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Bd. 3: Die
grenz- und volkspolitischen Folgen
des Friedensschlusses
Vorwort
Dr. Dr. h. c. Heinrich Schnee und Dr. h. c. Hans
Draeger
Zehn Jahre sind seit der Ratifikation des Versailler Vertrages vergangen, zehn
Jahre seit deutsche Grenzlande in
fremde Hand fielen, zehn Jahre sind die meisten
Minderheitenschutzverträge in Kraft, zehn Jahre besteht nun die
Verpflichtung des Völkerbundes, über ihrer Durchführung zu
wachen.
Mit diesem Dezennium ist wohl nur ein äußerlicher Abschnitt erreicht.
Ein kurzer Zeitraum, gemessen am Leben der Völker, an der Zeitspanne
zwischen Werden und Vergehen von Staaten. Und doch rechtfertigt er die Frage:
Was geschah mit den deutschen Außenposten, seitdem das deutsche Volk im
Reich und in Österreich im Vertrauen auf die in dem berühmten
Notenwechsel mit Wilson festgelegten Friedensgrundsätze die Waffen
niederlegte, die Machthaber aber diese Abmachungen brachen, die Grundlage des
Selbstbestimmungsrechtes und der Gleichberechtigung der Völker
verließen und ihnen völlig widersprechende "Verträge"
aufzwangen?
Auf sie antwortet dieses Buch. Es gibt sachlich und wahrheitsgemäß,
ohne propagandistische Absichten oder Übertreibungen darüber
Auskunft, welche Dramen der Weltgeschichte in den deutschen
Grenzländern abrollen. Von der Vorgeschichte, die oft Jahrzehnte, ja
Jahrhunderte zurückreicht, bis zum heutigen Tage. Tatsachen sind hier
nebeneinandergestellt, sie sprechen eine deutliche Sprache. Obwohl an dem Werke
mehr als 18 Sachkenner mitarbeiteten, die nur zu kleinem Teil untereinander in
unmittelbarer Arbeitsfühlung stehen, weit voneinander entfernt,
größtenteils im Grenzgebiet wohnen und keineswegs der gleichen
Weltanschauung und innerpolitischen Überzeugung sind, so ist ihre
Auffassung vom Grenzlandgeschehen (im Großen gesehen) völlig
einheitlich. Die Herausgeber waren nicht einmal genötigt, durch
mühsamen Schriftwechsel und durch Mitarbeiterkonferenzen eine
vereinheitlichende Vorarbeit zu leisten oder gar nachträglich durch
"Verbesserungen" eine Anpassung zu erzwingen. So zwangsläufig hat sich
diese in einem Jahrzehnt deutschen Unglücks entwickelt. Die Herausgeber
haben sich vielmehr bewußt darauf beschränkt, den Rahmen zu
spannen und später nur noch äußerliche Unebenheiten
abzuglätten.
Es liegt ihnen ob, allen denen zu danken, die sich Verdienste am Zustandekommen
dieses Werkes erworben haben, das durch die Arbeitsgemeinschaft der im
Deutschen Schutzbund vereinigten Kräfte innerlich und
äußerlich getragen wurde.
Berlin, am 10. Januar 1930.
Die
Herausgeber.
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