für alle Fälle! Die Maschine fliegt in niedrigster Höhe. Unter ihnen wimmelt es von russischen Panzern und Soldaten. Ein mörderisches Feuer richtet sich auf die einsame deutsche Maschine. Einschläge rechts und links, bis es auf einmal furchtbar kracht. Zur selben Zeit leuchtet eine Flamme neben dem Motor auf. Von Greim ist getroffen. Ein Panzersprenggeschoß hat seinen rechten Fuß durchschlagen.
Fast mechanisch ergreift Hanna von ihrem Sitz aus den Steuerknüppel und hält den
Storch in Abwehrbewegungen. Von Greim hat momentan das Bewußtsein verloren.
Benzin
rinnt aus den Flächentanks. Jeden Moment kann die Maschine explodieren. Jedesmal,
wenn
er aus seiner Ohnmacht aufwacht, versucht v. Greim mit eiserner Energie inmitten der weiteren
Einschläge, die Führung zu übernehmen. Jetzt werden Hannas frühere
Trainingsflüge über Berlin ihre Rettung. Mit dem Kompaßkurs zum
Flakbunker gewinnt sie
die Ost-West-Achse mit der Siegessäule. Den Tank fast leer, setzt sie den Storch dicht vor
dem Brandenburger Tor auf.
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